Unsere Lieblinge 2023: Von der Redaktion empfohlen

Alle Daumen hoch für diese tollen Entdeckungen, die die Redaktion 2023 machen durfte. Foto: Adobe Stock
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Auch in den letzten zwölf Monaten galt: Durchhalten und bloß nicht den Kopf verlieren. Oft ist das leichter gesagt als getan, das haben wir auf dem Schirm. Wir hoffen, ihr könnt dennoch auf einige schöne Dinge in diesen turbulenten und herausfordernden Zeiten zurückblicken. Wir haben nur das Allerschönste zusammengekramt – die Redaktion gibt euch gen Jahresende ihre Empfehlungen. Unsere Lieblinge 2023 aus den Bereichen Serie, Film, Podcast, Buch, Manga, Song und Album. Macht’s euch auf der Couch nett und habt genauso intensive Momente wie wir!

Inhaltsverzeichnis [verbergen]

Alexandras Lieblingsserie: Last Exit Schinkenstraße

Einfach plus einfach gleich großartig. So simpel ist die Erfolgs-Gleichung von „Last Exit Schinkenstraße“. Die Geschichte dürfte sich mit „nicht besonders originell“ durchaus identifizieren können. Und die Schauspielkunst ist entweder so genial, dass sie als gespielt durchschnittlich durchgehen könnte oder sie läuft tatsächlich nicht Gefahr, mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet zu werden – und doch ist die Amazon-Prime-Video-Serie allerallerbeste Unterhaltung.

Maßgeblich daran beteiligt ist Marc Hosemann als Torben und Heinz Strunk als Peter. Die beiden sind die Max Mustermänner des Durchschnitts. Als Musiker verstärken sie mit Saxofon und Trompete die Band „Boarding Time“ – allerdings sollte der Auftritt beim Rohwurstforum ihr letzter sein. Der Chef bietet ihnen das „Tschüss“ an. Und so kommen sie in einem bierseligen Moment auf die glorreiche Idee, dass ihre Qualitäten am Ballermann gefragt sein könnten. Als „Klarlack Bernie mit seinen dicken Truckerbeinen“ und einer selbstgebrannten CD sprechen sie beim Clubbesitzer auf Malle vor, der im Paltitüdendeutsch verspricht, anzurufen. Wann will Torben wissen. „Wenn Dein Telefon klingelt.“ Es sind vor allem Dialoge wie diese, die den Charme der Serie ausmachen. Es ist, als hätte Heinz Strunk, auch verantwortlich für das Drehbuch der sechsteiligen Serie, sein Poesiealbum der trockenen Sprüche aufgeklappt. Und in der Rubrik Trinksprüche hat er sich notiert: „Ein Kasten Bier ist ein Getränk für zwei Personen, wenn einer nicht mittrinkt“. Oder „Trink aus, bevor der Schaum hart wird“. Es geht aber auch eine Spur tiefsinniger. „Eine Vision ohne Aktion ist nur eine Illusion“.  Oder „Das kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du später springst“.

Die Lieder, die im entlarvenden Schnelldurchgang nur so aus dem Hirn des Duos ploppen, sind ganz Ballermann-esque wenig philosophisch im Text, dafür erschreckend eingängig in der Melodie: „Sprichst du emoji, dann talk ich mit Dir. Language of future, no more fear. Sags auf emoji, dann hör ich Dir zu.“

Die beiden Max Mustermänner vom Ballermann schrecken auch vor den plattesten Witzen nicht zurück, legen sich mit Pierre Panade einen eingängigen Namen und mit einem fellbesetzen, beigefarbenen Anzug ein überzeugendes Bühnenoutfit zu. Und stolpern so mit ein bisschen Glück, schrägen Texten, hitverdächtigen Liedern und einer nicht ganz unerschütterlichen Freundschaft zum Erfolg. Gute Unterhaltung kann manchmal so einfach sein.

Biancas Lieblingsbuch: Ildikó von Kürthy – Morgen kann kommen

Alles beginnt mit einem zerrissenen Foto: Ruths Welt steht plötzlich Kopf. Sie flieht von München in das Haus ihrer Kindheit nach Hamburg. Dort trifft sie auf Menschen aus ihrer Vergangenheit und Fremde, die aber nicht lange Fremde bleiben. Autorin Ildiko von Kürthy verwebt in „Morgen kann kommen“ ihre Schicksale gekonnt und teilweise überraschend miteinander. Mein Lieblingscharakter? Der ichverliebte und pummelige Erdal. Er spielt in schon so manch einem Buch von Ildiko von Kürthy mit und wirkt daher vertraut wie ein alter, liebgewonnener Bekannter. Man muss ihn einfach liebhaben. Dieses Mal will er eigentlich abnehmen – zwei Kilo in sechs Tagen – doch in seinem noblen Kurhotel an der See kommt das ein oder andere Fischbrötchen dazwischen. Derweil in Hamburg geht Ruth der Frage nach, was in ihrer Hochzeitsnacht wirklich geschehen ist. Mittendrin bei der Recherche geht eine Nase zu Bruch – die eines Mannes. Mit ihm hat niemand Mitleid.

„Morgen kann kommen“ ist ein typischer Roman von Erfolgsautorin Ildiko von Kürthy und daher eine Pflichtlektüre für ihre Fans. Das Buch ist aber auch eine ideale Möglichkeit, ihre Werke kennenzulernen. Ansprechend und auflockernd darin sind die schönen Illustrationen von Peter Pichler.  Kürzlich ist Ildiko von Kürthys neuester Roman „Eine halbe Ewigkeit“ erschienen. Darin gibt es nach 25 Jahren ein Wiedersehen – oder besser Wiederlesen – mit ihrer ersten Romanheldin Cora Hübsch aus „Mondscheintarif“. Darauf freue ich mich schon jetzt…

Christophers Lieblingsfilm: Beau Is Afraid

Welches ist dein Lieblingsfilmgenre? Komödie, Satire, Drama, Thriller, Animation, Horror? Völlig egal, welches du davon bevorzugst, denn Ari Aster hat sie alle. In einem einzigen Film. „Beau Is Afraid“ ist der erst dritte abendfüllende Spielfilm des jetzt schon amerikanischen Kultregisseurs, der mit „Hereditary – Das Vermächtnis“ und „Midsommar“ zwei absolute Bretter für anspruchsvolle Horrorgucker:innen ablieferte. Viele sprachen sogar von den eigenwilligsten Streifen seit Jahrzehnten.
Und ja, eigenwillig ist auch „Beau Is Afraid“, allerdings erstmalig nur bedingt Horror. Es gibt zwar kurzzeitig gruselige und vor allen Dingen auch sehr mobide und blutige Anteile, aber die halten sich wirklich in Grenzen. Stattdessen ist das exakt dreistündige Spektakel ein völlig irrer Ritt, bei dem man nie sichergehen kann, wie es weitergeht. Leute, die gern die Kontrolle behalten, sind hier völlig falsch – wer aber Überraschungseier mag, kann quasi alle zehn Minuten ein neues öffnen.

Beau ist im mittleren Alter, extrem psychisch angeknackst und paranoid. Nicht die besten Voraussetzungen, um in einer Wohngegend zu leben, in der alle paar Sekunden ein Verbrechen geschieht. Seine Mutter bittet ihn darum, ihn mal wieder zu besuchen. Sämtliche Vorkehrungen sind getroffen. Doch dann geht wirklich alles schief, was schief gehen kann – und noch sehr, sehr viel darüber hinaus.

Es reicht, wenn man nicht mehr über den Plot weiß, als das gerade eben Erzählte. „Beau Is Afraid“ lebt durch seine Twists und seine Undurchsichtigkeit. Kriegt man in der ersten Stunde einen Lachanfall nach dem nächsten, wird es plötzlich bitterernst und wahnsinnig beklemmend. Das Drehbuch ist ein wahrer Mindfuck und verdient genauso viele Props wie die – mal wieder – völlig überragende Performance von Hauptdarsteller Joaquin Phoenix. Selten waren drei Stunden so temporeich erzählt und so gerechtfertigt. Auch wenn Ari Aster in den Kinos weniger erfolgreich war als mit seinen zwei Vorgängern, handelt es sich meiner Meinung nach bisher um sein stärkstes Werk. Und das heißt was.
„Beau Is Afraid“ könnt ihr seit dem 25.8. auf DVD, Blu-Ray und als bezahlten Stream erwerben. In den Streaming-Flatrates ist er bisher nicht dabei.

Florians Lieblingssong: The National – Eucalyptus

„Eucalyptus“ erzählt vom Ende einer Beziehung, von einem Paar, das ihr gemeinsames Leben aufteilt. Wer bekommt die CDs? Wer bekommt die Lampen? Und was wäre gewesen, wenn man Entscheidungen anders getroffen hätte?
Jeder, der schon einmal in dieser Lage war, kennt diese Gedanken zwischen dem Versuch, alles ohne große Emotionen zu erledigen, und der Frage, wie man die Beziehung hätte retten können.

Und dabei schaffen es The National diese innere Zerrissenheit und Trauer auf eine erwachsene und doch emotionale Weise in ihrem Song zu transportieren. Keine Vorwürfe an die Gegenseite und doch wird spätestens im Refrain die Trauer deutlich. „You should take it, ‚cause I’m not gonna take it. You should take it, I’m only going to break it“ folgt auf die nächste Fragerunde über den zukünftigen Verbleib der gemeinsamen Gegenstände. Das Wissen, dass man die stetige Erinnerung an das, was war, nicht ertragen wird, transportiert von der Mehrdeutigkeit von „take it“. Die Vorwürfe an einen selbst, dass man die Dinge eh nur zerbrechen werde – vor dem Hintergrund einer Beziehung, die selbst in Scherben liegt.

Eingebettet wird die Geschichte in einen Song, der immer intensiver wird. Matt Berningers Stimme gewinnt zusehends an Intensität, die Musik wird rauer. Das liegt auch am Entstehungsprozess, Berninger schrieb den Text zu einem bis dato ungenutzten Instrumental. Im Soundcheck eines Konzertes entstand der Song erstmalig und fand noch am selben Abend seinen Weg ins Set. Und Teile dieser Uraufführung wiederum fanden ihren Weg in den fertigen Song – rau, nicht im Studio auf Hochglanz poliert, ungefiltert und damit perfekt passend für die Thematik des Songs.

Laura Q.s Lieblingsalbum: Blumengarten – Schönheit, die in Schmerzen liegt

Die Stimme von Rayan Djima ist auf Anhieb unverkennbar. Und das im positivsten Sinne. Wer den Newcomer und seinen Bandkollegen und Musikproduzenten Samuel Eikmann, genannt Sammy, noch nicht kennt, hat in den vergangenen zwei Jahren zu wenig deutschen Pop gehört. Oder auch Indie. Mit ein bisschen Hip-Hop. Mit ein bisschen House. Aber vor allem eins: gefühlvoll.

Blumengarten, die Band, die sich 2021 in Velbert, einer kleinen Stadt in NRW, gründete, will sich mit ihrem neuen Projekt „schönheit die in schmerzen liegt“ an alte Zeiten erinnern, aber auch voll Hoffnung in die Zukunft schauen. Der Titel mag kitschig klingen. Die Melodien teilweise auch. Die Texte ebenfalls. Aber die beiden Musiker schaffen es doch auf eine ganz neue, gar nicht mal so kitschige Art und Weise, rüberzubringen, worum es ihnen geht: Liebeskummer, Familie, Freundschaft und schmerzhaftes Erwachsenwerden. Die Inhalte sind nicht neu – im Gegenteil sie sind mehr als klassisch. Doch in den acht Songs schafft es Blumengarten erfrischend und zugleich sympathisch über all das zu erzählen, was am Ende des Tages doch jeden Menschen beschäftigt.

Mareikes Lieblingsmanga: Witch Watch

Ich lese viele Mangas und vor allem diejenigen haben es mir angetan, wo ich herzhaft lachen, verträumt seufzen oder ganz neue Verrücktheiten entdecken kann. Manchmal weiß ich ungefähr, was mich erwartet. Völlig überrascht wurde ich aber bei dem Manga Witch Watch von Kenta Shinohara, veröffentlicht in Japan 2021 bei Shueisha. Ende 2022 erschien der Titel dann bei Egmont Manga in Deutschland. Als großer Fan von Geschichten mit Hexen im Mittelpunkt, wurde ich auf den ersten Band aufmerksam.

Bei Witch Watch geht es um die begabte junge Hexe Nico. In Japan sind Hexen und die Nachfahren von Fabelwesen ein anerkannter Teil der Gesellschaft, und so möchte Nico ihre Zauberei benutzen, um den Menschen zu helfen. Doch jemand hat es auf Nico und ihre besondere Zauberkraft abgesehen, daher wird ihr ihr alter Kindheitsfreund Morihito zur Seite gestellt, der fortan ihr Beschützer ist und über Oger-Kräfte verfügt – sprich, er ist physisch extrem stark. Während Nico also ihren Alltag durchzieht und Morihito alle Hände voll zu tun hat, sammeln sich immer mehr krude Persönlichkeiten um die junge Hexe. Und so beginnt der Spaß.

Witch Watch ist selbst für ein Manga ungewöhnlich. Das liegt vor allem an dem Erzählstil. Obwohl es einen roten Faden gibt, füllen sich die meisten Seiten mit liebevollen und verrückten Slice-of-Life-Geschichten. Im Mittelpunkt steht dabei fast immer ein Zauber von Nico, der irgendwie nach hinten losgeht und die WG aus charmanten und abgedrehten Personen mithineinzieht. Dann werden alle zu Minecraft-Figuren, bewegen sich plötzlich superschnell oder werden in ein Saw-Spiel verwickelt, bei dem sich die Gefangenen allerdings am Ende zusammensetzen, um die öden Fallen spannender zu gestalten. Witch Watch ist pure Freude und steckt voller Ideen – und ist zum Glück auch noch nicht beendet. Mein 2023 hat der Titel jedenfalls wundervoll bereichert.

Martins Lieblingspodcast: Copa TS

Meine Leidenschaft für Fußball hat in den letzten Jahren einen ähnlichen Sturzflug erlebt wie der HSV oder Schalke 04. Das „Höher, Schneller, Weiter“ mit dem sich der Profi-Fußball ohne Rücksicht zu einem Kommerz-Monster entwickelt, war mir schon lange ein Dorn im Auge. Die Geisterspiele während der Pandemie haben mir dann gezeigt, dass ich auch ohne den regelmäßigen Stadionbesuch einen schönen Samstag verbringen kann. Tommi Schmitt hat es mit seinem neuen Podcast – und vor allem seinen wunderbaren Gesprächspartner:innen – geschafft, meine Leidenschaft wieder etwas zu beleben. Ich könnte Christoph Kramer oder Turid Knaak stundenlang beim Fachsimpeln über Taktik zuhören oder mir von Terrence Boyd erzählen lassen, wie es ist, auf dem „Betze“ zu spielen.

Auch wenn der Schwerpunkt der Folgen auf der aktuellen Saison liegt, fühle ich mich beim Hören regelmäßig wieder wie mit 12, als ich stundenlang in gefälschten Trikots auf der Straße gepöhlt habe und es tatsächlich eine Chance gab, dass ein anderer Verein als Bayern Meister wird oder eine Truppe wie der FC Porto die Champions League gewinnen konnte. Und das ganz ohne dubiose Geldgeber im Hintergrund. Ein großes Danke dafür an Tommi und seine grandiose Fünferkette!
PS: Unterstützt euren kleinen oder großen Dorfverein!

Natalies Lieblingsbuch: Rebecca Yarros – Fourth Wing

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass jede:r Fantasy-Leser:in „Fourth Wing“ etwas sagen wird. Ja, ich mache mich damit schuldig, dass ich dem Mainstream verfallen bin und genau dieses Buch als meinen Liebling 2023 auserkoren habe. Aber kaum einer, der dieses Buch gelesen hat, kann es mir verübeln.

In „Fourth Wing“ von Rebecca Yarros geht es um das Basgiath War College, wo die besten Drachenreiter:innen ausgebildet werden. Die junge Violet möchte dort eigentlich Schriftgelehrte werden, doch ihre Mutter und Oberbefehlshaberhin des Colleges macht ihr einen Strich durch die Rechnung und schickt sie zum wohl tödlichsten Quadranten überhaupt. Plötzlich muss sich die schmächtige Frau mit dem Tod, Drachen und einer spannungsgeladenen Romanze auseinandersetzen, die unerwartete Wege einschlägt.

Ich gebe zu, wenn es um Drachen geht, braucht es nicht mehr viel, um mich zu überzeugen, aber „Fourth Wing“ hat noch so viel mehr zu bieten. Rebecca Yarros erschafft in ihrer neuen Buchreihe die perfekte Welt für alle, die Fantasy, Drachen, Spice, Liebe und Tragödien lieben. Es ist seit langem wieder eine Geschichte, die mitten ins Herz geht und ganz klar mein Highlight in diesem Jahr. Bonus-Punkte gibt dafür, dass der zweite Band auch bereits erschienen ist – ich liebe es.

Roberts Lieblingsbuch: T.C. Boyle – Blue Skies

Mit „Blue Skies” hat der US-amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle in diesem Jahr einen Roman vorgelegt, der folgende Frage aufwirft: „Was passiert, wenn die Natur zurückbeißt?” Dafür skizziert er eine nicht allzu ferne Zukunft, in der Kalifornien in Flammen aufgeht und Florida gleichzeitig von Überschwemmungen bedroht ist. Mittendrin befindet sich Protagonist Cooper, von Beruf Insektenforscher, der seine Mutter dazu drängt, ihre Küche mit frittierten Heuschrecken nachhaltiger zu gestalten: „Auf die Käfer dieser Welt! Mögen sie weiterhin unsere Tacos und Teigtaschen füllen!”

Zynischerweise ist es der Biss einer Zecke, der Cooper gleich zu Beginn des Romans beinahe das Leben kostet. Ohnehin arbeitet T.C. Boyle in diesem 400-Seiten-Werk mit jeder Menge Ironie und Widersprüchlichkeit – Coopers Schwester Cat etwa schert sich nur wenig um das Wohl von Flora und Fauna, legt sich eine Tigerpython als Haustier zu und trägt diese stolz wie ein Accessoire um ihre Schultern. Während die Figuren in „Blue Skies” naiv und sehenden Auges dem Weltuntergang entgegen taumeln („Angeblich gibt es für den Rest der Woche Springfluten”), findet man sich als Leser:in irgendwo zwischen Schmunzeln und Sprachlosigkeit wieder. Denn „Blue Skies” ist mal unterhaltsam, mal apokalyptisch – vor allem aber brennend aktuell.

Sandras Lieblingsalbum: Bosse – Übers Träumen

Bosse hat ein ganzes Album dem Träumen gewidmet – und es ist traumschön geworden. Eindrücke, die im Traum durch die Synapsen rasen, erinnern uns an Gutes und Schlechtes und zeigen neue Perspektiven auf. Das kann schmerzvoll, heilsam und inspirierend sein. „Übers Träumen“ ist alles davon.

Das Albumhören gleicht einer emotionalen Achterbahnfahrt. „Ich liebe dich so“ muss ich jedes Mal schön-schief mitschmettern, das augenzwinkernde „Salzwasser“ gesungen im Duett mit dem genialen Alligatoah bringt mich wieder und wieder zum Lachen („dieses menschenfeindliche Element hatte gute PR“), „Royales Morgenblau“ vermag es, mich auch an eher trüben Tagen hoffnungsfroh zu stimmen.

Und dann ist da „Loslassen lernen“. Ich durfte den Song jüngst live in einem kleinen Düsseldorfer Club erleben, und die Tränen sind nur so geflossen. „Lass uns heulen, bis der Pattex nicht mehr klebrig ist“, wie Bosse es so schön formuliert. Seine Musik begleitet mich durchs Leben, da schwingt immer Nostalgie mit. Und manchmal untermalt sie auch meine Träume.

Toms Lieblingsserie: Kleo

Keine Ahnung, zu wie vielen deutschen Fernsehserien Stephen King eine Meinung hat, „Kleo“ hielt der Horror-Großmeister jedenfalls für „What a breath of fresh air. Suspenseful and super funny!“. Erzählt wird in acht Folgen von der jungen Stasi-Killerin Kleo, die einen Auftragsmord erfolgreich gestaltet, ehe sie von den vermeintlich eigenen Leuten verraten wird und in den DDR-Knast wandert. Als die Mauer fällt, die Tür nach drei Jahren sich öffnet, beginnt ein rasanter Rachefeldzug, der vor allem unfassbar gut aussieht: detailliertes Pop-Produktionsdesign, schnelle Schnitte, auch schicke Haarschnitte, geschmackssichere Musik und vor allem Jella Haase als feministische Furie. Mürrisch, eigensinnig, brutal. Eine gar nicht so ferne Verwandte von Uma Thurman aus Kill Bill, die mit einem ganzen Arsenal an klassischem Agentenmordwerkzeug durch das Wende-Berlin und Mallorca tobt. Hinter ihr her, ein leicht trotteliger Polizist, gespielt von Dimitri Schaad. Ein böser Genrespaß mit einem richtig lustvoll aufspielenden Ensemble. Rache soll ja nach einem Sprichwort kalt serviert werden. In „Kleo“ wird sie cool serviert. Saucool. Bond war gestern. Zu sehen auf Netflix.

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