Unsere Lieblinge 2022: Von der Redaktion empfohlen

Diese Sachen haben die Redaktion durch 2022 begleitet. Ist dein Favorit auch dabei? Foto: Adobe Stock
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2022 neigt sich dem Ende zu. Zeit, um zu schauen, was die bunte Welt der Medien in zwölf Monaten alles abgeworfen hat. Unsere Redaktion zeigt ihre liebsten Dinge: Alben, Songs, Filme, Serien, Bücher, Brettspiele. Getestet, gesehen, gehört, genossen. Prädikat: Besonders wertvoll.

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Alexandras Lieblingsserie: LOL – Last One Laughing

Was für ein ausgefuchstes Konzept: Die einen aus der tiefsten Sohle zum Lachen bringen, weil es den anderen sowas von verboten ist. Und wenn dann auch noch der Umstand dazukommt, dass die Nicht-Lachen-Dürfer vom Fach sind und hauptberuflich Zuschauer:innen unterhalten, offenbart sich die ganze Dimension der Großartigkeit. Willkommen bei „Last One Laughing (LOL)“.
Bereits zum dritten Mal hat Bully Herbig zehn deutsche Comedy-Stars für sechs Stunden ins Wohnküchen-Studio gebeten, mit der Mission, die Konkurrent:innen zum Lachen zu bringen, ohne selbst die Miene zu verziehen. Wer dreimal die Beherrschung verloren hat, fliegt – bis nur noch das personifizierte Pokerface übrigbleibt. In diesem Jahr gebührt der Titel der grandiosen Anke Engelke, die am Ende mit Kolleg:innen wie Axel Stein, Christoph Maria Herbst und Abdelkarim um Fassung gerungen hat. Wenn Olaf Schubert einen Witz zerredet oder Max Giermann als Stefan Raab seine Zähne zeigt, weiß man als Zuschauer:in nicht, was das Humorzentrum mehr traktiert: Die Versuche, die Kolleg:innen zum Lachen zu bringen oder die verzerrten Gesichter, um ja nicht schmunzeln zu müssen. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Muskeln vonnöten sind, um die Mundwinkel im Zaum zu halten. Lachen kann so einfach sein. Das vergisst man manchmal.

Annikas Lieblingssong: Harry Styles – As It Was

Zu One Direction-Zeiten hatte ich Harry Styles noch gar nicht auf dem Schirm, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich den Altersdurchschnitt der klassischen Boyband-Zielgruppe um etwa 15 Jahre überschreite. Doch mit Solo-Singles wie „Watermelon Sugar“ oder „Golden“ ist der Harry Styles-Hype auch bei mir angekommen.
Im April 2022 hat er aus meiner Sicht mit „As It Was“ einen der besten Songs des Jahres rausgehauen, der sich auch gleich bei mir als hartnäckiger Dauerohrwurm manifestiert hat. Ob bei der Hausrenovierung, beim Spazieren oder im Urlaub – „As It Was“ hat mich das ganze Jahr über begleitet und immer für einen kleinen Moment der Leichtigkeit gesorgt. Und damit scheine ich nicht allein zu sein: Auf Spotify hat der Hit dieses Jahr den Rekord für den weltweit meistgestreamten Song abgeräumt. Weiter so, Harry!

Christophers Lieblingsfilm: Triangle Of Sadness

In den letzten zwölf Monaten habe ich über 50 Filme gesehen, die 2022 erschienen – der beste davon war „Triangle of Sadness“. Ein Film des Schweden Ruben Östlund, der neben der Regie auch fürs Drehbuch verantwortlich ist. Östlund wurde für seine Arbeit mit dem Hauptpreis bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet – und das zum zweiten Mal in Folge.
„Triangle of Sadness“ ist eine extrem böse, irrsinnig witzige, absurde und gleichzeitig spannende Satire, in der ein junges Influencer:innen-Pärchen trotz einiger akuter Beziehungsprobleme jobbedingt gemeinsam, ohne etwas bezahlen zu müssen, auf einer Kreuzfahrt landet. Sie tauchen in das Leben von vielen äußerst egozentrierten, realitätsfernen, narzisstischen, ignoranten Menschen ein, die das Bordpersonal wie Dreck behandeln. Klingt unglaublich schwer und herunterziehend? Wird aber auf leichtem Wege erzählt. Selten waren zweieinhalb Stunden so überraschend, so schockierend und doch so wahr. Eine klassische 10 von 10.

Marcs Lieblingsalbum: Wardruna – Kvitravn: First Flight Of The White Raven

Wardruna einem Genre zuzuordnen, ist keine leichte Aufgabe: Die einen sagen, die norwegische Band um Frontmann Einar Selvik, ehemals Drummer der Black-Metal-Kapelle Gorgoroth, mache Dark Ambient oder Neofolk, andere bezeichnen den Stil des Sextetts als Nordic Ritual Folk. Wardruna ist aber irgendwie mehr als das. Wardruna ist eine Erfahrung. Einar Selvik sagt selbst: „Unser Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, in dem man sich mit etwas Größerem verbunden fühlt.“ Dem 43-Jährigen mit dem auffälligen Bart geht es mit seinem Projekt darum, alte nordische Spiritualität und Weisheit zu erkunden, den Weg der Natur, der Runen und der Ahnen zu beschreiten – mit traditionellen Instrumenten und Songstrukturen aus längst vergangenen Tagen.
Auf „Kvitravn – First Flight Of The White Raven“, dem Re-Release des Albums „Kvitravn“ aus dem letzten Jahr, das in der 2022er-Fassung noch um einige Liveaufnahmen ergänzt wurde, funktioniert das wieder wunderbar. Von der ersten bis zur letzten Note fühlt man sich an die schroffen Küsten und in die tiefen Wälder Norwegens versetzt, den alten Göttern ganz nah. „Kvitravn – First Flight Of The White Raven“ ist erfrischend anders, eine meditative Reise, ein Ausbrechen aus dem Top-100-Einheitsbrei. Besonders im Ohr geblieben: „Munin“ und „Skugge (live)“.

Wardruna – Kvitravn: First Flight of the White Raven, Foto: Sony Music

Mareikes Lieblingsalbum: Ado – Kyougen

Seit meiner Kindheit liebe ich Anime und Manga. Das hat mich unweigerlich zu japanischer Musik geführt. Vor etwa zwei Jahren bin ich dann eher zufällig auf ein Lied gestoßen, das in mir sehr wirre Gefühle geweckt hat. Es war cool, aber ungewöhnlich, catchy und wütend. Rasend schnell gelangt der Song in Kopf und Ohr. Lauthals singe ich „Usseewa“ (auf Englisch übersetzt: „Shut the fuck up!“) immer und immer wieder mit. Ich werde neugierig, was es mit dem Künstlernamen „Ado“ auf sich hat.
Meine Faszination ist riesig, als ich erfahre, dass es sich um eine 17-jährige Japanerin handelt, die hinter diesen vielen Klangfarben steckt. Die Sängerin ist jung, aber Ados Stimme steckt voller Emotionen, ist leidenschaftlich, launisch, wütend und manchmal sanft säuselnd. Ihre Stimme transportiert die Botschaft des Songs in Perfektion: „Usseewa“ ist Rebellion gegen Regeln, Konformismus und graue Alltagsmüdigkeit. Ado war laut Spotify auch 2022 meine Top-Künstlerin.

Ado – Kyougen, Foto: Universal Japan

Natalies Lieblingsserie: Dahmer

Jeffrey Dahmer gehörte zu den bekanntesten Serienmörder:innen der amerikanischen Geschichte und ermordete zwischen 1978 und 1991 insgesamt 17 Menschen auf grausamste Weise. In der Serie „Dahmer – Monster“ geben die Produzenten Ryan Murphy und Ian Brennan verstörend tiefe Einblicke in die Abgründe der Gedankenwelt von Dahmer (Evan Peters) und beleuchten seine Beweggründe hinter Nekrophilie und Mord.
Im Gegensatz zu vielen anderen True-Crime-Serien steht in „Dahmer – Monster“ nicht allein der Täter im Vordergrund – besonders die Opfer, deren Angehörige und andere Menschen in Dahmers Umfeld werden mit in den Fokus gerückt. So entsteht nicht nur das blanke Bild eines Mörders, sondern ein gesamtes Netz von Auswirkungen auf alle Betroffenen. Definitiv keine leichte Kost, aber ein Highlight von 2022 für alle, die die dunkelsten Abgründe der menschlichen Psyche und deren Wirkung auf die Außenwelt erforschen möchten.

Roberts Lieblingsbuch: Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf

Einmal Hölle und nicht mehr zurück? In „Ein Sommer in Niendorf” nimmt der Hamburger Autor und Musiker Heinz Strunk seine Leserschaft mit in das titelgebende Ostseebad, wo die Hauptfigur, ein Mann namens Roth, neben jeder Menge Tristesse auf den lästig-penetranten Strandkorbverleiher Breda trifft. Aus Befremden wird Belästigung, aus der Zufallsgemeinschaft später gar Notwendigkeit. Da dieser Breda gleichzeitig auch der örtliche Schnapshändler ist, zieht er Roth Schritt für Schritt hinab in Richtung Abgrund … Ob die begeisterten Kritiker:innen-Vergleiche mit Thomas Mann berechtigt sind, vermag ich nicht zu beurteilen (dafür hätte ich Mann vielleicht mal lesen sollen!). Für mich jedoch bislang Strunks bestes Werk und daher auch mein Buch des Jahres 2022!

Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf, Foto: Rowohlt

Sandras Lieblingsbrettspiel: Wonder Book

Es ist beeindruckend, wie sich die Brettspielwelt weiterentwickelt und welch kreative Ideen in den Köpfen der Spieleentwickler:innen erblühen. Ein Spiele-Highlight, das 2022 immer wieder gerne auf den Tisch gebracht wurde: Wonder Book (1-4 Spieler:innen, ab 10 Jahren, Abacus Spiele).
Es geht nach Oniria, in die Heimat der Drachen. Das Land ist in Gefahr – und die Spieler:innen des kooperativen Pop-Up-Spiels treten an, um es zu retten. Die Legenden beschreiben Oniria als Paradies, doch nun ist eine uralte Macht erwacht und Zerstörung droht. Nur ein einziges Portal nach Oniria ist verblieben: das Wonder Book.
Die Spielenden schlüpfen in die Rolle junger Held:innen, die heldenhaft Aufgaben erfüllen müssen, um Kapitel für Kapitel erfolgreich zu beenden. Sechs Kapitel sind es an der Zahl, und die spielt man am besten ohne Mitspielerwechsel.
Zu Beginn müssen nur wenige Regeln verinnerlicht werden – danach wird man vom Kartenstapel des jeweiligen Kapitels durchs Spiel geführt. Das Pop-Up-Buch, das dieses Spiel so besonders macht, verbirgt so manches Highlight und ist perfekt für Spielefans, die sich gerne auch mal abseits klassischer Spielfelder in Abenteuer stürzen.

Wonder Book, Foto: Abacus Spiele

Toms Lieblingsbuch & -serie: Max Strohe – Kochen am offenen Herzen; The Bear. King of the Kitchen

Das Kraftwerk der Gefühle war auch 2022 wieder die Küche. Die professionelle Küche dient der Popkultur als Katalysator, als Brandbeschleuniger, als Schlachtfeld. Einer, der die Top-Küchen kennt, hat ein wundervolles, sattes, zuweilen pornografisches Buch geschrieben. Von Max Strohe, Sterne-Koch in Berlin, kommt „Kochen am offenen Herzen. Lehr- und Wanderjahre“, ein romanhafter Bericht über den verschlungenen Weg durch die Küchen seines Lebens. Zu wahr, um schön zu sein, zu lecker, um es nicht zu lesen. Ein großer Wurf, der gleichwohl eher über das wilde Leben erzählt als über Saucen. Doch die spielen grandiose Nebenrollen.
Und nach der Lektüre dürfen wir noch fernsehen. Und bleiben in der Küche. „The Bear. King of the Kitchen“ auf Disney+ spielt die meiste Zeit in einer Restaurantküche in Chicago, grandiose Kameraarbeit bringt uns mitten hinein ins Geschehen. Das lässt uns miterleben, wie der chaotische Kosmos Küche einen dysfunktionalen Haufen tendenziell irrer Typen zu einer Art Familie wachsen lässt. Guten!

Max Strohe – Kochen am offenen Herzen: Lehr- und Wanderjahre, Foto: Tropen

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