Es muss nicht immer das Multiplex-Erlebnis sein: In Nordrhein-Westfalen existieren immer noch viele charmante Programmkinos, die abseits vom Mainstream spannende Sondervorstellungen und Klassiker präsentieren. Manche dieser Lichtspiel-Institutionen bestehen bereits seit über einem halben Jahrhundert – Grund genug, den atmosphärischen Kinosälen mal wieder einen Besuch abzustatten.
Eulenspiegel | Essen
Bereit für einen Ausflug in die Kinowelt der 1950er-Jahre? Das Essener Eulenspiegel wurde im Jahr 1955 eröffnet und steht bereits seit 1980 unter Denkmalschutz. Hier wartet Filmkunst für bis zu 400 Besucher:innen; auch die Leinwand weiß mit einer Größe von 100 Quadratmetern zu beeindrucken. Gezeigt werden in diesem schmucken Lichtspielhaus neben aktuellen Produktionen auch immer wieder Sonderreihen, exklusive Previews und Kinderfilme. Absolutes Highlight: Das Eulenspiegel verfügt über Wurlitzer- und Kimball-Orgeln, um auch Stummfilme live zu vertonen. Wer noch weiter in cineastische Historie eintauchen möchte, darf sich hier zudem über ein kleines Kinomuseum freuen. Ein wahrer Allrounder unter den Programmkinos.
Eulenspiegel, Steeler Straße 208–212, Essen
Schauburg | Dortmund
Eine echte Kino-Perle, die da am Ende des Dortmunder Brückstraßenviertels ihr Zuhause hat: Die Schauburg zählt zu den ältesten Lichtspielhäusern, die im Ruhrgebiet zu finden sind. Bereits im Jahr 1912 kam es am heutigen Ort unter dem Namen „Corso-Lichtspiele“ zur Eröffnung des Programmkinos; kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude im Zuge eines Luftangriffs zerstört. Doch der Blick ging nach vorn: Schon bald konnte das Haus, das mittlerweile den Namen „Schauburg” trug, wiedereröffnet werden – bei Umgestaltungen in den 1970er-Jahren wurde der 600-Besucher:innen-fassende Saal geteilt, um fortan zwei Leinwände zu bespielen. Bis heute hat das authentische Kino nichts von seinem Charme verloren, wofür etwa auch die Reihe „Best of Cinema” sorgt: Dann werden an jedem ersten Dienstag im Monat Meisterwerke, Klassiker und Kultfilme gezeigt.
Schauburg, Brückstraße 66, Dortmund
Metropolis | Bochum
Das Bochumer Metropolis, direkt im Hauptbahnhof gelegen, lädt zur cineastischen Reise ein. Der Saal des mehrfach prämierten Hauses verfügt über 200 Plätze und ist sowohl mit analoger, als auch digitaler Projektionstechnik ausgestattet. Hinzu kommt eine moderne Tonanlage, die den einzigartigen Kinogenuss komplett macht. Im Metropolis sind aktuelle Produktionen zu sehen; echte Highlights stellen jedoch immer wieder besondere Reihen und Premierenveranstaltungen dar. Zudem zeigen die Betreiber:innen Erstaufführungen in englischer Sprache. „Da lohnt es sich, auch mal den Zug zu verpassen”, wie es das Metropolis-Team treffend auf den Punkt bringt.
Metropolis, Kurt-Schumacher-Platz 1, Bochum
Kino im Walzenlager | Oberhausen
Das schlanke Sälchen des Oberhausener Kinos im Walzenlager bietet 45 Besucher:innen Platz und befindet sich auf dem Gelände des Zentrums Altenberg. Ins Leben gerufen wurde dieser Ort für erlesenes Filmprogramm im Jahr 1993 – seitdem behauptet sich das kleine Lichtspielhaus in der immer noch umfangreichen Kinolandschaft des Ruhrgebiets. Zwar stehen hier meist Streifen auf dem Programm, die zuvor bereits andernorts liefen; das Betreiber:innen-Team schaut allerdings ganz genau hin und wählt die Filme mit Bedacht aus. Da verwundert es auch nicht, dass das Kino im Walzenlager bereits seit zehn Jahren stolzer Spielort der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ist.
Kino im Walzenlager, Hansastraße 20, Oberhausen
filmforum | Duisburg
Als erstes kommunales Kino Deutschlands hat das Duisburger filmforum ohnehin Geschichte geschrieben – dank der beeindruckenden Atmosphäre vor Ort erinnert das Haus zusätzlich an die stimmungsvollen Filmpaläste der 1950er-Jahre. Und auch das vielfach ausgezeichnete Programm kann sich sehen lassen, besteht dieses doch aus aktuellen Produktionen, Klassikern sowie echten Raritäten (70 Prozent der gezeigten Filme stammen aus Europa). Bei den ausgewählten US-amerikanischen Streifen, die im Duisburger filmforum über die Leinwand flimmern, handelt es sich größtenteils um Werke, die nicht in den gängigen Multiplexen laufen. Im Sommer geht es zudem an die frische Luft: Dann organisiert das filmforum Jahr für Jahr ein Sommerkino im Landschaftspark Duisburg Nord.
filmforum, Dellplatz 16, Duisburg
Rex Filmtheater | Wuppertal
Auch das Rex Filmtheater in Wuppertal blickt auf eine lange Tradition zurück: Bereits im Jahr 1889 flimmerte hier der erste Film über die Leinwand – damals firmierte das Haus allerdings noch unter dem Namen „Salamander” und beherbergte ein Hotel. Heute blickt das Rex auf diverse Umbauten sowie eine komplette Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zurück – der Fokus des Programmkinos im Herzen Wuppertals liegt auf anspruchsvollen Filmen aus Europa. Da das Haus die Tradition eines echten Filmtheaters hochhält, müssen sich Besucher:innen dort übrigens nicht über klebrige Fußböden ärgern: „Wir verzichten auf riesige mit Zuckerwasser gefüllte Plastikeimer”, wie von den Betreiber:innen augenzwinkernd zu erfahren ist. Gleichzeitig heben sie ihre erstklassige Eis- und Gin-Tonic-Auswahl hervor. Übrigens: Im Wuppertaler Rex Filmtheater lassen sich auch Privatlogen mieten – eigener Kühlschrank inklusive.
Rex Filmtheater, Kipdorf, 29, Wuppertal
Cinema | Düsseldorf
Nach dem Zweiten Weltkrieg noch unter dem Namen „Bali-Kino” eröffnet, zählt das Cinema heute zu den angesehensten Erstaufführungs- und Premierenkinos im Bundesland. Das traditionsreiche Haus inmitten der Düsseldorfer Altstadt erhielt für sein ausgesuchtes Programm mehrfache Auszeichnungen durch die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die Filmstiftung NRW. Neben Kinofilmen überträgt das Cinema auch Theateraufführungen, Opernstücke und Ausstellungseröffnungen; auch finden Veranstaltungen im angeschlossenen Café des Programmkinos statt. Dort zählen – passend zu entsprechenden Filmpremieren – auch Live-Konzerte und Tanzabende zu den regelmäßigen Terminen.
Cinema, Schneider-Wibbel-Gasse 5–7, Düsseldorf
Film ab!