5 Gründe: Darum solltest du häufiger ins Programmkino

Echte Gefühle kommen beim Gucken dann auf, wenn die Atmosphäre stimmt. Foto: Adobe Stock
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Was haben große Multiplexkinos wie CineStar, CineMaxX oder UCI gemeinsam? Viele Säle, somit auch viele Filme mit vielen Vorstellungen, nur eben oft auch so gar kein schönes Flair. Deswegen möchten wir euch dazu ermutigen, häufiger ins Programmkino zu gehen. Davon gibt es in nahezu jeder Stadt in NRW mindestens eins. Was sie ausmacht, zählen wir in fünf knackigen Argumenten auf  – und ihr haltet danach Ausschau, welchen Film ihr als nächstes schaut, ja?

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Die Qualität der Filme

Starten wir mit dem Anliegen, weswegen man für gewöhnlich überhaupt ins Kino geht: Um einen Film zu sehen. Wie oft zahlt ihr Geld für einen Film und denkt beim Verlassen des Saals: „Och joa, hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht…“, weil einfach ganz schön durchschnittlich? Deswegen setzen Programmkinos immer auf Top-Qualität. Man nennt die Häuser auch oft „Arthouse“, weil sie besonderen Wert auf anspruchsvolle Filme legen.

Übrigens ist das Gerücht, man würde nur Filme sehen, die sowieso niemand kennt, ziemlicher Blödsinn. Denn wenn ihr regelmäßig vorbeischaut, seid ihr perfekt im Bilde, was bei den großen Wettbewerben in Cannes oder Venedig gewinnt, wer bei der Berlinale, den Golden Globes oder Oscars abräumt – in Programmkinos laufen nämlich fast ausschließlich genau diese Filme mit tollem Schauspiel und starkem Drehbuch. Bei „Spiderman“ und „Fluch der Karibik“ seid ihr hier also falsch (wir wollen nicht judgy sein, Blockbuster können mega Spaß machen, alles cool!), bei Meisterwerken von Wim Wenders, Wes Anderson, Paul Thomas Anderson oder Lars von Trier aber genau richtig.

Gute Autor:innen-Filme bekommst du in den großen Kinos selten zu sehen, da sie nicht mainstreamig angelegt sind. Foto: Adobe Stock

Außerdem ein Geheimtipp: Viele Programmkinos zeigen immer wieder Publikumslieblinge. Wolltet ihr schon mal Horrorklassiker wie „Der weiße Hai“ oder „Shining“ im Kino sehen, habt Lust auf echte Filmgeschichte mit „Uhrwerk Orange“, „Ben Hur“ und „Casablanca“? Schaut unbedingt regelmäßig auf die Websites, eure Chancen stehen dahingehend gar nicht so schlecht. Nicht weniger beliebt sind queere Filmreihen oder Kurzfilmabende, die es nie ins Multiplex schaffen würden. Oder ihr gönnt euch mal richtig und feiert euren nächsten Geburtstag im Kino, das ihr für einen Abend anmietet und selbst den Film auswählt? Auch das ist möglich.

Somit unsere Idee: Checkt immer erst, was in den kleinen Kinos läuft – findet ihr euren Wunschfilm nicht, könnt ihr immer noch ins große Multiplex. Läuft er in beiden, geht aber eher ins Programmkino. Warum? Lest weiter.

Der Eintrittspreis

Aktuelle Preise einer sehr bekannten großen Kinokette: 11,50 Euro Standard. Geht gerade noch. Möchtest du in der Loge sitzen, kommen 2 Euro obendrauf. Möchtest du einen Ledersitz, kommen 3,50 Euro drauf. Hat der Film Überlänge, gern nochmal einen Euro mehr. Heißt, 16 Euro pro Film ist keine Seltenheit. Das ist wahrhaftiger Wahnsinn. Holst du dir dann noch für rund 12 Euro ein Menü bestehend aus Snack und Drink, bezahlst noch Parkgebühr, sind 30 Euro weg.

Wenn du dir das alles easy leisten kannst, ohne am Ende des Monats knapp bei Kasse zu sein, hast du ein Programmkino besucht. Foto: Adobe Stock

Im Vergleich dazu kostet in sehr vielen Programmkinos der Eintritt meist um die 8 Euro. Einen Überlängenaufschlag gibt es hier auch, der aber für gewöhnlich nicht über einen Euro hinausgeht. Wie es mit den Leckereien aussieht? Frisches Popcorn gibt es leider nicht ganz so oft, weil eben nicht so viele Besucher:innen kommen, dafür kann man aber genauso zwischen abgepacktem Popcorn, Chips und Weingummi wählen und dazu eine Flasche mit lokalen Bieren oder Softdrinks aussuchen – die dankenswerterweise meist nur 330ml statt einem völlig unnötigen Liter umfassen, wovon man für gewöhnlich eh die Hälfte wegschüttet.

Auch sweet: Fragt nach Vergünstigungen für Schüler:innen, Student:innen, Sozialhilfeempfänger:innen, Rentner:innen, Menschen mit Behinderung oder oder… viele Programmkinos sind dahingehend sehr kulant.

Das Feeling

Ein Kino zu besuchen, das bereits über 100 Jahre existiert? Gibt es, nämlich eben viele Programmkinos. Weit, weit vor den großen Multiplexsälen gab es unzählige Kinos in der Innenstadt und überall lief etwas anderes. Diese Zeiten sind leider längst vorbei, aber historische Stätte betretet ihr trotzdem, wenn ihr die übriggebliebenen Kulttheater besucht.

Programmkinos sind kulturelle Highlights in jeder Stadt – unterstütze sie doch! Foto: Adobe Stock

Lange Vorhänge, enge Gänge, kuschelig warme Sitze. Oftmals gibt es vor euch einen kleinen Tisch, auf dem ihr eure Snacks abstellen könnt. Man fühlt sich eben wie in der Zeit zurückgebeamt, und exakt das macht es aus. Ihr habt viel Beinfreiheit und könnt bequem die Beine überschlagen, ohne gegen den vorderen Sitz zu treten. Dreckig ist es hier auch äußerst selten, denn dank der überschaubareren Besucherzahl kommen die Mitarbeitenden auch mit dem Aufräumen der Plätze hinterher.

Sowieso ein großer Pluspunkt: Selten ist die Werbung im Programmkino länger als fünf Minuten. Kurz ein paar Trailer, zack, geht der Film los. Im Multiplex kommt man mittlerweile gern auf 35 Minuten Vorschau – Zeit, die man effektiver nutzen kann.

Das Publikum

Habt ihr auch diesen schrecklichen Trend beobachtet, dass Menschen mittlerweile ständig während des Films labern? Oder mit dem Handy leuchten? Es nervt so gewaltig und macht einfach die gesamte Stimmung hinüber. Wir können natürlich nicht ausschließen, dass euch das im Programmkino nicht auch mal passiert, aber die Wahrscheinlichkeit ist wirklich viel (!) geringer.

Woran das liegt? Die Allermeisten hier sind sehr gezielt gekommen. Sie wollen genau diesen Film sehen und nicht einfach aus Langeweile irgendwas machen. Sie wollen aufpassen, mitfiebern, mitfühlen – und dafür braucht es nun mal Aufmerksamkeit. Deswegen: Einfach mal zwei Stunden das Handy in der Tasche lassen und lieber im Anschluss mit der Begleitung austauschen. Seid ihr gerade von der Handlung irritiert? Dann wartet doch erstmal ab, vieles löst sich bestimmt auf.

Wenn alle sich ruhig verhalten und Rücksicht aufeinander nehmen, ist das Erlebnis wesentlich besser. Foto: Adobe Stock

Im Programmkino treffen große Film-Freaks auf ein intellektuelles Publikum, auf Filmclubs und auf andere Hobby-Filmer:innen. Alles Menschen, die Kino eben wirklich zu schätzen wissen. Das Gefühl, dass ihr euch in den leisen Szenen nicht traut, mit der Gummibärentüte zu rascheln, ist vielleicht erstmal ungewohnt, aber letztendlich unbezahlbar. Schaut ihr regelmäßig in den Vorstellungen vorbei – immerhin laufen oft nur zwei oder drei Filme im wöchentlich wechselnden Programm – seht ihr bestimmt auch schnell bekannte Gesichter, sodass man vielleicht ja sogar ins Gespräch kommt und Kontakte knüpfen kann.

Was übrigens auf jede Bucket List gehört: Mal ganz allein im Kino gewesen zu sein! Also nur ihr ohne andere Besucher:innen. Oder sogar komplett als einzige Person ohne Begleitung? Im Programmkino kann man das durchaus mal schaffen. Spannendes Erlebnis. Wir drücken die Daumen.

Support your Locals

Es klingt so banal und ist doch so unglaublich wichtig: Bitte unterstützt die vielfältige Kulturszene. Ja, die großen Ketten bieten mittlerweile wirklich verdammt attraktive Angebote wie Flatrate-Cards oder Treueaktionen, aber lasst die Programmkinos nicht sterben. Sehr viele alternative Filme hätten keinen Erfolg mehr, weil sie nicht gespielt würden. Das bedeutet, sie werden zu Flops. Das bedeutet, für kreative Projekte wird seitens der Produktionsfirmen immer seltener Geld ausgegeben. Das bedeutet, das Angebot wird kleiner und am Ende haben wir nur noch 0815-Hollywood – wollen wir das? Auf keinen Fall.

Ein alter Kinosaal macht wahnsinnig viel her. Schau öfter mal vorbei. Foto: Adobe Stock

Programmkinos finanzieren sich größtenteils durch gemeinnützige Vereine sowie ehrenamtliche Mitarbeit und brauchen demnach jede:n Besucher:in. Ihr rettet damit das Stadtbild, die kulturellen Möglichkeiten und spuckt den großen Haien nicht noch mehr Geld in den Rachen, denn wie wir ja alle wissen, verdienen bei den großen Kinos auch nur zwei, drei Männekes und nicht die lieben People, die euch die Tickets verkaufen.

Lasst Netflix, Prime und Konsorten mal links liegen, da läuft ja seit geraumer Zeit eh viel zu viel Schrott. Die sehenswerten Streifen habt ihr sowieso schon gebinged. Entscheidet euch lieber für einen konkreten Film und düst los. Das Erlebnis ist anders, weil viel intensiver, ihr kommt vor die Tür und tut euch und den Betreiber:innen was Gutes. Win-Win, Love-Love.

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