Restaurants im Ruhrgebiet: 8 neue schicke Sterne am Gastro-Himmel

Na, wem läuft bei diesem Anblick nicht direkt das Wasser im Mund zusammen? Foto: Sascha Perrone
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Der Gastronomie wurde Anfang der Pandemie eine Katastrophe vorhergesagt. So schlimm ist es zum Glück nicht gekommen. Vielmehr können Genießer:innen viel Neues entdecken. Gerade rund um Weihnachten und den Jahreswechsel macht es Spaß, einmal woanders hinzugehen. Ein paar frische Tipps für schicke Restaurants in Bochum/Hattingen, Dortmund und Essen.

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Restaurants in Bochum/Hattingen

Bitburger Wirtshaus

Im Kneipen-Hotspot Bermudadreieck hat im Frühjahr 2022 das Bitburger Wirtshaus eröffnet. Das kulinarische Konzept beim Namen Wirtshaus dürfte klar sein. Die Gäste erwartet deftige Brauhaus-Küche inklusive Brezeln, Brotzeit und Bratkartoffeln. Klassiker wie Grillhaxe mit Sauerkraut, Frikadellen oder verschiedene Schnitzel-Varianten sind ebenso auf der Karte zu finden wie Bratwurstspezialitäten oder Flammkuchen. Für Vegetarier:innen sind Veggieburger, eine vegetarische Brotzeit-Platte und Salate im Angebot. Da das Lokal eine offene Küche hat, können die Gäst:innen sogar bei der Zubereitung zusehen. Zum zünftigen Essen gehört Bier. Zu haben sind verschiedene Pils- und Weißbiersorten, aber auch Schwarzbier jeweils vom Fass oder aus der Flasche. Darüber hinaus verlockt eine große Cocktail-Karte.
wirtshaus-bochum.de, Kortumstraße 12-14, 44787 Bochum, 0234 91 28 00 91, Täglich ab 15 Uhr

Foto: Oliver Witt

Haus Kemnade

Neben der größten Musikinstrumente-Sammlung NRWs findet sich im Wasserschloss Haus Kemnade auch ein stimmungsvolles gehobenes Restaurant. Das historische Ruhrhochwasser im Sommer 2021 hatte in der 700 Jahre alten Wasserburg für schlimme Schäden gesorgt. Gut eineinhalb Meter hoch stand das Wasser in der Küche der Gastronomie. Heinz Bruns, auf der Burg aufgewachsen, Koch, Jäger, Patron, DEHOGA-Vorsitzender, „Bochum kulinarisch“-Impresario, der stets engagierte Tausendsassa musste von ganz vorne anfangen. Doch die Mühen haben sich gelohnt, das Restaurant erstrahlt in neuem Look. Und die Küche wurde aufgerüstet. Der langjährige Küchen- und Hoteldirektor des Dortmunder „L’Arrivée“, Josef Kacher, kehrte zurück an eine alte Wirkungsstätte und brachte aus der Nachbarstadt den Küchenchef Matthias Hoffmann mit. Das Restaurant begeistert durch mehrere individuelle Räume: Das beliebte Gewölbe mit den Bruchsteingemäuern ist der größte; das Kaminzimmer wird im Winter täglich befeuert, das offene Feuer wärmt Herz und Seele; das Turmzimmer mit seinen drei Tischen ist der kleinste, dennoch romantischste Raum des Restaurants. Im Sommer ist die Terrasse im Burghof gern und gut genutzt. Aus der Küche kommen von Bruns selbst gejagte Wildspezialitäten, saisonale Spezereien zwischen Matjes, Spargel und Pfifferlingen sowie Klassiker gehobener westfälische Küche.
hauskemnade.de, An der Kemnade 10, 45527 Hattingen, 02324 9 33 10, Mi–So 12–22 Uhr

Foto: Max Maassen

Neues in Dortmund

Sachte

Ein wunderschöner Name für ein Restaurant. Sachte. „Ohne Gewalt“, „allmählich“, sind Bedeutungen, die der Duden vorschlägt. Vielleicht nicht schlecht, ein neues, recht kleines Ecklokal im Kreuzviertel erst einmal langsam aufzubauen. Die Eröffnung geriet phänomenal im Dezember 2021, über den Kunstrasen an der Decke wurde überall geschrieben und gesprochen. Genauso war aber auch überall zu hören, dass die Küche des Sachte sehr gut sei und eine Nische im Kreuzviertel abdecke. Moderne deutsche Küche nennen Adrian Busch und Pascal Hinz ihr Konzept, wobei Busch als Barkeeper und Hinz als Küchenchef agieren. Hinz kennen Dortmunder Fans von Restaurants vielleicht noch aus der Neuen (Ess)Klasse in Hörde. Hier im ehemaligen Novado, später Buffalo Burger, ist es gemütlich und familiär, die Produkte sind hochkarätig gewählt. So gibt es einen traumhaften „Gebratenen Pulpo mit Curry Aioli, Kräuteröl, Süßkartoffelpüree“. Fünf Vorspeisen, sechs Hauptgänge, ein Dessert und trotzdem dürfte jeder fündig werden. Im Hauptgang schmeckt ein „Wildragout mit Rotkohl, Kirsche, Semmelknödeltaler“ tief und herbstlich und so wie es sollte.
sachte-restaurant.de, Schillingstraße 18 1/2, 44139 Dortmund, 0231 13 78 54 78, Di–Do 18–22, Fr, Sa 18–24 Uhr

Foto: Silke Albrecht

Il Tappo

An der Saarlandstraße weht nun ein Hauch von Venedig – dank des „Il Tappo“, das Gerichte aus der Lagunenstadt anbietet. Es ist der Nachfolger des einstigen „Kitchen Clubs“. Ende 2021 ist Il Tappo Realität geworden. In den Schaufenstern stehen Schwarz-Weiß-Porträts von Marilyn Monroe, während drinnen die bekannten italienischen Stars die Besucher:innen anblicken: Sophia Loren, Claudia Cardinale, Adriano Celetano. Nahezu alles ist erneuert worden: die Küche, der Tresen, das WC, die Lüftung. Die Kanäle und Brücken des beliebten Touristenziels und die Masken des dortigen Karnevals schmücken auch die Wände. Auf der Speisekarte stehen Risotto venezianischer Art, selbstgemachte Penne oder Tagliatelle oder auch Pinsa, herzhafte italienische Focaccia. Und natürlich gibt‘s Pizza. So „richtig“ venezianisch ist vor allem die Vorspeise „Sarde in Saor, Sardinen mit Zwiebeln, Sultaninen, Öl, Weißwein und frisch gemahlenem Pfeffer“. Geniale Sache. Bei den Hauptgerichten darf natürlich die Kalbsleber venezianischer Art nicht fehlen, hier gibt es sie mit Kartoffelpüree. Doch es soll lieber Pasta sein, deshalb: „Spaghetti Carbonara guanciale e pecorino, Spaghetti mit luftgetrockneten Schweinebäckchen, Ei und würzigem Pecorinokäse“, die sehr wenig damit zu tun hat, was oftmals als „Carbonara“ aufgetischt wird (Stichwort: Kochschinken). Klasse Weine gibt es hier, viele davon glasweise.
iltappo-dortmund.de, Plauener Straße 2, 44139 Dortmund, 0231 53 48 85 88, Mi–Mo 12–15 & 17–22.30 Uhr

Foto: Leopold Achilles

TaPa

Tetyana (genannt Tanja) Gorodynska und ihr Mann Pawel betreiben als Paar seit Jahren das „Delikat essen“ an der Saarlandstraße. Ob Fleisch, Fisch, Veggie oder Vegan – dort ist für jeden etwas dabei. Und gerne etwas Besonderes. Pawel ist die Seele der Küche und eigentlich gelernter Schiffbauingenieur aus Odessa, aber seine Passion war immer das Kochen. Das betreibt er nun auch an einem neuen Ort. Dem TaPa, benannt nicht nach den spanischen Tapas, sondern nach TAnja und PAwel. Als in der Nachbarschaft die Meze Akademie (Landgrafenstraße / Ecke Chemnitzer) frei wurde, zögerten die beiden nicht. Seit Winter 2022 steht dort TaPa für schmackhafte Küche aus der ganzen Welt in furiosen Interpretationen. Beispiele: „Windbeutel Lebermousse von Kalb und Ente mit Preiselbeersauce“, „Hausgemachte ukrainische Bratwurst mit Sauerkraut“, „Burrata mit Steinpilzmousse und Parmaschinken-Chips“. Tipp: „Kroketten mit Oktopus, Nero di Sepia, Bisque-Schaum“. Grandios.
tapa-dortmund.de, Chemnitzer Str. 95, 44139 Dortmund, Di-Do 16-23, Sa, So 12-23 Uhr

Foto: Silke Albrecht

Restaurants in Essen

1831

Anfang 2022 hat man sich auf Schloss Hugenpoet überlegt, etwas Neues in Sachen Restaurants für das ehrwürdige Nobelhotel in die Welt zu bringen. Etwas Neues und Innovatives, das sich aber auf Tradition bezieht. Dafür steht nun schon allein der Name, der sich auf das Jahr bezieht, in dem Freiherr Friedrich Leopold von Fürstenberg das Anwesen erstand, um es zu einem prächtigen und glanzvollen Erbstück zu machen. Das Küchenteam mit viel hiesiger Schlossküchenerfahrung macht nun „Fine Dining – Neu gedacht“, und das in zauberschönem Ambiente. Historische Mauern, historisches Inventar, gepaart mit modernen Elementen sorgen im lichtdurchfluteten Wintergarten für exklusive Atmosphäre. Das Menü aus geräucherter Bachforelle mit Apfel, Meerrettich und Zwiebel, dem prächtigen „Carabinero mit Sepia, Paprika und Melone“, dem saftig-nussigen „Presa vom Iberico Schwein mit Bohne, Pak Choi, Okonomiyaki, Sesam und Buchenpilz“ und das Dessert „Kirsche mit Schokolade, Pistazie, Shiso“ für freundliche 79 Euro bildet beeindruckend die schöne Breite der Küche ab. Weine: Fokus auf Deutsche Jungwinzer.
hugenpoet.de, August-Thyssen-Straße 51, 45219 Essen, 0201 1 20 40, Täglich 12–14 & 18–23 Uhr

Foto: Alina Cuerten

Pierburg Erika Bergheim

Eine Kochlegende erfindet sich (wieder) neu. Sie hat 2009 im Nero und 2017 im Laurushaus den Michelin-Stern erkocht. Beide Restaurants residierten im noblen Kettwiger Schlosshotel Hugenpoet, dessen kulinarischen Kurs Erika Bergheim seit 1997 maßgeblich bestimmte. Doch dann kam Corona. Zwangspause ist nicht ihr Ding, und so entstand Ende 2021 am anderen Ende Kettwigs die historische Gastronomie Pierburg ganz nach dem Gusto der Küchenchefin. Herausgekommen ist ein großes Gasthaus, warm beleuchtet, edel eingerichtet. Man könnte an eine ganz moderne Brasserie in Paris oder Brüssel denken, eine Großstadtgastronomie auf der grünen Wiese. Wein, Champagner, überhaupt Getränke: hier handverlesen. Die Karte verzeichnet einerseits gehobene Gasthausklassiker, darunter etwa ein „Graupenrisotto mit Wintertrüffel aus dem Périgord und Artischocken“ oder auch ihren recht berühmten „Kalbsrücken vom baskischen Blonde d’Aquitaine mit Morchelrahmsauce, Petersilie, geröstetem Broccoli, Brandteigkartoffeln“.
pierburg-essen.com, Schmachtenbergstr.184, 45219 Essen, 02054 59 07, Mi–So ab 18.30 Uhr

Foto: Sascha Perrone

Gärtnerei

Im vormaligen Mittendrin im Südviertel zündete im Frühjahr 2022 die nächste Stufe von Julia Mairs geheimen Plan zur Eroberung der Gastronomie Essens. Nach der Fischerei auf der Rü hat nunmehr die Gärtnerei ihre Arbeit aufgenommen. Eines der Restaurants für Vegetarier:innen und Veganer:innen, die dem Trend entsprechend möglich hochkarätige Kulinarik geboten bekommen. Für Veggies wird aufgetrumpft: „Blumenkohltempura mit Harissa, CousCous, Chicoree, Orangenrelish“ ist vollmundige, angenehm scharfe Maghreb-Küche in vegan. Und Burgerliebe geht auch ohne Beef: „Jackfruit BBQ Burger, Avocado, Mango, Grünzeug, Frittenchips, roasted Ajioli“ schmeckt einfach sehr gut, ohne dass die Küche sich abkämpft, das Geschmacksbild und das Mundgefühle des Vorbildes unbedingt zu simulieren. Ein ganz eigener geiler Burger. Ein Dessert zum Verlieben ist „Mangotatar mit Passiuonsfrucht, Dulce de Leche, Koko und Minze“. Hach. Wie im anderen maritimen Konzept von Julia ist die Weinkarte entgegenkommend, bevölkert von Weinen, die wenig Trinkwiderstand bieten, was bis zu einem alkoholfreien Wein reicht, der sogar so etwas wie eine Nase hat und auch nicht nur wie Traubensaft schmeckt. Die Welt ändert sich, hier kann man das aushalten.
restaurant-abzweig.de, Klarastraße 70, 45131 Essen, 0201 5 11 987 44, Di, Do, Fr ab 17, Mi, Sa ab 12 Uhr

Foto: Oliver Witt
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