Musik von hier 7/2023: 9 Acts mit empfehlenswertem Zeug

Festivalsaison - lasst ordentlich die Korken knallen, springt in die Luft und feiert die regionalen Künstler:innen, von denen es so viele gute gibt. Foto: Canva
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Ok. Zugegeben: Sommer 2023 haben wir uns wirklich alle anders vorgestellt. Wir fühlen euch. Aber wenn das schon nicht klappt, dann klappt es wenigstens noch mit guten Gefühlen, die zum Beispiel Musik auslösen kann. In „Musik von hier“ gibt’s die mal wieder ganz ungefiltert mit den besten Acts, die wir in den letzten Wochen für euch gehört haben. Enjoy!

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Kamrad – Not Good At Playing Love Songs

Eine extrem erfrischende Summer Breeze voller guter Laune – die kommt nicht zwangsläufig aus Miami, sondern manchmal völlig unerwartet aus unserer Region. Tim Kamrad, 26 Jahre jung, wurde in Wuppertal geboren und lebt in Velbert. Sein eigenes Tonstudio hat er in Bochum. Also alles in unmittelbarer Nähe. Den Sound hat er allerdings definitiv im allerbesten Urlaubsfeeling konserviert, so herrlich leicht wirken die sechs Nummern auf „Not Good At Playing Love Songs“. Eine Viertelstunde lang zaubern die nach internationalem Singer/Songwriter-Pop klingenden Titel einem ein Lächeln aufs Gesicht, und das schadet ja bekanntlich nie. Übrigens gab es für seine Single „I Believe“ bereits eine Goldene, jawohl! Über 83 Millionen Plays auf Spotify, wow. „Feel Alive“ hat sicherlich genauso viel Potenzial. Musik, die man genau so im Radio hören möchte, zu der man unbedingt eine Sonnenbrille tragen sollte und für die TikTok wohl erfunden wurde. Lieben wir. Bereits veröffentlicht

Angry Youth Elite – All Riot

Schmeißt man Angry Youth Elite in den Player, fühlt es sich gleich wieder an wie die frühen 2000er. Die Musik des Ruhrpott-Quartetts erinnert an Green Day, The Offspring oder auch ein bisschen an Good Charlotte. André, Jabbl, Charly und Markus lassen an ihr zweites Album kein Gramm Fett, stattdessen brauchen die elf Tracks keine 25 Minuten. Die machen dafür aber ordentlich Spaß, wurde bei der wirklich gut produzierten Punk-Rock-Platte mit Pop-Appeal kein einziges Mal eine eingängige Hook vergessen. Schon seit 2018 spielt die Kombo zusammen, seitdem haben sie sich in der Skateszene nicht nur national einen Namen gemacht. So sind auch die geliebten Donots Fans der Jungs. Wer sich von der Catchiness selbst ein Bild machen will, hat bis Ende des Jahres gleich mehrere Chancen, stehen noch mehr als eine ganze Hand voll Gigs in NRW an. Anspieltipps auf „All Riot“ unsererseits? Gerne: „Cold Outside“ und „Trash“. Bereits veröffentlicht

Crudefang – Creatures

Kreaturen haben immer etwas Gruseliges und gleichzeitig viel Faszinierendes. Crudefang, ein Duo aus Oberhausen, haben eben jene Figuren in den Mittelpunkt ihrer dritten EP gestellt. Musikalisch bewegt man sich zwischen Grunge und Punk, ist dabei aber stets laut, dreckig und ein wenig aggressiv. Eben so richtig old school, wie es sich gehört. Begonnen haben die Zwei mitten zu Pandemiezeiten im Jahr 2021 und waren seitdem mehr als nur fleißig. Nach den beiden ersten, in der Szene positiv aufgenommenen EPs ballert auch „Creatures“ voller Wucht in die Ohren. So animiert „Sickly Sweet“ zum Headbangen und Mitgrölen, beim Titeltrack erscheint der Circle Pit automatisch vorm inneren Auge. Dass sowohl Sänger und Gitarrist Nils sowie Bassist Andi schon über 15 Jahre zocken, wird schnell klar. Haltet Ausschau nach hoffentlich bald anstehenden Auftritten. Bereits veröffentlicht

Crypts – Necropolis

Wer sagt, das Genre sei tot, wird nun eines Besseren belehrt: Crypts aus Münster liefern richtig klassischen Death Metal. Das vor fünf Jahren gegründete Quartett spielt auf der neuen EP „Necropolis“, die den Nachfolger zu „Coven of the Dead“ darstellt, vier schaurige, furchteinflößende, aber auch technisch echt gut gezockte Songs, die Liebhaber:innen der härteren Gangart mehr als zufrieden stimmen werden. Morbid-schick ist übrigens auch das detailverliebte und gut ausgearbeitete Artwork. Vinyl-Sammler:innen sollten bei der strenglimitierten Auflage also schnell zuschlagen. Ansonsten verstehen die Vier ihr Handwerk und liefern in „Necropolis“, aber auch im fast sechsminütigen Opener „Tomb of the Revenant“ abwechslungsreich gestaltete Gruselmären, die Sänger L.Gore stark performt. Bereits veröffentlicht

Leaves in Flames – Individuum

Eine Portion Guns n’Roses und eine Portion Måneskin bitte, das ordentlich durchmischen und herauskommen Leaves in Flames. Die ehemalige Schulband aus Mönchengladbach – nun sind die Bandmitglieder Student:innen – machen wirklich richtig, richtig guten Classic Rock mit genug Alternative, um trotzdem modern und abwechslungsreich zu klingen. Gleich mehrere Songs der sechs Songs starken EP „Individuum“ gehen beim ersten Hören ins Ohr. Dabei sind die Hooks fluffig statt nervig, so wie es sein muss. Auch in der Produktion wurden beim Nachfolger zum Debüt aus 2021 alle Hausaufgaben gemacht. Lautere Stampfer wie „Between Two Sides“ brechen stets im richtigen Moment im Rhythmus, „Secret Little Fantasy“ ist Material für jeden Indie-Club zur Primetime. Unbedingt auschecken! Frontsänger Leander, Gitarristin Janina und die restliche Bande treten die kommenden Wochen gleich mehrfach in NRW auf. Echt geil.  VÖ: 4.8.

Der Ole – Wir müssen leben

Da ist er wieder: So ganz ohne Der Ole macht die Musik NRWs ja auch keinen Spaß. Der ehemalige Massendefekt-Sänger war zwar nach seiner Zeit bei der Band für einige Jahre untergetaucht, ist aber seit fünf Jahren solo am Start. Eigentlich war 2020 eine große Tour geplant, aber ihr wisst schon… stattdessen geht es nun mit vollem Elan los, denn „Wir müssen leben“ ist das dritte Album des Düsseldorfers und kommt in gleich zwei Ausführungen. Einmal als Standard mit zwölf Tracks oder für Fans als fette 3er-Box. Ja, richtig gelesen. So gibt es nämlich die Alben „Heimathafen“ und „Gästezimmer“ gleich noch obendrauf. Man hatte während der Pandemie eben Zeit. Inhaltlich liefert der 44-jährige Punkrocker straighten Rock mit viel Spaßpotenzial. So verstecken sich auch das einige unerwartete Samples und Bläsereinsätze auf der Platte. Ach, und Ottfried Fischer. Die Single „Vom Clown“ fasst das Spektakel perfekt zusammen. VÖ: 4.8.

Die Regierung – Nur

Musik mit dem Flair der berühmtberüchtigten Hamburger Schule sucht man heute doch meist vergebens. Dabei hat der Stil etwas so Eigenes, dass wenn es fehlt, es eben wirklich fehlt und keinen würdigen Ersatz gibt. Doch Die Regierung sind wieder da. Immer und immer finden sie ihren Weg zurück. Gründungsmitglied und Frontmann Tilman Rossmy, geboren in Essen, hat 1982 mit dem Projekt begonnen. Ja, das ist verdammt noch mal länger als 40 Jahre her. In der vierten Runde der Bandgeschichte – letztes Comeback: 2017 – bringt man nun bereits die vierte LP auf den Markt. Tilman, der im August seinen 65. Geburtstag feiert, klingt immer noch eindringlich. Die Sounds stehen mit tiefen Bässen und viel Moll manchmal eine ganze Minute für sich allein. Macht melancholisch und erinnert einen wieder daran, dass auch Brit-Pop fehlt, blitzt doch auch das Feeling von der Insel mal hinüber. Anhören: „Nirgendwo hinzugehen“, „Wo ist die Liebe jetzt“. VÖ: 25.8.

U.D.O. – Touchdown

Als die einen während der Pandemie die Köpfe in den Sand steckten, machten Udo Dirkschneider mit seiner Band U.D.O. erst recht weiter. Ein neues Studioalbum in 2020, ein weiteres sowie eine Live-LP in 21 und eine Compilation plus ein Soloalbum des Frontmanns in 22. Somit kann dieses Jahr natürlich nicht einfach so vorüberziehen. Deswegen folgt Ende August mit „Touchdown“ der 19. Longplayer der immer mal wechselnden Kombo – nur der niemals kleinzukriegende Rocksänger aus Wuppertal, der im April 71 Jahre alt wurde, ist immer dabei. Auf dem neusten Werk gibt es wieder Heavy Metal, wie man ihn kennt und liebt. Dazwischen mogeln sich einige überraschende Samples. So darf man in „Fight For The Right“ den „Türkischen Marsch“ von Mozart auf E-Gitarre hören – warum auch nicht? Die Stimme Udos bleibt unverkennbar, der Sound auch. „Heroes of Freedom“ hat einige schöne Stimmungswechsel zu bieten.  VÖ: 25.8.

The Radio Field – Don’ts and Dos

Na, kommt euch die Stimme bekannt vor? Sehr gut möglich, denn Lars Schmidt steht seit über 30 Jahren bei der Düsseldorfer Band Subterfuge am Mikro. Nun schaut er mit seiner neusten Kollaboration um die Ecke. The Radio Field sind zu viert, haben aber für ihr Debütwerk gleich vier Gastsänger:innen mit am Start. Die lockerleichten Songs auf „Don’ts and Dos“ sind berührend und schmeichelnd. Sanfter Indie-Pop-Rock, der The Kooks und Keane ein wenig ineinander verschmelzen lässt. Und die mag ja wohl wirklich jede:r. Die neuen Bandmember neben Frontmann Lars sind ebenfalls keine Unbekannten. So war Christoph Schneider bereits im Boot bei Klee, Philipp Breuer bei Pale und Mark Spech ebenfalls wie Lars bei Subterfuge. Es passt also alles zusammen und lässt Herzen aufglimmen. Wenn die Summertime sadness richtig reinknallt, ist „Disorder“ ein Must-Hear. „Sick and Tired“ könnt ihr dann wiederum hören, wenn ihr am Flughafen steht und dem Nieselregen trotzt. VÖ: 25.8.

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