Musik von hier 1/2023: 6 NRW-Künstler:innen zum Jahresanfang

Wir starten wieder durch und zeigen euch im Laufe des Jahres viele bunte Acts, die die NRW-Musikszene mitbestimmen. Foto: Pixabay
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Liebe Musiker:innen, die in unserem Bundesland geboren wurden oder hier ansässig sind, liebe Interessierte an der Musik, die in unserem Bundesland entsteht: Schön, dass ihr alle auch in 2023 hierhergefunden habt. Selbstverständlich versorgen wir euch in diesem Jahr wieder mit dem, was in großen Studios, in kleinen Kellern und in Kreativgeragen gezaubert wird. Hier sind die ersten sechs Acts, die diesen Winter Neues gedroppt haben. Hört rein und erzählt uns, wer bei euch jetzt auf Heavy Rotation läuft:

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Marlon Hammer – Live vom Teppich

Marlon Hammer ist bereits in unserer vorletzten Ausgabe von „Musik von hier“ aufgetaucht. Wer aber eine so schöne neue EP vorlegt, hat es durchaus verdient, nochmal vorgestellt zu werden. In den vier Songs von „Live vom Teppich“ stellt der 18-jährige Bochumer unter Beweis, dass er sich sowohl an der Gitarre als auch am Klavier selbst begleiten, sehr emotional und aufgekratzt auch in höheren Lagen singen kann und on top noch berührende Lyrics niederschreibt. Eine Kombi, die es nicht so oft gibt. Sämtliche Songs erwecken auch im Akustikgewand ohne große Zumischung den Anschein, dass der Junge ausm Pott das seit Jahren macht, als gäbe es sowieso keine andere Beschäftigung für ihn. Äußerst erwachsen, berührend, ein wenig rau und kantig, dadurch herrlich unkitschig. Drei Titel sind erstmalig zu hören und matchen mit dem bereits bekannten „Hinter den Mauern“ ganz fantastisch. Hat AnnenMayKantereit-Vibes.

Bucket Boys – From A To C

Wer sagt, dass man für Bluesrock in die Staaten fahren muss? Die Bucket Boys aus Mönchengladbach haben mit ihrer neusten LP „From A To C“ zwar ein etwas grenzwertiges Coverbild ausgesucht, dafür aber inhaltlich acht ziemlich gute Tracks parat, die im Gesang, in der Instrumentierung und auch in der Produktion äußerst amerikanisch, groovy und anspruchsvoll klingen. „Velvet Eyes“ ist ein super Beispiel dafür, wie locker und dennoch gut nach vornegehend der Sound funktioniert. Frontmann Michael matcht mit Petra als zweite Sängerin richtig gut, die bekommt zum Abschluss mit „She Cries“ noch ein treibendes Solo. 33 abwechslungsreiche Minuten, was im doch eher etwas eingeschränkten Bluesrock-Genre keine Selbstverständlichkeit ist. Dass die Band auch regelmäßig in unseren Nachbarsländern auftritt, überrascht wenig.

Marie Rauschen – Bitte Bleib

Rassismus und homofeindliches Denken. Leider umkreisen uns diese Probleme im Alltag noch viel zu häufig. Marie Rauschen nimmt sie sich vor und macht darüber Musik. Auf ihrer EP, die sechs Songs umfasst, macht die Düsseldorferin sehr greifbaren Singer/Songwriter-Pop, der gern durch Elektroeinschübe ein wenig tanzbar daherkommt. Der Titelsong „Bitte Bleib“ handelt davon, wie groß der Wunsch ist, dass der Lieblingsmensch an der Seite bleibt. In „Deine Eltern“ fallen typische Sätze, denen Randgruppen oft ausgesetzt sind. Erinnert hin und wieder an Juli, Mine und Wir sind Helden, nur mit größerem Fokus auf den Gesang. Die Künstlerin hatte im November bereits die Ehre, bei der MTV Music Week in unserer Landeshauptstadt aufzutreten, außerdem gab es schon Gigs mit Charly Klauser, die unter anderem bei Carolin Kebekus und Peter Maffay in der Band spielt. Connection steht also.

Boris Gott – Glücklich

Country made im Ruhrgebiet. Halde statt Grand Canyon. Boris Gott nimmt uns mit auf die Westernseite des Potts, die konsequenterweise auch an den Borsigplatz in Dortmund führt. Dreckig, verdrogt, versext. Boris singt deutschen Folk mit viel Gitarre und berichtet über Einsamkeit, seine Abhängigkeit von hübschen Frauen und den BVB. Eben das, was den Mann mittleren Alters gerade beschäftigt. Seit über 15 Jahren taucht der Künstler immer wieder an den unterschiedlichsten Ecken auf und erzählt von fiktiven sowie authentischen Ereignissen. In „ChoasQueen“ gibt es eine Prise Indie, „Lieber Gott, soll das jetzt alles sein“ ist eine Überprüfung des nicht zufriedenstellenden Status Quo, in „Gisela und Monika“ wagt Boris auf seinem Pferd gar den weiten Ritt ins ferne Sauerland. Für Lokalpatriot:innen bietet das Album „Glücklich“ zehn Songs mit Schmunzel-Garantie und Fernweh.

Johannes Stankowski – Flaschenpost

Schon mal auf die Idee gekommen, dass eure Kinder dieselbe Musik mögen könnten wir ihr? Johannes Stankowski macht genau das möglich. Der Kölner klingt nach folkigem Singer/Songwriter, beschäftigt sich inhaltlich aber durchaus mit Themen, bei denen der pädagogische Ansatz nicht zu kurz kommt. Auf seinem neusten Album „Flaschenpost“, das knackige 27 Minuten misst, legt er in „All diese Tiere“ einen kritischen Blick auf das beliebte Freizeitziel Zoos, in „Lieb, wen du liebst“ geht es nicht nur um queere Liebe, sondern auch darum, dass dünne und dicke Menschen Augen füreinander haben können und bei „Super Ideen“ wird der Prozess von gemeinsamem Arbeiten in eine Melodie verpackt. Das klingt hin und wieder nach Rolf Zuckowski, gleichzeitig aber auch nach Reinhard Mey. Hier fühlen sich Erwachsene wie ihre Nachkömmlinge gleichermaßen ernstgenommen.

Anonym – Blindflug

Bereits über vier Dekaden lang existiert die Ruhrgebiets-Band Anonym. Damals ist ein Teil des Sextetts noch in Bottrop zusammen zur Schule gegangen. 1983 zockte man im Vorprogramm bei Grönemeyer. Seitdem haben zwar einige Member gewechselt, aber der Sound ist gar nicht so groß anders geworden. Das Ende November ’22 erschienene „Blindflug“ pendelt sich zwischen NDW à la Ideal ein, hat ein wenig Deutsch-Rock im Stil von Julia Neigel und lässt bei den Titeln, die auch mal die 6-Minuten-Marke knacken, stets genug Platz für E-Gitarren-Soli. Seit 2016 steht Manja am Mikrofon, sodass bei der neuen LP erstmalig Songs entstanden, die auf ihre Stimme zugeschnitten sind. Klassischer Deutsch-Pop-Rock mit oft romantisch-dramatischen Texten.

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