Musik von hier 5/2023: 8 Acts für die längsten Tage

Wir gehen in die fünfte Runde. Dieses Mal mit dem Soundtrack, der euch begleitet, wenn es erst um 22 Uhr dunkel wird. Foto: Canva
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In wenigen Wochen ist die Sommersonnenwende 2023. Heißt, nun stehen die längsten Tage und die kürzesten Nächte an. Spaziert zur späten Stunde und schaut euch den Sonnenuntergang an, hört dabei einen der folgenden 8 Acts aus NRW, habt einfach eine geile Zeit und teilt sie mit der Welt:

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Plainride – Plainride

Wirklich außergewöhnlich guter Rock kommt in dieser Runde nicht aus den Staaten, sondern aus Köln: Plainride liefern ein echt hervorragend produziertes Heavy-Rock-Album, das einfach extrem geil klingt. Wir schmeißen Disturbed, Nickelback (nur das gute Zeug von denen!) und Soundgarden in einen Topf und erhalten wahrscheinlich eine der besten Genre-Platten 2023. Nicht zu aggressiv, nicht zu mild, nicht zu krawallig – aber vor allen Dingen sehr verspielt, melodisch und überraschend anders. Sänger Max und seine zwei Mitspieler ballern sich 42 Minuten lang in die Gehörgänge, und das auf internationalem Niveau. Man merkt, dass die Jungs rund eine Dekade schon zusammen zocken und sich mittlerweile warm gegroovt haben. Unbedingt in „S.O.T.U.“ reinhören, das man am liebsten direkt bei einer sonnigen Cabrio-Fahrt durch Täler und Wälder mitgrölen will. Oder doch eher Kuschelfaktor mit Gospelchor in „The Lilies“? Geht kurioserweise beides auf derselben LP. Mega.

Rahel – Blessed

Nach Zoe Wees könnte sie das nächste große Ding von „The Voice Kids“ werden – oder ist es womöglich schon. Rahel aus Hemer ist 13 Jahre alt und droppt auf ihrer Debüt-EP acht richtig tolle Pop-Soul-Nummern, auf denen sie klingt, als ob sie in Sachen Hit- und Radiotauglichkeit schon mit Acts wie Ariana Grande oder Katy Perry mithalten könne. Die Airplay-Charts klingeln schon mit lauten Glocken. Erfrischend, hookig und auch nicht auf zu erwachsen getrimmt – hier darf das junge Talent auch noch ein bisschen Teenie bleiben, was absolut richtig ist. Beeindruckend: Sie hat die Songs mitgeschrieben. Mit den richtigen Supports wird das 2023 noch durch die Decke gehen. Wetten? Hört in „City Lights“ und „Feels Like Home“ rein! Echt fantastische Gesang-Skills.

Kat – Mantras

Mal was ganz Anderes, und das aus Aachen: Kat, eigentlich Katharina Zahn, macht Jazz. Allerdings nicht diese Form, bei der man selbst mit höchster Konzentration unmöglich hinterherkommt. Stattdessen klingt ihr Debütalbum „Mantras“ sphärisch, ein wenig abgründig, dark und dennoch hoffnungsvoll, poppig und soulig. Die 25 Minuten sind in sich äußerst rund und kreieren dank meist gediegenem Tempo und schönen Saxophonsounds eine träumerisch-loungige Stimmung. Dabei ist Kat eigentlich gar nicht immer nach Leichtigkeit, verarbeitet sie mit der Platte nämlich ihr persönliches Krebsleiden. Ein wenig Sade, ein bisschen Melody Gardot, und auch ein Hauch Charlotte Brandi – die 34-jährige punktet mit ihrem Erstling auf vollster Linie.

Formosa – Bittersweet

Wer denkt, Classic Rock sei ein Relikt aus vergangenen Zeiten, sollte die Lauscher öffnen und den Lautstärkeregler lauter drehen: Formosa aus Essen zeigen auf ihrer neuen LP „Bittersweet“, dass man mit zehn Songs die 80s zurückholen kann, in denen Bands wie Guns n‘ Roses oder AC/DC die Welt beherrschten. 2015 geformt, handelt es sich hierbei übrigens bereits um das vierte Album des Trios. Besonders auffällig: Die keine Grenzen in den Höhen zu kennende Stimme von Frontmann Nik Bird. Im Titelsong wird mal ein wenig Druck herausgenommen, was auch gut tut. Am Ende sind’s aber die Titel mit besonders viel Wums wie „Melinda“ oder „Wild & Free“, bei denen die Route 66 vorm inneren Auge ganz automatisch erscheint und der Fahrtwind spürbar ums Ohr bläst.

Leichtmatrose – Wir Kinder vom Bahnhof Adamo

NDW in 2023? Geht! Leichtmatrose machen es vor und klingen wie eine Neuauflage von Extrabreit. Das sollte 80s-Fans gefallen, aber auch Deutsch-Rocker:innen und -Punker:innen können in die aus sieben Tracks bestehende EP reinhören, die eine halbe Stunde umfasst und damit länger geht als so manches Album heutzutage. Gegründet wurde die Band bereits 2005 in Münster, hat drei Studioalben und eine Remix-LP veröffentlicht und liefert nun nach fünf Jahren endlich neue Mucke. „Wir Kinder vom Bahnhof Adamo“ ist an manchen Stellen explizit und aufmüpfig, an anderen wiederum eher nachdenklich gestimmt. „Mein Gemälde von dir“ überrascht als Pianoballade, auf der anderen Seite geht’s im Opener „Karma Polizei“ ohne Vorlauf direkt zur Sache.

Ocean Boulevard – Almost Blurred

DIY-Indie-Pop aus Bochum. Bei Ocean Boulevard kommt alles aus einem Guss, und das hört man. Die vierköpfige Band aus dem Ruhrgebiet macht seit 2019 zusammen Musik, haben gerade ihre ersten Auftritte absolviert, schmiedeten große Pläne – und dann kam das gemeine große C dazwischen, das sämtliche Pläne vorzeitig vernichtet hat. Doch nun ist endlich die erste EP bereit, von allen entdeckt zu werden. Die Songs dazu haben sie alle selbst geschrieben und genauso selbst produziert. Das Ergebnis ist handgemachter Pop mit leichten Rockelementen und 80s-Synthies, ordentlich Summer Breeze und viel Leichtigkeit. Fünf Tracks, die super miteinander matchen –  das sympathische Flair kommt am besten rüber, wenn ihr zur Single „Sideways“, die Hitpotenzial mitbringt, direkt das Video guckt.

Polychronis – Kaputt

Punk, der neue wie alte Wege zusammenbringt: Polychronis sind zu viert und kommen aus Wuppertal. Pascal an den Vocals, Christoph an der Gitarre, Torben am Bass und Marius an den Drums schaffen es, nicht zu glatt zu klingen, aber dennoch Eingängigkeit gekonnt einzustreuen. Dazu lässt sich tanzen, dazu lässt sich moshen, dazu lässt sich laut in der Karre mitsingen. Auf „Kaputt“ gibt es vier Songs, die homogen klingen und am Stück definitiv Spaß machen. Hätte in den 2000er-Indie-Dissen zwischen den typischen Classics laufen können. Hört also die Viertelstunde ohne Unterbrechung. Wer trotzdem vorab in einen Track reinhören möchte, dem sei das schön aufbauende „Lee“ empfohlen, das sich Zeit lässt und damit besonders intensiv wirkt.

Companion Songs – Paper Parachute

Experimenteller Stuff aus Köln! Das Duo Companion Songs veröffentlicht sein Debüt „Paper Parachute“, was einen eine gute halbe Stunde mit Psychedelic, Jazz sowie Blues und Indie-Rock-Sounds in andere Welten transportiert. Die Platte kommt in weiten Teilen instrumental aus, nur ab und zu greifen Max Andrzejewski und Marco Mlynek zu den Mikros. Die beiden sind bereits Freunde aus Teenie-Zeiten, der vertraute Umgang wird im Sound erkennbar. Zusätzlich kommt man so durch gemeinsame Reifeprozesse, die man miteinander erlebt hat, auch einfach fix auf einen gemeinsamen Nenner. Die LP lässt sich wunderbar in chilligen Momenten an heißen Sommertagen wegsnacken. Anspieltipps von uns: „Spare Key“ und „Count Me In“.

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