Musik von hier 6/2024: Sommerflaute? Nicht bei uns.

Sommerflaute? Zumindest nicht bei uns - wir kennen schon jetzt die Sounds von morgen. Foto: Canva
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EM is over. Sad. Was machen wir denn jetzt? Och, sagen wir so: coolibri.de hat definitiv zig Ideen für euch, denn Sommerflaute ist überall, aber nicht bei uns. Wir geben euch wieder eine ganze Batterie an Acts an die Hand, die neue Musik gezaubert haben. Abrakadabra, da ist sie auch schon:

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Gero A. Probst – Imperium Colonium

Metal – born in Münsterland, made in Köln. Gero A. Probst wuchs in Oelde auf, ist aber mittlerweile in der Domstadt daheim. „Imperium Colonium“ ist sein drittes Album und hat zwei Jahre Werkeln gekostet. Das Ergebnis kann sich aber durchaus sehen und hören lassen; sind die 39 Minuten, die auf zehn Songs aufgeteilt werden, klassischer Hard Rock, wie man ihn von AC/DC oder ZZ Top liebt. Hinter dem Titel verbirgt sich ein imaginäres, kolonialistisches Imperium künstlicher Intelligenz, das von menschenähnlichen Robotern angeführt wird, irgendwann aber nicht mehr so funktioniert, wie es soll und zusammenfällt. Der Inspiration aus 2021 folgte nur wenige Monate später der Angriff Russlands auf die Ukraine. Probst widmet das Album seiner ebenfalls 2021 verstorbenen Mutter. Die erste Single „Back Off“ hat einen Ohrwurm-verdächtigen Chorus; „Fast Lane“ treibt genau so, wie es der Name verspricht. Bereits veröffentlicht

Arriving Home – Hunters & Collectors

Metalcore ist spätestens seit unseren Electric Callboys im Mainstream angekommen – allerdings gehen Arriving Home aus Düsseldorf noch eher den Old-School-Way. Poppige Refrains sucht man hier vergebens, gänzlich ohne Melodie-Parts ist das Debütalbum „Hunters & Collectors“ dann aber auch nicht ausgefallen. Auf zehn Tracks gibt es viel Tempo, Electro-Einstreuung, verzerrte E-Gitarren und schön derbes Shouting von Sänger André. Das Quintett bringt bereits einiges an Erfahrung mit, so spielten alle schon vorher in Bands und haben sich mit anderen namhaften Acts schon Bühnen geteilt. Doch jetzt „kommt man endlich daheim an“, und das in roher, emotional aufgeladener Art und Weise. Zum Reinkommen eignen sich besonders der Titeltrack, aber auch das große „The Legend“ sowie der mit Piano begleitete Rauswurf „Demonized“. Am 3.8. findet ein Gig in Oberhausen statt. Bereits veröffentlicht

Die Toten Hosen – Fiesta y Ruido: Die Toten Hosen live in Argentinien

Im September 1992 spielten Die Toten Hosen erstmalig in Buenos Aires. Da hatte die Düsseldorfer Band gerade erst ein paar Mal die Singlecharts geentert und waren noch längst nicht auf ihrem Peak. Doch auf Anhieb entwickelte sich zwischen Argentinien und den NRW-Jungs eine innige Freundschaft, die bis heute anhält. 2022, exakt drei Jahrzehnte später, zieht es Campino und den Rest der Bande erneut in die Hauptstadt des südamerikanischen Staates. Diesmal gab es mehr als nur eine Show. Man schnitt die Gigs mit, eigentlich aber nur zu Trainingszwecken. Die Ergebnisse waren überraschenderweise so hervorragend, dass wir sie nun alle zu hören bekommen. In 70 Minuten gibt es zig legendäre Hosen-Classics wie „Pushed Again“, „Hier kommt Alex“, „Wünsch dir was“ oder „Bonnie & Clyde“ sowie einige Coversongs der argentinischen Punkrock-Band Dos Minutos. Ein Livealbum der ganz anderen, sehr besonderen und äußerst mitreißenden Art. Bereits veröffentlicht

Oliver Wonschik – Nebolus

Hamburger Schule im Pott? Oliver Wonschik, geboren 1977 in Mülheim, hat tatsächlich etwas von diesen typischen Bands des markanten Deutsch-Pop-Stils. Tomte, Kettcar, Erdmöbel. Seine Musik ist unaufgeregt, hat etwas Lethargisches, durchzogen mit genug Hoffnung. Auf dem neuesten Album „Nebolus“ gibt es durchweg gitarrenlastigen Singer-Songwriter-Indie-Pop-Rock, bei dem man entweder einfach den Drive nebenbei genießen oder eben auch sehr aufmerksam zuhören kann. Schon seit er 15 ist, spielt und schreibt der Künstler. Für seine ehemalige Band Shadows Like The Day hat er fast 200 Titel komponiert und getextet. Seine fünfte LP als Soloartist befasst sich gleich mehrfach mit der Beobachtung von teils Realistischem, teils aber auch Fantastischem. „Lächelnde Katzen“, „Falscher Riese“, „Dinge“, „Giganten“ – die Namen der Songs verraten das schon ganz gut. Alternativ, introvertiert, philosophisch. Bereits veröffentlicht

Stromble Fix – Blind Snakes

1990 ist schon ein bisschen her – aber gefühlt dennoch nicht 34 Jahre! So lange existiert die Gladbecker Alternative-Band Stromble Fix bereits, die von großen Legenden wie The Smiths, Nirvana, The Cure oder The Wipers beeinflusst wurden. War man lang als Trio unterwegs, musste Drummer Axel während der Demoaufnahmen zum neusten Album die Gruppe aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Doch das ist zwar ein Hindernis, aber kein unüberwindbares – so lernt Bassist Tuffy im Handumdrehen einiges über Drumcomputer und Midis, einige Songs werden umgeschrieben und der Bandprozess nimmt wieder, wenn auch anders, Fahrt auf. Das Duo, das irgendwann mal ein Quintett war und Punk machte, tobt sich weiterhin in düsteren, manchmal nicht sofort greifbaren, elektronischen, wavigen Gefilden aus. Das fast eine Stunde andauernde Album gibt dabei Songs auch die Chance, fast die 9-Minuten-Marke zu knacken („Back to the Start“). Als Einstieg ist „Drinks and Tears“ wohl genau der passende Mittelweg. Bereits veröffentlicht

Axxis – Coming Home

Ende. Nach über 35 Jahren. Axxis gründeten sich 1988 in Dortmund, wo Frontmann Bernhard Weiß vor 60 Jahren geboren wurde. Schon mit dem Debütalbum schafft man es für drei Monate in die Albumcharts. Darauf folgten noch rund 15 weitere LPs und eine Vielzahl an Livemitschnitten. Doch „Coming Home“ soll die riesige und langanhaltende Karriere der Kultband nun zu einem Ende bringen. Dafür gibt es ein Dutzend neue Songs, die den Sound perfekt einfangen. Der typische Hard-Rock-Power-Metal mit melodischen Bögen, kraftvollen Hooks und Hymnencharakter – daran hat sich nie etwas verändert. Selbstverständlich warten auch noch einige Liveauftritte auf die große Fanschar, darunter der Jahresabschluss in der Zeche Bochum am 29.12. „Love Will Shine For Everyone“ hält die Message inne, die wir alle brauchen, „I Won’t Sell My Soul“ ist das perfekte Credo gen Ende. Bereits veröffentlicht

Elias – Verlieren/Gefunden

Erfolg und Kohle sind eben wirklich nicht alles: Elias hat bereits eine Gold-Auszeichnung. Unter einem anderen Namen, einige Jahre her, mit englischen Lyrics und musikalisch auch anders gewichtet. Doch das wollte der Mittzwanziger, der in Köln aufgewachsen, jetzt aber in Berlin ansässig ist, nicht mehr. Stattdessen zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück, geht die Promo für sein neues Projekt anders an, probiert sogar sein Gesicht weitestgehend rauszuhalten. Das Album „Verlieren/Gefunden“ hat aber nicht nur deswegen etwas Geheimnisvolles. Auch der Sound, der ein wenig an die alten Sachen von James Blake, nur auf Deutsch und mit etwas mehr Soul erinnert, spielt mit Stille, Stimmverzerrer, ASMR-artigem Flüstern. Das ist emotional stark aufgeladen, braucht Aufmerksamkeit und bleibt dabei aber trotzdem doch recht zeitgemäß. Gut zugänglich ist das starke Duett „Gar nichts sagen“ mit Maia oder die Pianoballade „3Uhr19“, bei der ein wenig Curse durchblitzt. VÖ: 26.7.

Kopfecho – Zusammen Allein

2012 gründete sich die Punk-Pop-Rock-Formation Kopfecho in Düsseldorf. Auch wenn es seitdem den einen oder anderen Besetzungswechsel gab, ist zumindest die prägnante, rotzige Stimme von Frontfrau Amy geblieben. Auf dem dritten Album „Zusammen Allein“ gibt es zig feministische Kampfansagen, scharfe Beobachtungen und Kritik gegenüber dem Patriarchat, Politisches, Nachdenkliches wie manchmal auch Witziges. Das ist frech und direkt, aber auch immer mit knallenden Melodiebögen verbunden, sodass man gleich mehrere Songs beim ersten Durchlauf im Kopf behält. Der Titelsong hat was von Kraftklub, „Echte Männer“ ist Kategorie Silbermond, „Supersoaker“ wiederum Jennifer Rostock. Musik, um bei heißen Sommernächten barfuß über Wiesen zu hüpfen und den Sekt laut knallend wegzuschnabulieren. Geht ab! Macht Spaß! VÖ: 9.8.

Kantereit – ep #1

Kantereit? Gibt’s da nicht diese eine Band, die so ähnlich heißt? Genau, um die geht es auch. Zumindest indirekt. Severin Kantereit ist einer der Drei bei AnnenMayKantereit. Seit der Gründung sitzt er bei der ursprünglich aus Köln stammenden Gruppe am Schlagzeug. Erstmalig traut sich der in Berlin lebende Musiker Solo was zu machen. Auf der schlicht betitelten ersten Veröffentlichung „ep #1“ gibt es vier Songs mit Sounds, die man so wohl erstmal nicht erwartet hätte. Die Lyrics sind auf Englisch, Severin singt selbst und es gibt smoothen House. Jawohl, es wird richtig elektronisch. Das sind Beats, die an The xx erinnern, und in denen man sich gut mal verlieren kann, wie zum Beispiel in dem leichten, sommerlich-schönen „Control“. Noch ein wenig wärmer fühlt sich „Kassio“ an, dessen Bässe zwar hart reinkicken, die Synthie-Melodien dafür aber einen unter karibische Palmen beamen. Eine Pina Colada, bitte! VÖ: 16.8.

Nils Wülker & Arne Jansen – In Concert

Jazz ist definitiv ein Genre, das überrascht. Besonders, wenn man sich das neuste Livealbum der beiden Jazzmusiker Nils Wülker – geboren in Bonn – und Arne Jansen „In Concert“ anhört, das nach dem 2023 erschienen und mit viel Begeisterung aufgenommenen Werk „Closer“ deren zweite gemeinsame Veröffentlichung darstellt. Nils ist Trompeter, Arne Gitarrist und zusammen kreieren sie eine wirklich tiefenentspannende, mystische, seelen-schmeichelnde Stimmung, die von dem Publikum auch stets mit viel Applaus belohnt wird. Der über eine Stunde andauernde Live-Longplayer ist weit weg von der Klischee-Betrachtung, Jazz sei immer anstrengend und unnahbar. Stattdessen haben die sphärischen Spielereien ganz viel Platz zum Atmen und sind Lounge-Musik im besten Sinne. Da mogeln sich dann auch mal bekannte Melodien wie ein Cover von Nine Inch Nails‘ „Hurt“ dazwischen. Wie gesagt, das überrascht. VÖ: 30.8.

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