Musik von hier 2/2023: 9 sehr hörenswerte Acts aus NRW

Februar und März scheinen gute Monate zu sein: Hört unbedingt in unsere Tipps! Selten gab es so viel so gute Musik von hier! Foto: Pixabay
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Was ist los mit der „Musik von hier“ im Februar und März? Ihr glaubt nicht, wie viele wirklich extrem gute Alben und EPs in diesen Wochen erscheinen. Wir sind mega begeistert, was wir in den letzten Tagen auf die Ohren bekommen haben und stellen euch hier alle vor, damit ihr auch bloß nichts verpasst und die Künstler:innen am besten schon jetzt auf eurem Lieblingsstreamingdienst abonniert.

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Tristan Brusch – Am Wahn

Auf einmal war er da, nun gehört er zur Elite der deutschen Musikszene. Tristan Brusch hat mit seinem Debütalbum „Das Paradies“ alternativen Pop serviert, sich aber mit seinem im Herbst 2021 erschienenen Zweitling „Am Rest“ einen der vordersten Plätze in sämtlichen Kritiker:innenlisten erarbeitet. Sein Nachfolger „Am Wahn“, der bereits beim Titel erahnen lässt, dass es musikalisch in ähnlichen Gefilden weitergeht, ist mindestens auf dem selben unglaublich hohen Niveau, vielleicht sogar noch einen Ticken runder, noch ergreifender und noch spannender im Storytelling. Der in Gelsenkirchen geborene Künstler ist wirklich eine Ausnahmeerscheinung und hat mit seinem Stil, der sich aus Jazz, Chanson und Indie-Pop zusammensetzt, eine eigene Nische erschaffen. Anspieltipp? Die gesamte LP. Erneut ein Werk, das am Ende von 2023 zurecht über den grünen Klee gelobt worden sein wird. Veröffentlichung: 24.3.

Donots – Heute ist ein guter Tag

Drei Dekaden, eine Band, ein ganzes Dutzend Alben, Konzerte im vierstelligen Bereich: Die Donots sind nicht kleinzukriegen. Der mittlerweile 56-jährige Ingo am Mikro und seine vier Kumpels an den Instrumenten ziehen durch und beliefern die Musikwelt immer und immer wieder mit Haltung in den Lyrics und rotzig punkigem Alternative-Rock im Sound. Sprachlich bleibt man wie bei den zwei Vorgänger-Longplayern auf Deutsch. „Heute ist ein guter Tag“ klingt nach heile Welt, ist aber in den Texten an vielen Stellen durchaus politisch und kritisch. Die 42 Minuten Spielzeit lassen wenig Verschnaufpausen und machen einfach gute Laune, wenn auch auf etwas melancholische Art. Refrains zum Lungen herausbrüllen („Längst noch nicht vorbei“), Beats zum Mitstampfen („Hunde los“), Aussagen mit Haltung („Traurige Roboter“). Alles beim Alten, aber noch längst nicht überhört. Bereits veröffentlicht

AnnenMayKantereit – Es ist Abend und wir sitzen bei mir

Runde Nummer 4. Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit sind zurück und machen mit ihrer Band einerseits da weiter, wo sie aufgehört haben, andererseits setzen sie aber auch ein wenig neu an. AnnenMayKantereit, die sich ursprünglich in Köln zusammengefunden haben, gehen von der Schwermut ihres Corona-Lockdown-Konzeptalbums „12“ einen ordentlichen Schritt weg und klingen auf „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“ wesentlich ausgeruhter, oft auch beschwingter, aber dennoch nicht laut. Ihrer Heimat verpassen sie diesmal sogar eine kleine Hommage auf Mundart („Tommi“). Der Humor bleibt weiterhin vorhanden („Erdbeerkuchen“, „Als ich ein Kind war“), musikalisch macht man wieder mit großem Können („Weißhausstraße“) und starken Melodien auf sich aufmerksam („Lottoscheine“, „Verliebt sein“). Für Fans eh ein Muss, für alle, die es noch werden wollen, eine Empfehlung. Veröffentlichung: 3.3.

Bukahara – Tales of the Tides

Bukahara ist einer dieser Namen, der immer wieder irgendwo fällt, man ihn aber doch selten so richtig mit Inhalt füllen kann. Dabei hat das Kölner Quartett nun schon das fünfte Studioalbum am Start, bespielte unzählige Festivals in ganz Europa, läuft immer wieder in diversen Alternative-Radioshows und hat so viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Vier haben sich an der Uni während ihres Jazzstudiums kennengelernt und machen alles, was sie tun, ziemlich gut. Soufian am Mikro klingt dank crispy Sound in der Stimme wie eine wohltuende Umarmung, zusätzlich spielen die Jungs zusammen an die zehn Instrumente, wodurch der Klang bei den neun gut komponierten und schön produzierten Indie-Folk-World-Music-Pop-Songs auch stets anspruchsvoll, aber nie zu artsy klingt. Sollten Mumford & Sons und AnnenMayKantereit mal gemeinsame Sache, kommt womöglich diese LP raus. Hitverdächtig: „In My Mind“. Veröffentlichung: 24.2.

Cloud Trips – Highly Unlikely

Angenehmer, verträumter, melodischer Indie-Pop aus Bochum versteckt sich hinter dem Duo Cloud Trips. Lucien und Joe machen auf ihrer ersten 6-Tracks-EP meist durch Klavier und Gitarre begleitetet ganz klassischen, aber keinesfalls langweiligen Alternative-Pop, der mal in viel Pathos getränkt wird („Trains Going By“), dann aber wiederum mit Raps beginnt und mit elektrischen, unverschämt ohrwurmartigen Clubbingsounds und „Oh oh“-Chören endet („Backpack“). „Recover“ kann gut als Soundtrack für eine Dramedy-Netflix-Produktion herhalten. Im letzten Jahr waren die Zwei, die alles andere als toxische Männlichkeit vermitteln wollen und viel mehr auf Fragilität setzen, bereits bei Bochum Total am Start – 2023 soll’s noch größer und zahlreicher werden. Klappt nach der Veröffentlichung der EP easy, prophezeien wir hiermit. Übrigens: Wenn ihr Lust habt, mit den Beiden die Geburt der EP zu feiern, schaut doch mal am 3.3. im RottStr5-Theater in Bochum vorbei. Veröffentlichung: 3.3.

Bloodhoney – Planet Prison

Fleißig, fleißig. Schon letztes Jahr haben wir über Bloodhoney berichtet, die sich im Herbst 2021 aus Bottrop, Oberhausen und Dorsten zusammengetrommelt haben und direkt mit der ersten EP unter Beweis stellten, dass auch neue Bands noch darauf Bock haben, richtig loszubrettern. „Planet Prison“ setzt gnadenlos an den Vorgänger an, hat nun aber neben Punk und Rock auch noch eine gute Portion Metal und Grunge inhaliert. Die fünf Songs klingen ziemlich homogen, sind ganz schön wutgeladen und machen wenig Kompromisse. 15 Minuten, bei denen man konsequent von Bloodhoney wie ein gejagter Fuchs durch den Wald gehetzt wird. Sowohl „Breaking The Mirror“ als auch „Lines“ sind old schoolig und haben gute 90s Vibes. Das klingt live bestimmt genauso geil. Metalheads halten also am besten nach anstehenden Gigs Ausschau. Bereits veröffentlicht

Reveries – Middle Hideout

Irgendwo zwischen Milky Chance und Bon Iver machen es sich Reveries gemütlich. Das Kölner Quartett liefert mit seinem Debüt „Middle Hideout“ ein richtig gutes Album voller Leichtigkeit. Dreht man es laut genug auf, kann die Sonne gar nicht anders, als heiß vom Himmel zu scheinen. Max steuert die Vocals hinzu und macht das so, dass man sich kurz fragt, warum es so lang gedauert hat, bis man ihn wahrnimmt, denn nicht zuletzt die schöne Produktion trägt ihr Übriges zum gelungenen Gesamteindruck bei. Auch bei den Lyrics wagt man sich an Schwere heran und schreckt vor Storys über psychische Probleme nicht zurück („Through The Wind“). Anspieltipps sind „Same Talks“, das klingt wie eine Cabriofahrt auf einer Landstraße, der Countryanstrich in „Routine“ und die uplifting Hook in „Spinning“. Packen wir uns jetzt alle mal auf die Spotify-Playlist, woll? Bereits veröffentlicht

Das Behälter – Star of the Future

Für „Star of the Future“ von Das Behälter braucht man ein bisschen Mut und löst am besten schon im Vorfeld die Schranken im Kopf, denn diese 39 Minuten Musik sind alles andere als „Easy Listening“. Das Quintett aus Essen kreiert äußerst experimentelle Sounds, die eine Symbiose aus Avantgarde und Free Jazz darstellen. Drums, Keyboards, Bass und Saxophon bilden die Bassline, die Vocals von J X Ende, die eher Spoken Words sind als typischer melodiöser Gesang, sind nur eine Ergänzung, eben Teil des Ganzen und nicht der einzig wichtige Aspekt. Das ist mal krachend, laut und erschütternd („You’re Just Not“), dann etwas gruselig und atmosphärisch („This World“) oder auch mal loungig-verspielt („Touch Yourself“). Das Kollektiv existiert seit 2015 und zeigt bei Liveauftritten, dass auch die optische Ebene nicht außenvorgelassen werden sollte. Unkonventionell und fordernd. Veröffentlichung: 3.3.

Roter Kreis – Aufbruch

Selig trifft auf Fanta 4. Beides extrem gute Bands der 90er, die auch heute noch existieren und viel von ihrem alten Sound beibehalten haben, gleichzeitig sich neuen Themen annehmen. Roter Kreis aus Düsseldorf klingen in etwa so, als ob man die erwähnten Gruppen in ein Tonstudio gepackt hätte. Und ein wenig Punk-Attitüde ist auch noch dabei. Die Vierer-Kombo macht bereits seit 2016 gemeinsame Sache und hat sich im Laufe der Zeit durch unzählige Gigs einen Namen gemacht, kommt aber erst jetzt mit ihrem Debütalbum um die Ecke. Das klingt für ein Erstlingswerk durch die langjährigen gemeinsamen Erlebnisse auch wirklich gut ausgearbeitet, ist mit 15 Songs pickepackevoll und liefert neben griffigen, groovigen Beats auch immer durchdachte Lyrics. Hört mal in das rauere „Was ich brauch“ oder in das leicht lethargische „Regen“. Veröffentlichung: 17.2.

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