Geschichte zum Anfassen – Interaktive Museen in NRW

Wenn euch beim Thema „Geschichte“ die Augen zufallen und ihr den Impuls habt, euch direkt abzuwenden, dann solltet ihr genau jetzt weiterlesen. Geschichte muss nämlich nicht langweilig und trocken erzählt, sondern kann interaktiv, spannend und modern aufbereitet werden – und damit meinen wir nicht, „Vikings“ auf Netflix zu gucken. In diesem Beitrag stellen wir euch Museen in NRW vor, die das für Jung und Alt hervorragend machen. Und verweisen gerne auf den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky: „Lernen’s ein bissl Geschichte und dann werden Sie sehen […], wie das […] sich damals […] entwickelt hat.“

Haus der Geschichte, Bonn

Wir bohren gleich zu Beginn der Liste ganz dicke Bretter. „Haus der Geschichte“ klingt nach Substanz, und die hat das Museum in der ehemaligen Bundeshauptstadt auch. Der Name irritiert zwar etwas, denn es geht „nur“ um die deutsche Nachkriegsgeschichte, die ist dafür aber spannend aufbereitet und wird in der Hauptausstellung mit verschiedenen interaktiven, multimedialen Stationen sowie Original-Exponaten (z. B. echten Steinen der Berliner Mauer oder dem Mercedes von Konrad Adenauer) erzählt. In einem weiteren Bereich werden auch aktuelle Themen wie Digitalisierung, Terrorismus und Globalisierung/Migration aufgegriffen. 850.000 Besucher:innen pro Jahr sprechen für sich.
Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee 14, 53113 Bonn

Neanderthal-Museum, Mettmann

Zeitlich gesehen der weiteste Sprung zurück, den wir in diesem Artikel machen. Der Neanderthaler lebte nämlich vor ca. 42.000 Jahren – unter anderem in NRW, wo 1856 das erste Skelett dieses Urmenschen gefunden wurde. Quasi an der Ausgrabungsstelle befindet sich heute das Museum, das sich mit der Lebenswelt unserer Vorfahren beschäftigt (wir haben nämlich alle ca. zwei bis drei Prozent Neanderthaler-Gene in uns). Also nichts wie los zum Familientreffen nach Mettmann. Hier können Kinder unter anderem lernen, wie Steinzeitmenschen Werkzeuge herstellten oder mit Augmented Reality in der Zeit zurückreisen. Bei schönem Wetter lohnt sich auch eine Tour durch das Neanderthal, wo man Nachzüchtungen von einst ausgestorbenen Tieren aus der Eiszeit (wie Wisente oder Auerochsen) besuchen kann.
Neanderthal-Museum, Talstraße 300, 40822 Mettmann

Römermuseen, Xanten/Haltern

„Varus, Varus, gib mir meine Legionen zurück!“, soll angeblich Kaiser Augustus gerufen haben, als er von der legendär-mythischen Varusschlacht hörte, in der die „Germanen“ mehrere römische Legionen in einem Wald verkloppten. Wo genau, ist heute immer noch nicht klar. Was man weiß: Eine der Legionen, die 19. um genau zu sein, lagerte unweit von Haltern. Hier kann man heute im LWL-Römermuseum mehr über den Alltag der Römer:innen fernab der Heimat erfahren und auch mal direkt in eine Legionärsrüstung schlüpfen.

Auch in Xanten, damals eine der größten Römersiedlungen am Rhein und wohl das Winterlager der fraglichen Legionen, kann man in den Alltag der Antike eintauchen und sogar ein Amphitheater besuchen. Um es mal mit Russel Crowes Worten zu fragen: Are you not entertained?
LWL-Römermuseum, Weseler Str. 100, 45721 Haltern am See
LVR-RömerMuseum, Trajanstraße 10, 46509 Xanten

Adlerturm, Dortmund

It’s getting medieval! Zugegebenermaßen ist der Adlerturm ein Kindermuseum, bietet aber einen spannenden Blick auf die Dortmunder Stadtgeschichte des Mittelalters, inkl. dreidimensionalem Stadtplan. Für Dortmunder:innen gibt es die Möglichkeit, mehr über Namen zu erfahren, die man häufiger im Stadtbild sieht (warum heißt das überhaupt „Kleppingstraße“?). Für alle anderen die Chance, einen kurzweiligen und interaktiven Blick aufs Mittelalter im Ruhrgebiet zu werfen, in dem Dortmund übrigens als freie und Reichsstadt nochmal eine Sonderrolle einnahm.
Adlerturm, Ostwall 51a, 44135 Dortmund

Deutsches Bergbaumuseum, Bochum

Hat hier jemand „Ruhrpott“ gesagt? Na hömma, wer hier lebt, sollte zumindest einmal in seinem Leben „unter Tage“ gewesen sein. Das geht recht einfach in Bochum. Im größten Bergbaumuseum der Welt kann man erst tief unter Bochum einen Ausflug in den Arbeitsalltag der Malocher und danach einen atemberaubenden Blick über das Bochumer Panorama werfen. Der Zechenturm stammt zwar aus Dortmund, ansonsten aber ein echt Bochumer Erlebnis. Wer Platzangst hat, bleibt aber vielleicht trotzdem über der Erde: Da gibt es in der Dauerausstellung sowie wechselnden Formaten aber auch genug zu sehen.
Deutsches Bergbaumuseum, Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum

Schokoladenmuseum, Köln

Bisschen was über Geschichte lernen und gleichzeitig Süßes in euch reinstopfen? Geht – und zwar im Schokoladenmuseum Köln. Ihr werft einen Blick auf über 5.000 Jahre Kulturgeschichte der Schokolade, von den Azteken bis hin zum Schokoosterhasen, und könnt unter anderem durch ein Tropenhaus spazieren. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Zwischendurch bekommt ihr Schokolade von einem Roboterarm gereicht oder taucht euer Gesicht (bitte nicht machen) in den Schokoladenbrunnen. Ein bisschen Aufklärung gehört auch dazu: Ihr erfahrt alles über Lieferketten, Anbaugebiete und die dunklen Seiten der Schokolade – und damit meinen wir nicht Zartbitter.
Schokoladenmuseum Köln, Am Schokoladenmuseum 1A, 50678 Köln

Deutsches Sport- und Olympiamuseum, Köln

3.000 Jahre Sportgeschichte auf einem Haufen – von den ersten olympischen Spielen bis ins 21. Jahrhundert. Wie war es, als antiker Athlet im Angesicht der Götter den Lorbeerkranz verliehen zu bekommen und wann begann eigentlich der Siegeszug des Fußballs in Deutschland? Mehr als 3.000 Exponate sorgen dafür, die Geschichte zum Leben zu erwecken und den entscheidenden Treffer noch einmal zu erleben. (Inter-)Aktiv wird es bzw. werdet ihr im Boxring oder auf dem Rennradsimulator, hier könnt ihr die überzähligen Kalorien aus dem Schokoladenmuseum direkt wieder verbrennen. Auf dem Dach besteht zudem die Möglichkeit, Fußball oder Volleyball zu spielen.
Deutsches Sport- und Olympiamuseum, Im Zollhafen 1, 50678 Köln

Deutsches Fußballmuseum, Dortmund

Der kleinen Randsportart Fußball ist in Dortmund direkt ein eigenes Museum gewidmet. Im Fokus stehen zum einen die deutsche Nationalmannschaft und ihre vier WM-Titel, insbesondere der letzte von 2014. Original-Exponate wie der Schuh von Mario Götze oder echte Trikots machen die Erinnerungen greifbar, multimediale Einspieler sorgen für das Bombast-Flair. Dazu kommt eine kleinere Ausstellung zur Geschichte der Bundesliga und zum Thema „Deutscher Fußball in der NS-Zeit“. Und im Keller kann man natürlich auch ein bisschen pöhlen.
Deutsches Fußballmuseum, Platz der Deutschen Einheit 1, 44137 Dortmund