Düsseldorf ist Sitz der größten japanischen Gemeinde in Europa. „Little Tokyo“ nennt man die Hotspots. Dabei findet man dort mehr als nur „Tokyo“, weiß Mareike Hanke.
Ausnahmsweise lacht die Sonne an diesem Donnerstag Anfang März, als Redakteurin Mareike Hanke mit Freunden auf dem Weg ins „kleine Tokyo“ von Düsseldorf ist. Fast 8500 Japaner:innen leben in Düsseldorf, eine Stadt, in der über 200 japanische Firmen ansässig sind. Auch deswegen kamen und kommen immer noch viele Japaner:innen nach Deutschland. Diese sind in der Regel Spezialist:innen und Führungskräfte und leben teilweise dauerhaft mit ihren Familien in Düsseldorf.
Im Stadtteil Stadtmitte hat sich nun vor allem um die Immermannstraße herum eine florierendes Japantown entwickelt.
Wir gehen auf Erkundungstour. Japan ist hier allgegenwärtig. Japanische Namen, japanische Flaggen, japanische Straßenschilder. Die Geschäfte der Immermannstraße und Co. locken mit klassischen wie modernen Produkten der japanischen Kultur. Schöne Essstäbchen, Origami-Papiere und traditionelle Wandbilder findet man genauso wie Figuren aus dem Bereich Anime und Manga oder modernste Reiskocher. Die Geschäfte sind einladend, gepflegt und strotzen vor faszinierendem Stuff, den man sonst nicht zu Gesicht bekommt.
Einzigartiger Geschmack
Das Erkunden von Little Tokyo ruft Hunger auf den Plan. Die Auswahl ist groß: Ramen, Soba, Tonkatsu, Udon, Karaage, Onigiri, Sushi – wer hier keine Ahnung hat, stutzt sicher. Umso praktischer, dass Japaner:innen ihr Essen nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in der Heimat mit Miniaturen oder auf Fotos darstellen.
Uns verschlägt es ins Takoyaki Teppachi. Wie der Name schon vermuten lässt, gibt es hier Takoyaki, ein traditioneller Snack, den man in Japan vor allem auf Festen und in Vergnügungsparks vorfindet. Takoyaki ist eine kleine Teigkugel, in der Oktopus eingelassen wird. Das klassische Topping besteht aus Mayo, Bonito-Flocken, getrocknetem Seetang und Okonomiyaki-Sauce. Das Restaurant ist klein, versprüht gemütlich-japanisches Flair. Als die Takoyaki serviert werden, sind sie heiß wie Lava – darauf verweisen sogar Warnschilder. Nach dem Abkühlen werden die Takoyaki ratzfatz wegge-snackt. Lecker, würzig, cremig – besonders. Geschmacksnuancen, die man in Deutschland einfach nicht antrifft – aber hier, in Little Tokyo.
Verlockendes Gedöns
Nach dem Essen heißt es Shopping. Im „Takagi – Books & More“ gibt es nicht nur allerlei japanische Magazine und Mangas, sondern auch viel wunderbaren Kleinkram. Schreibwaren, Sticker, Karten, Utensilien fürs Bento und vieles mehr. Nichts davon braucht man wahrscheinlich, aber es ist so niedlich und wohltuend im Anblick, dass man am liebsten das ganze Geschäft leerkaufen würde. Auch wir wünschen uns etwas mehr von der japanischen Verspieltheit in Deutschland. Einfach, weil es gut für die Seele ist.
In regelmäßigen Abständen trifft man auf japanische Supermärkte. Hier gibt es alles, was das asiatisch angehauchte Herz begehrt: frische exotische Waren wie Enoki-Pilze oder Lotuswurzel, fertige Bentos, Regale voller spannender Süßigkeiten und noch so viel mehr.
Ein Abstecher nach Korea
Düsseldorf ist längst nicht nur Little Tokyo. Viele andere asiatische Restaurants und Geschäfte sind hier ebenfalls angesiedelt. Wir stoppen beim soboro in der Immermannstr. 18. Das koreanische Café ist groß, luftig, modern und steckt voller liebevoller Details. Mit glänzenden Augen bestaunen wir Corndogs mit Kartoffelstücken, frittierte Brötchen mit scharfer Shrimp-Füllung, Gebäck mit Matcha und Schokolade. Und dann ist da noch die Theke voll mit konditorischen Köstlichkeiten. Der Anblick ist so kunstvoll, dass es Augen und Herz erfreut.
Bei einer leckeren hausgemachten Limonade erfahren wir mehr über das soboro. Im November 2018 ist das Café gegründet worden, damals noch als kleiner Laden mit 30 Quardatmetern auf der Oststr. 65. Danach ging es in eine neue Location, doch Corona macht den Neustart mühsam. Ganz frisch im März hat das soboro nun in der Immermannstr. 18 eröffnet und feiert dort großen Erfolg. Das bemerkt auch Mareike Hanke. Im Café ist immer was los. Viele Passant:innen bleiben draußen stehen und schauen interessiert durch die Fenster. Das liegt sicher auch am Anblick der ungewöhnlichen Leckereien. Unsere Redakteurin hakt nach und erfährt, dass es sich um typische koreanische Produkte handelt: „Wir geben uns Mühe, die Produkte nicht zu industrialisieren, keine Zusatzstoffe oder Backmischungen zu verwenden und legen viel Wert auf die gute Qualität der Rohstoffe“, erklärt uns Michaela Cabreira, Operations Managerin des soboro. Von ihr erfahren wir auch, dass es in Düsseldorf seit den 80ern eine große koreanische Community gibt, diese aber vor allem jetzt durch die jüngere Generation sichtbarer wird: „Die Inhaber vom soboro, das Ehepaar Frau Lee und Herr Seo, sind jüngere, modernere Koreaner, die Anfang 2010 nach Deutschland gekommen sind.“
Also nicht nur Little Tokyo, sondern auch zunehmend Little Seoul. Wir sind neugierig und fragen nach den Top Sellern des Cafés: „Die Best Seller in den Cafés sind Egg Drops, die Erdbeer-Sahne-Torte und die Corndogs. Ganz besonders bei uns sind die „Whole Cake“ oder „Birthday Cake“, die die Kunden drei bis vier Tage im Voraus bestellen und beschriften lassen. Auf der Immermannstr. 18 bieten wir zudem täglich Erdbeer-Sahne Whole Cakes für Spontankäufe an. Darüber freuen sich meistens Männer, die irgendwelche Anlässe vergessen haben“, erzählt Michaela Cabreira zwinkernd. „Sehr beliebt sind auch unsere koreanischen Getränke wie Erdbeer Latte oder Matcha Erdbeer Latte! Wir verwenden ausschließlich ungesüßte Bio-Matcha-Pulver für Getränke, Torten und Backwaren, das schmecken die Kunden.“
Korea kommt gut an in Düsseldorf. Auch deshalb gibt es bereits Zukunftspläne im soboro: „In den nächsten Wochen wird aus dem alten Laden auf der Oststraße ein „korean convenience shop“ mit Ramen-Speed-Cooker, extra aus Korea eingeflogen. Wir werden in dem Shop viele koreanische Snacks, Getränke und eventuell koreanische Lunchboxen anbieten.“
Relaxen im Japanischen Garten
Neben Futtern, Shoppen und Erleben kann man in Düsseldorf japanisch relaxen. Dafür machen wir einen Abstecher in den Japanischen Garten. Dieser ist Teil des Nordparks direkt am Rhein. 1975 schenkte ein japanischer Verein dem Nordpark das besondere Gartenareal – als Zeichen besonderer Verbundenheit. Nun kann man einen Rundweg entlangschlendern, dabei Kiefern und Fächerahorn bestaunen und dabei allerlei Steinlaternen entdecken, die auf verschiedenen Etappen des Rundwegs aufgestellt sind. Gelüstet es einen mehr nach der japanischen Kirschblüte – auch Sakura genannt – blühen diese schon im März im Nordpark. Als wir vor der pinken Pracht stehen, können wir gut verstehen, weshalb Japan so stolz auf die Kirschblüte ist. Derzeit gibt es dort drüben nämlich allerlei „Sakura“-Produkte. Mit etwas Glück findet man diese auch hier in Little Tokyo.
Manchmal muss es für ein exotisches Abenteuer nicht ins Ausland gehen. Düsseldorf bietet einen facettenreichen Reigen asiatischer Kultur. Dabei gibt es neben dem „kleinen“ Tokyo noch einiges mehr zu entdecken. Eines können Mareike Hanke und ihre Freunde nach diesem Tag sagen: Es ist ein authentisches Erlebnis, was einen in Düsseldorf erwartet. Möchte man Japan schmecken, einkaufen und auch ein kleines bisschen fühlen, lohnt sich ein Ausflug. Herz und Magen sind jedenfalls glücklich. Über das Konto reden wir besser nicht.
This is Japan