Die Legende lebt: 50 Jahre Dortmunder Stadion

Alles Gute zum 50.! Foto: Martin Hammeke
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Westfalenstadion, Signal Iduna Park, BVB Stadion Dortmund, FIFA World Cup Stadium Dortmund – auf welchen Namen du auch am liebsten hörst, wir möchten dir ganz herzlich (und auch ein bisschen nachträglich) zu deinem 50. Geburtstag gratulieren.

50 Jahre und keine einzige Falte. Foto: Arne Müseler, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Anhänger der heimischen Borussia und internationale Fans und Publikationen bezeichnen das Stadion gerne als „das schönste der Welt“. Fans aus Gelsenkirchen, Bochum und anderen Städten weiter im Süden der Republik unterschreiben das vielleicht nicht immer, aber auch sie müssen anerkennen, dass an der Strobelallee in Dortmund ein ziemlich besonderes Fußballstadion steht.

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Überraschend WM-Austragungsort

Aus der Taufe gehoben zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974, wird das neue Stadion schnell zu einem Publikumsmagneten. Und das, obwohl der BVB damals (1972) frisch aus der Bundesliga abgestiegen war. Der Wieder-Aufstieg gelingt den Schwarz-Gelben erst 1976, da hat das Dortmunder Publikum das neue Stadion direkt neben der altehrwürdigen Kampfbahn Rote Erde aber schon begeistert angenommen. Ein Pluspunkt: Keine Laufbahn zwischen Fans und Platz, das ist zu dieser Zeit eine Seltenheit – genauso wie die überdachte Stehtribüne. Was uns heute wie selbstverständlich vorkommt, ist damals tatsächlich noch eine absolute Ausnahme.

Zukunft und Vergangenheit liegen manchmal ganz nah beieinander. Foto: Tbachner, CC BY-SA, via Wikimedia Commons

Dass das Stadion heute überhaupt dort steht, verdankt Dortmund übrigens den Kölner:innen: Nur weil die Domstadt ihre Bewerbung für die WM 1974 überraschend zurückzieht, wird die Westfalenmetropole überhaupt zum WM-Spielort. Und bleibt es auch bei der zweiten deutschen WM 2006 sowie der EM 2024. Aus Kostengründen entsteht das Stadion als Fertigbausystem in Palettenbauweise und wird so zum Hit.

Der BVB war nicht der Erste

Das erste Spiel in seiner neuen Heimat trägt aber nicht der BVB aus, es ist nicht mal eine Herren-Mannschaft. Der damals noch recht junge Frauenfußball gibt sich die Ehre: TBV Mengede 08 gegen VfB Waltrop (1:2) lautet die Premieren-Partie. Irgendwie progressiv, hatte der Altherren-Club DFB doch erst 1972 den Frauenfußball wieder „erlaubt“. Wer das erste Tor erzielt, ist merkwürdigerweise nicht ganz klar: Entweder ist es Elisabeth „Elli“ Podschwadtke oder Margarethe Schäferhoff, die sich mit ihrem Treffer in die Geschichtsbücher einträgt. Im anschließenden Kick der Herren verliert der BVB mit 0:3 gegen die Gäste aus Gelsenkirchen. Die spielen zu dem Zeitpunkt aber auch einfach höher als die Borussia. Auch das erste Bundesliga-Spiel im Westfalenstadion bestreitet nicht der BVB, sondern der VfL Bochum – übrigens wieder gegen Schalke, die damit auch ihr zweites Spiel in der neuen Dortmunder Heimat gewinnen. Den ersten BVB-Treffer erzielt dann Burkhard Segler bei einem 4:3-Sieg gegen Schwarz-Weiß Essen.

Schritt für Schritt zur heutigen Größe

Das ursprüngliche Westfalenstadion hat mit der heutigen Multi-Mega-Kommerz-Arena recht wenig gemeinsam (theoretisch ja nicht mal mehr den Namen, aber die Diskussion wollen wir hier nicht lostreten). Wo heute 81.365 Zuschauer im sechstgrößten Stadion Europas Platz finden, reichte es damals „nur“ für 54.000. Die Tribünen sind zu Beginn nur halb so hoch wie heute. Auch die Ecken sind noch offen und von den heute weithin sichtbaren gelben Pylonen ist auch noch keine Rede. Die roten Flutlichtmasten machten aber auch einiges her, wenn wir mal ganz ehrlich sind.

Sie werden so schnell groß. Wenn „schnell“ für mehr als 30 Jahre angemessen ist. Foto: Валерий Дед, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Mit den steigenden Erfolgen des BVB in den 90ern wächst auch das Zuschauerinteresse und die findige Dortmunder Vereinsführung sieht, dass es clever wäre, das Stadion auszubauen. Wie man an Geld kommt, wussten die Herren Niebaum und Meier ja – zumindest kurzfristig. Man könnte aber auch sagen, dass dieser Größenwahn am Ende dazu führt, dass das Stadion heute nicht mehr Westfalenstadion heißt. Zwei größere Ausbaustufen und ein paar kleine Anpassungen später steht also das Stadion, wie wir es heute kennen und lieben. Trotz der zahlreichen Veränderungen hat sich der heutige Bau einiges von seiner Ursprünglichkeit und dem Betoncharme der Anfangsjahre bewahrt und wirkt rauer als andere moderne Stadien. Typisch Ruhrpott eben.

Titel, Tränen, Triumphe

Dass die Stimmung mal besser war, wird wohl kein BVB-Fan bestreiten – trotzdem gehört es unter Fußball-Fans weltweit immer noch zum guten Ton, mal in Dortmund gewesen zu sein. Alleine der Blick auf die mit fast 25.000 Plätzen größte Stehtribüne Europas ist die Anreise wahrscheinlich wert. Und von Zeit zu Zeit weht auch noch der legendäre „Westfalenstadion-Roar“ durch das benachbarte Dortmunder Kreuzviertel.

Die „Süd“ ist auf jeden Fall eine Reise wert. Foto: Christopher Neundorf, Attribution, via Wikimedia Commons

Legendäre Spiele hat das Stadion auf jeden Fall genug gesehen. BVB-Fans erinnern sich neben den Meisterschaften (unter anderem die Herzschlagfinals 1995 und 2002) wohl vor allem an das legendäre Champions League-Viertelfinale gegen Malaga 2013. Aber auch die erfolgreichen Entscheidungsspiele um den Aufstieg 1976 und gegen den Abstieg 1986 gehören zu den unumstrittenen Klassikern. Auch die deutsche Nationalmannschaft spielt in Dortmund nahezu ungeschlagen – mit einem kleinen Ausrutscher im Sommer 2006, der dafür umso mehr schmerzte. Unvergessen für Fußballromantiker auch das einzige europäische Finalspiel, das in Dortmund stattfinden durfte: 2001 schlägt der FC Liverpool den tapferen Außenseiter aus Alaves mit einem Golden Goal 5:4 in der Nachspielzeit. Und Musik-Fans erinnern sich vielleicht an das Video zu „This is my time“ von BVB-Fan Sasha, in dem er ins Stadion einbricht, um ein bisschen zu pöhlen.

Wir erinnern uns auf jeden Fall gerne zurück und hoffen auf mindestens 50 weitere Jahre. Herzlichen Glückwunsch und You’ll never walk alone.

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