Glenn Schon x coolibri: Ohne Tattoo hin, mit zurück

coolibri besucht nicht nur - unsere Redakteurin macht sogar die Tattoo-Testerin! Foto: Alex Mayschak
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In der Juli-/August-Ausgabe 2023 berichteten wir das erste Mal über Tätowierer und Comic Artist Glenn Schon. Der gebürtige Amerikaner hatte sich den Traum vom eigenen Comic erfüllt und „Dummy Rail“ ins Leben gerufen. Dort erzählt er in kurzen Anekdoten von den Erlebnissen in einem fiktiven Tattoostudio. Das Grafiktablet lässt Schon dabei links liegen – Pinsel und Tusche sind die Utensilien seiner Wahl, schwarz-weiß die Sprache seiner Bilder.

Im Oktober waren wir dann auf der Release Party zum bereits dritten Band von Dummy Rail. Der Abend fand bei Goldfarb Tattoo in Essen statt, wo Schon damals noch tätowierte. Bald wurde Glenn Schon aber klar: „Ich habe Tätowieren und Comics zum Teil meines Lebens gemacht, doch etwas fehlt noch.“

Ein eigenes Tattoostudio. Was als Spuk im Kopf entstand, hat nun Form erhalten. In Essen-Frohnhausen kann man seit März diesen Jahres zur Kundschaft von Common Era Tattoo gehören und sich dort ein „Original Glenn Schon“ abholen. Und wir dachten uns, nicht quatschen, machen! Also besuchte Redakteurin Mareike Hanke den kreativen Essener in seinem neuen Studio, um sich direkt ein Tattoo stechen zu lassen.

Glenn Schons eigenes Studio ist zwar noch jung, doch jetzt schon gemütlich und mit vielen Details, die es zu entdecken gilt. Fotos: Alex Mayschak

Bei der Fahrt zum Studio fällt auf: Es ist aktuell noch ein Geheimtipp. In einer Seitenstraße in Frohnhausen, in einem Gebäude einer Schreinerei befindet sich seit knapp zwei Monaten auch Common Era Tattoo. Der Schreinerei-Look wird abgelöst, sobald man durch die Eingangstür des Studios tritt. Statt Holzspähne und Kieferngeruch empfängt einen ein gemütliches, in einem fröhlichen Grün gestrichenes Studio. Die Wände hängen voll mit Kunst, auf dem Empfangstresen liegen Visitenkarten, Sticker und auch Ausgaben von Dummy Rail. Frische Schnittblumen duften in einer Vase. Unsere Redakteurin und ihre Begleitung kriegen sofort was zu Trinken angeboten. Dann wird sich erst einmal umgesehen. Dabei wird zwanglos bei gemütlicher Mucke gequatscht. Es ist wie ein Besuch bei Freund:innen. Im Vordergrund steht, eine gute Zeit zu haben. Glenn zeigt uns seine Leidenschaft für Drucke, für die er seit einiger Zeit Feuer und Flamme ist. Der Künstler in ihm steht niemals still.

Das Studio ist Teil dieser Umtriebigkeit. Glenn erzählt, dass er tätowiert, seit er 18 Jahre alt ist. Sein Stil hat sich in mehr als zwei Jahrzehnten geprägt und seine Erfahrung, mit der Nadel umzugehen, wächst seitdem auch mit jedem Tag. Dann ist da noch Dummy Rail. Es wurde Zeit, als Künstler zur eigenen Marke zu werden, kristallisiert sich im Gespräch mit Glenn heraus.

Druckkunst der besonderen Art gibt es ebenfalls bei Common Era Tattoo zu bewundern.

Risiko? Das ist bei Selbstständigkeit immer dabei. „Es war nicht leicht, Räumlichkeiten zu finden. Man wird finanziell sehr genau beäugt“, sagt Glenn, der am liebsten bereits früher mit dem Studio gestartet hätte. Künstlerischen Berufen wird auch im Jahr 2024 teilweise nicht viel Stabilität zugetraut. Zu Unrecht, wie sich in vielen Branchen zeigt.

Glenn Schon ist als Tätowierer ein Dienstleister. Aber er erfüllt seinen Kund:innen auch den Wunsch der Selbstverwirklichung. „Hier, dieses Tattoo, das bin auch ich“, „Mein Tattoo hat eine Bedeutung“. Es ist nur Farbe, die unter die Haut geht, aber es bedient Sehnsüchte, die aus dem Herzen kommen.

Unsere Redakteurin hat auch einen Herzenswunsch: Das Motiv eines ihrer Lieblingskünstlerinnen von Glenn verewigen zu lassen. Die japanische Künstlerin VeryBerry ist „Rabbit Illustrator“. Ihre Zeichnungen von Häschen sind leicht und zart und zuckersüß. Häschen und zuckersüß – Mareike Hanke liebt beides, also ab auf den unteren Arm damit.

Im eigenen Studio darf natürlich auch Dummy Rail nicht fehlen.

Vor dem Termin hat die Redakteurin Glenn bereits das Motiv geschickt. Es soll ein Mermaid Bunny (Merbunny also?!) werden. Die Skizze ist schon fertig, als Mareike samt Begleitung im Studio ankommen. Glenn nimmt sich Zeit, um gemeinsam mit Mareike die richtige Stelle für das Motiv zu finden. Danach wird alles vorbereitet, hygienisch gereinigt, Werkzeuge, Utensilien und Farben besorgt. Eins wird klar: Glenn Schon ist Purist. Technisches Chichi braucht er nicht. Sogar seine Nadeln macht er selbst. Mit seiner Spulenmaschine zum Tätowieren hat er jahrelange Erfahrung gesammelt.

Während des Tätowierens unterhält man sich entspannt. Nach und nach erwacht das Merbunny zum Leben. Dann ist das Kunstwerk fertig, Vaseline drauf, alles gut einpacken und die Pflegetipps werden gleich schriftlich mitgegeben. Die Begleitung unserer Redakteurin kriegt auch ein „Merbunny“ von Glenn. Er möchte es aber weniger „VeryBerry“ sondern „Schoner“. Glenn hat auch hier einen fertigen Entwurf, der perfekt Glenns Stil mit dem der Japanerin verschmilzt.

Das Merbunny für Mareike. Cuteness overload garantiert.
Das „glennsche“ Merbunny für die Begleitung unserer Redakteurin.

Ein paar Stunden nach dem Eintreffen verlässt unsere engagierte „Feldforscherin“ das Studio wieder. Es war ein Tag bei Common Era Tattoo, der einfach gut für die Seele war. Wir finden auch: Es war Zeit für Glenn Schon, sein Ding durchzuziehen.

Schaut euch die Bildergalerie an, dort haben wir den ganzen Prozess des Tätowierens festgehalten. Die Tattoos sind übrigens problemlos und schnell abgeheilt und alle sind mehr als happy mit dem Ergebnis.


Common Era Tattoo Studio

Essen-Frohnhausen
Kontakt: common.era.analog@gmail.com

 

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