Gutes Gewissen: 7 Tipps für nachhaltige Mode

Foto: Brooke Cagle
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Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde und immer mehr Menschen bemühen sich, bewusster mit unserer Umwelt umzugehen – zum Glück! Dabei ist es manchmal schwierig, die Balance zu finden, denn sein ganzes Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf zu stellen, ist für die meisten eher unmöglich. Deshalb versuche ich nicht ganz so streng zu sein und stattdessen kleinere Erfolge zu feiern. Im vergangenen Jahr war ich in Sachen Nachhaltigkeit schon viel bewusster unterwegs als die Jahre zuvor. Ich habe weniger Plastik verbraucht und fühle mich schon besser – allerdings weiß ich auch, dass da noch massig Luft nach oben ist. Dennoch: Aller Anfang ist schwer und mit jeder Kleinigkeit ist der Welt wenigstens ein mini-bisschen geholfen.

Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist die Mode. Als studierte Textilerin weiß ich wohl, wie viel Spaß es macht, shoppen zu gehen, neue Trends zu entdecken und seiner Persönlichkeit durch Kleidung Ausdruck zu verleihen. Allerdings weiß ich auch, dass sowohl unsere Mitmenschen als auch die Umwelt einen erheblichen Schaden darunter erleiden. Und dass wir uns von Trends beeinflussen lassen, die die Modewelt immer schneller, fieser, ungesünder werden lassen – ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, welche Bedingungen in den Textilfabriken herrschen. Deshalb gilt für mich seit einem Jahr: nur das Nötigste neu kaufen. Wie ich meinen Fashion Konsum von 100 auf 0 (oder vielleicht: 10) runtergeschraubt habe, verrate ich dir gerne.

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Kaufe Second Hand

Foto: Nils Hofmann

Jedes Kleidungsstück, das nicht neu produziert werden musste, um in deinem Schrank zu landen, ist schon mal gut. Was ich in einer Stadt wie Düsseldorf sehr deutlich erlebe: Auf den Flohmärkten wimmelt es nur so von Kleidungsstücken, an denen noch das Preisschild baumelt. Ein Bummel auf dem Flohmarkt ist somit fast gleichzustellen mit einer Shoppingtour bei Zara. Zudem gibt es an jeder Ecke Second Hand Läden, die es dir ganz leicht machen, nichts Neues zu kaufen. Ebenso kannst du selbst aktiv werden, und anderen mit deinen Fehlkäufen eine Freude machen.

Sortiere deinen Kleiderschrank

Laut einer Umfrage von Greenpeace haben Frauen durchschnittliche 118 Teile im Kleiderschrank – jedes fünfte Kleidungsstück (19 Prozent) wird so gut wie nie getragen. Das summiert sich auf eine Milliarde Kleidungsstücke, die ungenutzt im Schrank liegen. Deinen Schrank aufzuräumen bedeutet auch, dich zu minimalisieren und auf das Wesentliche zu beschränken. Ein voller Kleiderschrank sollte kein Statussymbol darstellen – im Gegenteil: Deine schönsten Teile kommen viel besser zur Geltung, wenn sie etwas Raum einnehmen dürfen. An dem Spruch „den ganzen Schrank voll nichts zum Anziehen zu haben“, ist sicher etwas dran. Es kann sehr befreiend sein, sich von Dingen zu trennen. Vielen hilft die „Jahresregel“: Was du innerhalb eines Jahres nicht getragen hast, kann aussortiert werden. Je weniger du besitzt, desto deutlicher wird dir, was für schöne Teile du hast. Darüber hinaus kannst du mit deinen aussortierten Teilen wieder anderen eine Freude machen.

Organisiere Tauschpartys

Foto: Priscilla du Preez

Nicht nur, dass alle deine Freundinnen/Freunde mit neuen Teilen nach Hause gehen – ihr werdet garantiert auch eine Menge Spaß haben! Ich organisiere die letzten Jahre regelmäßig private Tauschpartys und bin jedes Mal begeistert von der Dynamik, die entsteht. Es wird anprobiert, gelacht, der ein oder andere Schluck Sekt getrunken. Der Pullover, der vielleicht schon Monate oder Jahre in deinem Schrank versauert, steht deiner Freundin ja vielleicht total gut – ebenso wie die schöne Jeans, an der du zwar hängst, dessen Hosenknopf aber ehrlich gestanden schon mal leichter zuging. Es ist einfacher, sich von Dingen zu trennen, wenn man sieht, dass sie „weiterleben“. Und idealerweise von Menschen geschätzt werden, die du liebst.

Auch etwas auszuleihen ist eine gute Lösung. Die nächste Hochzeit steht an und du sträubst dich, wieder dasselbe Kleid zu tragen wie auf den letzten drei Hochzeiten – was sollen die Leute denken!? Erstens: Die Leute denken gar nichts darüber, alle sind mit sich selbst beschäftigt. Zweitens: Bevor du dir online 178 Kleider bestellst, die alle nicht sitzen: Frag doch mal deine Freundinnen, ob sie dir etwas leihen können. Bestimmt ist etwas Passendes dabei.

Unterstütze Fair Fashion

Baumwoll-Ernte in Fuanliedi, Burkina Faso | Foto: hessnatur

Zum Glück gibt es mittlerweile viele Hersteller, die auf fair produzierte (und bezahlbare) Kleidung setzen – von den Materialien bis hin zur Produktion. Sei dir bewusst darüber, welche Marken du mit deinem Kauf unterstützen möchtest. Ist es wirklich der riesige Modekonzern, der dein 5-Euro-T-Shirt mit Chemie vollpumpt, um „bügelfrei“ zu sein und Arbeiterinnen in selbigem Chemiesumpf in 14-Stunden-Schichten arbeiten lässt? So macht Mode keinen Spaß! Denk dran: In den Textilfabriken arbeiten überwiegend Frauen und leider auch Kinder unter unmenschlichen Bedingungen. Stehen wir hierzulande nicht grundsätzlich für Frauenrechte ein und fordern mehr Zusammenhalt? Eben, also ist es nur konsequent, Fair Fashion zu unterstützen. Eine Übersicht über wichtige Siegel findest du zum Beispiel hier.

Meine Lieblingslabels: Armed Angels für Basics, Patagonia für Outdoor, Kings of Indigo für Jeans, Veja für Sneaker, Matt&Nat für Taschen, Schuhe und Gürtel sowie People Tree für Kleider. Eine Liste mit vielen tollen Labels zum Entdecken findest du außerdem hier bei DariaDaria.

Investiere in klassische Qualität

Foto: Anna Pascale

Zugegeben: Einen Tick teurer sind fair und nachhaltig produzierte Kleidungsstücke meistens schon. Anders gesagt: Fast Fashion ist viel zu günstig! Bei jedem neuen Teil, das wir erstehen, sollten wir gut überlegen: Brauche ich das wirklich? Schon Mutti hat gepriesen, man solle sich etwas „Anständiges“ kaufen, also einen „guten“ Mantel oder ein festes Paar Winterschuhe. Wenn du deinen Stil gefunden hast, lohnt es sich in etwas qualitativere Teile zu investieren, die eine entsprechend längere Haltbarkeit aufweisen. Also vielleicht nicht die Dr. Martens in lila Lack mit Blümchen kaufen, sondern beim Klassiker bleiben. Der wird dir vielleicht auch in zehn Jahren noch seine Dienste erweisen.

Ein weiterer Aspekt, der meiner Ansicht nach zu wenig Beachtung erfährt, ist der Einfluss von Chemikalien auf deine Haut. In der Kosmetikindustrie hat sich das Bewusstsein mittlerweile extrem geschärft, sodass auf jedem Tiegel ganz genau markiert werden muss, welche Inhaltsstoffe an deine Haut gelangen. Auf den Etiketten der Textilien steht zwar das Material, aber das Label „100% Baumwolle“ verschweigt die vielen Giftstoffe, die der Kleidung während der Produktion zugeführt werden: Farbstoffe, Rückstände von chemischen Waschmitteln, sogenannte Weichmacher und hochgiftige Chemikalien, von denen man heute weiß, dass sie gesundheitsschädlich und sogar krebserregend sein können. Hast du darüber mal nachgedacht?

Pflege, produziere und repariere

Foto: Guilia Bertelli

Wer schon mal selbst einen Schal gestrickt hat, weiß wie gut es sich anfühlt, etwas selbst produziert zu haben. Es dauert lange, erfordert Geschick und weist meistens auch kleine „Fehler“ auf. Kleidung selbst herzustellen, wie zum Beispiel beim Nähen, Stricken oder Häkeln, schärft das Bewusstsein für Textilien. Auch die Massenartikel, die bei Modediscountern an der Stange hängen (oder, noch schlimmer: auf dem Boden liegen), wurden in irgendeiner Form produziert und kommen – Überraschung – nicht einfach so aus dem Erdboden. Vieles geschieht mittlerweile natürlich durch Maschinen oder modernste Technik, vieles wird aber nach wie vor per Hand hergestellt. So zum Beispiel spezielle Perlen-, Kordel- oder Paillettenapplikationen, die noch keine Maschine bewältigen kann.

Selbst aktiv zu werden lässt uns wieder mehr Wert für Textilien spüren. Das führt auch dazu, dass kaputte Teile nicht direkt im Müll landen. Einen Knopf annähen, das kann zum Beispiel jeder – und wenn nicht, kann man es ganz leicht lernen. Anderenfalls bringt man Kaputtes eben zur Reparatur zum Schneider oder Schuster. Die verstehen ihr Handwerk. Laut einer Umfrage von  Greenpeace lässt nur jeder Siebte seine Kleidung reparieren, etwa die Hälfte hat überhaupt noch nie Kleidung zur Reparatur gebracht. Besonders der jüngeren Generation ist laut der Umfrage die Mülltonne näher als der Schuster:

58 Prozent der 18 – 29-Jährigen ist noch nie zum Schuster gegangen!

Informiere dich und erzähl es weiter

Wenn du gut informiert bist und Zusammenhänge besser verstehst, fällt es viel leichter umzusetzen, was du dir vorgenommen hast. Nun musst du auch nicht direkt losrennen und predigen, wie schlimm das alles ist. Aber du leistest einen großen Teil für unsere Gesellschaft, wenn du dein Wissen teilst und weitergibst, ohne direkt den Zeigefinger zu erheben.

Ich möchte an dieser Stelle zugeben, dass ich an einem sehr, sehr dunklen Samstag im Frühjahr zu Zara gegangen bin und mir eine Jeans – mit Blümchen drauf – gekauft habe. Hat sich ein bisschen angefühlt, wie fremdgehen: total verboten, aber irgendwie auch geil. Danach habe ich mich ziemlich mies gefühlt. Aber ein Rückfall bedeutet nicht gleich, dass man aufgeben sollte, ganz nach dem Motto: „Jetzt ist es eh egal!“.

Auf die Aktion bin ich nicht gerade stolz. Aber ich liebe diese Hose und werde sie reparieren und weitergeben, sollte sie mir nicht mehr passen. Schaffe Bewusstsein für deinen Konsum, informiere dich regelmäßig und reflektiere: Warum hast du das Gefühl, dir etwas zum Anziehen kaufen zu müssen? Wieso musst du dich mit Kleidung „belohnen“ oder „trösten“?

Im Nachhinein weiß ich, warum ich dachte, mit der blumigen Zara-Jeans eine Lücke in meinem Leben füllen zu können. Meist steckt eine ganz andere Form der Unzufriedenheit hinter dem Shopping-Wahn, die sich auch mit einem entspannten Saunabesuch oder einem ausgiebigen Telefonat mit der besten Freundin regeln ließe.

Die sozialen Medien machen es sehr leicht, die Entwicklungen der fairen Mode zu beobachten. Deshalb möchte ich dir abschließend noch einige Accounts nahelegen, die mich regelmäßig dazu inspirieren, meinen Konsum zu überdenken. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Vorhaben, nachhaltiger mit dem Thema Mode umzugehen!






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