Temperaturanstieg im Rheinland: Die Band Tropica im Gespräch

Tropica kommen aus Köln und Wuppertal, klingen aber mit ihrem Neo-Psych-Pop äußerst international. Von links: Tim, Fabian, Lucas, Dino, Tobias und Nino. Foto: Melina Günther
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Dino, Fabian und Tobias machen seit fast zehn Jahren zusammen Musik. Seit 2018 sind sie mit befreundeten Musikern die Band Tropica. Nun kommt von den Jungs aus Köln und Wuppertal das Debütalbum „Is This The Only Life I Know“, das durch seinen besonderen Neo-Psych-Pop Woodstock-Feeling mit aktuellen Soundteppichen verbindet. Wir sprachen mit den drei Gründungsmitgliedern über die Stimmung kurz vor der Veröffentlichung.

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Tropica: Eine Cabriofahrt zum Hören

Bei „Tropica“ denkt man nicht unbedingt an Köln und Wuppertal. Wie kommt der Bezug zum Tropischen?

Dino: Ums Tropische selbst geht es da weniger, viel mehr dafür um unseren Sound. Wir fanden von Anfang an, dass wir eine gewisse Wärme haben, man einen Sonnenuntergang oder eine Cabriofahrt beim Hören vor Augen hat. Da passte der Name einfach, riesig hin- und herüberlegt haben wir gar nicht.

Fabian: Es gab auch noch keine Band, die so hieß. Wir fanden, dass es echt cool klang und zu uns passte.

Eigentlich seid ihr zu sechst, oder?

Fabian: Ursprünglich haben wir zu dritt Musik aufgenommen. 2015 haben wir damit schon angefangen. 2018 wollten wir daraus ein Bandprojekt mit Live-Gigs machen, hatten unseren ersten Auftritt, brauchten dafür aber Keyboard und Schlagzeug. So waren wir am Anfang live zu fünft. Durch Corona mussten wir aber etwas umstrukturieren, hatten dann einen neuen Drummer und neuen Keyboarder, sind aber in einer Übergangsphase auch zu sechst mit zwei Keyboardern aufgetreten. Eigentlich sind wir fünf.

Dino: Hin und wieder laden wir aber ein paar Freunde ein (lacht).

Fabian: Aufgenommen haben wir tatsächlich auch zu sechst. Wir drei – Dino, Tobi und ich – schreiben aber größtenteils zu dritt die Songs.

Heißt, ihr habt nebenberuflich damit als Hobby gestartet, habt jetzt aber Interesse daran, den nächsten Schritt zu gehen?

Dino: Genau, wir haben für das Album eine Förderung bekommen, haben auch bei den Aufnahmen das Ganze nun ernster genommen, wollten es schön aufziehen und hoffen, dass das Früchte trägt und es mehr zum Lebensmittelpunkt werden darf.

Vom DIY-Projekt zur ersten professionellen Studioaufnahme

Zu sechst ist es wahrscheinlich sowieso auch schwierig regelmäßige Proben zu organisieren, oder?

Fabian: Ja. Unser jetziger Keyboarder wohnt in Hamburg, wir sind aus Köln und Wuppertal. Wir Drei treffen uns aber mindestens einmal die Woche, um zu schreiben, zu recorden, weiter an den Songs zu feilen. Unser Drummer ist dabei regulär auch immer mit am Start. Auf die Keys können wir zwar live nicht verzichten, aber bei den wöchentlichen Treffen geht es ab und zu noch ohne.

Woher kennt ihr euch denn überhaupt?

Dino: Fabi und Tobi sind Brüder, die kennen sich also schon etwas länger (lacht). Ich habe in einer Zehner-WG in Wuppertal gewohnt, da gab es immer viele coole Partys und Jamsessions. An einem Abend mit vielen Leuten war auch Fabi da, bis dahin kannten wir uns nur vom Sehen. Ich habe einen Song der australischen Psych-Band Pond angemacht und Fabi schrie von oben „Wer hat das denn angemacht? Das kennt doch gar keiner!“. Darauf habe ich mich halt gemeldet, wir sind ins Gespräch gekommen und Fabi hat mir erzählt, dass er und sein Bruder Tobi einen Proberaum hätten. So ging’s los.

Was hat sich in den Jahren, seitdem ihr zusammen Musik macht, getan? Wie habt ihr euch entwickelt?

Tobias: Anfangs war es wirklich spaßiges Aufnehmen von Songs, ganz ohne große Absichten. Eine richtige Band waren wir erst zu fünft, als wir dann auch angefangen haben, aufzutreten. In der Besetzung haben wir unsere erste EP aufgenommen, die 2019 herausgekommen ist. Aber mit dem neuen Album haben wir uns jetzt noch einen Schritt weiter professionalisiert – mit einer Förderung, mit einem Produzenten.

Fabian: Wir erhoffen uns auch, dass durch das Album ein wenig Traffic in die Sache kommt, wir eine Booking-Agentur finden, damit wir nächstes Jahr so viel wie möglich spielen können. Wir machen aktuell das Booking selbst, haben auch eine Liste mit mehr als 300 Locations, die wir anschreiben, aber das ist mit eigener Akquise wirklich schwer. Über eine Agentur würde das auch professioneller wirken, wahrscheinlich hätten wir dadurch mehr Möglichkeiten zu zocken.

Einige Shows habt ihr aber auch schon gespielt. Merkt ihr dahingehend auch schon eine Veränderung?

Dino: Auf jeden Fall. Uns war von Anfang an auch schon immer die Show wichtig, dass wir also auch visuell wirken zum Beispiel mit Pflanzen auf der Bühne. Da möchten wir aber mit Licht und Visuals noch mehr machen. Das Gute ist, dass die Musik sich gut an unterschiedliche Besetzungen anpassen lässt, da wird es mal lauter und mal akustischer, sodass das Set auch für diejenigen, die uns schon mal gesehen haben, nie genau gleich ist und variiert.

Tropica über ihr Debütwerk

Nun kommt Ende Juni euer Debütalbum. Wie merkt ihr, dass es nun endlich der richtige Zeitpunkt ist und es sich nun auch rund anfühlt?

Fabian: Wir haben immer super, super viele Ideen. Vorher haben wir alles selbst gemacht, was sich auch immer gut anhörte, aber durch die Initiative Musikförderung wollten wir als Band auch mal den größeren Prozess durchmachen. Mit einem richtigen Produzenten, in einem richtigen Tonstudio. Daraus haben wir sehr viel mitgenommen und den Workflow besser erkannt. Auch, wie man gezielter aufnimmt. Vorher war es immer ein „Lass mal aufnehmen!“, vieles hat sich ewig gezogen. Da haben wir uns nun aber einen ganz bestimmten Zeitraum vorgenommen, an dem alles am Stück erledigt wird. Drei Songs haben wir sogar noch in der Pipeline, die noch nicht ganz fertig sind, sich aber viel besser entwickeln als vor der Albumerfahrung. Wir sind nun strukturierter.

Dino: Wir haben uns auch für ein Album entschieden, weil wir selbst Fans von Bands sind, die Alben aufnehmen und das Konzept einfach mehr mögen. Wir wollten einen Guss, ein stimmiges Gesamtbild.

Diesen Sommer stehen einige Festivalgigs, aber auch die zwei großen Releasepartys an. Das Tropica-Debüt wird es auch auf Vinyl geben. Foto: Melina Günther

Ihr seid dann auch hoffentlich nun mit dem Ergebnis zufrieden…

Dino: Voll. In der Qualität haben wir unsere eigenen Songs noch nie gehört. Allerdings ist es ein langer Weg, da wir eine sehr demokratische Band sind. Es wird viel geredet und diskutiert. Da kann nicht immer jeder auf seine Kosten kommen, aber ein Teil von jedem ist immer drin.

Tobias: Wir sind alle froh, dass es fertig ist und man nun Platz für etwas Neues hat. Gleichzeitig setzt es aber auch eine Marke. Es ist halt so gut geworden, dass wir fortan auch dieses Niveau halten oder gar steigern wollen.

Fabian: Als ich die Testpressung auf Platte bekommen und gehört habe, war das auch einfach unglaublich geil… (lächelt)

Ihr nennt euren Sound selbst Neo-Psych-Pop. Psychedelic ist eher ein 60s-/70s-Genre. Habt ihr das von Mama und Papa mitbekommen oder woher kommt der Einfluss?

Tobias: Bei uns eindeutig von Papa, generell Rock kommt durch ihn. Psychedelic insbesondere habe ich eher durch aktuelle Bands kennengelernt und bin dann zurückgegangen zu den Klassikern.

Dino: Das war aber eh etwas, was wir auch gemeinsam zelebriert haben. Wir haben in den letzten Jahren immer mehr entdeckt und uns gegenseitig dann zugeschoben, sind da also teilweise auch wirklich in spezielle Gefilde abgedriftet. Den Charme, den wir dort entdeckt haben, wollten wir greifen, aber in Pop-Strukturen packen, weswegen unsere Songs auch nicht Zwölf-Minuten-Trips sind. Es sollte also auch zu dem Konsumverhalten der Leute heute passen.

Fabian: Wir mögen das auch bei aktuellen Bands wie MGMT oder Tame Impala, dass sie das gut hinkriegen, abgefahrene Parts in kompakte Popsongs zu packen.

Tobias: Unknown Mortal Orchestra ist auch eine Band für uns Drei, die wir sehr mögen.

Fabian: Es gibt auch gar nicht das eine Genre, was wir alle hören. Wir sind eher vielseitig und recht offen für jegliche Art Musik.

„Is This The Only Life I Know” ist der Titel der Platte.

Dino: Genau, der Titel kam erst nach dem Fertigstellen des Albums und der Reihenfolge der Tracks zustande. Wir haben dazu viel diskutiert. Es geht inhaltlich um menschliche Schwächen, Sehnsüchte, Chancen, die man nicht genutzt hat und um Leben, die man somit nicht geführt hat. Dabei geht es nicht um andere Dimensionen, in denen manche Leben, sondern darum, wie Dinge auch noch parallel im Hier und Jetzt sein könnten.

Fabian: …und dass man für eine Perspektive des Lebens nicht so fest gefahren sein sollte. Dass man offen für andere Sachen bleibt.

Dino: „Alle waren Feuer und Flamme“

Das Album habt ihr mit Birk Buttchereyt in Berlin aufgenommen (Anm. d. Red.: Hat u.a. für Lea und Lilly Among Clouds gearbeitet). Wie kam es dazu und wie lief es?

Dino: Ganz schön easy going tatsächlich. Wir haben vorab aber auch sehr genau geguckt, mit wem wir uns das vorstellen können und wer zu uns passt. Birk spielt auch bei Tiflis Transit, zu denen wir schon eine Verbindung über andere Bands hatten. So kannten wir auch seinen Sound, haben ihn einfach angeschrieben, er hat super geil geantwortet, wir haben uns kennengelernt, alle waren Feuer und Flamme und wollten gut arbeiten – und dann kam auch was Gutes raus. Uns war wichtig, dass der Produzent sich auch gerne mal einmischen darf, so hat Birk sich in dem Prozess auch wie ein Bandmitglied eingebracht. Ein geiler Moment kam nach dem nächsten. Er selbst hat es auch so zurückgemeldet und war verwundert, dass wir gar nicht streiten. (lacht)

Fabian: Genau die richtige Mischung zwischen „Wir machen Spaß“ und „Wir müssen noch einen Take einspielen“. Das war teilweise sehr anstrengend, manchmal von morgens 10 bis abends um 12. Wir wollten eigentlich um 20 Uhr Feierabend machen, aber es gab ständig Momente, in denen wir doch noch überziehen wollten. Außer dem Studio haben wir von Berlin nix gesehen.

In euren beiden Städten stehen nun Albumreleasepartys an. Pure Vorfreude oder auch Bammel, wenn man jetzt allen das komplette Ding präsentiert?

Fabian: Dadurch, dass ich die beiden Konzerte veranstalte, habe ich schon Bammel, dass – gerade, wenn jetzt das Wetter so gut wird – Leute lieber nach draußen gehen anstatt in einen Club. Davor habe ich Schiss. Aber auf die Konzerte selbst freuen wir uns einfach nur, wir haben uns richtig was vorgenommen, sind zu sechs, zeigen über Beamer Visuals. Das wird echt groß.

Wo würdet ihr denn ansonsten gern mal zocken?

Tobias: Wir machen im Proberaum immer die Joke-Ansage, dass wir auf dem Glastonbury sind und die Fans mitsingen sollen.

Dino: „Glastonbury, are you there?” (lacht). Wir sind alle Festivalmenschen und fahren jedes Jahr mindestens zu einem. Da mal auf die andere Seite zu wechseln, wäre für alle der Wahnsinn. Wir sehen uns auch ganz klar bei Live-Gigs. Das ist unsere Stärke, Social Media eher weniger…

Was steht diesen Sommer noch an?

Fabian: Erst die Release-Shows und dann planen wir, für den Herbst ein paar Gigs zu bekommen und vielleicht eine Tour spielen zu können. Das ist nur einfach ohne Booking-Agentur nicht so easy. Wir möchten den Hype des Albums mitnehmen und probieren, mit anderen Leuten aus der Szene zu connecten. Ansonsten stellen wir uns beim c/o pop vor und beim Reeperbahn Festival, Waves Vienna, vielleicht klappt da was.

Dino: Dann kommt noch die kleine EP mit den drei Songs, die wir noch haben. Ende des Jahres ist da als Release realistisch. Außerdem haben wir im Sommer einen Zeitraum, in dem wir zusammen wegfahren, um zu schreiben. Diesmal geht’s für zehn Tage in einen Vorort von Bremen mit dem kompletten Proberaum im Kofferraum. Mitten in der Pampa, um genug Ruhe zu haben.

Mehr über Tropica auf der Website, bei Facebook, Instagram, TikTok und YouTube.
Das Album „Is This The Only Life I Know“ erscheint am 21.6.
NRW-Termine: 15.6. Odonien Köln, 15.6. Ölberfest Wuppertal, 21.6. Bahnhof Blo Wuppertal, 28.6. Blue Shell Köln

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