Ein Tag in Düsseldorf: Touri in der eigenen Stadt

Skyline von Düsseldorf Foto: Nadine Beneke
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Wenn ich erzähle, dass ich aus Düsseldorf komme, höre ich erst mal immer dieselben Sprüche: Alles so schick da, unglaublich teuer, viel Gepose, nix dahinter. Also mache ich es mir für meine Touristen-Tour durch die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, zum Motto, Orte zu finden, die diesem Klischee vielleicht nicht entsprechen.

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Currywurst und Burgruinen

Kaiserpfalz in Kaiserswerth

An einem schönen, goldigen Herbsttag mache ich mich also auf. Als erstes nach Kaiserswerth. Dieses wunderschöne Fleckchen, hoch im Düsseldorfer Norden, ist ein beliebtes Ausflugsziel: Direkt am Rhein, ein kleiner, bezaubernder Ortskern, eine Welt für sich. Sehenswürdigkeit vor Ort: Die Kaiserpfalz. Um 700 nach Christus gründete der Mönch Suitbertus auf dem Gelände ein Kloster, welches später zur Zollfeste wurde. Heute ist nur noch die Ruine übrig, in der im Sommer Konzerte stattfinden.
Direkt nebenan befindet sich (wie alle nachfolgenden Bewertungen völlig subjektiv zu verstehen) der schönste Biergarten Düsseldorfs, der Burghof. Sommers wie winters kann man hier, wahlweise eingepackt in dicke Decken, im Hof sitzen, dem Rhein beim Dahinfließen zusehen und ein Getränk nach dem anderen kippen. Und wenn die Blase drückt, geht man auf die im Piraten-Look gestalteten Toiletten.
Der erste Hunger meldet sich. Snack der Wahl: Currywurst und Pommes! Also auf zum Berliner Imbiss. Die Traditionsbude hat (diesmal auch objektiv) die beste Currywurst in Town und hält schon seit weit über 25 Jahren diesen Titel. Früher noch im Wagen, heute in einer schicken Bude direkt an der U-Bahn. An guten Tagen stehen die wursthungrigen Kunden hier fast bis auf die Bahngleise.

Aussicht vom me and all Hotel

Zen-Garten und Meerestiere

Zum Verdauungsspaziergang mache ich mich auf in den Nordpark, ein wenig weiter Richtung Innenstadt. Am frisch neu-eröffneten Aquazoo vorbei, der nach langer Renovierungszeit wieder geöffnet hat. Zwischen den riesigen Panorama-Aquarien, in denen sich allerlei wunderschöne Fische tummeln, fühle ich mich wie Arielle. Im Tropenhaus faulenzen Krokodile, und wenn man ganz stillhält, landet vielleicht der ein oder andere Schmetterling auf dem Jackenärmel.  Highlight (trotz all der anderen Meeresbewohner, die man bestaunen kann): Das Pinguinbecken! Dass die schwarz-weißen Wasservögel die vielleicht unterhaltsamsten Tiere auf der Welt sind, ist ja wohl gemeinhin bekannt!
Weiter geht es in den japanischen Garten – der von Iwaki Ishiguro 1975 angelegte Teil des Parks orientiert sich am Modell des Lustgartens. Kleine Bäche plätschern vor sich hin, Stein-Skulpturen verführen zum meditativen drauf-starren, und unter den Bonsai-Bäumen lässt es sich, zumindest im Sommer, wunderbar liegen und lesen. Auf jeden Fall eine Oase der Ruhe.
Die ganze Zen – Stimmung macht hungrig, das beste Mittel dagegen: Frische Waffeln und heiße Schokolade  (mit Sahne, selbstverständlich) im schnuckeligen Nordpark-Café.

Sushi und Altbier

Düsseldorf hat die größte japanische Gemeinde außerhalb Japans. Auf der anderen Rheinseite, in Oberkassel, gibt es deshalb auch einen geweihten buddhistischen Tempel, den man besichtigen kann. Und natürlich die Immermannstraße, auf der sich  asiatische Supermärkte an hervorragende Sushi-Restaurants reihen. Allerlei Nippes, zum Beispiel original japanisches Geschirr und natürlich die aus keinem hippen Haushalt wegzudenkende Winkekatze, gibt es in den entsprechenden Geschäften zu erwerben – damit man die Tee-Zeremonie auch stilecht zu Hause durchführen kann. Für das Touri-Gefühl während des Touri-Experimentes. Hier ist auch das „me and all“-Hotel, neben der schönen Jugendherberge in Oberkassel auf jeden Fall ein Unterbringungs-Tipp. Doch dazu später mehr.
Weil natürlich Düsseldorf untrennbar mit Altbier verbunden ist, sei an dieser Stelle selbstverständlich die Brauhauskultur nicht unerwähnt: In der Altstadt gibt es vier Hausbrauereien, in denen man „dat häzz“ von Düsseldorf ziemlich direkt präsentiert bekommt. Und dazu gehört auch der Karneval. Am Rathausplatz befindet sich das „Haus des Karnevals“, ein Museum, das sich ganz der so beliebten fünften Jahreszeit widmet. Und mit drei Euro Eintritt auch noch gut in die Mission passt, nicht allzuviel Geld ausgeben zu wollen.

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Kunst und Büdchen

Sowieso ist Düsseldorf ja auch bekannt für seine Museen und Konzert-Häuser. In den Museen der Stadt ist an jedem ersten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr der Eintritt frei, die Galerie der Kunstakademie kann man immer kostenlos besichtigen. Genau wie Ausstellungen im „Hotel Friends“ am Worringer Platz oder in einer der vielen Galerien rund ums Stadtzentrum. Und auch die Ohren müssen nicht verzichten: In der Robert-Schumann Musikhochschule gibt es Vorspiele oder Abschlussprüfungen von Studierenden, genau wie öffentliche Proben in der Oper. Ein Klassiker: Der Rheinturm. Mein Tipp: Die Bar im elften Stock des schon erwähnten „me and all“-Hotels. Eine fantastische Aussicht über die ganze Stadt, dazu noch gute Drinks – der perfekte Ort zum kurz Innehalten.

Ausblick von den Rheinwiesen

Die aber mit Abstand schönste Sehenswürdigkeit der Stadt: Die Rheinwiesen. Ob im Sonnenschein, bei herbstlicher Brise oder im Schnee: Nirgends präsentiert sich Düsseldorf so sehr von seiner Schokoladenseite. Ein Getränk auf die Hand und auf die Mauer am Büdchen beim Ehrenhof gesetzt, oder natürlich an die Rheintreppen am Burgplatz, und Leute gucken. Mehr Düsseldorf geht kaum. Und schöner kann der Tag als Tourist in der eigenen Stadt kaum enden.

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