AC/DC auf Schalke: Immer noch mit vollster Power

Die "Power Up"-Tour von AC/DC ging nirgendwo anders los als in Gelsenkirchen. Foto: dpa/Bernd Thissen
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Legenden sterben nie. Zumindest wirkt es so, als ob sie einfach übernatürliche Fähigkeiten hätten und für Höheres bestimmt sind als wir alle. AC/DC aus Sydney haben ihren Status als unnachahmliche Hard-Rock-Kultband seit Jahrzehnten inne – und enttäuschen auch im hohen Alter nicht. 2024 geht’s auf Europatour, und die beginnt nirgendwo anders als bei uns um die Ecke, nämlich in Gelsenkirchen. AC/DC auf Schalke – wie’s war? Natürlich super!

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AC/DC auf Schalke: Fünf Dekaden voller Thunderstruck

Bei AC/DC kann man sich hinsichtlich erschlagender Zahlen wirklich kaum entscheiden, deswegen nur die ganz erwähnenswerten: In quasi allen relevanten Listen treten sie als eine der wichtigsten Rockbands auf, darunter in der Top 100 der wichtigsten Künstler:innen aller Zeiten, gewählt vom Rolling Stone. Mit über 200 Millionen verkauften Alben gehören sie neben den Beatles, Led Zeppelin, Pink Floyd, Queen, den Eagles und den Rolling Stones zu den erfolgreichsten Bands aller Zeiten. Die LP „Back in Black“ aus 1980 ist mit 50 Millionen Verkäufen bis heute das zweiterfolgreichste Album aller Zeiten nach Michael Jacksons „Thriller“ und hielt sich – Achtung, jetzt wird’s surreal – 588 Wochen in den US-Charts. Das sind mehr als elf Jahre. Elf. Jahre.

Brian Johnson ist 76, Angus Young 69 – und beide rocken immer noch die Bühne. Foto: dpa/Bernd Thissen

Und ob „Back in Black“ nun vor gefühlten Ewigkeiten veröffentlicht wurde oder erst gerade eben – am Interesse an AC/DC hat sich nicht viel geändert. Die Band spielt und spielt und spielt. Mit der neuen Tour „Power Up“ zum gleichnamigen Album, das bereits 2020 zur Corona-Hochphase veröffentlicht wurde, ist man seit 2016 erstmalig wieder unterwegs. Während der letzten Tour musste Brian Johnson krankheitsbedingt aussteigen. Ärzt:innen sagten ihm, dass er drohte, komplett taub zu werden. Daraufhin ersetzte Axl Rose von Guns n’Roses den Frontmann. Doch nun ist er zurück im Game. 2023 wurde die neue Show schon einmalig in den USA getestet, doch jetzt geht’s richtig los, und zwar in Gelsenkirchen. Crazy?

24 Shows, 11 Länder, Kick-off: Deutschland

Angus Young – einziges Gründungsmitglied und somit seit 1973 dabei – und Brian Johnson – als zweiter Sänger seit 1980 am Start – haben zwei neue Musiker am Start, nämlich Matt Laug am Schlagzeug, der auch die Drums für Alanis Morissettes „Jagged Little Pill“-Album einspielte, sowie Chris Chaney am Bass, den man von seiner Band Jane’s Addiction kennen kann. Abgerundet wird das Quintett durch Stevie Young an der Rhythmusgitarre, dem Neffen von Angus. Gemeinsam treten sie bis Mitte August in elf europäischen Ländern auf und spielen 24 Shows, davon allein elf in Deutschland. Weitere Stationen: Italien, Spanien, die Niederlande, Österreich, die Schweiz, England, die Slowakei, Belgien, Frankreich und Irland. Ein wenig mehr Rücksicht auf die Gesundheit ist jedoch weiterhin zwingend erforderlich, so gibt es zwischen allen Shows mindestens zwei, manchmal auch drei Ruhetage.

Bei seinem E-Gitarren-Solo auf dem langen Steg wird für Angus Young eine Hebebühne nach oben gefahren – und das gesamte Stadion rastet aus. Foto: dpa/Bernd Thissen

Doch die Tage, an denen ein Gig ansteht, werden zelebriert und komplett genutzt. So eben auch der Tourstart in Gelsenkirchen. 54.000 Menschen kommen hier zusammen, die Show war kurz nach Verkaufsstart ausverkauft. Tatsächlich sieht es auch für den zweiten Schalke-Auftritt am 21.5. und nahezu alle weiteren Deutschlandtermine nicht gut aus, wenn man doch noch spontan hin möchte – allerdings lohnt es sich, immer mal wieder bei den bekannten Portalen reinzuschauen, um Resttickets zu schießen oder Rückläufer-Karten von anderen Fans zu ergattern.

AC/DC auf Schalke mit nennenswerter Vorband

Einige Fans sind bereits den Abend zuvor angereist, um ganz vorne stehen zu können. Das Konzert in Gelsenkirchen am 17.5., einem Freitag, ist eben auch etwas ganz Besonderes nach einer derartig langen Pause. Schon um 16 Uhr startet der Einlass, bis zu AC/DC muss man dann aber noch viereinhalb Stunden warten. Dafür gibt es aber ab 19 Uhr im Vorprogramm eine Band, auf die sich viele fast genauso freuen wie auf den Headliner.

The Pretty Reckless erinnern im Sound an gute 90s-Grunge-Gruppen. Sie kommen aus New York, sind bereits seit 2009 aktiv; ihr 2021 erschienenes Album schaffte in Deutschland gar den Platz 5 in den Charts, allerdings sind sie trotzdem weitgehend nur in der Szene bekannt. Frontfrau Taylor Momsen kennen viele als eine der tragenden Figuren in der Serie „Gossip Girl“. Statt der typischen halben Stunde bekommt die Band gleich 50 Minuten Spielzeit, die sie gut nutzt, auch wenn locker die Hälfte der Halle noch nicht ihren Platz eingenommen hat.

Die Stimme von Brian Johnson ist auch im hohen Alter noch unverkennbar. Foto: dpa/Bernd Thissen

Um 20:28 Uhr wird es dann aber dunkel und auf den riesigen Bildschirmen an der Seite besonders grell. Eine turbulente Animation auf einem Motorrad leitet das 135 Minuten lange Konzert ein. Im Kern ist es ganz klar eine klassische Rockshow, bei der sich in großen Teilen auf die Musik und sehr starke Lichteffekte konzentriert wird. Viele der Scheinwerfer reichen durch die gesamte Halle bis an die Spitze. Einige Lichtspiele brauchen ihre Zeit, bis sie richtig wirken, da es die erste Stunde noch zu hell draußen ist. Doch dann ist auch das Auge perfekt gereizt.

Neben aufregenden, wechselnden Visuals, in denen auch Livebilder projiziert werden, gibt es die berühmte AC/DC-Glocke zu „Hells Bells“, ein aufsteigendes Podest für Angus Youngs fettes E-Gitarren-Solo zu „Let There Be Rock“, ein paar Feuerwerfer auf der Bühne und zum großen Finale bei „For Those About To Rock“ nicht weniger als verdammt große Kanonen, die auf die Stage sowie links und rechts daneben platziert werden, um mehrfach laute Schüsse abzufeuern. Doch damit nicht genug: Die letzte Minute gibt es ein fulminantes Indoor-Feuerwerk.

Hits & Bombast: Das ist die Power Up-Tour

Ohrenstöpsel mitzunehmen, ist gar keine schlechte Idee. Einige werden auch vor dem Eingang der Halle kostenlos verteilt. Besonders während der Vorband ist es anfangs entschieden zu laut, zum Ende knallt es bei AC/DC einige Male eben so aus den Kanonen, dass die Ohren ein wenig zuklappen. Manchen Stimmen auf Social-Media-Plattformen zufolge soll der Sound an manchen Orten in der Halle nicht gut gewesen sein, im Unterrang recht nah an der Bühne ist er jedoch völlig ok.

Brian Johnson ist mit seinen 76 Jahren selbstredend nicht mehr so stabil in den Vocals wie in den 90ern, kriegt aber immer noch die schwer nachzumachenden Höhen, aber auch mehrfach einige Tiefen. Das ist besonders für das Alter eine tolle Leistung. Wie immer ist aber Gitarrist Angus Young der absolute Publikumsmagnet. Seinen Signature Move, bei dem er mit der E-Gitarre auf einem Bein hüpft, macht er unzählige Male. Auch das berühmte Auf-den-Boden-werfen-und-sich-im-Kreis-drehen ist dabei. Der Typ wird 70 in diesem Jahr? Unbelievable.

Neben Brian Johnson und Angus Young spielen auch die drei restlichen Musiker auf Schalke voll auf. Foto: dpa/Bernd Thissen

Fans bekommen eine ganze Batterie an Hits aus insgesamt elf Alben, der Schwerpunkt liegt auf „Back in Black“ mit sechs Songs. „You Shook Me All Night Long“, „Shoot To Thrill“, „Hells Bells“, „Highway To Hell“, „Whole Lotta Rosie“, „Let There Be Rock“, „Rock ’n’Roll Train“, „Back in Black“, „Thunderstruck“, „T.N.T.“ – kennt man alle. Die Setlist umfasst 24 Titel und geht bis zu den Anfängen zurück. Dass die aktuelle LP „Power Up“ über ein Jahr in den deutschen Charts verweilte, ist heutzutage eine absolute Seltenheit. Kein Wunder, dass alle nochmal die alten Herren sehen wollen, die mit ihrer bloßen Präsenz den riesigen Raum einnehmen und so große Mengen zum Mitklatschen, Mitsingen und „Devil Horns“-Geste nach oben reißen animiert bekommen. Fans sind sowieso dabei, aber auch alle Musikinteressierten sollten diesen Kult mal miterleben. Also: Power Up und Up-fahrt!

AC/DC treten am 21.5. erneut in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen auf.
Weitere Shows in München, Dresden, Hockenheim, Stuttgart, Nürnberg und Hannover.
Mehr zur Band auf der Website, bei Facebook, Instagram, TikTok, X und YouTube.

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