Düsseldorf quillt über vor Kunstgalerien und Ateliers – und das ist auch gut so. Doch auch abseits der einschlägigen Adressen, nämlich auf der Straße, finden sich zahllose Kunstwerke. Zur Entdeckung empfiehlt sich ein Spaziergang durch die Straßen der Stadt. Dort tummelt sich die Street-Art-Szene in kreativster Weise. Wir stellen einige Akteure vor.
Strassenmaid
„Verlass dich auf dein Herz. Es schlug schon lange, bevor du denken konntest“, ist einer der Sätze, mit denen die Strassenmaid ins Schwarze trifft. Angefangen hat die Künstlerin in Köln, inzwischen zählt auch Düsseldorf (gottlob!) zu ihrem Gebiet. Ihr Antrieb: Sie will „dem emotionalen Pessimismus unserer Zeit etwas entgegensetzen.“
ichbinARTig
„Hauptsächlich, um Freude zu schenken“ malt und klebt ichbinARTig nach eigenen Angaben. Und das funktioniert. Ob Muffins, lächelnde Eintagsfliegen oder unterschiedliche Serienhelden – die bunten Protagonisten des Düsseldorfers machen gute Laune. Auch ihm selbst: „Die Kunst ist für mich ein kreativer Ausgleich zum Alltag.“
Metraeda
Wer mit Geometrie auf Kriegsfuß steht, den stimmt Street-Art-Größe Metraeda milde. Ihre klaren Formen, meist Dreiecke, verwandelt die Künstlerin mal zu Tape-Art-Drachen, mal zu kleinen Holzvögeln mit zarten Gravuren oder zu Paste Ups. Egal in welcher Ausführung: Ihre Werke platziert sie behutsam an ausgewählte Orte, die stets mit der Kunst korrespondieren.
Auch interessant
L.E.T. ( Les Enfants Terribles)
Dass L.E.T. in einem Atemzug mit Banksy genannt wird, kommt nicht von ungefähr. Seine vielseitigen Stencils, also Gemälde, die mittels Schablone mit verschiedenen Sprühfarben an die Wand kommen, werden inzwischen auch in Galerien hoch gehandelt. Seit 1993 ist der Düsseldorfer in der Street-Art-Szene unterwegs. Schwarz, Weiß und ein wenig Farbe reichen L.E.T., um der Gesellschaft den oftmals tristen Spiegel vorzuhalten. Charlie Brown drückt er beispielsweise eine Flasche in die Hand und legt ihm „I‘m drunk and you‘re still ugly“ in den Mund. Auf verspielte Weise macht der Künstler auf alltägliche Gesellschaftsstrukturen aufmerksam. Kinder sind ein ebenso wiederkehrendes Motiv wie die Aussage „Stay weird“. Dabei sieht es aus, als würden L.E.T.s Figuren die Betrachter ganz genau beobachten. Große Kunst!
ROPE
Passend zum „World Clean Up Day“ und dem damit verbundenen Rhine Cleanup am 15. September hat ROPE sich das Thema Müll in den Gewässern vorgenommen. „Dafür werde ich am Rhein Müll sammeln und diesen in ein Werk einbauen“, erzählt er. Seine Paste Ups malt er per Hand, dem ein oder anderen dürfte der Künstler bereits durch seine gut gelaunten Eis- oder Zitronen-Sticker aufgefallen sein. Aber auch Alf oder E.T. bringt er in die Straßen.
Frau Fuchs & Creep Kollektiv
Frau Fuchs ist auf Instagram mit dem #fürmehrfüchseundmehrliebe vertreten. Mal glitzernd, mal in wohlbekannter Ausführung bezaubern die Sticker-Tiere die Stadt. Und auch das Creep Kollektiv zaubert: creepy Köpfe, Pilze, oder Tintenfische beispielsweise. Die Suche nach den virtuosen Zeichnungen lohnt!
Auch interessant
Pdot
Er ist der Produktivste unter den Klebemännern. Aus grünen, blauen, gelben und ganz selten auch aus Sondermuster-Gewändern gucken die runden Augen der über tausend Stadtgespenster hervor. Diese kommentieren augenrollend, skeptisch oder mit geradem Blick das Geschehen. „Es ist wichtig, das Stadtbild zu verändern. In der Bahn gucken immer alle wie fünf Tage nicht geschlafen“, findet Pdot. Willkommen in der bunten Geisterstadt am Rhein!
Opus The Flamingo
„Die Kunst versuche ich immer möglichst einfach zu halten“, beschreibt Opus The Flamingo sein Werk. Sein Ziel, die Menschen vom grauen Alltag abzulenken und die triste Welt damit ein wenig bunter zu machen, erreicht er spielend. Und trivial ist sein Werk keinesfalls: „Teilweise greife ich auch Themen auf, die mir am Herzen liegen und versuche so im Rahmen meiner Möglichkeiten auf Missstände wie z.B. Gefahr durch Plastikmüll, Krankheiten durch Fast Food oder Unterdrückung hinzuweisen.“ Also: Ausschau halten, innehalten – und süffisant mit Opus dem Flamingo mitlächeln!
duesselchen
Polaroid erfreut! Auch wenn die festgehaltenen Momentaufnahmen von duesselchen genau genommen Instax Square-Fotos und somit kleiner als Polaroids sind. Als Street-Art-Künstler sieht er sich selbst eigentlich gar nicht und Aufmerksamkeit ist ihm eher unangenehm. Über seine Motivation, meist vier Bilder pro Serie zu erstellen, sagt er: „Ich wollte etwas im Rahmen meiner Möglichkeiten zurückgeben.“ Die Szene verfolgt er bereits seit Jahren und hält sie fotografisch in den sozialen Netzwerken fest. Das Besondere an den Beiträgen des Urban-Art-Archivars und (eben doch auch) Künstlers: Die persönliche Note, mit denen er das vermeintlich Offensichtliche festhält und immer neugierig auf mehr macht. So nimmt er die Leser und Zuschauer mit auf seine Streifzüge und lässt sie an seinen Gedanken teilhaben. Mehr noch: Er ermutigt die ehrlichen Finder gar zur Mitnahme der Werke. Einfach so, nach dem Vorbilder zweier seiner LieblingsStreet-Art-Künstler. Was ihm die Straßenkunst bedeutet? – „Die Stücke heben meine Laune, wenn mal nicht die Sonne scheint.“
Auch interessant