Psychisch erschöpft: Das kannst du tun bei Depression und Co.

Psychische Erkrankungen lassen einen oft hilflos fühlen. Dabei sind helfende Hände oft nicht weit entfernt. Foto: Adobe Stock
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Niedergeschlagen, freudlos, kraftlos – psychische Erkrankungen wie eine Depression betreffen mehr als ein Viertel der Deutschen. Der Kampf mit der Psyche muss aber nicht ausweglos sein. Wir geben Tipps.

Fast jeder Mensch kennt das: Ein Gewicht auf der Seele, das statt leichter zu werden immer schwerer wird. Bei manchen ist es ein akutes Phänomen mit einem konkreten Auslöser. Verschwindet dieser, verschwindet auch die Schwere. Was aber, wenn es nicht leichter wird? Der Diskurs über psychische Erkrankungen erfährt zum Glück eine positive Entwicklung. Trotzdem ist es für viele Betroffene nicht leicht, darüber zu reden oder sich Hilfe zu suchen. Dieser Artikel soll zeigen, dass Betroffene nicht allein sind und dass es Wege gibt, sich selbst bei einer Depression und Co. zu helfen.

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Sei ehrlich zu dir selbst

Mit der Psyche kämpfen ist wahrlich kein Spaß. Trotzdem geht man gerade in dieser Hinsicht häufig hart mit sich selbst ins Gericht. Mit Gedanken wie „Ich stelle mich bloß an“, „Ich muss aufhören zu jammern“, „Bestimmt bin ich einfach nur dünnhäutig“, „Anderen geht’s viel schlechter“, „Ich brauche keine Hilfe!“ gibt man sich täglich die Sporen, bis es irgendwann nicht mehr geht. Deswegen: Seid ehrlich zu euch selbst. Niemand ist freiwillig unglücklich, traurig, erschöpft, freudlos oder depressiv. Fühlt man sich über einen längeren Zeitraum zunehmend schlechter, ist es richtig und wichtig, sich Hilfe zu suchen. Desto früher man gegen negative Gefühle gegensteuert, desto besser. Auch ein kleiner Schritt ist ein mutiger und willkommener Schritt.

Sich einzugestehen, dass die Psyche sich verselbstständigt, ist nicht einfach, aber der erste wichtige Schritt zur Verbesserung bei einer Depression. Foto: Adobe Stock

Du bist nicht allein mit der Depression

Und zwar absolut nicht allein! Depressive Beschwerden hat man bei über 25 Prozent der Allgemeinbevölkerung festgestellt. Ergo haben viele Menschen bereits erlebt, wie belastend es sein kann, wenn die Psyche plötzlich zubeißt. Man kann glücklicherweise seit Jahren beobachten, dass immer offener mit dem Thema Psychische Erkrankung umgegangen wird. Das Verständnis dafür wächst also. Nichtsdestotrotz wissen wir aber, wie viel Mut und Überwindung es kostet, über seine Gefühle und Probleme zu sprechen. Und oft stellt sich auch die Frage: Mit wem kann ich darüber reden? Ein:e Psychotherapeut:in wäre sicher das Non-Plus-Ultra, doch sehen wir der Realität ins Auge: Bis man einen Termin bekommt, können Monate ins Land ziehen und private Psychotherapie ist teuer. Wir wollen da bewusst nichts schönreden. Wer akut Hilfe braucht, steht trotzdem nicht mit leeren Händen da. Im Internet gibt es zahlreiche kostenlose und anonyme Gesprächs- und Beratungsangebote. Auch Organisationen wie die Caritas können Ersthilfe bieten und weitervermitteln. Vielleicht kennt ihr auch Menschen, die psychisch erkrankt sind oder bereits eine Therapie machen/machten und die ihr um Rat fragen könnt? Auf jeden Fall niemals vergessen: Ihr seid nicht allein und Hilfe steht bereit.

Tauchgang in die Seele

Um einer maroden Psyche wirklich auf die Schliche zu kommen, braucht es Zeit, Psychotherapie und einen tiefen und manchmal unangenehmen Blick auf das eigene Leben. Gibt es Umstände in eurem Umfeld, die euch krank machen, ist der effektive Weg zu seinem gesunden Selbst, dass man sich dieser Dinge bewusstwird und etwas gegen sie unternimmt. Manchmal liegen die Dinge nicht in unserer Hand, beispielsweise bei einem Sterbefall, aber letztendlich gibt es für ein psychisches Ungleichgewicht immer eine Ursache. Ist diese Ursache lange her, kann man sie aufarbeiten. Ist und bleibt die Ursache akut, ist es umso schwieriger aus dem Kreislauf der psychischen Ermüdung auszubrechen. Sich in Therapie zu begeben, kann mit viel Arbeit an sich selbst, dem Aufbrechen von alten Wunden und schmerzhaften Erkenntnissen verbunden sein. Es gibt trotzdem keinen Grund, sich davor zu fürchten. Therapeut:innen bieten dafür einen geschützten Raum und lassen einen damit nicht allein. Und hat man schließlich alten Schmerz aufgearbeitet, sich in ein gesundes Umfeld begeben und ein besseres Selbstwertgefühl, haben sich die vielen kleinen Schritte allemal gelohnt.

Die Psychotherapie ist ein geschützter Raum, in dem man auch bei schwierigen Themen aufgefangen wird. Foto: Adobe Stock

Depression und Co.: Keine Angst vor Medikamenten

Antidepressiva und Co. – für viele ein No-Go. Die Befürchtung steht im Raum, dass man damit abstumpft, von Nebenwirkungen zerfleischt wird oder schnell und billig psychisch alltagstauglich gemacht wird. Die Realität stellt sich etwas komplexer dar. Ja, Psychopharmaka haben teils schwache bis starke Nebenwirkungen. Auch sollte einem ein zu eilig verschriebenes Medikament stutzig machen. Hier aber die gute Nachricht: Die wirksamste Behandlung von psychischen Erkrankungen besteht aus begleitender Psychotherapie und gut abgestimmten Medikamenten. Das bedeutet, dass zunächst einmal intensive Gespräche im Vorfeld klären sollten, welche Problematiken bei Erkrankten bestehen. Hat beispielsweise jemand starke Schlafstörungen, sollte kein Medikament verschrieben werden, dass diese Probleme noch verstärkt.

Die Dosierung und Wirkung von Psychopharmaka muss auf jeden individuell abgestimmt werden. Es kann manchmal mehrere Wochen dauern, bis das Ergebnis passt und in dieser Zeit sollte man eng psychotherapeutisch beobachtet und beraten werden. Hat man schließlich das richtige Medikament und die richtige Dosierung gefunden, geht es einem in der Regel schon wesentlich besser. Die Behandlungsmethoden mit Medikamenten haben sich in den letzten Jahren so stark weiterentwickelt, dass man ohne Einschränkungen den Alltag erleben kann. Man sollte dabei allerdings beachten, dass Medikamente nur ein Teil der Therapie sind.

Sich einzugestehen, dass die Psyche sich verselbstständigt, ist nicht einfach, aber der erste wichtige Schritt zur Verbesserung der Situation. Foto: Adobe Stock

Die Schönheit der kleinen Dinge

Die Psyche einmal auf Links drehen ist ein ziemliches Unterfangen. Im täglichen Leben können aber schon Kleinigkeiten für ein schöneres Wohlbefinden sorgen. Dabei gilt: Bemerkt, was euch guttut. Das kann alles Mögliche sein: Streichelt ein Tier, schaut euch eine Blume an, schreibt oder malt etwas auf, führt ein Gespräch (das muss nicht mal tiefsinnig sein), schaut einen Film, den ihr in- und auswendig kennt, esst etwas Leckeres, singt laut oder lehnt euch ganz einfach zurück und fühlt eure Umgebung.

Viele kleine Lichter können durchaus so viel Helligkeit spenden wie ein Riesengroßes. Und wenn man gerade nichts als Dunkelheit sieht, fängt eine Verbesserung schon mit einem kleinen Licht an. Eine psychische Erkrankung ist kein leicht zu tragendes Kreuz, aber ihr habt immer die Möglichkeit euch zu entscheiden, nicht aufzugeben. Manchmal heißt es kämpfen und durchbeißen, dann darf man auch ruhig fluchen und heulen – mit allem, was dazugehört. Wenn es am Ende Stückchen für Stückchen für Stückchen wieder heller wird, sieht man auch wie schön eigentlich das Leben ist.

Den Mut nicht zu verlieren, ist ganz wichtig. Wenn es einem nach langer Zeit wieder von Herzen gut geht, dann hat sich der Kampf gelohnt. Foto: Adobe Stock

Hier findet ihr Hilfe, Informationen oder Inspiration:

Der Weg nach Vorne
Deutsche Depressionshilfe
Caritas
Deutsche DepressionsLiga
Klinikradar
Mutmachleute
Sorgen-Tagebuch
NDR-Podcast: Raus aus der Depression
YouTube: Rhea Y. – „A Little Happiness“

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