Songs mit Wiedersehensfreude: Matthias Reim im Interview

Nach einer krankheitsbedingten Auszeit ist Matthias Reim nun wieder zurück auf der Bühne. Foto: Diane von Schoen
Teilen
Teilen

Erschöpft und ausgepowert: Das zurückliegende Jahr war kein leichtes für Matthias Reim. Nach einer gesundheitsbedingten Zwangspause und der Einsicht, dass der Akku behutsam aufgeladen werden muss, brennt die Schlagerlegende nun wieder für das unmittelbare Bühnenerlebnis. Die über 30-jährige Erfolgsgeschichte geht weiter und führt Matthias Reim am 24. März auch nach Oberhausen. Im coolibri-Interview blickt er nach vorn, schlägt aber auch nostalgische Töne an.

Inhaltsverzeichnis [verbergen]

Matthias Reim: „Ich bin sehr gerne in Oberhausen – ein tolles Publikum”

Ab März 2023 warten wieder etliche Live-Termine auf Dich – los geht es in Oberhausen, dort, wo Du Ende des vergangenen Jahres nach einer Auszeit Dein kleines Comeback feiern durftest. Ein besonderer Ort also?

Das ist es auf jeden Fall! Ich bin sehr gerne in Oberhausen – ein tolles Publikum. Im vergangenen Jahr war ich ziemlich erschöpft; eine Stimmbandentzündung und verschleppte Erkältungen haben mir diese Zeit zusätzlich versaut. Da war meine Bühnenrückkehr Ende 2022 in Oberhausen umso schöner. Hinzu kommt, dass zwei meiner Kinder in NRW leben und ihre Freundinnen und Freunde einpacken werden, um mein Konzert im März zu besuchen. Das wird jetzt schon akkurat geplant: „Papa, kommen wir da denn auch wirklich rein?” (lacht)

Du hast es angesprochen: Im letzten Jahr wurdest du krankheitsbedingt ausgebremst. Wie hast Du diese Zeit wahrgenommen?

Ich habe mir Vorwürfe gemacht. Zuvor durfte ich 2022 ganze 25 Shows für „Das große Schlagerfest XXL” von Florian Silbereisen absolvieren, doch ich hätte es ahnen können: Nach zwei Jahren Corona-Maßnahmen blickte man auf eine Zeit zurück, in der man im Lockdown kaum mit Viren und Bakterien in Berührung kam. Wir waren jeden Abend in einer anderen Arena zu Gast – auf 10.000 brüllende Menschen konnte sich das Immunsystem da einfach nicht vorbereiten. Es ging schlagartig bergab, mit Fieber und Erkältungen. Erst bei 39 Grad Temperatur habe ich mir gesagt: „Ich riskiere keine Herzmuskelentzündung – ich bin raus!” Die Erkenntnis, eben nicht „Mister Unverwundbar” zu sein, ging ziemlich auf die Psyche.

Matthias Reim: „Die Erkenntnis, eben nicht Mister Unverwundbar zu sein, ging ziemlich auf die Psyche.“ Foto: Diane von Schoen

In Deiner Karriere bist Du aus Rückschlägen immer gestärkt hervorgegangen. Wie war das nun – was hat Dich nach vorn blicken lassen?

Ich musste es zulassen, für vier bis sechs Wochen in eine Erholungsphase zu gehen. Dann aber habe ich mir gesagt: „Nutz diese Zeit, und mach deine Konzerte noch besser.” Ich bin mit meiner Band ins Studio gegangen, wir haben die Songs neu arrangiert, den Sound angepasst und die Lichtshow optimiert. Langsam ging es bergauf – und Ende 2022 dann endlich wieder auf die Bühne.

„Die Songproduktion hat sich aufgrund von Spotify und Co. grundlegend geändert”

Der deutsche Schlager ist lebendiger denn je: Ist es heute leichter oder schwerer, in der Branche Fuß zu fassen?

Ich denke, es ist schwerer. Meine beiden Kinder Marie und Julian sind Newcomer in der Branche und wurden durch Corona in ihrer Karriereplanung massiv zurückgeworfen. Endlich hatten sie ihre ersten Auftritte, ihre ersten Konzerte. Und dann mussten sie zwei Jahre pausieren. Etablierte Künstlerinnen und Künstler – Andrea Berg, Roland Kaiser und auch ich – hatten in dieser Zeit bei den Streamingzahlen mehr Zulauf denn je. Die Neulinge in der Szene jedoch bekamen Schwierigkeiten oder haben diese bis heute noch. Auch die CD-Verkäufe sind zurückgegangen, denn dieses Medium existiert im Wesentlichen nicht mehr. Die Songproduktion hat sich aufgrund von Spotify und Co. grundlegend geändert – spätestens nach 40 Sekunden musst du im Refrain sein. Meinen Kindern habe ich einst eine musikalische Vielseitigkeit beigebracht, doch etwa langsame Nummern, die sich nach und nach steigern und an Tempo aufnehmen, sind heute fast nicht mehr möglich. Songs werden einzeln gehört, kaum noch chronologisch in Form eines Albums.

„Einen Hit zu landen, der über Jahre anhält, erscheint heute äußerst unwahrscheinlich”

Du bist seit nun 33 Jahren musikalisch erfolgreich, hast also all diese Entwicklungen und Veränderungen miterlebt. Kommt da schon mal eine gewisse Nostalgie auf?

Natürlich erscheint man heute ein wenig retro, wenn man in den 70er- und 80er-Jahren musikalisch geprägt wurde. Die damaligen Schallplatten behandelten wir wie Schätze: hochwertiges Cover, dicke Songbooks! Die Stücke auf „Quadrophenia” von The Who beispielsweise waren meist fünf bis sechs Minuten lang, wurden jedoch nie langweilig. Das waren Kunstwerke, von denen man heute nur noch träumen kann. Klar bin ich manchmal nostalgisch, wenn ich beispielsweise gerne ausgedehnte Gitarren-Soli einspiele, diese jedoch später für die breite Masse auf maximal acht Takte kürzen muss. Früher fand mit einer neuen Single der Rundlauf durch die relevanten deutschen TV-Sendungen statt – dann war der Song etabliert. Heute erfolgt die Promotion vornehmlich per Social Media. Einen Hit zu landen, der über Jahre anhält – so wie es mir gelungen ist – erscheint heute äußerst unwahrscheinlich.

Es geht wieder zurück auf die Konzertbühne: „Ich freue mich auf diese Abende, wenn man zum ersten Mal in die Halle kommt, diese Spannung verspürt.“ Foto: Ralph Larmann

Erschweren es denn eben solche Hits wie „Verdammt, ich lieb dich” oder „Ich hab’ geträumt von Dir” manchmal, die Fangemeinde für Neues zu gewinnen? 

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich ein Repertoire besitze, das jede und jeder kennt. Bei neuen Alben nehme ich maximal drei neue Stücke davon mit auf Tournee, denn die Menschen möchten im Konzert vor allem die Songs hören, mit denen sie parallel mit mir groß geworden sind. Ich habe das ja an mir selbst festgestellt: Wenn ich ein AC/DC- oder Ozzy-Osbourne-Konzert besuche, möchte ich doch auch die Klassiker hören! Ähnlich ist es bei meinen Fans: Diese Songs müssen schon lange Hits sein, sie müssen eine Wiedersehensfreude auslösen. Das macht ein gutes Konzert aus. Mit dem neuen Material möchte ich signalisieren: „Ich mache immer noch weiter.”

Matthias Reim: „Im Auto lief Finch, und ich fragte nur: »Was ist das, um Himmels Willen?«”

… wie etwa bei der kürzlichen Zusammenarbeit mit dem Rapper Finch und eurem Stück „Pech & Schwefel”!

Ich hätte nicht gedacht, dass wir so eine coole Nummer hinbekommen! Die Idee dazu kam von meinem 18-jährigen Sohn: Der hatte auf unserem Weg in den Urlaub die DJ-Funktion im Auto übernommen. Wenn ich das tue, stehen für gewöhnlich Black Sabbath, Deep Purple oder Led Zeppelin auf dem Programm – und die Kids verdrehen die Augen. Nun aber lief Finch, und ich fragte nur: „Was ist das, um Himmels Willen?” Auf dieser über vierstündigen Fahrt habe ich eine Menge gelernt, und mein Sohn stachelte mich an: „Weißt Du, was das Coolste wäre? Wenn Du mit dem mal eine Kooperation auf die Beine stellst! Aber dafür bist du zu alt!” Da fühlte ich mich erst recht angestiftet und wollte das durchziehen. Heute ist mein 18-Jähriger ziemlich stolz auf mich.

Bis Ende 2023 stehen nun mindestens 26 Konzerte an: Wie groß ist die Vorfreude, den Fans endlich wieder regelmäßig live begegnen zu können? 

Die ist riesig, ich scharre mit den Hufen! Ich freue mich auf diese Abende, wenn man zum ersten Mal in die Halle kommt, diese Spannung verspürt, und mir der Security-Kollege mein „Vor-Auftritts-Beruhigungs-Bier” bringt. Magische Momente! Jetzt ist auch meine Normalität, nämlich mit Freude und einer guten Show durchs Land ziehen zu dürfen, endlich wieder zurück!

Mehr auf der Website, bei FacebookInstagram & YouTube

Nächstes Konzert: 24.3. Rudolf Weber-ARENA Oberhausen

Anzeige
Anzeige

Beste Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region

Inhaltsverzeichnis
Home