Barbie und Oppenheimer waren gestern. Abseits der Blockbuster der großen Verleihfirmen tut sich einiges in der Region. Kinos im gesamten Ruhrgebiet und Münsterland öffnen ihre Türen für Kino-Festivals, die in ganz unterschiedliche Genres zu Hause sind. Wir stellen Festival-Highlights vor.
Filmfestival Münster, 22.9. – 1.10.
Wettbewerbe und Specials: Zwei Wettbewerbe, Rahmenprogramme und weitere Specials: Filmfans können nach individuellem Interesse auswählen. Der Europäische Spielfilmwettbewerb präsentiert acht Debütfilme junger Regisseur:innen. Für den Preis des Europäischen Kurzfilms sichtet die Jury 33 Kurzfilme aus 13 europäischen Ländern quer über den Kontinent. So unterschiedlich die Länder, so divers werden auch die Arbeiten der Künstler:innen sein. Das Besondere: Auch die Zuschauer:innen werden wieder ihr Urteil abgeben. Die Westfalen Connection zeigt ambitionierte Filme der regionalen Filmschaffenden oder Filme, die Münster beziehungsweise Westfalen zum Thema machen. Ob Dokumentarfilm, Tanz oder Fantasy, die jungen Filmemacher:innen beschäftigen sich mit den Themen ihrer Generation. Specials sind Qazi als Deutschlandpremiere und Start der Hoffnung als Preview. Qazi ist das Regiedebüt von Anil Fastenau und Jakob Gehrmann und erzählt die Geschichte eines jungen pakistanischen Flüchtlings, der die Tiefen der westlichen Gesellschaft kennenlernt. Im Anschluss an den Film gibt es die Gelegenheit zum Austausch mit den Regisseuren. Stadt der Hoffnung ist die Pilotfolge zu einer deutsch-türkischen Münsterland-Jugend-Serie, in der die Welt der New German Kids beleuchtet wird. Das Drehbuch entstand in Schreibwerkstätten mit 60 Teilnehmer:innen. Über 300 Ahlener Bürger:innen engagierten sich rund um die Produktion. Inklusion, Integration und Bildung wurde also in der Entstehungsgeschichte des Films vorbildhaft gelebt. Auch nach dieser Preview findet ein Filmgespräch mit Regisseurin Julia Jacob und dem Filmteam statt. Das gesamte Programm ist ab 01. September online. Festivalkino ist wieder das Schloßtheater Münster.
Kinderfilmtage, 17. – 24.9.
Familienevent im Pott: Eine bunte Mischung aus spannenden, unterhaltsamen und lustigen Filmen gibt es bei den Kinderfilmtagen in Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen zu sehen. Zum 40. Mal präsentieren die Veranstalter neben zwölf neuen Filmen auch drei Kinderfilmklassiker zum Wiedersehen oder neu entdecken: Rico, Oskar und die Tieferschatten, Heidi oder Unheimlich perfekte Freunde ( alle in Essen). Es gibt zwei Preisvergaben. Der EMO zeichnet die beste Darstellung eines Kindes aus. Drei erwachsene Jurymitglieder entscheiden über die Vergabe. Der EMMI wird von einer Jury aus sieben Kindern vergeben. Ausgezeichnet wird der beste in Deutschland (mit-)produzierte Film des vergangenen Jahres. Für Schulen gibt es extra Programme.
Queerfilmfestival, 7. – 13.9.
Power to the People! Die besten 26 queeren Filme des Jahres, zu sehen in 16 Kinos in 12 Städten: Freund:innen des queeren Films können eine ganze Woche aus dem Vollen schöpfen. In NRW sind Düsseldorf und Köln dabei, neben u.a. München, Berlin und Frankfurt zeigt auch Wien die Highlights aus Venedig und Toronto, von Sundance und der Berlinale. Zusätzlich zu den internationalen Spiel- und Dokumentarfilmen präsentiert das Festival online eine Retrospektive und ein Spotlight.Retrospektiv ist der argentinische Young Hunter in spanischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Filmemacher Marco Berger entwickelt einen abgründigen Thriller rund um das sexuelle Erwachen eins 15-jährigen. Spotlight ist der erste offen schwule britische Film, Strip Jack naked, von 1978.
BosnienHerzegowina Looks Around, 27. – 29.10
Präsenz und online: Zum sechsten Mal widmet sich der bosniisch-deutsche Verein Aktion – Leben und Lernen in Bosnien e. V. der filmischen Umsetzung der aktuellen bosnisch-herzegowinischen Entwicklung. 28 Jahre nach dem Abkommen von Dayton transformieren die Künstler:innen die gesellschaftliche Stimmung, die Traumata und das Verhältnis zu den Nachbarstaaten facettenreich in filmische Dokumente.
Ziel des Festivals bei der Gründung 2018 war, die Menschen und deren Situation in Bosnien sichtbar zu machen. Vor allem sollten diejenigen, die unter den schwierigen Bedingungen in ihrer Heimat blieben, eine Plattform bekommen. Das Ruhrgebiet und allen voran Bottrop mit seinen vielen Migrant:innen-Communities erschien den Initiator:innen als der perfekte Ort. Der Erfolg gibt ihnen recht.
Die künstlerische Leitung für den Hauptwettbewerb und den studentischen Nebenwettbewerb liegt wie im letzten Jahr in den Händen dreier Repräsentantinnen des Bosnischen Films: Elma Tataragić, Melina Alagić und Asja Krsmanović. Die internationale Jury für die Wettbewerb-Programme wird aus den Reihen exponierter Filmemacher:innen, Schauspieler:innen, Produzent:innen, Filmfestival-Selektor:innen und namhafter Vertreter:innen des Kultursektors gebildet. Die Jury für den Studentischen Kurzfilm-Wettbewerb setzt sich aus Student:innen und Mitgliedern des Bottroper Kommunalen Jugendparlaments YOU.PA (ab 18 Jahren) zusammen.
Interessierte können die Filme des studentischen Wettbewerbs online sehen. Die Filme der Hauptkategorie laufen am Samstag, 28.10., im Filmforum Bottrop.
Das Programm steht aktuell noch nicht fest. Alle Filme müssen innerhalb von 24 Monaten vor dem Festival produziert worden sein. Erwünscht ist, dass die eingereichten Filme vor dem internationalen Filmfestival Bosnia-Herzegovina Looks Around 2023 international oder in Deutschland noch nicht gezeigt wurden. Meist werden die Filmemacher:innen, bedingt durch die inhaltliche Klammer, aus der Region stammen; generell aber steht der Wettbewerb offen für weltweit produziert Filme mit inhaltlichem Fokus auf Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kroatien, Slowenien, Nordmazedonien, Montenegro und Kosovo.
Kurzfilmpreis, 14.9./29.9/4.10.
Kurz.Film.Tour 2023: Die Reihe Kurzfilm im Veedel, eine Veranstaltungsinitiative der SK Stiftung Kultur der Sparkasse Köln/Bonn, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kurzfilmkultur auch außerhalb der städtischen Hotspots zu zeigen. An drei Abenden im September und Oktober präsentiert sie in Porz, Kalk und Nippes jeweils fünf Filme des Deutschen Kurzfilmpreises, dem LOLA-Filmpreis. Unter dem Motto Was können Kollektive finden Liebhaber:innen des Kurzfilms filmische Antworten auf die Frage, was passieren könnte, wenn Einzelne sich zu einer Gemeinschaft zusammenschließen und so gesellschaftliche Veränderungen einfordern.
Im Anschluss an die Filmvorführungen gibt es die Gelegenheit zum Austausch mit Filmemacher:innen und lokal engagierten Akteur:innen.
Doxs Ruhr, 25.10. – 5.11.
Wenn sich Unterhaltung, Kunst und Bildung treffen, entsteht großes Kino. Das ist der Grundgedanke des Dokumentarfestivals für junges Publikum im Ruhrgebiet (Doxs Ruhr). Das Festival versteht sich als filmpädagogisches Angebot und möchte für cineastische Geschichte und Geschichten interessieren. Die Filmvorführungen finden an ausgewählten Filmorten statt. Filme können auch per Stream zum Beispiel im Klassenzimmer angesehen werden. Im Anschluss gibt es Videokonferenzen mit Filmschaffenden. Ebenfalls online gibt es einen Festivalpodcast zu einzelnen Filmen. Filmpädagogische Projekte laufen ganzjährig.
Weil Filme einfach großartig sind!