Fotografieren wie Opa: Ein Einstieg in die analoge Fotografie

Liegt gut in der Hand: eine analoge Mittelformat-Kamera. Foto: Pixabay
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Analoge Fotografie boomt! Was vor ein paar Jahren noch ein seltsames Hobby war, ist heute in aller Munde – beziehungsweise in allen Insta-Feeds. Voll Retro halt! Filmfotografie besticht durch einen speziellen Look und ein besonderes Gefühl, die mit digitalen Kameras – Photoshop, Lightroom und allen Megapixeln zum Trotz – nicht 1:1 repliziert werden können. Für alle Musikliebhaber, die das hier lesen: Das ist wie bei einer Schallplatte im Vergleich zur mp3-Datei.

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Achtsames Knipsen

Wer leidenschaftlich analog fotografiert, schätzt dabei vor allem die Ruhe und Gelassenheit, die dieses Vorgehen mit sich bringt. Achtsames Fotografieren, bei dem man sich für jedes Bild etwas mehr Zeit nehmen muss als beim Knipsen mit dem Smartphone. Denn eine Rolle Film hat maximal 36 Bilder (mit etwas Glück bekommen erfahrene Fotografen auch 38 oder 39 Bilder auf einen Film). Jeder Fehlschuss, jeder falsch gesetzte Fokus kostet also wertvolles Filmmaterial. Dafür werdet ihr aber auch mit einem besonderen Bild belohnt.

Vor allem ältere Kameras neigen dazu, etwas Licht hereinzulassen (sogenannte „Lightleaks“). Kann richtig gut aussehen, oder? Foto: Pexels

Dazu kommt die Wartezeit, die zwischen dem ersten Einlegen des Films in die Kamera und dem Entwickeln der Bilder liegt. Manchmal hat man beim letzten Drücken des Abzugs schon vergessen, welches Motiv man als erstes vor der Liste hatte. Hält man die fertigen Bilder dann endlich in der Hand oder lädt die vom Fotolabor gescannten Negative herunter, klären sich endlich die quälenden, offenen Fragen: Saß der Fokus? Ist auch kein Finger vor die Linse gekommen? Und was zur Hölle habe ich überhaupt fotografiert?

Jede Entscheidung beeinflusst das Bild für immer

Aber vor das fertige Bild hat die analoge Fotografie eine Vielzahl an Entscheidungen gesetzt. Welche Kamera soll es sein? Kleinbild oder Mittelformat? Messsucher, Spiegelreflex oder Point-and-Shoot? Schwarz-Weiß oder Farbfilm? Viele Fragen, die sich dem unbedarften Anfänger stellen, die aber unbedingt geklärt sein sollten, da sie einen großen Einfluss auf das Endergebnis haben können.

Groß, Mittel oder Klein? Welches Format darf es sein?

Bevor ihr euch für euren ersten Film entscheidet, ein wichtiger Hinweis: Die Wahl des Films kann in der analogen Fotografie nicht komplett unabhängig von der Wahl der Kamera getroffen werden. Denn: Nicht jeder Film passt in jede Kamera. Die älteren Semester und aufmerksamen Drogerie-Besucher kennen bestimmt den klassischen 35mm-Film, der in einer kleinen Filmdose daherkommt. Dieses Format findet sich auch in den bei Hochzeiten beliebten Einweg- oder Wegwerfkameras, mit denen man sehr gut erste Erfahrungen mit der analogen Fotografie sammeln kann.

Mittelformat-Kameras, die 120er oder 220er Filmrollen aufnehmen, verfügen häufig über einen sogenannten Lichtschachtsucher, bei dem man das Bild von oben sieht Foto: Pixabay

Für professionellere Einsatzzwecke gibt es dann noch Mittel- oder Großformatfilme, z. B. 120er- oder 220er-Rollfilme. Diese unterscheiden sich vom 35mm-Film (dem sogenannten Kleinbild) vor allem durch die Größe des erzeugten Negativs und damit durch die höhere Auflösung des finalen Bildes. Wer hochqualitative (in Bezug auf die reine Bildqualität) Fotos schießen will, kommt über kurz oder lang nicht um Filme in einem größeren Format herum. Zum Einstieg und für Fotos, die nicht übermäßig vergrößert werden sollen, ist ein „handelsüblicher“ 35mm-Film aber definitiv ausreichend. Ein 120er-Film passt aber nicht in eine Kamera, die auf 35mm ausgelegt ist, und umgekehrt.

Farbenfroh oder klassisch in schwarz-weiß?

Die Frage, ob Schwarz-Weiß oder Farbe ist vor allem eine subjektive, künstlerische Entscheidung. Wichtig ist aber: Der Film bestimmt den Look der fertigen Bilder und Farbfilm ist nicht gleich Farbfilm. Das gleiche gilt allerdings auch für Schwarz-Weiß-Filme. Je nach Hersteller und Art des Films (sowie der Belichtung und der Entwicklung, aber das wäre für den Einstieg zu viel) sehen die fertigen Bilder komplett anders aus. Vor der Wahl des Films empfiehlt sich daher ein Blick ins Internet z. B. auf Instagram oder auch auf die Datenbank des Film- und Kameraherstellers „Lomography“, um ein Gefühl für den Look des jeweiligen Films zu bekommen. Hier werden viele Fotos der Community mit den entsprechenden Tags versehen und können dann nach Belieben gefiltert werden.

Ein Tipp: Niemals vergessen, welchen Film man gerade in der Kamera hat. Auch der schönste Sonnenuntergang wirkt monochrom nur noch halb so beeindruckend.

Klassiker, aber nie aus der Zeit gefallen: Schwarz-Weiß-Fotos. Foto: Pexels

Zahlen, bitte: Warum der ISO-Wert so wichtig ist

Ein weiterer wichtiger Punkt, der bei der Wahl des Films beachtet werden muss, ist der ISO-Wert. Dieser beschreibt, wie lichtempfindlich der Film ist. Je höher die Zahl, desto eher ist dieser Film auch noch im „Dunklen“ zu gebrauchen. Während aktuelle spiegellose Kameras mit einer ISO von bis zu 25.0000 arbeiten können, bewegen sich die meisten handelsüblichen Filme eher im Bereich von 100 bis 400. Um nach der Entwicklung keine bösen Überraschungen in Form unterbelichteter oder verwackelter Bilder zu erleben, sollte das vor dem Fotografieren berücksichtigt werden.

Ein Klassiker unter den Farbfilmen, der „Kodak Gold 200“, arbeitet beispielsweise mit einer ISO von 200, ist also nur bedingt für den Einsatz bei schwindendem Licht und in dunklen Innenräumen geeignet. Filmvarianten mit sehr hohem ISO (1600 oder 3200) gibt es fast nur in Schwarz-Weiß. Auch die ISO kann ein Gestaltungsmittel sein: Das allseits geschätzte Filmkorn tritt vor allem bei Filmen mit hohen ISO-Werten in Szene. Filme mit niedrigeren ISO-Werten produzieren hingegen schärfere Bilder – sofern die Lichtsituation stimmt.

Von einer solchen Auswahl träumt jeder analoge Fotograf. Foto: Pixabay

Bei einigen Filmen findet sich zusätzlich zum Namen des Films und der ISO-Zahl noch der Zusatz „D“ oder „T“. Hierbei handelt es sich um einen Hinweis, auf welche Lichttemperatur diese Filme abgestimmt sind. „D“ steht für „Daylight“ also Tageslicht, während „T“ für „Tungsten Light“ steht, künstlich erzeugtes Licht – beispielsweise von einer Glühlampe oder einer Laterne. Das bedeutet nicht, dass ihr mit einem „T“-Film nicht bei Tageslicht fotografieren könnt. Ihr müsst nur damit rechnen, dass die Farben etwas anders erscheinen, als ihr erwartet. Auch hier gibt es durch die Wahl des Films also bereits im Vorhinein eine kreative Gestaltungsmöglichkeit.

Tipp Nummer Zwei: 35mm-Filme gibt es normalerweise im Drogeriemarkt. Diese halten meist ein oder zwei Varianten von Farbfilmen sowie eine Variante Schwarz-Weiß-Filme auf Lager. Für alle Bedürfnisse, die über diese Standardvarianten hinaus gehen, empfiehlt sich ein Blick ins Internet oder in den gut sortierten Fachhandel.

Und hier gibt es noch einen Blick auf den vielleicht schönsten, aber leider nicht mehr produzierten Farbfilm – Kodak Aerochrome:

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