Tanztheater zwischen den Welten: Voodoo Waltz

Boston Gallacher, Chloé Albaret, Pierre Bokma, Emilie Leriche, Ramon John, William Cooper (v.li) Foto: Carolin Saage
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In der Kindheit von Imre und Marne van Opstal drehte sich alles ums Tanzen. Aus einem Traum wurde ein Beruf und die Geschwister schafften es bis ins Nederlands Dans Theater, das in den letzten Jahren einige furiose Gastspiele am Schauspielhaus Bochum zeigte. Nun haben sie die Seiten gewechselt und sind in „Voodoo Waltz“ für Regie, Choreografie, Bühne und Kostüme verantwortlich. Ariane Schön berichtet von ihren Eindrücken.

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Zwischentöne der Epilepsie

In einem klinisch weißen Bühnenraum mit einer perfekt abgestimmten Lichtregie erschaffen sie magische Bilder, unterstützt von drei Schauspielern und sechs Tänzern. Grundlage ist das Werk „Voodoo Waltz for epileptics“ der slowenischen Autorin Janja Rakuš, ein assoziativer Text, der einerseits die harte Realität im Amsterdamer Rotlichtmilieu explizit schildert, andererseits in surreale Traumwelten abdriftet. Verbindendes Element sind die Zustände der Epilepsie, von denen die Figuren erzählen und die sie in einen anderen Bewusstseinszustand bringen. Und so pendelt die Inszenierung zwischen Realität und Fantasie, zwischen Sprache und Körperausdruck hin und her, nicht alle Textpassagen erscheinen zwingend. Auf der Bochumer Bühne wird zu Beginn ein dem Publikum abgewandter, gekrümmter Körper sichtbar; ein Bild, das am Ende nach einer nahezu krimihaften Handlung Sinn ergibt. Pierre Bokma schlüpft für die Rolle einer Sexarbeiterin in Strumpfhosen, Frauenperücke und Negligee. Minutiös beschreibt er Alltagsbegebenheiten aus seiner Arbeitswelt. Ein Schleier aus Einsamkeit und Verlorenheit legt sich über die Szenerie. Stacyian Jackson gibt als Anwältin eine andere Perspektive hinzu, während die dritte Figur, Wilhelm, ganz im Glauben an Gott ihren Halt findet.

Boston Gallacher, William Cooper, Meng-Ke Wu, Chloé Albaret, Ramon John, Pierre Bokma, Emilie Leriche, Frandesc Nello Deakin
Foto: Carolin Saage

Tanztheater der Emotionen

Während Bokma und Jackson sich bei den Tanzszenen eher zurückhalten, beweist William Cooper sein Bewegungstalent in einer Gemeinschaftsszene mit dem Tanzensemble: Wie eine Puppe schwebend wird er von den Tänzern an den Gliedmaßen über die Bühne begleitet. Die Choreografien entwickeln eine magische Sogwirkung, sie sind kraftvoll in ihrer Langsamkeit und energetisch im Tempo. Ineinander verknotet spielen Ramon John und Chloé Albaret Nähe und Distanz durch, Boston Gallacher betört im roten Glitzerkleid, Emilie Leriche und Francesc Nello Deakin sind in fast übermenschlicher Verkrümmung vereint – es ist diese besondere Ausdruckskraft des Ensembles, die so fasziniert. Mehr davon!

Alle Infos auf einem Blick:
Voodoo Waltz;
16., 17., 20., 22., 23.2. & 16., 17., 30.3.; Schauspielhaus Bochum

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