Stranger Than Fiction: Filmfest zeigt Doku-Premieren

Beim Stranger Than Fiction Filmfest sind in vielen NRW-Kinos beeindruckende Dokumentationen zu sehen. Foto: Pexels
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Die 26. Ausgabe des Stranger Than Fiction Dokumentarfilmfests steigt vom 26. Januar bis zum 04. Februar 2024. Kinos in Köln, Bochum, Brühl, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mülheim und Münster präsentieren euch dann Werke in den Rubriken „Dokumentarfilm International” und „Dokumentarfilm NRW”. Bei sämtlichen Filmvorführungen handelt es sich um Premieren: Wir haben für euch eine erste Vorauswahl getroffen!

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Bochum, Endstation Kino

In seinem 90-minütigen Beitrag „Spielrepublik Deutschland” macht Regisseur Hendrik Maximilian Schmitt aus dem Land der Dichter:innen und Denker:innen kurzerhand das Land der Würfelspieler:innen und Knobler:innen: Im Mittelpunkt dieser Dokumentation steht die mittlerweile weltgrößte Messe für Gesellschaftsspiele, die seit nun vier Jahrzehnten jährlich in Essen stattfindet. Schmitt fragt sich: „Wer sind die kreativen Köpfe hinter den teils raffinierten, teils unheimlich komplexen Konstruktionen, die nicht nur hierzulande zahlreiche Wohnzimmerschränke zieren und geduldig auf ihren Einsatz warten?”. „Spielrepublik Deutschland” zeigt, wie Brettspiele überhaupt entstehen und porträtiert Menschen, die sich ihr inneres Kind bewahrt haben.
Spielrepublik Deutschland, Endstation Kino, Wallbaumweg 108, Bochum, 4.2., 18:00 Uhr

Brühl, Zoom Kino

Lilli Scholz möchte es ganz genau wissen: Seit nun sechs Generationen lebt ihre Familie auf einem gemeinsamen Grundstück im Kölner Stadtteil Nippes. In „Ich möch zo Fooß nah Kölle jonn” befragt die Regisseurin ihre 85-jährige Großtante zur Familiengeschichte: Diese erlebte als Kind den Beginn des Zweiten Weltkriegs in Köln hautnah, flüchtete mit ihrer Familie in die Sächsische Schweiz und kehrte nach der Kapitulation Deutschlands in die Heimat zurück: „Op kölsche Art – Zo Fooß”! Ganze 800 Kilometer waren das, die Lilli Scholz in ihrer Dokumentation abwandert, um der Geschichte ihrer Vorfahren nachzuspüren.
Ich möch zo Fooß nah Kölle jonn, Zoom Kino, Uhlstr. 3, Brühl, 31.01., 18:00 Uhr

Dortmund, sweetSixteen Kino

Deutschlandpremiere für „Fauna” von Pau Faus beim Stranger Than Fiction-Festival. Der spanische Beitrag beleuchtet eine ungewöhnliche Form von nachbarschaftlicher Beziehung: Am Rande Barcelonas, in einem Waldstück, lebt ein alter Schäfer mit seiner Herde direkt neben einem High-Tech-Labor für Tierversuche. „Es ist, als ob wir in der Urzeit leben würden, während sie im Weltraum sind”, so das Urteil des Schäfers. „Fauna” zeigt zwei komplett gegensätzliche Welten, denn während der Schäfer an einer Knochenkrankheit leidet, beschäftigen sich nur wenige Meter weiter die Wissenschaftler:innen mit der Erforschung von Impfstoffen.
Fauna, sweetSixteen Kino, Immermannstr. 29, Dortmund, 31.01., 17:00 Uhr

Duisburg, Filmforum

Einst als größter sozialer Wohnpark Österreichs im Jahre 1970 am Reißbrett entworfen, beheimatet der Wohnpark Alterlaa im Süden Wiens heute rund 9.000 Menschen auf einem Areal von circa 240.000 Quadratmetern. Regisseurin Bianca Gleissinger berichtet mit ihrer Dokumentation „27 Storeys – Alterlaa Forever” vom einstigen Glücksversprechen an die Bewohner:innen und skizziert gleichzeitig das gegenwärtige Leben im Wohnpark. Gleissinger, selbst in Alterlaa aufgewachsen, kehrt an den Ort ihrer Kindheit zurück und porträtiert verschrobene und gleichermaßen liebenswerte Menschen, die sich irgendwo zwischen Schießverein, Freddy-Quinn-Museum und Swimmingpool bewegen. Was ist aus der einstigen Prämisse „Wohnen wie die Reichen für alle” übriggeblieben?
27 Storeys – Alterlaa Forever, Filmforum, Dellpl. 16, Duisburg, 25.01., 18:00 Uhr

Düsseldorf, Metropol Kino

Mit „Squaring the Circle” legt der weltbekannte Fotograf, Kreativdirektor und Filmemacher Anton Corbijn seinen ersten Dokumentarfilm vor. Darin zeichnet er die Geschichte des Kult-Designstudios Hipgnosis nach – dieses ist mitunter für einige der bekanntesten Plattencover aller Zeiten verantwortlich. Die Hipgnosis-Gründer Storm Thorgerson und Aubrey Powell trafen damals den Zeitgeist der 60er- und 70er-Jahre, wie Corbijn weiß: „Sie schufen Anblicke, die niemand zuvor für möglich gehalten hatte, produzierten Bilder, die Musik populär machte, die bisher als unbedeutend galt, und standen im Zentrum der verrücktesten, lustigsten und kreativsten Ära in der Geschichte der populären Musik.” Künstler wie David Gilmour, Jimmy Page, Paul McCartney und Noel Gallagher kommen in „Squaring the Circle – The Story of Hipgnosis” zu Wort.
Squaring the Circle, Metropol Kino, Brunnenstr. 20, Düsseldorf, 28.01., 14:00 Uhr

Essen, Filmstudio Glückauf

Regisseurin Asmae El Moudir wählt in ihrem Werk „The Mother of all Lies” das Stilmittel der visuellen Verfremdung und stellt das Stadtviertel von Casablanca, in dem sie aufgewachsen ist, mit Puppen und Miniaturbauten dar. Die Zuschauer:innen tauchen ein ins Jahr 1981, als Polizei und Militärs des marokkanischen Königs während der sogenannten Brot-Unruhen hunderte Protestierende erschossen. Diese waren gegen stetig steigende Lebensmittelpreise auf die Straße gegangen. Asmae El Moudir möchte mit „The Mother of all Lies” eine lange verschwiegene Historie aufdecken und für sich die Frage beantworten, weshalb es keine Kindheitsfotografien von ihr aus dieser Zeit gibt.
The Mother of all Lies, Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Str. 2, Essen, 28.01., 15:00 Uhr

Köln, Filmhaus Kino

Wer, wenn nicht die Aufseher:innen des Wallraf-Richartz-Museums selbst könnten einen so präzisen Blick auf die im Kölner Haus ausgestellten Werke bieten? In Corinna Belz’ Episodenfilm „Die Kunstaufpasser” kommen sie zu Wort, schließlich verbringt niemand so viel Zeit mit den Meisterwerken von Rubens, Lochner, Corinth und Co. wie das Museumspersonal. Die Kunstaufpasser „überraschen durch ihren sehr persönlichen Blick auf die Werke”, so die Regisseurin. „Und sie können auch einiges über die Besucher:innen des Museums erzählen.”
Die Kunstaufpasser, Filmhaus Kino, Maybachstr. 111, Köln, 04.02., 17:00 Uhr

Mülheim, Rio Filmtheater

Mit seiner 120-Minuten-Doku „George – The Story of George Maciunas and Fluxus” rückt Jeffrey Perkins den „Impresario der internationalen Avantgarde-Kunstbewegung Fluxus” in den Fokus. Das Porträt dieses Künstlers wird im Werk kommentiert von Künstler:innen wir Yoko Ono, Jonas Mekas oder auch Nam June Paik. Hinzu kommen kreative Sound- und Screendesigns, die George Maciunas als Visionär der Aktionskunst (1962–78) zeigen. Fluxus, so weiß Regisseur Jeffrey Perkins, konnte alles sein: „Bausätze, Geschäfte, Festivals, Inseln, Hochzeiten, Essen.” Bilderstürme, die auch Künstler:innen der Jetztzeit weiterhin beeinflussen.
George – The Story of George Maciunas and Fluxus, Rio Filmtheater, Viktoriastr. 17, Mülheim an der Ruhr

Münster, Cinema

Es ist der 19. Februar 2020, der die Stadt Hanau und schließlich auch das ganze Land verändert: Bei einem Anschlag erschießt ein 43-jähriger Rassist innerhalb weniger Minuten neun Frauen und Männer und schließlich sich selbst. Eltern, Geschwister und Freunde der Opfer halten nach dieser Tragödie zusammen; gemeinsam versuchen sie, mit den Folgen dieser Bluttat umzugehen. Julian Vogel hat ihren Kampf um die Aufklärung des Verbrechens sowie das Engagement gegen Rassismus mit dem Film „Einzeltäter: Hanau“ bebildert. Die Hinterbliebenen leben bis heute in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Vater des Täters – von den Behörden fühlen sie sich im Stich gelassen. Mit seiner Dokumentation fragt Julian Vogel: „Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen der Trauerarbeit der Betroffenen und der politischen Deutung der Tat?”
Einzeltäter: Hanau, Cinema, Warendorfer Str. 45–47, Münster, 29.01., 18:30 Uhr

Das gesamte Stranger Than Fiction-Festivalprogramm findet ihr hier.

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