Das perfekte Reiserad: Von Expeditionsrädern und Randonneuren

Foto: Fern Fahrräder
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Reiseräder, Expeditionsräder oder das französische Pendant Randonneur beschreiben einen Typus des Fahrrads, das für die Anforderungen von Radreisen konzipiert ist. Dazu müssen die Räder in der Lage sein, das Reisegepäck sicher zu transportieren. In diesem Artikel erfahrt ihr, welche Hersteller von Reiserädern empfehlenswert sind. 

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Reiseräder mit Maßrahmen

Fern-Fahrräder

Foto: Fern-Fahrräder

Die Erzeugnisse der Berliner Rahmenbauer von Fern-Fahrräder sind, unumwunden gesagt, einfach verdammt sexy. Das liegt zum einen sicherlich an den interessanten Design-Wünschen der Kunden, ein bisschen berlinerisch-hipsteresque können diese schon wirken, und zum anderen an der hervorragenden Handwerkskunst, die durch Flo Hausslers Hände gedeiht. Die Fotogalerie von Fern verrät, dass die Kunden gerne Fahrradaufbauten nachfragen, die für die eher sportliche und stilvolle Mitnahme von Reisegepäck prädestiniert sind. Als Randonneure oder in moderner Sprechweise als Adventure- oder Allroad-Fahrräder lassen sich diese Kreationen wohl gut beschreiben. Starre Kategorien haben sich bei den Individualisten jedoch ohnehin überlebt. Nicht selten folgen die Räder den Trends nach breiten Reifen und Bikepacking, die in den letzten Jahren immer beliebter wurden und sich gegen alte Traditionen stemmen. Auf den Trend zu immer größeren Laufrädern und neuen Standards scheint bei Fern eine Rückbesinnung auf good old 26 Zoll und 650B stattzufinden. In Verbindung mit extrabreiten Reifen, die auch entsprechend hoch bauen, ist dies auch sehr sinnvoll. Bei den Lackierungen und passenden Taschen zum Reiserad geht es farbenfroh zur Sache. Dafür sorgt auch die Zusammenarbeit mit Velociao, wo in direkter Nachbarschaft zu Fern-Fahrräder der Lack auf die noch rohen Stahlrahmen kommt. Flos Freundin Kristin macht mit ihren maßgeschneiderten Taschen fürs Reisegepäck dort weiter, wo ihr Freund mit den Fahrradrahmen angefangen hat. Bei „Gramm-Tourpacking“ bekommt ihr sowohl bags fürs Bikepacking als auch klassische Gepäckträgertaschen, die auch optisch etwas hermachen.
Fern Fahrräder

Rahmenbau Sven Krautscheid

Schuhe und Hosen kauft man sich in der passenden Größe, doch für manche Menschen passen die Standardmaße von der Stange nicht. Das gleiche Phänomen kann auch auf Fahrräder zutreffen. Etwas Handgefertigtes zu bekommen, das genau auf die individuellen Eigenheiten des eigenen Körpers und die eigenen Vorlieben zugeschnitten ist, ist das Ansinnen vieler von Sven Krautscheids Kunden. Bei Krautscheid in Bochum bekommt ihr einen Maßrahmen vom Profi. Die richtige Position auf dem Rad verspricht eine effiziente Kraftübertragung, Schmerzfreiheit und letztlich Freude. Wer bei einer Radreise jeden Tag über Stunden im Sattel sitzt, für den sind diese Punkte besonders wichtig. Krautscheid erstellt anhand einer Positionsanalyse, einer Satteldruckmessung, dem Einsatzzweck des Velozipeds und den Wünschen des Kunden die möglichst perfekte Geometrie für den Rahmen. Bei dem Rahmenmaterial kann zwischen Carbon, Aluminium und Stahl gewählt werden. Ein individueller Maßrahmen kann ab rund 1000 Euro erworben werden, ein Reise- respektive Tourenrad in voller Ausstattung gibt es ab rund 3000 Euro aufwärts. In Anbetracht der Tatsache, dass ihr hier eine Individualanfertigung aus deutscher Handwerksarbeit bekommt, sind die Preise angemessen.
Rahmenbau Sven Krautscheid

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Reiseräder aus Übersee

Surly

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Surly ist ein amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Bloomington, Minnesota, dessen Produkte auch bei deutschen Händlern erhältlich sind. Die Boys nehmen sich selbst nicht so ernst, dafür sind ihre Fahrräder immer sehr durchdachte Entwicklungen mit Rahmen aus Stahl, die obendrein noch vergleichsweise preiswert daherkommen. Das Modell „Long Haul Trucker“ lässt schon am Namen erkennen, dass dieser Hobel für die Langstrecke konzipiert wurde. Die Geometrie des Rahmens ist auf die Anforderungen des Gepäcktransportes ausgelegt und es lässt sich zwischen der Variante mit Scheibenbremse und good old reliable V-Brake wählen. Die Rahmengrößen 42-58cm sind zudem als Ausführung für 26-Zoll-Laufräder zu haben, die Größen 56-62cm gibt es auch für 28 Zoll. Besonders für kleine Rahmengrößen empfehlen sich kleinere Laufräder. Der „Long Haul Trucker“ lässt sich entspannt mit einem flachen Lenker oder im Stile eines Randonneurs auch mit Rennradlenker steuern. Die Vielseitigkeit und der niedrige Einstiegspreis machen das Surly zu einem beliebten Objekt unter Reiseradlern. Je nach Ausstattung muss man 1250 bis 1500 Euro einplanen. Mehr Geld muss man auch nicht ausgeben, um die Welt auf zwei Rädern zu erfahren.
Surly

Velo-Orange

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Velo Orange ist eine amerikanische Firma aus Annapolis, Maryland, die sich durch den Vertrieb und die Produktion von außergewöhnlicher Fahrradtechnik abseits des Mainstreams etabliert hat. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Fahrer, die eher entspannt auf und abseits der asphaltierten Wege unterwegs sind. Schicke Schutzbleche aus Edelstahl, silberne Vorbauten und Lenker und den sehr vielseitigen Rahmen „Polyvalent, der ebenfalls als Komplettrad angeboten wird, befinden sich im Sortiment. Das „Polyvalent“ hat einen Stahlrahmen (4130 CrMo) und Scheibenbremsen, das wahlweise mit 26-Zoll- oder 650B-Laufrädern aufgebaut werden kann. Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger (vorne und hinten) sowie der robuste Rahmen machen das Fahrrad zu einem hervorragend fahrbaren Reiseuntersatz auf zwei Rädern. Die Rahmengeometrie ermöglicht die Wahl zwischen einem flachen Lenker, der eine aufrechtere Sitzposition zulässt, und der etwas sportlichen Sitzposition bei der Verwendung eines Rennradlenkers.
Velo Orange

Reiseräder aus Deutschland

Vsf Fahrradmanufaktur

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Die Expeditions-Räder der Fahrradmanufaktur sind kein Geheimtipp bei Reiseradlern, seit 1987 rollen ihre Velos über die Straßen. Zurzeit befinden sich fünf Modelle im Sortiment, die für die große Reise geeignet sind. Allen gemeinsam ist, dass sie aus stabilem Stahl (25CrMo4) gefertigt sind. Das Modell TX-800 kennt man vielleicht aus dem Film „Anderswo. Allein in Afrika“, in dem Anselm Nathanael Pahnke seine 15.000 Kilometer lange Reise von Süd- nach Nordafrika dokumentierte. Das TX-800 kann bis zu 170 Kilogramm Gesamtgewicht (inklusive Fahrer) wegstecken und ist mit einer hochwertigen und kompletten Shimano XT-Gruppe ausgestattet. Eine Lichtanlage von Busch&Müller, die Gepäckträger von Tubus (hinten und vorne) und Schwalbe-Bereifung verraten dem Kenner, dass man hier nicht an der falschen Stelle gespart hat. Der Gesamtpreis von rund 2000 Euro UVP geht hier also durchaus klar. Wer etwas tiefer in die Tasche greift, der bekommt mit dem Modell TX-1200 das gleiche Fahrrad mit einem Premium-Antriebsstrang. Am Tretlager sorgt hier ein Pinion-Getriebe (Modell P1.18) für den Gangwechsel: Achtzehn Gänge und eine Gesamtübersetzung von 636% sprechen eine klare Sprache. Aufs Hinterrad werden die Kräfte durch einen Gates-Riemen übertragen. Diese Kombination ist wirklich sehr wartungsarm, jedoch dürfte Ersatz oder Reparatur im Ernstfall schwieriger zu bekommen sein, als dies bei einer Kettenschaltung der Fall ist. Preislich macht sich der Hightech-Antrieb deutlich bemerkbar: 4000 Euro UVP veranschlagt die Fahrradmanufaktur. Manche Händler bieten das TX-1200 jedoch auch günstiger an.
Vsf Fahrradmanufaktur

Velotraum

Foto: Velotraum | Konzept VK10

Bei Velotraum aus Weil der Stadt habt ihr vielfältige Möglichkeiten, euer Wunschrad nach den eigenen Anforderungen und Vorlieben zu konfigurieren. Theoretisch lässt sich jede der vier Modellreihen, Konzept, Speedster, Finder oder auch Pedelec, als reisefähiges Rad zusammenstellen. Das „Konzept“ ist dabei das vielseitigste Rad, das Speedster lässt sich hingegen eher als sportlicher (Rennradlenker) und überaus robuster Randonneur beschreiben. Eine mögliche Konfiguration des „Konzepts“ wäre zum Beispiel mit dem Rahmen VT-400 möglich. Bei diesem handelt es sich um einen Stahlrahmen, der sowohl mit Ketten- oder Nabenschaltung sowie mit Starr- oder Federgabel aufgebaut werden kann. Das maximale Systemgewicht beträgt hier sehr hohe 180 Kilogramm. In der Variante mit dem verstärkten Aluminiumrahmen VT-1300 lässt sich ein Fahrrad mit dem am Tretlager montierten Pinion-Getriebe und Gates-Riemenantrieb realisieren. In dieser Ausstattungsvariante wiegt das fahrfertige Velo gerade mal etwas mehr als 15 Kilogramm. Im Konfigurator lässt sich jedes Einzelteil des Aufbaus individuell anpassen. Unter anderem aus 200 verschiedenen RAL-Tönen könnt ihr die gewünschte Farbe für Rahmen und Gabel wählen.
Velotraum

Tout Terrain

Foto: Tout Terrain | Kyle Hughes | Fahrradmodell: Tanami

Mit dem Silkroad hat sich Tout Terrain einen Namen bei den besser betuchten Radreisenden gemacht. Mit Rohloff-Nabenschaltung kommt das Komplettrad für rund 4000 Euro daher. Ob dieser Preis dem Nutzen angemessen ist, entscheidet der Käufer. Die technischen Daten wissen immerhin zu überzeugen: In der leichtesten Konfiguration wiegt das Silkroad vierzehn Kilogramm und kann insgesamt (inklusive Fahrer) bis zu 160 Kilogramm Gewicht stemmen. Auch optisch kann dieses Zweirad überzeugen. Auf den ersten Blick sieht man dem Silkroad seinen Verwendungszweck und die robuste Bauweise nicht an, woran sicher auch der elegante Rohrsatz von Dedacciai beiträgt, der beim Rahmen verbaut wurde. Beim genaueren Hinsehen fällt jedoch der verlötete und in Rahmenfarbe gehaltene Gepäckträger über dem Hinterrad auf, der aus Edelstahl gefertigt wurde und ordentlich Gepäck tragen kann. Die 26 Zoll Laufräder sind darüber hinaus eine gute Wahl, weil dieser Größenstandard weltweit am meisten verbreitet ist und Ersatz und Reparatur dadurch vereinfacht werden. Auch bei Tout Terrain könnt ihr euch euer Traumrad nach euren Wünschen konfigurieren. Anstatt der Nabenschaltung kann zum Beispiel auch eine 3×10-fach Kettenschaltung montiert werden oder eine Lichtanlage vom deutschen Hersteller SON, anstatt der durchaus soliden Installation von Busch&Müller (Scheinwerfer) und Shutter Precision (Nabendynamo).

Rose

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Der Fahrradhändler Rose aus Bocholt gehört zu den Platzhirschen im Online-Handel. Im Sortiment befinden sich derzeit zwei klassische Reiseräder für große Touren und zwei sportlichere Randonneure. Das „Backroad“ ist ein Radonneur im besten Sinn. Fahrfertig mit Lichtanlage und Schutzblechen wiegt es gerade einmal rund zehn Kilogramm und sieht dabei auch ziemlich gut aus. Dabei hilft natürlich, dass Rahmen und Gabel aus Carbon gefertigt sind und die Anbauteile mit Bedacht gewählt wurden. Als Gepäckträger kommt zum Beispiel ein Tubus Fly Evo zum Einsatz, der nur 460g auf die Waage bringt, dafür aber auch „nur“ 20 Kilogramm tragen darf. Das ist immer noch eine ganze Menge Gepäck, das vielleicht nicht für die Weltreise oder die Durchquerung Afrikas reicht, aber für viele kleinere Reisen locker reicht. Das Backroad bietet darüber hinaus Platz für 32mm breite Reifen unter den Schutzblechen und ist mit einer kompletten Shimano Ultegra-Gruppe ausgestattet. Wer eine etwas weniger sportliche Sitzposition anvisiert hat und deutlich mehr Gepäck mitnehmen möchte, der ist mit dem Activa Pro gut beraten. Die Version mit Shimano XT-Gruppe ist für rund 2300 Euro zu haben, mit Pinion-Getriebe kostet der Spaß gleich mal 3300 Euro und ihr müsst mit knapp einem halben Kilogramm Mehrgewicht leben. Ob das wirklich eine Rolle spielt, wenn sich das Gepäckgewicht der 50 Kilogramm-Grenze annähert, die das Activa Pro verpacken kann, sei mal dahingestellt.
Rose

Preiswerte Reiseräder

Koga

Foto: Koga

Koga ist ein niederländischer Hersteller, der seit 1976 Kompletträder verkauft und mit dem Worldtraveller ein preiswertes Reiserad anbietet. In Anbetracht dessen ist das Gewicht von 17kg noch vertretbar. Verbaut sind Komponenten der Shimano SLX-Gruppe, die eigentlich für Mountainbikes gedacht sind, aber auch an anderen Rädern eine gute Figur machen, wenn große Übersetzungsverhältnisse gefragt sind. Die 11-Fach-Kassette in der Gangabstufung 11-34 in Verbindung mit einer 3-Fach-Kurbel sorgen dafür, dass immer der passende Gang vorhanden ist. Die hydraulischen Felgenbremsen von Magura (HS-11) sind bewährt und bringen die Fuhre auch in beladenem Zustand sicher zum Halt. Die Pedale, ein zusätzlicher Lowrider-Gepäckträger an der Gabel samt zweitem Seitenständer und die zwei Trinkflaschen von Elite sind Extras, die im Kaufpreis bereits enthalten sind und bei anderen Anbietern in der Regel fehlen. Der Rahmen ist aus Aluminium gefertigt und die Schweißnähte sind verschliffen, wodurch er eleganter wirkt. Die Schalt- und Bremszüge verlaufen im Rahmen, was einen aufgeräumten optischen Eindruck mit sich bringt und vor Verwitterung und Beschädigungen schützen soll, im Reparaturfall allerdings zu einer fummeligen Angelegenheit werden kann. Wer etwas mehr ausgeben möchte, der kann sich Kogas Worldtraveller S mit Rohloff-Nabenschaltung und Riemenantrieb statt Kette konfigurieren. Macht man dies auf Kogas Website, zeigt der Konfigurator stolze 4885 Euro Kaufpreis an.

Intec

Foto: Intec, Modell M01

Intec montiert seine Räder in Erfurt, die Stahlrahmen (25CrMo4) werden in Tschechien gefertigt. Die Modelle der Serie R-T-R sind fertige Räder, bei denen nur noch die Wunschfarbe angegeben werden kann. Dafür bekommt man hier ein Reiserad schon ab rund 1000 Euro – in dieser Liste stellt Intec damit das günstigste Reiserad. Das Modell RTR04 ist mit einer mehr als soliden Shimano Deore-Gruppe bestückt, hat Schutzbelche von SKS, einen Nabendynamo von Shimano (DH-3N30) sowie Scheinwerfer und Rücklicht von Busch&Müller. Mit diesem Rad bekommt ihr alles, was für eine Reise nötig ist. Für hundert Euro mehr bekommt ihr das gleiche Rad mit Scheiben- anstatt Felgenbremsen (RTR04D). Mit Rohloff-Nabenschaltung und einem etwas besseren Gepäckträger (Tubus) kostet das RTR05 erwartungsgemäß einen Tausender mehr als das Einstiegsmodell, was in Anbetracht der Konkurrenzpreise immer noch als preiswert zu bezeichnen ist.
Intec

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