Kunst im Freien: Skulpturenparks in Nordrhein-Westfalen

Kunst im öffentlichen Raum: Thoms Schütte, Melonensäule, 2017. Foto: Cfbolz
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Unterwegs in Skulpturenparks: Bildende Kunst im Freien er-laufen – das ist tatsächlich etwas ganz anderes, als Kunst im Museum zu begegnen. Im Freien habt Ihr nicht nur die Skulpturen als artifizielles Kunstwerk, Ihr erlebt zugleich die umgebende Natur als Teil der Inszenierung. Mit der jahreszeitlichen Veränderung der Landschaft verändert sich auch der Blick auf die Kunst – wie wirkt wohl die Melonensäule in Marl, die Ihr im Sommer vor dem grünen Blätterwerk gesehen habt, im winterlichen Umfeld?

Aber vielleicht muss man auch gar nicht in Jahreszeiten denken. Schon die täglichen Variationen durch Wetter, Sonnenstand und Wind ziehen ganz unterschiedliche Ansichten nach sich. Es ist also sehr spannend, Skulpturen mit und in der Landschaft zu erkunden. coolibri hat für Euch zehn mögliche Kunst-Spaziergänge in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt.

Inhaltsverzeichnis [verbergen]

Über Stock und Stein: Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal

Tony Cragg, Distant Cousin, 2006. Foto Skulpturenpark Waldfrieden

In Wuppertal zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden mit Plastiken unterschiedlicher Künstler:innen einen Querschnitt durch Moderne und Gegenwart in der bildenden Kunst. Ob Markus Lüpertz‘ „Paris ohne Arme“ aus 2000, Bernhard Luginbühls „Pegasus“ aus 1967, Tony Craggs „Good Face“ aus 2007 oder Sean Scullys „Wall of Light Cubed“ aus 2020 – die Cragg Foundation hat mit den Jahren ein beeindruckendes Kompendium erworben und installiert.

Neben der Dauerausstellung gibt es weitere temporäre Ausstellungen, ebenfalls zum Teil im Freien. Unterschiedliche Führungen zur Dauerausstellung und zu den Sonderschauen werden angeboten.

Nach der Kunst ist vor der Kulinarik! Das Café Podest bietet kalte und warme Speisen und hausgemachten Kuchen an, sowohl draußen als auch drinnen. Achtung, im November und Dezember ist das Café nur freitags bis sonntags geöffnet, ansonsten jeden Tag außer Montag.

Skulpturenpark Waldfrieden, Hirschstraße 12, Wuppertal

Kunst und Natur im Einklang: Museum Insel Hombroich, Neuss

Erwin Heerich, Turm, 2006. Foto Museum Insel Hombroich

Seit 1987 empfängt das Museum Insel Hombroich sein Publikum. Der Düsseldorfer Kunstsammler Karl-Heinrich Müller erwarb erwarb einen historischen Park aus dem frühen 19. Jahrhundert sowie angrenzende, landwirtschaftliche Areale. Der Landschaftsarchitekt Bernhard Korte gestaltete diese 1984-1988 zu einer Auenlandschaft. Gemeinsam mit den Künstlern Gotthard Graubner, Erwin Heerich und Anatol Herzfeld wurde aus der reinen Natur eine ideale Begegnungsstätte für Menschen und Kunst in der Natur. Erwin Heerich zum Beispiel gestaltete große, begehbare Skulpturen, die ihrerseits wieder für andere Künstler:innen als Ausstellungsfläche fungieren.

Lovis Corinth oder Hans Arp sind ebenso präsent wie Henri Matisse und Yves Klein, um nur vier große Namen zu nennen.

In den 90er Jahren wurde die Anlage um die ehemalige NATO-Raketenstation und das Kirkeby-Feld erweitert. Das einstige NATO-Gelände ergänzt mit moderner Architektur die originalen Hangars und Bunker und bietet Künstler:innen Heimat und Ausstellungsfläche; für Besucher:innen ist auch ein Kurzurlaub ist im Gästehaus „Kloster“ möglich. Das Kirkeby-Feld beherbergt Wechselausstellungen.

Das Besondere auf Hombroich: Es gibt keine Beschriftungen oder Erläuterungen. Ziel war und ist die unmittelbare Begegnung zwischen Mensch und Kunst in der Natur. Führungen durch den „Kunstraum Hombroich“ durch Künstler:innen gibt es trotzdem.

Einen Besuch wert ist auch die museumseigene Cafeteria. Das saisonale Buffet speist sich laut Website aus lokalen Lieferanten und ist unter ökologischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Das Angebot ist gedacht als „Geschenk der Gastlichkeit an die Besuchenden“ (Museumswebsite).

Museum Insel Hombroich, Minkel 2, Neuss

Beste Hanglage: Museum Abteiberg mit Skulpturengarten, Mönchengladbach

Maria Lehnen, Idol XII, 1989. Foto Museum Abteiberg

Wäre das Museum Abteiberg ein Wein, dann sicherlich ein guter Steilhang-Tropfen. Vom Alten Markt in Mönchengladbach liegt es etwa eine Minute entfernt, den steilen Südhang hinauf, neben dem Gladbacher Münster.

Schon das Gebäude an sich ist Kunst: Das Museum gilt als eines der Hauptwerke des Wiener Architekten Hans Hollein und als einer der Gründungsbauten der internationalen Postmoderne. Als erstes Museum für Gegenwartskunst kann es auch als Manifest der Postmoderne gelesen werden.

Der kleine Skulpturengarten Abteiberg wurde 2002 als Teil der dezentralen Gartenschau EUROGA 2002 plus eröffnet. Der Park mit Baumbestand aus Blutbuchen und Kastanien umfasst den ehemaligen Abteigarten und den zum Münster gehörenden Pfarrgarten. Wie im Museum auch sind hier Werke moderner Künstler:innen zu sehen.

Wer noch mehr Skulpturen sehen möchte, kann auf der Skulpturenmeile insgesamt 50 Skulpturen bewundern. Der „Kunstweg“, als regionales Projekt im Rahmen der EUROGART 2002 plus entstanden, erstreckt sich über 5,7 Kilometer durch die Stadt.

Skulpturengarten Abteiberg, Spatzenberg, Mönchengladbach

Kunst umsonst genießen: Der Skulpturenpark Köln

Mary Bauermeister, Rübezahl, 2020. Foto Mary Bauermeister

Im Unterschied zu den „normalen“ Skulpturenparks ist der Kölner Park als Ort für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Skulptur“ mit dem Charakter einer Biennale angelegt.

Zu sehen ist eine Mischung aus dauerhaft installierten Exponaten und im 2-Jahres-Rhythmus wechselnden Ausstellungsstücken. Teilweise sind die Objekte extra für Köln konzipiert, zum Teil sind die Werke schon in anderen Zusammenhängen gezeigt worden.

Laut der Website sind „seit 1997 sind im Park zeitgenössische Außenskulpturen von über 150 international renommierten Künstlern und Künstlerinnen gezeigt worden. Zu den bekanntesten gehören u.a. Rosemarie Trockel, Dan Graham, Joel Shapiro, Markus Lüpertz, Ulrich Rückriem, Marc di Suvero, Günther Förg, Tony Cragg, Barry Flanagan, Alexander Calder, Markus Kippenberger, Anish Kapoor, Norbert Kricke, Tom Burr, Mary Bauermeister u.v.m.“.

Nach dem Tod des Sammlerpaares Dres. Eleonore und Michael Stoffel übernahm die Stiftung Skulpturenpark Köln die Leitung. Die zweijährigen Ausstellungen werden jeweils von unabhängigen, international bekannten Kurator:innen für zeitgenössische Kunst betreut. Gerade zu Ende gegangen ist die KölnSkulptur#10 von Tobias Berger, Chefkurator am Tai Kwun Centre of Heritage and Arts in Honkong. Unter dem Motto „Übernatur – Natural Takeover“ befassen sich die Kunstwerke mit der Beziehung zwischen Natur und Mensch.

Ein Besuch des Parks zwischen Zoobrücke, Konrad-Adenauer-Ufer und Riehler Straße lohnt sich auch in den Zwischenzeiten, da genügend permanent installierte Skulpturen zu sehen sind. Jährlich besuchen 60.000 bis 100.000 Gäste den Park. Der Skulpturenpark Köln ist 365 Tage im Jahr geöffnet und kostet keinen Eintritt. Jeden ersten Sonntag im Monat wird eine (kostenpflichtige) öffentliche Führung angeboten.

Skulpturenpark Köln, Riehler Straße (Haupteingang), Köln

Kunst im Park: Schlosspark Stammheim, Köln

Herbert Labusga, Schloss mit Grafenpaar. Foto Schlosspark Stammheim

Nochmal in Köln, diesmal die ständige Skulpturenausstellung im rechtsrheinischen Schlosspark Stammheim. Der rund 80.000 Quadratmeter große Schlosspark wurde um 1830 als „Englischer Garten“ im klassischen Landschaftspark-Stil angelegt. Einheimische Bäume mischen sich mit zum Teil seltenen Arten aus aller Welt.

Die Initiator:innen, die „Initiative Kultur Raum Rechtsrhein (KRR)“ wollte den vorhandenen Schlosspark mit zeitgenössischer Kunst beleben. Ursprünglich als Plattform für lokale und regionale Künstler:innen geplant, ist der Park mittlerweile auch für internationale Skulpteure geöffnet.

Die KRR hat eine zutiefst soziale Vision, die sie seit 2002, dem Eröffnungsjahr, begleitet: Soe wollte und will de rechtsrheinischen Raum neue Akzente verleihen und durch das „breite Angebot von Kunst, Kultur und Natur alle Bevölkerungsschichten aus den verschiedensten sozialen, kulturellen, gesellschaftlichen und nationalen Bereichen“ ansprechen. Das ist laut Informationen der Website in den letzten Jahren sehr gut gelungen. Der Eintritt ist frei, öffentliche und individuelle Führungen werden angeboten.

Schlosspark Stammheim, Am Stammheim Schlosspark, Köln

Freiluft-Sammlung: Skulpturen im Grugapark Essen

Henry Moore, Knife Edge, 1961. Foto Sammlung Grugapark

Der Grugapark ist seit über 90 Jahren das grüne Herz Essen. Für Liebhaber:innen von Kunst und Kultur gibt es viele Möglichkeiten, den Park zu erfahren. So warten unter anderem das Hundertwasserhaus, der Grugaturm oder der Ausstellungsraum in der Orangerie auf interessierte Gäste. Im Park selbst zeigt die Sammlung Grugapark Werke von der klassischen Moderne bis in die zeitgenössische Kunst. Mehr als 40 Skulpturen und Plastiken, unter anderem von Henry Moore, Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff und Alfred Hrdlicka, erfreuen Besucher:innen auf ihrem Weg durch den Park. Ein eigener Katalog „KunstWege“ kann an den Grugapark-Kassen erworben werden.

Führungen durch das Open-Air-Museum Grugapark werden angeboten.

Sammlung Grugapark, Messeplatz 1, Essen

Die Erweiterung des Lehmbruck Museums: Der Kant-Park, Duisburg

Günter Tollmann, Beweglicher Plastik PA II. Foto Burkhard Mücke

Das weltbekannte Lehmbruck Museum gilt als die umfassendste und systematischste Sammlung moderner Skulpturen in Europa. Bereits der Architekt Manfred Lehmbruck legte den Fokus auf das Wechselspiel zwischen Kunst und Natur, als er das weitgehend verglaste Museum in den Park setzte.

Mittlerweile sind im altehrwürdigen Immanuel-Kant-Park über 40 Großskulpturen für die Öffentlichkeit zugänglich. Werke von Künstler:innen wie Karl Hartung, Niki de Saint Phalle, Meret Oppenheim, Bogomir Ecker oder Henri Moore bekommen hier Raum und Luft, um zu atmen.

Die Parkanlage in Duisburgs Zentrum gibt es seit 1929. Nach 1945 völlig zerstört, wurde er seit den 60er Jahren wieder aufgebaut. Seit den 80er Jahren wird der Park vom Lehmbruck Museum als europäischer Skulpturenpark entwickelt. Mit 40 Kunstwerken lädt er zum Flanieren, Verweilen und Genießen ein.

Nicht nur Kunstliebhaber:innen kommen im Kant-Park auf ihre Kosten – Spielplätze, Blumengärten und ein Café machen die zentral gelegene Grünanlage zu einem Ort der Begegnung für Alt und Jung.

Immanuel-Kant-Park, Düsseldorfer Straße, Duisburg

Mitmachen erwünscht: Skulpturenpark Schloss Morsbroich

Eberhard Foest: Dreiklang (1986). Foro: Museum Morsbroich

Das barocke Schloss Morsbroich in Leverkusen ist seit den 50er Jahren Heimat des städtischen Museums für Gegenwartskunst. Es wurde 1951 als erstes Museum für moderne Kunst der noch jungen Bundesrepublik gegründet.

In dem ursprünglich barocken und später romantisierten Schlosspark wurde bereits in den 80er und 90er Jahren moderne bildende Kunst platziert. Seit 2008 sind eigens für diesen Ort in Auftrag gegebenen Skulpturen und Installationen zu sehen. Besucher:innen finden hier neben gegenständlichen Skulpturen zu Beispiel Jeppe Heins begehbaren Brunnen,  die Lichtinstallation „public preposition / parc stage“ von Mischa Kuball oder auch das „Witche’s Cottage“ vom Mark Dion.

Spannend: Die „Werkstatt Morsbroich“ hat im Rahmen des Projekts „parklabyr“ einen künstlerischen Dialog mit allen Interessierten über die Zukunft des Skulpturenparks angestoßen. Mitmachen dringend erwünscht!

Skulpturenpark Schloss Morsbroich, Gustav-Heinemann-Straße 80, Leverkusen

Barock trifft Moderne: Der Schlosspark Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau

James Lee Byars, The Spinning Oracle from Delphi, 1986, Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland/Florian Monheim

Das ursprünglich barocke Ensemble aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde im späten 19. Jahrhundert erweitert und neu gestaltet. Während das Schloss im neogotischen Stil umgebaut wurde, gestaltete man den Garten im „gemischten Stil“ mit Elementen sowohl des „Englischen“ als auch des „Architektonischen Gartens“. Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der Garten dann ach historischen Quellen restauriert. Die Grundstruktur der Anlage bestimmen verbliebene barocke Elemente wie das Alleen- und Grabensystem.

Das Schloss beherbergt die ehemalige Privatsammlung der Brüder van der Grinten und das Joseph Beuys Archiv und ist damit eine international anerkannte Forschungseinrichtung. Die umgebende Parkanlage setzt historische Garten- und Landschaftsarchitektur und zeitgenössische Skulpturen des ausgehenden 20. Jahrhunderts in Bezug zueinander. Aktuell sind etwa 71 Kunstwerke aus der Museensammlung an der frischen Luft zu besichtigen, darunter Arbeiten von Erwin Heerich, Eduardo Chillida, James Lee Byars und Gerhard Marcks.

Neben der Kunst im öffentlichen Raum könnt Ihr in den historischen Anlagen auch einen der größten und schönsten Kräutergärten der Region bewundern. Auch die Hortensiensammlung mit mehr als 2500 Pflanzen begeistert mit ihrer Blüten- und Farbenpracht die Besucher:innen.

Schlosspark Museum Schloss Moyland, Am Schloss 4, Bedburg-Hau

Hommage an Josef Albers: Skulpturenpark Museum Quadrat, Bottrop

Walter Dexel, Farbige Lichtsäule II, 1926/73, Foto: Museumszentrum Quadrat

Das Museum Quadrat heiß korrekt eigentlich Josef Albers Museum. Im quadratischen Bau könnt Ihr viele Werke des Bottroper Künstlers Josef Albers besichtigen, aber auch weitere Ausstellungen, die sich der klassischen Moderne im internationalen Rahmen widmen.

Im angrenzenden Skulpturenpark, den das Museum als Erweiterung seiner Ausstellungsräume sieht, liegt der Schwerpunkt auf konkreter Kunst. Die Kunstwerke sind als „Hommage an Josef Albers“ zu verstehen (so auch der Name eine Skulptur von Erwin Heerich). Es sind weitestgehend Arbeiten von Künstler:innen, die schon einmal im „Quadrat“ ausgestellt wurden. Neben gegenständlichen Plastiken gibt es zum Beispiel auch die Lichtinstallation „Lichtsäule III“ von Walter Dexel.

Der 1921 angelegte Stadtgarten orientiert sich am Vorbild des englischen Landschaftsgartens mit scheinbar natürlich gewundenen wegen und Blickachsen auf Brunnen und Gebäude.

Quadrat Josef Albers Museum, Anni-Albers-Platz 1, Bottrop

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