In der Haut des Schreckens: Kostüme für Halloween

Am 31.10. ist Halloween. Praktischerweise ist in NRW am nächsten Tag immer Feiertag. Was werdet ihr anziehen? Foto: Adobe Stock
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Halloween – die Nacht der Geister und Dämonen. Zu gern verkleidet man sich am 31.10. als Vampir, Zombie oder Clown. Doch wieso eigentlich? Welcher Horror steckt hinter den beliebtesten Halloween-Kostümen? Wir haben nachgeforscht.

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Halloween: Schon Pläne?

Willkommen in der Nacht von Halloween! Der Herbst erlebt am schaurigsten Tag des Jahres seinen Höhepunkt. Am 31. Oktober heißt es dann Süßes oder Saures. Obwohl sich hinter Halloween ein keltisches Fest verbirgt, haben die Amerikaner seit dem 19. Jahrhundert Bräuche und Traditionen etabliert, die auch nach Europa geschwappt sind. Grusel-Deko, Süßigkeiten-Jagden und aufwendige Kostümierungen sind an Halloween nicht mehr wegzudenken. Dabei dominieren jedes Jahr die Klassiker des Horrors. Doch was steckt hinter Verkleidungen wie Vampir und Zombie? Wo begann der finstere Eroberungszug dieser weltweiten Grusel-Ikonen? Wir stellen die beliebtesten Halloween-Kostüme vor – und wo sie eigentlich ihren Ursprung haben.

Fieser Reißzahn: der Vampir

Vampire haben in den letzten Jahrzehnten einen enormen Hype erfahren. Twilight, True Blood, Vampire Diaries, The Strain und das noch recht frische Renfield zeugen von einem andauernden Kult um die bleichen Blutsauger. Begonnen hat alles mit dem berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte. 1897 schrieb der irische Schriftsteller Bram Stoker den legendären Schauerroman „Dracula“. Stoker etablierte schon damals bis heute bekannte Vampirmythen. Dracula ist bleich, hat spitze Zähne, schläft in einem Sarg, besitzt eine übernatürliche Stärke und ernährt sich von Blut. Es gibt viele Theorien, aus welchen Einflüssen Stoker seinen „Dracula“ zusammengesetzt hat. Ein nicht unwesentlicher Einfluss wird Vlad III. Drăculea zugeschrieben, einem slawischen Heerführer und Herrscher. Vlad III. lieferte einen beispiellosen Widerstandskampf gegen die Expansion des osmanischen Reiches im 15. Jahrhundert. Obwohl vieles im Nachhinein als übertrieben gilt, war Vlads Vorliebe zum Pfählen gut dokumentiert. Auch der Vampir-Mythos enthält Pfählungen, so kann man den Blutsaugern mit einem Holzpfahl ins Herz den Garaus machen. Manche behaupten auch, Stoker hätte sich an dem Skandal um Elisabeth Báthory bedient, einer ungarischen Adligen, die auch als „Blutgräfin“ bekannt geworden ist, da sie im Blut junger Mädchen gebadet haben solle, um sich zu verjüngen. Die Behauptung ist zwar umstritten, dennoch hat Báthory nachweisbar dutzende Mädchen gefoltert und getötet. Unsere modernen Reißzähne haben also eine lange, blutige Vorgeschichte, die im Nachhinein in Literatur und Kultur am Leben erhalten wird.

Der will doch nur spielen: der Clown

Die Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“ hat nicht gerade dazu beigetragen, das Image des Clowns zu verbessern. Und mal ehrlich – Clowns sind auch einfach unheimlich. Doch wieso ist das so? Woher kommt der Clown ursprünglich? Schon im alten Griechenland gab es die „komische Figur“ und Possenreißer bei Festen zu Ehren des Gottes Dionysos. Im Mittelpunkt der Darstellungen stand der Exzess und Spott, der das Publikum treffen sollte. Im alten Rom etablierten sich vier verschiedene Figuren von Clowns. Der Dümmliche, von anderen betrogene und verspottete (Marcus), der Ohrfeigen einsteckende Maulheld (Bucco), der schlaue, aber vergessliche Fresser (Manducus) und der lüsternde, geizige alte Mann (Papus). Es sind die Urclowns Europas. Im Mittelalter entstanden dann die natürlichen und künstlichen Narren. Der natürliche Narr war der Geisteskranke, der Körperbehinderte – er diente der Belustigung des Volkes. Künstliche Narren dagegen waren Schauspieler, die den Narren nur spielten. Die Herkunft des Wortes Narr kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet neben „Spaßmacher“ auch „Gottesleugner“ oder „Frucht ohne Kern“. Im Mittelalter rückte die Figur des Clowns immer weiter in Teufelsnähe. Er wurde zum Symbol für Tod und Gottesferne. Erst sehr viel später zog der Clown als Figur im Zirkus ein.

Sie sehen lustig aus, doch Obacht! Zu Halloween mampfen Clowns auch gerne die Erstgeborenen. Foto: Adobe Stock

Vermoderter Untoter: der Zombie

Zombies haben zwischenzeitlich mit den Vampiren um die größte TV-Präsenz gekämpft. Als „Untote“ haben sie ja auch eine gewisse Gemeinsamkeit. Der Weg des Zombies beginnt aber in Afrika. Während der Kolonialzeit wurden afrikanische Sklaven nach Haiti auf Zuckerrohrplantagen gebracht. Sie glaubten, der Tod könne sie aus der Sklavenhölle befreien – doch nur, wenn sie sich nicht selbst das Leben nahmen. Würden sie dies doch tun, würden sie in einem Körper, der ihnen nicht mehr gehorcht, ewig durch die Plantagen geistern. Diese Folklore verflocht sich mit dem haitianischen Voodoo. Voodoo-Schamanen sollten Menschen wiederauferstehen lassen können, allerdings bemächtigten sie sich in dem Zuge auch ihres Willens. Es wird vermutet, dass das Gerücht seelenloser Untoter durch gefügig machende Drogen angeheizt wurde und sich so der Zombie-Mythos fest in der haitianischen Kultur verankerte. Der Glaube an die Wiederauferstehung der Verstorbenen sieht man auch an dem Ritual der Totenwache. Manchmal wurden die Toten sogar gefesselt ins Grab gelegt. Als gefährlicher Menschenfresser ist der Zombie in der Popkultur aber erst durch George A. Romeros Film „Nacht der lebenden Toten“ von 1968 sesshaft geworden.

Ikonen des Horrorfilms

Halloween – ein Fest für Freunde des Horrors. Angst und Ekel scheinen uns zu faszinieren. Schließlich kommt Horror vom lateinischen Wort „horrere“ – Angst haben. Experten sagen, dass uns Horror neugierig macht – solange der Schrecken erwartbar ist. Dann packt uns die Schaulust, denn wir sitzen sicher auf unserem Sofa und es handelt sich ja „nur“ um einen Film. Solange Freddy Krueger im Fernseher bleibt, ist alles tutti. Und so kann man sich am Horror erfreuen und etwas vom Herzrasen und Adrenalin abgreifen, ohne, dass es gefährlich wird. So konnten sich auch Ikonen des Horrorfilms trotz Kettensäge und Messerfinger einen Weg in unsere Herzen bahnen. „Scream“ hat Ghostface, „Nightmare on Elm Street“ Freddy Krueger und „Es“ hat den beliebten Horrorclown Pennywise. Seit Jahrzehnten schon erstarkt das Horrorgenre und bringt Schreckgestalten zur Welt, die fester Bestandteil der Popkultur wurden. Sie sind die modernen Finsterlinge, die medialen Schreckgestalten. Einer der ersten Horrorfilme war übrigens „Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“ von 1922. Es war eine Zeit, als es den „Horrorfilm“ noch nicht gab.

Schwarzmagische Frau: die Hexe

Schon im alten Mesopotamien wurden Frauen Schadenszauber nachgesagt, in der Antike und frühen Kaiserzeit waren Hexen ebenfalls klassische Übeltäterinnen. Wenn man jetzt aber denkt, die Hexe sei einfach eine fiese, magische Trulla, der irrt. Tatsächlich nehmen Hexen innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung einen besonderen Platz ein. Sie sind Karrierefrauen zu Zeiten, wo es normalen Frauen nicht möglich war, eigenständig zu sein. Hexen sind Anlaufstellen für Menschen, die sich außerhalb der Norm bewegen, beispielsweise, wenn man einen speziellen Zauber oder einen Trank sucht. Es sind furchtlose Frauen, die Lösungen für das Unmögliche versprechen, darum genossen Hexen einen gewissen Respekt. Viele Hexen kennt man als Göttinnen, man denke an Circe und Hekate. Das klassische Hexenbild haben wir aber dem Mittelalter zu verdanken. Zum ersten Mal wird die Hexe als Dienerin des Teufels diffamiert. Nicht das Zaubern war das Problem – sondern die Ketzerei. Beim Hexensabbat soll es bekanntlich wild zugegangen sein – Orgien, Kindermorde, Kannibalismus. Aus der unabhängigen, zaubernden Karrierefrau wurde eine grausame Teufelsdirne. Das Image der Hexe hat sich ab dem 15. Jahrhundert lange gehalten. Erst im 19. Jahrhundert wurden Hexen und Hexerei wieder mit Feminismus, Freiheit, Natürlichkeit und Gerechtigkeit assoziiert. Trotzdem blieben vor allem durch Filme und Märchen die mittelalterlichen Klischees um die Hexe am Leben.

Hexenkostüme sind beliebt. Dank spitzem Hut wird das Kostüm schnell erkannt. Foto: Adobe Stock

Richter und Henker: der Sensenmann

Der Tod. Für viele ist er ein Schrecken, für manche eine Erlösung. Klar ist allerdings, dass jeder von uns dem Tod begegnen wird. Und gerade, weil der Tod so schwer zu fassen ist, hat er im Laufe der Jahrtausende eine Gestalt erhalten, die ihn für uns vorstellbar macht. Und so wurde er im deutschsprachigen Bereich zum Sensenmann mit schwarzer Kutte, Skelettkopf und Sense.
Die Verkörperung des Todes fand in der Antike schon durch Totengötter statt. Man denke an Anubis aus Ägypten oder Hades bei den Griechen. Die Totengötter regieren in der Unterwelt. Doch es gab auch Totengötter, die sich zwischen Unterwelt und Menschenwelt bewegten, die die Toten holten und führten. Dazu zählen Thanatos und Mors. Sie wurden zur Verkörperung des Todes, waren dem Menschen sehr viel näher als die Götter in ihrer Unterwelt. In der griechisch-römischen Antike gab es auch die Vorstellung des Lebensfadens – durchtrennt wurde dieser mit einer Sense. Doch bis zum formvollendeten Sensenmann müssen wir in das Mittelalter springen. Zur Zeit der Pest im 15. und 16. Jahrhundert wurde der Totentanz in der Kunst mit Skeletten dargestellt. Zum Schnitter wurde der Tod aber erst durch die Sense, die in der Landwirtschaft auch für etwas Vergängliches steht – sie kommt zum Einsatz, wenn die Ernte bereit ist. In schwarzer Kutte wurde der Tod bereits auf Malereien zu den Apokalyptischen Reitern dargestellt. Der Tod reitet schwarz verhüllt auf dem fahlen Pferd. Viele Künstler:innen bedienten sich der Kutte und der Sense, um den Tod darzustellen. Und anscheinend kommt dieses Abbild unserer Fantasievorstellung am nächsten, denn der typische Sensenmann ist bis heute geblieben.

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