Eigentlich sollte Vierbeiner Otto eine besondere Ausbildung absolvieren – zum Hund, der Trüffel aufspüren kann. Doch ein schwerer Unfall kam dazwischen. Aber Otto lässt den Kopf nicht hängen. Wir haben ihn kennengelernt.
Otto muss seine Karriere an den Nagel hängen
Ein kühler Vormittag im Norden Recklinghausens. Der Wind weht eisig über die Felder. Unser Ziel: eine ehemalige Gärtnerei.
Dort betreibt Sarah Küper ihre Edelpilzzucht Trüffelwerk mit eigenem Hofladen. Hundegebell ist auf dem Gelände zu hören: Das ist Otto. Der fünfjährige Bretonische Vorstehhund weicht seinem Frauchen nicht von der Seite. Otto hat mit seinem Fell und seiner Statur auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit einem Münsterländer. Er ist aber keiner, seine Rasse kommt aus Frankreich.
Was auf den zweiten Blick auffällt: Ottos linker Vorderlauf ist bandagiert. Trotzdem ist er gut gelaunt und lässt sich gerne über sein feines, weiches Fell streicheln. „Otto hatte einen schweren Unfall“, sagt Sarah Küper. Vor knapp zwei Jahren lief er auf den nahegelegenen Autobahn-Zubringer vor ein Fahrzeug. Wie durch ein Wunder überlebte der kleine Otto.
Was kann ein Trüffelhund?
Doch: Danach war sein Leben ein anderes als zuvor. Denn ursprünglich hatten Sarah und ihr Mann Joe Großes mit ihrer Fellnase vor. Otto sollte erst eine Ausbildung zum Jagd- und anschließend zum Trüffelhund absolvieren.
Doch apropos Trüffelhund – wofür braucht man so einen tierischen Experten? Sarah und Joe Küper haben auf ihrem Grundstück eine eigene Trüffelplantage. Dafür haben sie vor einigen Jahren mehr als 200 europäische Laubbäume angepflanzt. Das Besondere daran? „Die Bäume sind mit Sporen des Burgunder Trüffel beimpft“, erklärt Sarah.
Derzeit müssen die Bäume und das Wurzelwerk noch wachsen. Aus diesem Grund heißt es für die Küpers, geduldig zu bleiben und zu warten. Mit der Ernte der feinen Pilze, die im Erdreich wachsen, ist erst in ein paar Jahren zu rechnen. Und dann sollte Otto als Schnüffel-Profi ins Spiel kommen, denn speziell ausgebildete Trüffelhunde können die edlen Leckereien in einer Tiefe von fünf bis 30 Zentimetern im Erdreich erschnüffeln.
Was Hund kann, können eben nicht alle
Früher wurden bei der Trüffelsuche vermehrt Schweine eingesetzt. Doch die Tiere durchwühlten den Boden und verletzten dabei die Feinwurzeln. Außerdem waren die vierbeinigen Genießer kaum zu bändigen, wenn sie auf Trüffel stießen, und fraßen die edlen Pilze selbst auf. Deswegen sind heute bei der Suche hauptsächlich Hunde im Einsatz. Eine Rasse, die dafür überwiegend verwendet wird, ist der italienische Wasserhund Lagotto Romagnolo. Es eignen sich aber auch andere Hunde, besonders Jagdhunde, für das Aufspüren von Trüffeln. Vorher werden sie ausgebildet. Die Tiere erschnuppern die Pilze in der Erde. Da sie 40- bis 100-mal so gut riechen wie Menschen, fällt ihnen das recht leicht. Die menschlichen Begleiter:innen der Hunde, die Trüffelsammler:innen, graben den aufgespürten Fund mit einer Schaufel aus und füllen das Loch dann wieder zu. Der vierbeinige Finder bekommt für die Trüffel ein Leckerchen als Belohnung.
Aber wegen seinen schweren Verletzungen, die Otto bei seinem Unfall erlitten hat, ist eine Ausbildung nicht mehr möglich. „Seine linke Körperseite ist ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden“, sagt Sarah. „Er kann seinen linken Vorder- und Hinterlauf nicht mehr richtig benutzen.“ Das Tier bekommt regelmäßig Physiotherapie und muss eine Bandage tragen.
„Eine Ausbildung zum Trüffelhund würde Otto nicht mehr schaffen. Schade, denn er ist so ein kluges Kerlchen.“ Otto musste seine Karriere an den Nagel hängen, ehe sie richtig angefangen hat. Aus diesem Grund schulte er kurzerhand um – und das vom Trüffelschnüffler zum Familienliebling. Aufgrund seiner Verletzungen wird Otto das Lebensalter seiner Artgenossen (etwa zwölf bis 15 Jahre) wohl nicht erreichen.
Doch bis dahin genießen Sarah, ihr Ehemann und die vier Kinder jeden Moment mit ihrem geliebten Vierbeiner. Und Otto hat wirklich kein schlechtes Leben. Sarah verrät: „Er darf sogar auf die Couch und verirrt sich nachts in ein Kinderbett.“ Die Hundebesitzerin lacht, Otto schaut sie mit großen Augen an und bellt beherzt, als wollte er ihr recht geben.
Da findest du Hund Otto und die leckeren Trüffel aus Recklinghausen
Wer mehr über Sarahs Pilzzucht erfahren und Otto mal kennenlernen möchte, hat in Recklinghausen im Trüffelwerk die Möglichkeit dazu: Trüffelwerk Recklinghausen, Nordcharweg 51
Wer selbst sein Haustier zum Trüffelhund ausbilden lassen möchte, findet zum Beispiel hier weitere Informationen, es werden Kurse im Großraum Düsseldorf angeboten.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist: Weiße Trüffel passen übrigens gut zu Rührei, Risotto oder Pasta. Schwarzer Trüffel ergänzt Geflügel sehr gut. Köstlich sind auch Trüffelöle zum Beispiel für Nudelsaucen.
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