Duisburger Theatertreffen 2024: Thema „Familienbande“

„Sistas!” der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Foto: Greta Markurt
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Das Duisburger Theatertreffen widmet sich der „Familienbande“ als Leidensgemeinschaft im Dauerkrisenmodus. Ariane Schön stellt das Programm vor.

Mit einer „Intervention!“ der besonderen Art eröffnet das Theater Duisburg das Theatertreffen im Rahmen der 45. Duisburger Akzente. So lautet der Titel des gemeinsamen Werks von Leander Hausmann und Sven Regener vom Thalia Theater Hamburg (1.+2.3.). „Intervention!“ beginnt mit einer Willkommensfeier einer Familie für ihren missratenen Sohn Jannis. Jens Harzer als Hausherr Markus versammelt seine Patchworkfamilie und damit es auch nicht langweilig wird, hat jeder seine ganz persönliche Psychokrise mitgebracht. Lebenslügen ploppen auf und lösen einen Dominoeffekt aus – das Spiel rutscht allmählich ins Absurde.

Ensemble vom Thalia Theater Hamburg spielt “Intervention!“. Foto: Armin Smailovic

Zur Sache geht es auch in Dennis Kellys „Girls & Boys“, der Monolog beschreibt den schleichenden Absturz eines Ehepaares (5.+6.3.). Schauspielerin Friederike Becht nimmt die Perspektive der Frau ein, die mit einer eskalierenden, männlichen Aggression konfrontiert wird. Ein weiteres Solostück bestreitet Schauspieler Adrian Hildebrandt in der Regie des Duisburger Theaterleiters Michael Steindl (20.3.). In „Event“ resümiert ein Mann über sein Verhältnis zu seinem abwesenden Vater, gleichzeitig entzaubert er den heiligen Ort der Theaterbühne, denn hier steht ja nur ein Schauspieler, der einen Text gelernt hat. „Mögen Sie schlussfolgern, was immer Sie wollen“ heißt es zu Beginn ans Publikum gerichtet. Der amerikanische Autor John Clancy spielt mit Erwartungen und entblößt Eitelkeiten und Täuschungen des Schauspielers in dem ironischen Text.

In einem abstrakten Bühnenbild mit Großprojektionen von Jo Schramm kommt Heinrich von Kleists „Familie Schroffenstein“ des Staatschauspiels Dresden nach Duisburg (9.+10.3.). Ein zwischen zwei Schroffenstein-Clans schwebender Erbvertrag besagt, dass nur das Ableben der einen Seite das Erbe für die andere Seite freigibt. Und damit ist ein verbissener Wettstreit eröffnet! Die prämierte Nachwuchsautorin Gilda Barton präsentiert ihr Stück „Sistas!“ in einer Version der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Ihre aktualisierte Fassung von Tschechows „Drei Schwestern“ war bereits bei diversen Festivals zu Gast: Es geht um Heimat, Deutschsein, Identität und um verpasste Gelegenheiten (13-+14.3.). Die Keimzelle als biologischer Ursprung der Familie spielt in dem gleichnamigen Stück von Rébecca Déraspe eine wesentliche Rolle. Eine Schwangerschaft verändert die Freundschaft zwischen Aude und Lou, unterhaltsam erzählen beide von verschiedenen gesellschaftlichen Vorstellungen zum Frau- und Muttersein. Und damit passt „Keimzellen“ perfekt zu dem Oberthema „Familienbande“ der diesjährigen Duisburger Akzente, die mit vielen weiteren Tanzperformances, Kunstausstellungen und Literaturevents und Familienangeboten locken.
Theatertreffen der 45. Duisburger Akzente: 1.-24.3., Theater Duisburg

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