DJ Bobo im Interview: „Manchmal hat meine Mama den Fans sogar Kuchen spendiert!“

René Baumann – DJ BoBo – kommt im August zum Zeltfestival Ruhr. Foto: Michael Diehl
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DJ BoBo spricht im Interview über seine Anfänge, Momente zum Sichselbstkneifen und Hausführungen für Fans. Redakteurin Sandra Heick hatte den ganzen Tag danach hartnäckige Ohrwürmer und gute Laune.

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Von der Bäckerlehre bis zum aktuellen Lieblingshobby

Bevor du Musiker geworden bist, hast du nach der Schule zunächst einmal eine Lehre als Bäcker und Konditor gemacht, René. Weil man dir sagte: „Mach was Ordentliches, Junge!“?
DJ BoBo: Ich war 15, alle meine Kumpels hatten eine Lehrstelle – nur ich nicht, weil ich nicht wusste, was ich machen wollte. Dann gab‘s im Dorf diese freie Stelle und ich dachte mir: Bevor du nichts machst, machst du das. Relativ unromantisch…

Wie stehts heute um deine Back-Skills?
DJ BoBo: Sie sind eher bescheiden. Ich kann gut Brot aufbacken.

Backen ist also kein Hobby von dir. Was machst du stattdessen gerne, wenn du gerade mal nicht über Musik oder Showkonzepte grübelst?
DJ BoBo: Ich habe vor viereinhalb Jahren angefangen, Golf zu spielen. Da hat‘s mich total erwischt, es ist eine Passion geworden. Und meine Frau spielt auch, wir verbringen gerne Zeit zusammen auf dem Golfplatz.

Was genau hat dich so in den Bann gezogen?
DJ BoBo: Ich weiß nicht. Eigentlich schlägst du ja nur einen kleinen Ball weg, suchst ihn und schlägst ihn dann wieder weg.
Was mich im Grunde fasziniert: Du möchtest etwas, siehst es vor deinem geistigen Auge – und dann kommt es immer wieder anders. Vorstellung und Ergebnis klaffen leider oft auseinander und du musst damit umgehen. Kein Schlag ist wie der andere… Also wenn du masochistisch veranlagt bist, probierst du es mal aus. Es sieht so einfach aus…

…wie das Hitschreiben…
DJ BoBo: Genau.

DJ BoBo in den 80ern: Es begann in einem Jugendhaus

Mitte der 80er fingst du an, in einem Jugendhaus Platten aufzulegen – kurze Zeit später warst du Zweiter bei den Schweizer DJ-Meisterschaften. Wagtest du damals schon zu hoffen, dass dein Lebensweg auf die großen Bühnen führt?
DJ BoBo: Ich wollte einfach auflegen – weiter dachte ich nicht. Nicht mal im Traum. Damals waren DJs ja keine Popstars. Es war anders als heute, wo alle DJs, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, zu Göttern erhoben werden. Damals war der DJ für die Diskothek gedacht – basta.
Als ich anfing, in die Hallen zu gehen: Das war äußerst ungewöhnlich. Ich wurde belächelt und man fragte mich, ob ich nicht ganz dicht sei.

Aber du hast an deine Pläne geglaubt.
DJ BoBo: Ich habe mich halt weniger als DJ hinter den Plattentellern gesehen als ein Typ, der wie ein Michael Jackson performt. Der DJ steckte vor allem im Namen, nicht in meinen Show-Visionen.

Gab es einen speziellen Moment, in dem du dir dachtest: „Das könnte echt was Großes werden“?
DJ BoBo: Nicht wirklich – weil alles langsam gewachsen ist, die Hallen Schritt für Schritt größer wurden.

Diese Langsamkeit hilft wahrscheinlich, im Show-Trubel bei sich zu bleiben, oder?
DJ BoBo: Auf jeden Fall. Du weißt jederzeit, wo du herkommst. Du denkst nicht, dass Gott dir Talent geschenkt hat und du total speziell bist, sondern weißt, dass viel Arbeit hinter deinem Erfolg steckt.

Den internationalen Durchbruch brachte der Song „Somebody Dance With Me“ 1992. Bekommt man in solchen Zeiten blaue Flecken vom Sichselbstkneifen?
DJ BoBo: Momente, in denen ich mich selbst kneife, sind eher die, in denen ich für ein Konzert in ein Land komme, das ich noch nie zuvor betreten habe, und Menschen meine Songs mitsingen. Das ist das Allerschönste – dass Musik keine Grenzen kennt. Sie geht ihren Weg. Ob Marokko oder Usbekistan, überall singen Menschen die selben Song. Selbst wenn sie kein Englisch sprechen, singen sie „Let the Dream Come True“ – und verstehen, was sie singen. Mit dem Herzen. Das ist schon faszinierend. Dafür macht man, was man macht. Das ist der Motor.

Wie DJ BoBos Familie mit seinem Erfolg umging

Wie ist deine Familie mit deiner Karriere umgangen, als sie immer größer wurde?
DJ BoBo: Ich hab ja früh nicht mehr zu Hause gewohnt, bin mit 18 ausgezogen – und meine Mama wusste nicht so wirklich, was ihr Sohn da so musikalisch treibt. Sie sah, dass ich mir eine eigene Wohnung leisten konnte. Dass ich zurecht kam. Steuererklärungen und die Wäsche machen konnte. Das war es, was zählte.
Aber dann kam alles näher. Menschen hielten vor ihrem Haus an und haben Fotos gemacht. Da dachte sie sich: „Irgendwas ist hier komisch.“ Und was hat meine Mami gemacht? Sie hat die Leute, die geklingelt haben, reingebeten und auf einen Kaffee eingeladen. Hat ihnen das Haus inklusive meines Kinderzimmers gezeigt.
Ich hab ihr gesagt: „Hör auf mit dem Scheiß!“ Und dann sagte sie: „Aber die sind doch so nett.“ Und wer den Sohn nett findet, der bekommt eben Kaffee und Kuchen spendiert. Schlimm war für meine Mama, wenn ihr jemand aus dem Dorf gesagt hat, dass ich im Fernsehen ein furchtbares T-Shirt anhatte oder so. Dann ist für sie die Welt zusammengebrochen.

Und wie schaut‘s mit deinen Kindern aus? Wie erleben sie es, einen Star als Papa zu haben?
DJ BoBo: Die Karriere nimmt wenig Raum bei uns ein. Wir wohnen heute wie damals auf dem Land, und in der kleinen Dorfschule vor Ort spielte es nie eine große Rolle, ob du das Kind vom Bauern, vom Piloten oder von DJ BoBo bist. Mein Beruf ist trubelig genug, da ist ein Zuhause, das Rückzugsort ist, schon sehr wichtig.

Was hören eigentlich DJ BoBos Kinder?

Wie sieht der Musikgeschmack deiner Kinder aus? Und hat deine Musik Platz auf der Playlist?
DJ BoBo: Musik vom Papa geht nicht wirklich – wobei mein Sohn jetzt 20 wird und schon mal gerne auf 90er-Events geht, wo meine Songs laufen. Das ist normal für ihn. Es läuft dann halt DJ BoBo. Was er liebt, ist Rap. Beide Kinder haben das Genre durch Eminem lieben gelernt. Spannend finde ich, dass auch schon mal mein Name in Rap-Songs fällt. Sowas schickt man mir gerne zu – und ich muss dann immer schmunzeln.

Du bist Experte, wenn’s um eindrucksvolle Inszenierungen geht. Wie groß ist der Druck in einer Welt, in der alles immer höher, schneller, weiter sein soll?
DJ BoBo: Druck kommt einzig und allein von mir selbst. Irgendwann habe ich aber auch verstanden: Höher, schneller, weiter geht nicht mehr. Es geht nur noch anders. Alles andere wäre Quatsch. Was mir nach wie vor wichtig ist: Mich immer neu zu erfinden Ich möchte mich nicht selbst langweilen, darum stecke ich meine Songs auch immer wieder in neue Kostüme. Was mir hilft, Druck im Rahmen zu halten, sind Pausen. Die mache ich seit der Geburt der Kinder sehr bewusst. Ich muss nicht permanent im medialen Schaufenster stehen. Positiver Nebeneffekt: Man wird immer hungriger auf die nächste Tournee, je länger so eine Pause dauert. Es kommt nicht zu dem Punkt, an dem du keinen Bock mehr hast. Stattdessen ist da immer wieder Vorfreude.

Du trittst dieses Jahr auch in Bochum beim Zeltfestival auf. Wie schwierig ist es, eine DJ-BoBo-Show in ein Zelt zu verfrachten?
DJ BoBo: Es wird eine kleinere Show – wir kommen nicht mit 14 Sattelschleppern. Unser Tour-Equipment passt definitiv nicht ins Zelt.

Eine besondere Show also.
DJ BoBo: Auf jeden Fall. Mir ist nur wichtig, dass das Publikum nicht mit falschen Erwartungen anreist. Im Zelt ist es eine andere Show als in der Lanxess-Arena.

Besonders ist auch die Song-Tausch-Sendung „Sing meinen Song“ , bei der du 2021 mitgemacht hast. Ein recht intimes Format. Macht sowas mehr Angst als die Mega-Show?
DJ BoBo: Ich hatte überhaupt keine Angst! Ich habe mitgemacht, weil ich großer Fan der Sendung bin – und es war eine wertvolle Erfahrung. Du wirst wirklich überrascht und weißt nicht, welche deiner Songs die anderen Künstler wie performen. Niemand von der Produktion mischt sich in den Kreativprozess ein. Und die Kameras sind nahezu unsichtbar, sodass es zu tiefen Gesprächen kommen kann, die in Studio-Atmosphäre niemals entstehen würden. Das ist schon außergewöhnlich.
Und wir sind immer noch alle in Kontakt! Wir schicken uns Eindrücke von unseren Konzerten in unsere WhatsApp-Gruppe oder man trifft sich auch mal. Das ist toll.

DJ BoBo wird oft erkannt ­– und manchmal entstehen seltsame Momente

Der eine kennt dich vom Bildschirm, der andere von der 90er-Party, der nächste verbindet deinen Namen mit schönen Konzerterlebnissen. Wie ist das, wenn du überall erkannt wirst?
DJ BoBo: Es ist teilweise schon skurril. Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, wie ich damals, als meine Kinder noch ganz klein waren, im Babybecken saß und entdeckt wurde. Da kamen dann zahlreiche Mütter zu mir und sagten ganz beiläufig: „Ach, dass Sie auch hier sind!“
Ich war am Planschen, so rein gar nicht im Popstar-Modus! Wir hatten alle fast nichts an, da war keinerlei Schutzhülle… Und du denkst dir nur: „Shit! Was mache ich jetzt? Wie reagiere ich?“ Solche Momente sind schon seltsam.

Viele, die dich unerwartet entdecken, sind wahrscheinlich sehr, sehr nervös…
DJ BoBo: Das ist oft so, vor allem, wenn jemand eine Beziehung zu meiner Musik hat. Mancher möchte es aussprechen, traut sich aber nicht so wirklich – und dann entstehen oft komische Situationen. Positiv empfinde ich persönlich, wenn jemand rausplappert, was er denkt. Wenn er seine Nervosität einfach anspricht. Das ist immer ein guter Start.

Einmal hast du dich selbst geärgert, etwas nicht ausgesprochen zu haben. Als Michael Jackson während seiner letzten Tour, bei der du im Vorprogramm gespielt hast, vor einem Lift neben dir stand…
DJ BoBo: Ich dachte, es sei der falsche Moment, ihm zu sagen, wie sehr er mich inspiriert – dass ich wegen ihm mit dem Tanzen begonnen habe. Aber der richtige Moment, der kam dann nicht mehr.
Wer also das Gefühl hat, mir mitteilen zu wollen, dass ihn meine Musik begleitet im Leben, der kann es mir sehr gerne mitteilen. Wie gesagt: Einfach drauflosplappern!

Nächster geplanter Termin in NRW: Zeltfestival Ruhr, Bochum, 27.8. (Samstag), 20 Uhr

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