Verwüstung, Rost und Staub – Lost Places im Ruhrgebiet

Häufig herrscht in Lost Places totale Verwüstung, wie hier in der Zentralkokerei Alma. | Fotos (4): Daniel Boberg
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„Lost Places“ – verlassene Orte – bringen eine ganz besondere Faszination mit sich. Sie lassen uns Vergangenes wiedererleben, werfen Fragen auf, jagen uns einen Schauer über den Rücken. Fotograf Daniel Boberg begibt sich immer wieder auf Entdeckungstour an solche längst vergessenen Plätze. Annika Makowka hat sein neuestes Werk „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ gecheckt.

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Daniel Bobergs neuster Bildband

Was passiert mit alten Fabrikgebäuden, Fast-Food-Restaurants oder Versuchszonen, wenn sie nicht mehr genutzt werden? Welche Geschichten erzählen die zurückgelassenen Objekte? Und wie können verlassene Orte so eine schaurige Atmosphäre mit sich bringen und gleichzeitig für Neugier und Faszination sorgen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Fotograf und Buchautor Daniel Boberg. Es sind vor allem entlegene, menschenleere und seit vielen Jahren verwahrloste Orte, die den besonderen Reiz der Fotografie für ihn ausmachen.

In dem neuesten Bildband „Verlassene Orte im Ruhrgebiet – Lost Places – die Faszination des Vergänglichen“ begibt sich der gebürtige Bad Oeynhausener auf eine Reise durch seine Heimat, um Andere an der Magie der Lost Places teilhaben zu lassen.

Kaum zu glauben, dass sich dieser schaurige Tunneleingang mitten im Ruhrgebiet befindet.

Faszination „Lost Place“

„Ich möchte die Geschichten erzählen, die seit Jahren hinter den maroden Wänden darauf warten, erzählt zu werden. Meine Bilder sind dabei die Botschafter, die Zeitzeugen des Verfalls. Jedoch stellen meine Bilder weder hochglanzpolierte Kunstwerke noch die Anstrengung dar, andere Menschen zu übertreffen. Stattdessen möchte ich dich als BetrachterIn auf eine Reise in längst vergangene Zeiten mitnehmen und damit den alten Gebäuden aus der Ferne wieder Leben einhauchen“, heißt es in der Einleitung. Und das ist ihm hervorragend gelungen. Mit den eher düster gehaltenen Fotografien schafft Daniel Boberg wirkungsstarke Momentaufnahmen, die den:die Betrachter:in sofort tief eintauchen lassen in das, was mal war.

Von einem Fast-Food-Restaurant auf einem verlassenen Autohof, das vollständig dem Vandalismus zum Opfer gefallen ist, über ein geheimes Sprengstoffversuchslabor bis hin zu einem „Gruselbauernhof“ ist bei den Lost Places wirklich alles dabei. Was alle Orte gemeinsam haben, ist die mal mehr und mal weniger ausgeprägte Zerstörung. Boberg zeigt ohne Umschweife, was von den ehemaligen Arbeitsstätten, Verkehrspunkten und Wohnräumen überhaupt noch übrig ist – und zwar in erster Linie Stahlgerippe, Werksmaterial, allerlei Kaputtes und Antikes. Nicht selten herrscht an den verlassenen Orten das totale Chaos. Müllberge stapeln sich, Oberflächen sind mit einer dicken Staub- oder Rußschicht bedeckt, Tapeten schälen sich langsam, aber sicher von den Wänden, Pflanzen wuchern in den Innenräumen, Scheiben sind eingeschlagen, die Wände mit Graffitis beschmiert. Und dennoch: Man fühlt sich direkt in die Vergangenheit zurückversetzt, fühlt sich verbunden mit den Menschen, die dort gelebt und gearbeitet haben.

Nicht ohne Grund spricht Daniel Boberg bei diesem Lost Place von einem „Gruselbauernhof“.

Trip in die Vergangenheit

Mit seinen Fotografien nimmt Daniel Boberg die Leser:innen mit auf eine spannende Entdeckungstour zu dem Moment, in dem aus einem Alltagsort ein Lost Place wurde. Wenn der Fotograf über seine erste Erfahrung mit einem verlassenen Ort spricht, nämlich der ehemaligen Klinik Villa Schöning in der Nähe von Berlin, ist ihm die Faszination deutlich anzumerken: „Fast wirkte es so, als hätte das Personal spontan die Stifte fallen gelassen und erst vor wenigen Stunden mit den PatientInnen die Flucht ergriffen. Die Betten waren gemacht, die Tische im Speisesaal gedeckt und auch die medizinischen Geräte waren alle noch dort, wo sie zuletzt benutzt worden waren (…)Dieses Bild hat mich bis heute nicht losgelassen.“

So wie ihm geht es vielen – Lost Places haben sich nicht zuletzt dank entsprechender Social Media-Beiträge in den vergangenen Jahren zu richtigen Pilgerstätten entwickelt und werden immer häufiger zum Schauplatz von Foto- und Videoshootings oder finden in Podcasts und Radiobeiträgen vollkommen zurecht Gehör – denn wo, wenn nicht an einem von Menschen verlassenen Ort, liegen Nervenkitzel und Faszination so nah beieinander?

Im Bildband von Daniel Boberg gibt es viele verlassene Orte zu entdecken.

Verlassene Orte im Ruhrgebiet, Lost Places – die Faszination des Vergänglichen,
Daniel Boberg, Sutton Verlag, ISBN: 978-3-96303-348-3

Viele Highlights gibt es auch auf den Social Media-Kanälen von Daniel Boberg zu entdecken:
instagram.com/dnlbbrg
facebook.com/pixelgranaten

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