Theater im Stream: Dating-Soap, Filmoper und virtuelle Führungen

Ensemble des Opernstudios NRW in „A Hand of Bridge“ / Foto: Julieth Villada
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Die Theater gehen online: Ariane Schön hat sich in der virtuellen Bühnenwelt umgesehen und aktuelle Tipps für den etwas anderen Videoabend mitgebracht.

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Theater Oberhausen

Eine Großaufnahme, zwei Augen, eine Stimme: „Für mich gibt es auf dieser Welt keinen Raum, an dem ich alleine bin. Die anderen sind überall.“ So startet am Theater Oberhausen „Knechte“ der Autorin Carin Jeß in der Videoserie „Abstand mit Haltung“. Schauspieler Burak Hoffmann gibt der krimiartigen Erzählung Stimme und Körper. Weitere experimentell anmutende Kurzfilme reflektieren das menschliche Befinden unter Bedingungen des Lockdowns.

Unterhaltend sind die „Wunschkonzerte“, herrlich, wie Darsteller Clemens Dönicke in der Badewanne mitsamt Quietsche-Entchen „La mer“ singt und dabei über den (verpassten?) Frankreichurlaub sinniert. In der Schreibwerkstatt der digitalen Akademie geben Dramaturgen wertvolle Tipps für das eigene Schreiben. Doch ein Highlight in der theaterlosen Zeit war die aufwendig gemachte Filmserie „Die Pest“ nach Albert Camus, deren fünf Episoden bei 3sat/zdfkultur abgerufen werden können (www.die-pest.de). Bert Zanders drehte mit dem Oberhausener Ensemble und Bürgern im Theater- und Stadtraum. Da die Darsteller sich nicht begegnen durften, treten sie als Projektionen miteinander in den Dialog. So entsteht ein Theaterstück im Kinoformat.

Musiktheater Gelsenkirchen

Ein Blick zum Musiktheater in Gelsenkirchen zeigt, dass auch die Oper für Experimente offen ist. Unter dem Menüpunkt „MIR.Alternativ“ sieht man Samuel Barbers Kurzoper „A Hand of Brigde“ in einer artifiziellen Filmversion. Im Greenscreen mit den einzelnen Sängern gedreht, wird der Zehnminüter von vier Sängern und Sängerinnen des Opernstudios NRW verkörpert.

Auf Spielkarten oder in stilisierte weiße Räumen verortete Figuren singen zur Klavierbegleitung. Laut Pressesprecherin Anna-Lea Knubben wird dies nicht die letzte Filmoper des MiR sein. Beeindruckend ist auch die Videobearbeitung von „Full Body“ der Dance Company von Giuseppe Spota zum Thema Isolation. Die in Rechtecke zerschnittenen und immer wieder neu zusammengesetzten Körper seiner Tänzer pulsieren zum Soundtrack.

Düsseldorfer Schauspielhaus

Das Düsseldorfer Schauspielhaus bietet im „D’radio“ Stückeinführungen als Podcast an, es gibt aber auch diverse Literaturlesungen bis hin zum Edgar-Wallace-Krimi über 44 Kapitel. Hanna Werth lädt in der Kategorie „Off Stage“ zu witzigen Ensemblegesprächen aus der „Quarantänekapsel“ und Schauspieler Jonas Friedrich Leonhardi monologisiert Georg Büchners „Lenz“ als Ein-Mann-Drama – zuhause zwischen Wasserkran, Kleiderschrank und Leergut.

Spannend ist auch die Webserie „zeitfüreinander“ mit zehn Schauspielern und fünf Theatern. In Düsseldorf, Berlin, Hannover, Nürnberg und München finden jeweils zwei Begegnungen im Dating-Chat-Format statt, Kennenlernen im Fünfminutentakt, ganz originalgetreu am jeweiligen Laptop aufgenommen und anschließend geschnitten (www.zeitfuereinander.de). Unter „D’tour“ gewähren virtuelle Führungen einen Blick in den Kostümfundus, die Maske oder in die Schneiderei. Fazit: Das Stöbern auf den Websites der Theater bringt viel Wissenswertes und Unterhaltsames, ersetzt aber sicher nie das echte Theatererlebnis.

 

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