Seit über acht Jahren treffen sich der Autor und Vorleser Torsten Sträter, Komiker Hennes Bender und Screenwriter Gerry Streberg, um ihren monatlichen Podcast „Sträter Bender Streberg“ aufzunehmen. Die drei reden, diskutieren und streiten über alles, was das Nerdherz höherschlagen lässt: Filme, TV-Serien, Videospiele, Hörspiele und Bücher. Hendrik Bücker sprach mit den Ruhrpottoriginalen im Vorfeld ihres diesjährigen Weihnachtsspecials im Majestic Theater in Waltrop.
Zusammengefunden
Wie habt ihr euch zu dritt zusammengefunden und wie kam die Idee des Podcast auf?
Gerry: Ich hatte die Idee schon ganz lange. Als großer Fan von Joe Rogan habe ich damals zu Hennes gesagt: „Sowas müssten wir auch machen.“ Da war sozusagen der Grundstein gelegt und ich werde nie vergessen, als wir das dann endgültig beschlossen und Hennes zu mir sagte: „Hömma, ich hab‘ da noch so ‘nen Dritten. Der heißt Torsten. Der ist lustig, der tickt genauso wie wir.“
Torsten: Also erst mal ist es so: Entweder bin ich lustig, oder ich ticke genauso wie ihr. Und zum anderen war es so: Hennes sagte zu mir, „Da macht aber noch einer mit – Gerry.“ Dann entstand eine lange Pause und Hennes sagte: „Das ist ein Freund.“ Ab da war für mich alles klar.
Hennes: Aber eigentlich war der Abend der, dass du [Anm. d. Redaktion: Torsten] uns im Restaurant mit unserer gemeinsamen Agentin dein neues Programm vorgetragen hast. Dazu habe ich Gerry mitgebracht, damit er und Torsten sich kennenlernen konnten. Später saßen wir im Freibeuter [Anm. d. Redaktion: Bar in Bochum], haben gesprochen und dachten uns hinterher: Das hätten wir auch aufnehmen können. Es war gefühlt einfach so: Lass mal laufen – und so ist es auch heute noch, dass wir sagen, wir treffen uns und nehmen das auf. Mehr oder weniger vorbereitet. [lacht]
Warum habt ihr euch dazu entschlossen, einen Podcast rund um Nerd- und popkulturelle Themen zu machen?
Hennes: Damals gab es noch nicht so viele Podcast. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir Pioniere waren, aber wir waren Pioniere.
Torsten: Doch, waren wir. Jetzt ist das der heiße Shit für Mensch und Tier, aber wir machen das seit Jahrtausenden.
Gerry: Weil das halt eben immer die Themen waren, über die uns auch privat unterhalten haben. Das kam halt immer so auf.
Hennes: Sagen wir mal so, ein Fußballpodcast kam für uns alle drei nicht infrage. Am Anfang war uns das gar nicht so klar, glaube ich, dass es wirklich ums Nerd-Sein geht. Es stellte sich dann heraus, dass es so ein bisschen unsere Kernkompetenz ist, weil Gerry und Torsten, das sind so zwei Typen …
Torsten: Punkt! [alle lachen]
Hennes: … bei denen habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich auch mit denen eingeschult worden bin und dass wir eine ganze Zeit als Kind miteinander verbracht haben. Es gibt ja manchmal solche Begegnungen und auf dem Level, auf dem Niveau, unterhalten wir uns auch. Da wird halt auch schon mal gesagt „Du Arsch“, oder „Du Pillemann“.
Gerry: Aber das kommt alles aus der Liebe heraus. Das ist halt Ruhrgebiet.
Nerds?!
Würdet ihr sagen, dass euch der Podcast die Plattform bietet, eure Faszination zu Nerd-Themen auszuleben und mit anderen zu teilen?
Torsten: Ich glaube, wir sind nicht mal Nerds. Nerds ist so ein negativ konnotierter Begriff. Letztendlich interessieren wir uns einfach für Filme und ein bisschen für Popkultur. Der Begriff Nerd kam nach uns.
Gerry: Ist das so?
Torsten: Dinosaurier kamen nach uns. Wetter hat es vorher nicht gegeben. Erst haben wir unseren ersten Podcast aufgenommen. Wir haben das Etikett „Nerd“, aber interessieren uns einfach sehr für Filme. Nerd-Podcast klingt immer so, als ob wir nicht alle Nadeln auf der Tanne haben.
In eurem Podcast werden zwei Themen besonders hervorgehoben, die sonst eher ein Nischendasein fristen: Hörspiele und Synchronsprecher:innen. Warum spielen sie für euch so eine große Rolle?
Gerry: Wir sind alle Kassetten-Kinder und sind mit Hörspielen aufgewachsen und huldigen das als große Kunst.
Hennes: Hörspiel und Synchron, das muss man zusammen nennen. Die Kunst zu sprechen, ohne gesehen zu werden, wissen wir sehr zu schätzen. Gerry schreibt Hörspiele und ich selbst habe lange Zeit eine Hörspiel-Kolumne geschrieben. Und Torsten ist jemand, der immer fragt, „ist der Film im Original? Dann gucke ich den nicht.“
Torsten: Der letzte Film, den ich im Original gesehen habe, war „Fack ju Göhte“, und auch der hat mir sprachlich nichts gebracht.
Hennes: Auch weil wir jetzt Synchronsprecher kennengelernt haben und für sie arbeiten. Torsten hat kürzlich für einen Pixar-Film gesprochen und ich habe ihn nicht wiedererkannt. Ich habe ihn angerufen und gefragt: „Wo warst du denn da?“ Im Moment gucke ich aber sehr gerne Filme auf Deutsch, zum Beispiel wenn unser Freund und Intro-Sprecher Martin Kessler [Dt. Stimme: u. a. Nicolas Cage] spricht. Gerade habe ich Torben Liebrecht [Dt. Stimme: u. a. Tom Hardy] für meinen „John Sinclair Night Talk“ interviewen dürfen. Ich habe zum Beispiel den neuen Ghostbusters-Film gesehen und darin haben sie es geschafft, die deutschen Stimmen von Bill Murray und Dan Aykroyd so aufzunehmen, dass es klingt, als wären es Arne Elsholtz und Thomas Danneberg [Anm. d. Red.: Beide nicht mehr aktiv]. Das war unfassbar. Ich saß im Kino und hatte so eine Pelle. Die Magie des Synchronsprechens ist immer noch da.
Sei hier Gast!
Ihr begrüßt auch regelmäßig Gäste zu euren Aufnahmen. Wonach wählt ihr sie sie aus und wer ist euer Gast für das diesjährige Weihnachtsspecial?
Torsten: Der aktuelle Gast ist Jan van Weyde und ist ein sehr guter, langhin unterschätzter Komiker, ein großartiger Stimmenimitator, ein toller Synchronsprecher, ein guter Schauspieler und wir mögen ihn gerne und…
Hennes: … er ist einer von uns!
Torsten: Wenn uns ein:e super Prominente:r angeboten wird, mit dem wir irgendwie nicht warm werden, dann lassen wir es.
Gerry: Unsere Gäste müssen schon so ticken wie wir.
Als reiner Audio-Podcast gestartet, bietet ihr den Podcast aber seit Folge 14 auch als Video an. Warum habt ihr euch dazu entschlossen?
Gerry: Das habe ich forciert, weil ich es aus purer Neugierde ausprobieren wollte. Wir werden zwar noch mehr gehört als auf Youtube gesehen, aber auch dort haben wir eine feste Fanbase. Wenn du in den Medien arbeitest und so viele Absagen kassiert hast wie ich in meinem Leben, dann ist es schön, selber einmal so ein Format an den Start zu bringen und damit auch Erfolg zu haben.
Auf die Bühne mit euch!
Torsten und Hennes konnten bereits Erfahrung auf der Bühne und vor Kamera sammeln. Wie war es für dich, Gerry, vor der Kamera zu stehen?
Gerry: Selbst habe ich keine Bühnenerfahrung, außer jetzt unsere Live-Auftritte, aber ich kenne da Leute, die viel Bühnenerfahrung haben und schreibe für Leute, die Bühnenerfahrung haben [deutet auf Torsten], von daher habe ich trotzdem irgendwie ein bisschen Erfahrung darin.
Torsten: Diese Antwort habe ich Gerry übrigens geschrieben.
Hennes: Wir warten noch darauf, dass Gerry wirklich mal ein Stand-Up macht. Da arbeiten wir noch dran.
Gerry: Da habe ich große Angst vor.
Torsten: Brauchst du nicht, wir zwingen dich einfach und kommentieren aus der ersten Reihe.
Welche Bedeutung hat für euch der Austausch mit eurer Community?
Gerry: Wir haben superliebe Fans. Knapp 40 unserer Patreons [Anm. d. Red.: finanzielle Unterstützer:innen] sind auch heute Abend hier und dafür sind wir unendlich dankbar. Das Podcasten und die Live-Auftritte machen uns viel Spaß. Viele Leute sagen, wenn man uns zuhört, dann ist das so, als säße man gemeinsam mit Freunden an einem Tisch.
Torsten: [ironisch] Was nicht stimmt. [Hennes lacht]
Gerry: Ja, danke an meine persönliche Hölle. So ist das immer. Gerry Streberg, der was sagen möchte, und Torsten Sträter, der mal eben so … WUPP! [deutet einen Kick an]. Du hast diesen merkwürdigen Impuls, wirklich, wie Roger Rabbit: „Damda-da-da-dam … DAM DAM!“
Torsten: Ja, hör doch auf, so häufig „Damda-da-da-dam“ zu machen. [alle lachen]
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