Vegane Maßlosigkeit: Chefkoch Jérôme Eckmeier im Interview

Foto: Boris Seifert
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Jérôme Eckmeier hat eine klassische Kochausbildung hinter sich, ist staatlich geprüfter Lebensmitteltechniker und der amtliche Rock’n’Roll-Veganer unter den Köchen. Der versierte Kochbuchschreiber hat in diesem Jahr sein neues Buch „Vegane Lunchbox“ mit der Veganköchin Daniela Lais herausgebracht. Ein Allrounder eben. Und wenn die Kochshow-Rampensau nach Hause kommt, warten Frau und sechs Kinder auf ihn und seine kulinarischen Kreationen. Viele kritische Tester für neue Rezepte.

Mittags ist Tom Thelen zum Telefoninterview mit dem Rock’n’Roll-Veganer Jérôme Eckmeier verabredet. Leicht verspätet geht er ran, erster Eindruck: seine Stimme ist echt übertriebener Rock’n’Roll. Doch tatsächlich ist eine Krebserkrankung aus dem Vorjahr schuld daran. Aber darum soll es nicht gehen, schließlich bringt seine Frau – ebenfalls Köchin – gleich das Mittagessen für die sechs Kinder auf den Tisch. Rosmarinkartoffeln mit Gemüsepfanne und Salat. Zuvor ein Gespräch über das Ruhrgebiet, seine Oma, über Verzicht und Erweiterung und darüber warum ein Veganer auch mal 128 Kilo wiegen kann.

Rock’n’Roll und Veganismus, Ausschweifung und Verzicht. Wie passt denn das bitte zusammen?
Für mich war Vegan nie Verzicht. Immer eine Erweiterung. Eine Erweiterung des Genießens. Und ich bin alter Rock’n’Roller und deshalb haben wir schon 2009 die Rock’n’Roll-Veganer-Show auf Youtube gemacht. Daraus ist dann mein erstes Kochbuch entstanden.

Was halten Sie vom Ruhrgebiet?
Kenne ich. Ich bin ja Essener. Großvater und Vater – der hatte zehn Geschwister – waren Bergleute. Beide haben sehr gerne gekocht, doch ich war damals eher ein mageres Kind (lacht). Ich sollte immer eine Scheibe Speck extra kriegen. Damals wurde sehr schwer gekocht in der Familie. Fleisch war unser Gemüse, kann man sagen. Viele dieser Rezepte, insbesondere jene von meiner Oma habe ich dann veganisiert. Natürlich auch die Currywurst, mit einer Grillsauce meiner Großmutter.

Schmeckt die vegane Wurst denn so wie früher?
Die Fleischersatzprodukte werden jedes Jahr besser. Gerade große Konzerne wie Meica oder Wiesenhof machen 30 Prozent Umsatzplus dadurch. Die sind auf den Zug aufgesprungen. Ich schätze natürlich kleinere Manufakturen, rein vegane Outsider oft, mehr; doch für den Einstieg ist das erst einmal gut, dass es das gibt.

Sie haben im Gegensatz zu anderen Vegan-Koch-Stars wirklich Koch gelernt. Ging das so einfach?
In der Kochausbildung war ich noch Vegetarier. Später hab ich noch Lebensmitteltechniker und Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Theaterpädagogik studiert. Trotz damals fünf Kindern ging das ganz gut (lacht).

Können Sie sich eine anerkannte Ausbildung zum Vegan-Koch vorstellen?
Ja, vorstellen schon, aber ehrlich gesagt, wird das wohl noch Jahrzehnte dauern, bis so etwas von der IHK anerkannt würde.

Sie haben gerade ein neues Kochbuch herausgebracht: „Vegane Lunchbox“. Worum geht’s? Ruhrgebietstypisch im Henkelmann und so?
Ja, genau (lacht). Schnelle, leckere, auch gesunde Gerichte. Aber mein Ziel ist es eigentlich, undogmatisch zu begeistern, eben kulinarisch zu begeistern. Und das muss dann auch nicht immer gesund sein. Ein Kollege, der behauptet, Veganer seien immer schlank und fit und gesund, hat Unrecht. Ich wiege 128 Kilo, früher auch schon mal mehr oder weniger. Aber wer schlemmt, der hat auch vegan ein Problem. Nudeln, Chips, Bier, geht alles. Maßlosigkeit ist auch da möglich.

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