Ein Wochenende in Belgien: Da ist für jede:n was dabei

Pittoresk, oder? Foto: Pexels
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„Bonjour“ und „Goedendag“ – willkommen in Belgien, dem Land der Fritten, fruchtigen Biere und beleuchteten Autobahnen. Unser zweisprachiges (bzw. dreisprachiges) Nachbarland hat einiges für einen oder mehrere Kurztrips zu bieten – egal, wonach euch der Sinn steht. Also packt das „Tim und Struppi“-Heft beiseite, macht euch ein Tripel auf und legt nochmal ordentlich Samurai Sauce nach: Wir hüpfen über die Grenze.

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Belgien für Stadtmäuse

In puncto schöne Städte muss sich Belgien trotz seiner Größe nicht verstecken. Hier kommen Fans historischer Altstädte genau so auf ihre Kosten wie Szene-Hipster und Partygänger:innen.

Brüssel

Die Hauptstadt Belgiens und eigentlich auch Europas. Werft auf jeden Fall einen Blick ins Europaviertel und schaut euch an, wo große Politik (und vielleicht auch ein ganz kleines bisschen Lobbyismus) gemacht wird. Auch der bekannteste Nudist der Welt, das Manneken Pis, ist einen Besuch wert (der Bro heißt übrigens Julian). Nur nicht nachmachen! Im Herzen der Stadt findet ihr den historischen Grand Place (bzw. Grote Markt), der von altehrwürdigen Gebäuden in verschiedenen Stilen gesäumt ist. Zum Shopping geht es in die Königlichen Galerien – die Preise sind hier allerdings auch royal. Um euch einen Überblick zu verschaffen, besucht ihr am besten das Atomium. 1958 für die Expo gebaut und dann vor dem Abriss gerettet ist es heute DAS Wahrzeichen Brüssels schlechthin. Ein Muss für Comic-Fans: Geht auf dem Comic Strip Walk spazieren und entdeckt eure franko-belgischen Held:innen im Großformat auf den Wänden. Ihr wollt danach ein bisschen Auszeit genießen? Das könnt ihr im Parc du Cinquantenaire, einem 37 Hektar großen Park, der 1880 auf einem ehemaligen Militärgelände errichtet wurde.

Von da oben hat man einen guten Blick auf Brüssel. Foto: Pexels

Brügge

Brügge sehen und sterben – das wusste schon Colin Farrel. Zum Sterben schön ist auf jeden Fall die historische Altstadt, die von zahlreichen Grachten und Kanälen durchzogen wird. Brügge wird nicht umsonst auch als „Venedig des Nordens“ bezeichnet (das werden zwar auch Amsterdam, Hamburg, Kopenhagen, Stockholm und ein paar andere Städte, ändert aber nichts daran, dass Brügge wirklich schön ist). Um die Stadt von oben zu betrachten, besucht ihr den Belfried (Glockenturm) und schaut aus 83m herunter auf das einfache Volk. Die 2016 erbaute 3km lange Bierpipeline seht ihr zwar nicht, da sie unterirdisch verläuft – ihr könnt euch aber im Anschluss den Inhalt schmecken lassen. Für die Süßmäuse unter euch lohnt sich ein Besuch im Schokoladenmuseum „Choco Story“.

Vom Belfried habt ihr einen tollen Blick über Brügge. Foto: Pixabay

Gent

Das touristische Highlight von Gent ist wahrscheinlich die Burg Gravensteen. Die einzige Wasserburg Flanders thront über der Stadt, bietet euch ein herrliches Fotomotiv und lädt zum Erkunden ein. Das einstige Foltermuseum gibt es zwar nicht mehr, ein Besuch ist aber trotzdem eine gute Idee. Das gilt auch für das mittelalterliche Viertel Patershol, in dem die Grafenburg liegt. Wer es gerne etwas moderner hat, marschiert durch die Grafitti-Gasse in der Werregarenstraat und ist live dabei, wie hier jeden Tag neue Kunstwerke entstehen. Auch hier gibt es einen Belfried, den ihr erklimmen könnt, um einen Blick von oben zu bekommen. Für alle Vegetarier:innen und Veganer:innen lohnt sich übrigens ein Besuch an einem Donnerstag: 2009 wurde der zum offiziellen „Veggie Day“ erklärt. In öffentlichen Einrichtungen werden dann nur vegetarische Speisen serviert.

Ihr könnt fast alle Städte auch vom Wasser aus erkunden. Foto: Pexels

Antwerpen

Früher verrufene Hafengegend, heute lebendige Szene und In-Viertel. Het Eilandje in Antwerpen schreit quasi Gentrifizierung (haha, Gent-rifizierung, versteht ihr?). Geht da auf jeden Fall hin und guckt euch die coolen Cafés, Sneakerläden und Boutiquen an. Im modernen Museum aan de Strom bekommt ihr dazu gratis einen überragenden Ausblick aus der zehnten Etage über die Stadt. Geschichtsfans fahren wahlweise entweder mit einer hölzernen Rolltreppe aus den 30er Jahren im denkmalgeschützten Sint-Annatunnel (quasi der belgische alte Elbtunnel) oder besuchen Het Sten; eine Burg, die sogar Richard Wagner in seinem Lohengrin erwähnte. Architektonisches Highlight: Het Bootje, ein Haus, in das tatsächlich der Bug eines kleinen Bootes integriert wurde. Und wenn ihr durch die Innenstadt lauft, stolpert nicht über einen kleinen Jungen und einen Straßenhund. Die Skulptur von Nello & Patrasche ist auf jeden Fall sehr cute.

Die beiden sind einfach nur süß, oder? Foto: Wikipedia

Lüttich

Die Stadt der Flohmärkte. Zu den bekanntesten zählt der Marché de la Batte, der jeden Sonntag an den Ufern der Maas stattfindet. Nach dem Bummeln spaziert ihr entweder weiter an der schönen Maas entlang oder steigt die 370 Treppenstufen auf den Montagne de Bueren hinauf, um die Zitadelle zu besuchen und einen atemberaubenden Blick auf die Stadt zu erlangen. Ein paar Stunden im Grünen könnt ihr im Parc de la Boverie oder bei einer Wanderung durch die hängenden Terassengärten verbringen. Radsportfreund:innen anwesend? Ende April könnt ihr hier eines der schwersten Eintagesrennen im Radsport sehen; den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Aber das wusstet ihr dann ja vielleicht auch schon.

Dopingvorwürfe hin oder her, das kann man sich schon gut angucken, wenn man eh da ist. Foto: Pixabay

Löwen

Hier befindet sich die älteste Universität Belgiens und damn, ist die schön. Da können die TU Dortmund und die RUB leider nicht mithalten. Eigentlich nicht mal die WWU in Münster. Kann man sich also schon mal ganz gut angucken. Zur Universität gehört der botanische Garten, auch hier lohnt sich ein Besuch. Für den Überblick über die Stadt bleibt ihr dann auch einfach an der Uni, denn der Turm der Universitätsbibliothek bietet den besten Blick.  Zum Flanieren laden zum einen der Grote Markt mit dem altehrwürdigen Rathaus und der Peterskirche als auch der Oude Markt mit seinen zahlreichen Bistros und Bars ein. Etwas ruhiger wird es im Diljepark oder an den Beginenhöfen.

Auch mal nach oben gucken, sonst verpasst ihr was. Foto: Pexels

Belgien für Naturfreund:innen

Neben geschichtsträchtigen und schönen Städten bietet Belgien auch einiges für die Outdoor-Freaks unter euch. Im Hohen Venn (das zum Teil auch noch in good old NRW liegt) könnt ihr eine Tour durch eines der letzten Hochmoore Europas unternehmen. 67.000 Hektar Wald und Moor laden zum Wandern und Erkunden ein. Aufgrund des besonderen Klimas findet ihr hier Flora und Fauna, die es sonst in unseren Breitengraden eher selten zu sehen gibt. Im Winter könnt ihr hier Langlaufen und Alpinski fahren, im Sommer gibt es schöne Möglichkeiten zum Radwandern.

Früh aufstehen lohnt sich manchmal eben auch. Foto: Pixabay

Die Ardennen, im Südosten Belgiens gelegen, bieten die perfekte Umgebung, um sich im Grünen richtig auszutoben. Hier könnt ihr Wandern, Mountainbiken, Kanu und Kajak fahren, Reiten und Klettern. Das Ganze inmitten einer wunderschönen Landschaft aus Hügeln, Laub- und Tannenwäldern sowie Flüssen und Bächen. Mittendrin liegen malerische Ortschaften und auch die ein oder andere Burg, die ihr erkunden könnt. Auf jeden Fall einen Besuch wert ist Dinant, eine kleine Stadt, die sich entlang der Maas schlängelt und mit einem Felsen im Rücken erbaut wurde.

Da sieht man den Wald vor lauter Blumen nicht. Foto: Pixabay

Der Hallerbos südlich von Brüssel ist ein Überbleibsel eines riesigen Urwaldes. Heute steht der Wald unter Naturschutz und bietet gerade im Frühling ein besonderes Bild. Tausende Hasenglöckchen sprießen dann aus dem Waldboden und tauchen den ganzen Forst in ein märchenhaftes Blau. Auf zwei Wanderwegen könnt ihr das Naturschutzgebiet erkunden, das als einer der schönsten Wälder der Welt gilt.

An der Nordseeküste, am belgischen Strand… Foto: Pexels

Und natürlich könnt ihr euch in Belgien auch eure Portion Nordsee abholen. In Ostende werden vor allem Wassersportler:innen glücklich, Zeebrugge lockt als klassisches Seebad, wie man es auch aus Deutschland kennt und Knokke-Heist bietet zahlreiche Strandbars zum Sehen und Gesehenwerden. Für alle, die es etwas luftiger mögen, empfiehlt sich ein Trip nach Bredene: Hier liegt der einzige FKK-Strand Belgiens.

Belgien für Kunstinteressierte

Auch für die Kunstfreund:innen unter euch lohnt es sich, nach Belgien zu schauen. Das Plantin-Moretus-Museum in Brüssel beherbergt zum Beispiel eine umfassende Sammlung zu 300 Jahren Druckgeschichte, 30.000 Bücher und illustrierte Handschriften sowie eine Sammlung von Rubens-Gemälden. Es ist zudem das (bisher) einzige Museum, das in die Liste des UNO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Das Museum Francois-Duesberg in Mons zeigt eine weltweit einzigartige Sammlung dekorativer Kunst, dafür gab es zwei Sterne im grünen Guide Michelin (ja, den gibt es auch für andere Orte als Restaurants). In Brüssel könnt ihr in den Königlichen Museen der Schönen Künste einen Rundumschlag machen: Es gibt jeweils ein Museum für die alten Meister, eines für moderne Kunst, eines nur mit Werken von René Margritte, eines für Constantin Meunier, eines für Antoine Wiertz und ein Museum, das sich ausschließlich der Epoche des Ende des 19. Jahrhunderts, dem sogenannten Fin de Siècle, widmet.

Kunst, so weit das Auge reicht. Foto: Pexels

Auch in Antwerpen gibt es ein Königliches Museum der Schönen Künste, hier werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Das Museum de Reede in Antwerpen widmet sich der Grafik und zeigt unter anderem Werke von Goya, Rops und Munch. Das Groeningemuseum in Brügge widmet sich der Geschichte der belgischen Kunst; hier könnt ihr unter anderem die Madonna von Jan van Eyck bestaunen. In und um Brüssel werden Comicfans dann besonders glücklich: Das Hergé-Museum in Ottignies-Louvain-la-Neuve zeigt alles, was es rund um Tim und seinen Struppi zu sehen gibt und das Belgische Comic Zentrum in der Hauptstadt übernimmt alles andere.

Auch für Geschichtsfans gibt es einige interessante Museen. Foto: Pixabay

Da Belgien einer der Hauptschauplätze des ersten und zweiten Weltkriegs war, gibt es hier auch einige spannende Museen, die sich mit diesem unerfreulichen Teil der europäischen Geschichte auseinandersetzen. Unter anderem das In Flanders Fields Museum in Ypern (hier wurde 1915 von den Deutschen das erste Mal in der Geschichte Giftgas in großem Stil eingesetzt), das Memorial Museum Passchendaele 1917 in Zonnebeke sowie das Bastogne War Museum und der Atlantikwall Raversyde in Ostende. Sehenswert, muss man aber verdauen können.

Belgien für Gourmets und Gourmands

Eins vorweg: Wir konzentrieren uns hier auf zwei Dinge, die natürlich Klischee schreien. Weiter im Text: Die Frage, ob die Pommes in Belgien oder Frankreich erfunden wurden, ist nach wie vor umstritten und hat definitiv das Potential, für mehr als Magenverstimmung zu sorgen. In Belgien gelten die Kartoffelstäbchen auf jeden Fall als eine Art „Nationalheiligtum“, das sogar bei Sterneköch:innen auf dem Teller landen darf. Für die Vegetarier:innen unter uns hart, aber: Echte belgische Pommes werden in Rinderfett gebraten und schmecken daher auch anders, als wir es gewohnt sind. Muss man mögen. Dazu gehört eine ordentliche Auswahl an Saucen, über die Frage nach Mayo oder Ketchup lachen die Belgier:innen nur. Dazu gehören zum Beispiel: Sauce Americaine, Sauce Andalouse, Sauce Bernaise, Samurai Sauce, Sauce Tartare, Senf, Erdnusssoße, und und und. Die besten Pommes Belgiens gibt es angeblich im Maison Antoine im Brüsseler EU-Viertel: Gerüchten zufolge hielt hier auch schon mal der König im Taxi an, um eine Tüte zu erwerben. In Gent geht man hingegen zu Bij Filip, bei der großen Fleischerhalle, in Antwerpen ins Frites Atelier (inkl. Sternekoch!) und Lüttich-Besucher:innen hauen bei der Friterie du Perron in die Knollen.

Einmal Fritten auf die Hand, bitte! Foto: Pexels

An den belgischen Bieren scheiden sich ja bekanntlich die Geister. Von Trappistenbieren (die nur von bestimmten Mönchen gebraut werden dürfen) über Blonde Starkbiere bis hin zu Brut, das wie Champagner in der Flasche gärt, und die berühmten Fruchtbiere. Es gibt auf jeden Fall einiges zu probieren. Die Belgian Beer World in Brüssel gibt einen Überblick über die gesamte Geschichte der belgischen Braukunst. Und natürlich gibt es in jeder belgischen Stadt mindestens eine Brauerei, die ihr besuchen und dort ausgiebig probieren könnt. So zum Beispiel in Antwerpen bei De Konick, in Gent bei der Stadtbrauerei Gruut, in Löwen bei Stella-Artois, in Brüssel bei Cantillon oder Timmermanns und in Brügge bei de Halve Maan, zu der auch die bereits erwähnte Bierpipeline gehört. Dazu kommen natürlich Unmengen von Microbrauereien und Klöstern, die ebenfalls zum Verkosten einladen.

Auch in Belgien gilt: Bitte maßvoll genießen. Foto: Pexels

Belgien für Sprachfaule

Ihr möchtet nach Belgien fahren, habt aber keine Lust, auch nur ein Wort Französisch, Niederländisch oder Englisch zu sprechen? Say no more. Im Osten Belgiens gibt es einige Gemeinden, die von der deutschsprachigen Gemeinschaft bewohnt wird (ca. 60.000 Belgier:innen). Die gelten auch als die am besten geschützte Minderheit Europas und haben ein eigenes Regionalparlament. Einiges zu sehen gibt es auch hier: In Eupen könnt ihr beispielsweise die Wesertalsperre besichtigen und in der belgischen Eifel rund um Sankt Vith liegt unter anderem ein Teil der oben erwähnten Hohen Venn oder die sehenswerte Burg Reufeld.

Aber wir sind uns sicher, dass ihr das mit dem Sprechen auch im Rest Belgiens hinbekommt:

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