Ein Tag in Kevelaer: Hier geht mehr als Wallfahrt

Ein beeindruckender Himmel beim Sonnenuntergang über Kevelaer. Foto: Piatkowski
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Kevelaer ist einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte der Welt. Hunderttausende Pilger:innen und Gäste besuchen jährlich die schöne 28.000 Einwohner:innen-Stadt, um hier zur Ruhe zu kommen und der Hektik des Alltags zu entfliehen. Aber auch abseits der Wallfahrt hat die kleine Stadt zwischen Niers und niederländischer Grenze viel zu bieten, wie Laura Piatkowski weiß.

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Geschichte

Die ersten Anzeichen einer Siedlung im Gebiet von Kevelaer reichen bis in die ältere Eisenzeit zurück, ungefähr im Jahr 800 vor Christus. Die Gründung des Ortes erfolgte während der Merowingerzeit, wie durch Funde von Grabresten belegt wird, die in den 1960er Jahren entdeckt wurden und aus dem mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts stammen. Etwa 450 Meter westlich dieser Stelle wurden bei archäologischen Ausgrabungen in der Nähe der heutigen Antonius-Kirche Scherben aus dem 9. Jahrhundert gefunden, die den Standort der ersten Siedlung anzeigen.

Marienbasilika

Die neogotische Kirche, die zwischen 1858 und 1864 von Hilger Hertel dem Älteren errichtet wurde, wurde stetig umgebaut und erweitert. Der imposante Westturm, der ursprünglich viergeschossig war und eine Höhe von 90 Metern erreichte, wurde erst 1883/84 hinzugefügt. Während der Jahrhundertwende wurden die Chöre und das Querschiff der Kirche von Friedrich Stummel und seinen Schüler:innen aufwändig und farbenprächtig ausgemalt.

Ein Blick in die Marienbasilika in Kevelaer – beeindruckend! Foto: ohne Urheber:in

Im Jahr 1991 wurde eine Restaurierung abgeschlossen, bei der die Innenausmalung in Anlehnung an die Sainte-Chapelle in Paris wiederhergestellt wurde. Dadurch könnt ihr einen der farbenprächtigsten Kirchenräume im Rheinland hautnah erleben.

Orgel in der Marienbasilika. Foto: ohne Urheber:in

Die Orgel ist mit 131 Registern zusätzlich die größte deutsch-romantische Orgel der Welt.

Kerzenkapelle in der Marienbasilika. Foto: ohne Urheber:in

Ein besonderes Highlight ist die Kerzenkapelle. Diese wurde zwischen 1643 und 1645 errichtet und sieht ein wenig aus einer magischen Welt.

Niederrheinisches Museum für Volkskunde

Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0 Foto: NiederrheinMuseumKevelaer

Im Jahr 1910 wurde das Niederrheinische Museum Kevelaer, auch unter dem Namen Memoria-Haus bekannt, gegründet. Hier könnt ihr die Volkskunde und Kulturgeschichte in der Grenzregion zwischen Rhein und Maas in Deutschland und den Niederlanden erforschen.

Im Niederrheinischen Museum Kevelaer gibt’s einiges zu entdecken. Foto: NiederrheinMuseum Kevelaer

Die Museumsausstellungen umfassen eine breite Palette von Themen, darunter Spielzeug, Landwirtschaft, Handwerk sowie Volksfrömmigkeit und – natürlich –  Wallfahrt.

Zusätzlich beherbergt das Museum eine umfangreiche Sammlung niederrheinischer Bauerntöpferei und eine Kollektion von Kupferstichen des niederländischen Künstlers Hendrick Goltzius (1558–1617). Einen bedeutenden Teil der römischen Exponate des Museums bilden Funde aus dem römischen Gräberfeld von Pont bei Geldern.

Stadtführungen

Ob Auszeit oder Spurensuche, Kunst oder Geschichte, die Stadtführungen sind so facettenreich wie Kevelaer selbst. Das Gästeführer-Team lädt euch ein und schenkt euch die Zeit, um ihnen mit Charme und Herzblut die Kunst, Kultur, das Stadtleben und die Wallfahrt zu entdecken. Sie informieren begeistert über Altes und Neues, gespickt mit „Kävelsen“ Anekdoten. Egal, ob Gruppenführung oder Einzelführung, Möglichkeiten für kleine Entdecker oder Kevelaer bei Nacht – ihr findet sicher eine passende Tour!

Restauranttipps

Wer ist eigentlich „Herr Lehmann“? Herr Lehmann lädt zu Entspannung und Gemütlichkeit, gespickt mit saftigen Burgern, selbstgebrautem Bier, leckeren Cocktails und einer großen Gin-Auswahl.
Herr Lehmann, Gelderner Str. 27, 47623 Kevelaer, Mo. bis Fr. ab 17.30 Uhr, Sa. & So. ab 16 Uhr

Appetit bekommen? Foto: Piatkowski

„Cumsalis“ ist mediterran. Mediterran ist „Cumsalis“. Vorspeisen aus Andalusien, iberisches Duroc Schweinefilet oder ein französisches Duo aus Loup de mer und Steinbeißer – es fühlt sich ein wenig so an, als läge das Mittelmeer auf eurem Teller.
Cumsalis, Hauptstraße 20, 47623 Kevelaer, Mo. 16 bis 23 Uhr, Di. geschlossen, Mi. 16 bis 23 Uhr, Do. bis So. 11.30 bis 23 Uhr

Eine weitere Empfehlung unsererseits: Das Cumsalis. Foto: Cumsalis

Raus in die Natur

Abseits der klassischen Pilgerwege präsentiert die Stadt Kevelaer verschiedene Vitalwanderwege von 2,7 bis 10,9 Kilometern Länge. Sie sind unterteilt nach verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die es den Wander:innen ermöglichen, ihre persönliche Leistungsfähigkeit schrittweise zu steigern.

An unzähligen Orten lädt Kevelaer zum Spazierengehen ein. Foto: Piatkowski

Die Vitalwanderwege wurden anhand bioklimatischer und leistungsphysiologischer Kriterien bewertet, was es ermöglicht, ein medizinisch verordnetes Bewegungsprogramm unter kontrollierten Bedingungen durchzuführen. Die Wege sind gut markiert und entlang der Strecken findet ihr regelmäßig Möglichkeiten für kurze Pausen. Alle Wege eignen sich auch für Nordic-Walking oder einen schönen Spaziergang mit Hund.

Wohin mit Kindern?

Das „Irrland“ ist ein Freizeitpark in Kevelaer-Twisteden, der seine Ursprünge im Jahr 1999 auf einem Bauernhof mit einem Maislabyrinth hatte und im Laufe der Jahre auf eine Fläche von etwa 30 Hektar angewachsen ist. Mit jährlich etwa 1 Million Besuchern zählt Irrland zu den beliebtesten Freizeitattraktionen in der Region Niederrhein. Eine bemerkenswerte Neuerung im Jahr 2012 war die Eröffnung des ersten begehbaren Flughafens der Welt im Irrland.

Irrland – ein beliebter Ort für Familien. Foto: Irrland

Der Park richtet sich hauptsächlich an Familien mit Kindern bis zum Alter von 12 Jahren und legt den Fokus daher nicht auf aufwändige Fahrgeschäfte, sondern auf eine einfache Ausstattung und eine Gestaltung, die sowohl familien- als auch kindgerecht ist. Die Parkgestaltung ist von den Themen „Antikes Rom“ und „Italien“ inspiriert. Auf dem gesamten Gelände findet ihr Grill- und Picknickplätze, die ihr natürlich kostenlos zur Selbstverpflegung nutzen dürfen.

Der Flugplatz-Tower hat einige waghalsige, aber auch verdammt spaßige Rutschen zu bieten. Foto: ohne Urheber:in

Hidden Gem – liegt Kevelaer doch am Meer?

Der Solegarten St. Jakob bietet eine Oase der Entspannung und Erholung, die Raum zum Durchatmen ermöglicht. Besonders beeindruckend ist das Erlebnis rund um das Gradierwerk, das auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat. Die „Kevelaer. Thermalsole“, gewonnen aus einer eigenen Quelle und über den Schwarzdorn verrieselt, erzeugt eine salzhaltige Luft, die an eine erfrischende „Meeresbrise“ erinnert. Wenn ihr die Augen schließt, fühlt ihr euch wie an der Nordsee!

Ein Highlight in Kevelaer: Das Gradierwerk. Foto: Piatkowski

Die Solequelle liegt in unmittelbarer Nähe des Gradierwerks und fördert iodhaltiges Wasser aus einer Tiefe von über 500 Metern. Dieses Wasser wird durch eine unterirdische Leitung zum Gradierwerk transportiert. Neben dem begehbaren Gradierwerk gibt es in der Nähe der Innenstadt von Kevelaer ein Empfangsgebäude, Kneipp-Anlagen, einen Bibelgarten und einen Atemweg, die alle zur Erkundung einladen.
Öffnungszeiten und Informationen findet ihr hier.

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