Vom Krankenhausbett zum Laufsteg: Im vergangenen Jahr erkrankte Antonia Sprenger aus Recklinghausen schwer. In dieser Phase entdeckte sie das Handarbeiten für sich – mit großem Erfolg.
Antonia Sprenger: Wenn aus einer Krankheit eine Idee entsteht
Angst, Mut, Krankheit, Neubeginn: Was Antonia Sprenger (21) in den vergangenen Monaten erlebt hat, gleicht einer rasanten Fahrt auf der Achterbahn des Lebens.
Alles beginnt mit Schmerzen in den Beinen und Fieber. Im Frühjahr 2023 geht es der heute 21-Jährigen körperlich extrem schlecht. Die meiste Zeit verbringt sie deshalb zu Hause. „Doch ich konnte nicht nur Fernsehen gucken“, sagt die junge Frau. Deshalb schaut sie sich im Internet Videos an, wie man häkelt. Eine Leidenschaft wird geboren.
Mediziner:innen äußeren den Verdacht, dass Antonia Sprenger an Rheuma leidet, dank starker Schmerzmittel geht es ihr besser. „Zu dieser Zeit bin ich mit einer Freundin auf eine Party gegangen. Ich trug ein selbstgehäkeltes Oberteil.“ Ein Foto von ihr in dem Outfit postet sie auf Social Media. „Das Top kam total gut an, auf der Party wurde ich mehrfach angesprochen. Auch die Resonanz im Internet war sehr groß“, erinnert sie sich zurück. Nach diesem Abend kommt ihr die Idee, Mode zu machen und zu verkaufen.
Im Mai des vergangenen Jahres wird die Recklinghäuserin in einem Krankenhaus behandelt. Bei einem Herz-Ultraschall entdeckt eine Ärztin „etwas, was da nicht hingehört.“ „Man vermutete eine Thrombose, einen gutartigen oder bösartigen Tumor“, erzählt Antonia Sprenger.
Ein Schock für die junge Frau und ihre Familie. „In diesem Moment wurde mir bewusst: Egal, was passiert, ich muss etwas aus meinem Leben machen.“
Antonia Sprenger und ihr Weg zum wahrwerdenden Traum
Keine 24 Stunden nach der Entdeckung per Ultraschall wird sie schon von Herzspezialist:innen in Bochum operiert. Die Mediziner:innen entfernen in einer mehr als vierstündigen Operation ein Myxom, einen äußerst seltenen, gutartigen Tumor im Herzen. Dieser war für die unterschiedlichen Schmerzen verantwortlich.
Antonia Sprenger muss noch zwei Wochen im Krankenhaus bleiben, ehe eine Reha folgt. Während sie sich erholt, greift sie wieder und wieder zur Häkelnadel. Gerne arbeitet sie im Garten ihrer Eltern Anja Bartkowiak und Dominik Sprenger.
„Ich habe nach der Operation richtig losgelegt und meine erste Kollektion ist entstanden.“ Zu ihren Kreationen gehören Tops, Röcke, Kopfbedeckungen und Stulpen für die Hände. „Meine Mode ist provokant und sehr ausgefallen“, sagt sie. Ihre Schwester Lea fotografiert die Modelle und Antonia Sprenger veröffentlicht die Fotos im Internet. 6ad Stitches nennt sie ihre Modemarke. Stylist:innen werden auf die junge Designerin aufmerksam. Musikerinnen aus der Rap-Szene wie Badmómzjay tragen ihre knappen, wollenden Arbeiten.
Nachdem es gesundheitlich für die ehemalige Schülerin des Recklinghäuser Max-Born-Berufkollegs bergauf geht, kehrt sie ihrer Heimatstadt Recklinghausen den Rücken zu und zieht im September 2023 nach Berlin. Ende des Jahres bekommt sie eine ganz besondere Anfrage. „Mir wurde angeboten, meine Mode bei der Fashion Week in Vancouver zu zeigen.“
In wenigen Wochen, Ende April wird sie ihre Kleidung in Kanada präsentieren. „Das ist einfach unfassbar“, freut sie sich.
„Als ich im Krankenhaus lag, habe ich aufgeschrieben, was ich mir für mein Leben wünsche. Auch eine internationale Modenschau hat auf dem Zettel gestanden.“ Dieser Traum geht nun in Erfüllung.
„Man muss sich trauen“, weiß sie aus Erfahrung der schweren Zeit, die sie hinter sich gelassen hat. Ihre Genesung nach der schweren Herz-Operation sieht sie als zweite Chance im Leben. „Jetzt kann mich nichts mehr stoppen. Ich will etwas machen, das mich erfüllt, deshalb konzentriere ich mich auf meine Mode.“ Ihr Resümee: „Du selbst bist für dein Glück verantwortlich. Man muss einfach machen, wovon man träumt, kleine Schritte führen auch ans Ziel.“
Wer sich die Mode von Antonia Sprenger anschauen möchte, ist hier richtig.
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