Martin Willems über die Wolfang Welt Ausstellung in Düsseldorf

Wolfgang Welt im Mai 1981 | Foto: Andreas Böttcher
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Vor zwei Jahren starb der Musikjournalist und Schriftsteller Wolfgang Welt: Für die einen war er einer der größten deutschen Schriftsteller der jüngeren Vergangenheit, andere unterschätzten oder ignorierten ihn. Wir sprachen mit Martin Willems über die Wolfgang Welt-Ausstellung im Heinrich-Heine-Institut.

Du verwaltest den Nachlass von Wolfgang Welt. Für jene, die eure Geschichte nicht kennen, magst du kurz wiedergeben, wie es dazu gekommen ist?
2007 entdeckte ich „Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“ in einer Düsseldorfer Buchhandlung. Begeistert von den drei Romanen, schrieb ich Wolfgang einen Brief, den er prompt beantwortete. Weitere Briefe wurden gewechselt, ich besuchte seine Lesungen. Mit Beginn der Arbeit an dem Sammelband „Ich schrieb mich verrückt“ (2012) intensivierte sich der Kontakt: Wir tauschten uns mehrmals wöchentlich aus – bis zuletzt. Über die Jahre sind wir Freunde geworden.

Warum hast du dich dazu entschlossen, eine Ausstellung mit dem Material zu konzipieren?
Wenn das Heinrich-Heine-Institut einen Nachlass übernimmt, soll er natürlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus sind Jan von Holtum, der Mit-Kurator, und ich der Meinung, dass dem Werk von Wolfgang Welt zeit seines Lebens zu wenig Aufmerksamkeit zuteilgeworden ist. Eine Ausstellung, angereichert um ein attraktives Begleitprogramm, scheint uns prädestiniert dafür, auf einen Schriftsteller hinzuweisen, der in der deutschen Literatur zweifelsohne eine Sonderstellung innehat.

Leben und Schreiben sind bei ihm aufs Engste miteinander verwoben. Was unterscheidet seine Arbeit von damaligen und heutigen autofiktionalen Spielarten?
In erster Linie die außerordentliche Konsequenz, mit der Welt sein autobiografisches Schreibprojekt verfolgt hat. So nannte er, um ein Beispiel zu geben, in seinen Büchern ganz selbstverständlich die Klarnamen der vorkommenden Personen. Nach all den Jahren der Auseinandersetzung mit Wolfgang Welt kann ich sagen: Es gibt keinen Grund an seiner Aussage, dass 99 Prozent des Geschilderten‚ so passiert sei, zu zweifeln.

Habt ihr bei der Konzeption ein bestimmtes Hauptaugenmerk?
Diejenigen, die Wolfgang Welt noch nicht kennen, sollen die Möglichkeit haben, einen außergewöhnlichen Schriftsteller zu entdecken. Zugleich bieten wir Fans und Experten, die seine Bücher bereits gelesen haben, anhand von unbekannten, noch nie gezeigten Materialien neue Einblicke.

Welche besonderen Materialien gibt es zu entdecken?
Aus dem Nachlass präsentieren wir Briefe, unter anderem von Peter Handke, Manuskripte, Fotografien, Ton- und Filmdokumente, Stücke aus der Platten- und Büchersammlung, Objekte wie zum Beispiel seine Schreibmaschine, auf der zahlreiche Texte entstanden sind, und vieles mehr. Sehr erfreulich ist, dass zusätzlich Freunde und Weggefährten ihre privaten Archive durchforstet haben und Materialien zur Verfügung stellen. So etwa der Fotograf Andreas Böttcher, der Wolfgang in den frühen 80er Jahren zu Interviews und Konzerten begleitet hat.

„Aber ich schrieb mich verrückt“. Die Wolfgang Welt-Ausstellung 8.9.–18.11. Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf

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