Nightwash Comedy-Bahnhofstour: Ill-Young Kim im Interview

Foto: Dominik Pietsch
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Seine Karriere startete Ill-Young Kim beim Musiksender Viva Zwei. Außerdem ist er Musiker, Schauspieler und vor allem Stand-up-Comedian. In seinen Programmen verarbeitet der Kölner mit südkoreanischen Wurzeln seine Konfrontationen mit Klischees und den ganz normalen Alltagswahnsinn. Im Rahmen der NightWash-Bahnhofstour tritt Ill-Young Kim am 4.9. im Essener Hauptbahnhof auf, am 27.9. im Düsseldorfer Savoy. Wir sprachen vorab mit dem Komiker.

Du bist Musiker, Schauspieler und moderierst. Wie bist du eigentlich zur Comedy gekommen?
Durch Zufall. Ich hatte mir, wie viele andere auch, amerikanische Stand-upper angeschaut. Da dachte ich mir, probierste mal. Ich habe auf offenen Bühnen hier in Köln angefangen und Blut geleckt. Man sammelt Material zusammen und textet eine Zeit lang, bis man merkt: Ja super, die Leute scheinen zu lachen.

Wie entstehen deine Programme?
Die sind biografisch. Sachen, die im Alltag passieren, notiert man sich direkt, tippt sie ins Handy und formuliert sie, wenn man mehr Zeit hat, aus. Dann geht man wieder zu offenen Bühnen und testet, ob es funktioniert oder nicht. Man arbeitet immer noch weiter an den Gags, bis es dann hoffentlich irgendwann aufführbar ist.

Learning by doing also?
Stand-up ist wirklich eine Praxissache. Da muss man dabei bleiben. Es reicht nicht, das nur aufzuschreiben und vorm Spiegel zu üben. Das A und O des Stand-ups ist es, aufzutreten, aufzutreten, aufzutreten. Anders kann man es gar nicht lernen.

Bist du schon mal in einem Bahnhof aufgetreten? Falls ja, wo?
Ich bin schon mal in einem Bahnhof aufgetreten, weiß aber nicht mehr, in welchem. Duisburg oder so. Das hat Spaß gemacht, war ein ungewöhnlicher Ort. Ich hatte ein bisschen Angst, von wegen Laufpublikum, Bahnhofsmeile. Aber es hat erstaunlicherweise echt gut funktioniert. Die Leute hatten Spaß.

 Mein Vater macht sich ernsthaft Sorgen, dass die Nordkoreaner mich entführen.

Du bist in Köln geboren und aufgewachsen. Was hältst du vom Begriff „Rheinische Frohnatur“?
Total viel. Ich weiß es echt zu schätzen, im Rheinland aufgewachsen zu sein. Ich bin ja, wie alle Kollegen, auch viel unterwegs in Deutschland. Dann ist man immer wieder froh, nach Kölle zurückzukommen. Auch wenn den Rheinländern Oberflächlichkeit nachgesagt wird: Es ist ein sehr fröhliches und offenes Volk. Jeder Jeck is anders, sagen wir ja auch. Ich kenne es auch nicht anders.

Welche Rolle spielen Klischees in deinem Alltag und in deinen Shows?
Ich bin mit denen so groß geworden, dass sie mir gar nicht mehr so auffallen. Aber wenn ich Witze reiße über das Gleich-Aussehen und dass ich immer wieder verwechselt werde, dann stimmt das. Ungelogen, mir passiert das immer wieder, dass ich wirklich von Leuten gegrüßt werde, die mich mit einem anderen „Chinesen“ verwechseln. Kennen wir uns nicht aus der Schule? Bist du nicht der Typ aus der Thaibar? Ich denk dann auch immer: Es kann doch nicht wahr sein. Aber ich spiele die Rollen jetzt auch immer mit. Das zieh ich durch, denen fällt das gar nicht auf. Aber auch die Geschichten über meine Eltern, das stimmt im Kern alles. Das ist das Ding, wenn du hanebüchene Geschichten erzählst. Beim Stand-up kommt es aber drauf an, authentisch zu sein. Man kann sich einfache Lacher holen. Aber auf lange Sicht spüren die Leute schon, wenn sie veräppelt werden. Es muss sich real anfühlen.

Was sagen deine Eltern eigentlich zu deinen Witzen?
Mein Vater warnt mich immer davor, zu viele Witze über Nordkorea zu machen. Zwischen Süd- und Nordkorea herrscht kalter Krieg seit 60 Jahren. Mein Vater macht sich ernsthaft Sorgen, dass die Nordkoreaner mich entführen. Das thematisiere ich manchmal auch. Aber ich thematisiere auch meine Kinder, meine Frau, Alltagsgeschichten. Das macht mir persönlich auch sehr viel Spaß, die Sachen bildhaft nachzuspielen.
Ill-Young Kim live: 4.9., Nightwash-Bahnhofstour im Hauptbahnhof Essen; 27.9., Savoy Theater, Düsseldorf

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