Neustart für Bühnen der Region

Theater im Ruhrgebiet, Düsseldorf und Wuppertal stehen in den Startlöchern.
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Nur kurz waren die Zeitfenster für die Theater in der letzten Saison, um ihre Neuproduktionen unter das Publikum zu bringen. Einige Stücke erlebten eine Online-Premiere, aber nicht immer überzeugte das digitale Format auf dem Bildschirm. Ariane Schön blickt auf den Neustart.

Manche Bühnen entwickelten neue Formen, wie das Theater Oberhausen u.a. mit seiner „Pest-Verfilmung“. Die Dortmunder Bühne profitierte vom Know-How der „Akademie für Theater und Digitalität“, aber die „Theaterpreise des Bundes 2021“ für innovative Formate und kreativen Umgang in Zeite

n der Pandemie bekamen andere: Ausgezeichnet wurden das Theater an der Ruhr in Mülheim sowie das Schlosstheater Moers. Doch nun setzen alle Theatermacher darauf, wieder mit halbwegs besetzten Zuschauersälen durchzustarten.

Theater in Dortmund

In Dortmund wagte die neue Schauspielleiterin Julia Wissert im letzten Herbst in der Open-Air-Aktion „2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden?“ einen Perspektivwechsel. Schauspieler tauchten vor dem Hauptbahnhof auf, führten weiter zur Bibliothek ausgestattet mit philosophisch-utopischen Texten, die Bekanntes in einem neuen Licht erschienen ließen. Dann kam der Lockdown.
Doch bereits Ende August werden die theatralen Rundgänge im Stadtraum wiederbelebt. Ab September startet eine Serie mit Uraufführungen, zunächst das Theater-Requiem „Happy, we lived on a planet“ im Schauspiel, dann „Tosca“ im Opernhaus und „In the Still of the Night“ im Ballett. Vormerken sollte man sich schon mal die Wiederaufnahme des Tanzabends „Ein Mittsommernachtstraum“ von Alexander Ekman im Frühjahr, ein bildgewaltiges Spektakel in großer Besetzung mit einer Sängerin (Musik: Mikael Karlsson).

Theater in Gelsenkirchen

Ein Experiment wagt das Gelsenkirchener Musiktheater mit „Curlew River“ von Benjamin Britten. Das Musikstück wurde speziell für Kirchenräume komponiert und Regisseur Carsten Kirchmeier verlegt die Aufführungen daher in die Georgskirche.
„Es hat etwas zeremonielles, rituelles“, so der Theatermacher, der auch für das unterhaltsame Off-Broadway-Musical „Avenue Q“ verantwortlich ist. Darin geht es um die Kehrseite des „American Dreams“ mit einem Blick auf die Sorgen und Nöte normaler New Yorker im täglichen Ringen ums Überleben – in einer Mixtur aus Schauspiel, Musiktheater und Puppentheater.

Theater in Bochum

Neuanfang ist das Thema für Christopher Rüping, der am Bochumer Schauspielhaus Dantes Liebeswelt der „Göttlichen Komödie“ mit der Popkultur von Meat Loaf und Britney Spears mixt. „Das neue Leben“ heißt die Eröffnungspremiere im großen Haus, gefolgt von der deutschsprachigen Erstaufführung „Das Gespenst der Normalität“ von Saara Turunen in den Kammerspielen. Die finnische Autorin dekliniert in Episoden verschiedene soziale Normen durch und übernimmt in Bochum auch die Regie.

Theater in Essen

Vorsichtig äußert sich der Essener Schauspielchef Christian Tombeil zur Lage seines Theaters: „Alles bleibt anders, so viel lässt sich wohl gerade sagen angesichts der pandemiebedingten Unwägbarkeiten, die uns in der kommenden Theatersaison einen Spielplan aus bereits geplanten, teilweise kurz geprobten oder gar vorstellungsreif in der Warteschleife auf ihre Premiere hoffenden Inszenierungen, aber auch neue Produktionen bescheren werden“. Und so gibt es am Grillo-Theater gleich zwei Inszenierungen von Hermann Schmidt-Rahmer zu sehen (Bertolt Brechts „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“ und John Steinbecks „Früchte des Zorns“). Einen tiefen Blick in die regionale Geschichte wirft die geplante Uraufführung von „AufRuhr“, die sich mit dem Arbeiteraufstand um 1920 auseinandersetzt, der von der Reichswehr niedergeschlagen worden ist. Die Brücke in die Jetztzeit schlägt das Solo „Der Reichsbürger“, das in einen 70-minütigen Film umgearbeitet worden ist. Interessierte können sich am Essener Theater eine Virtual-Reality-Brille ausleihen und zuhause die Aufführung in einem 360˚-Format erleben.
Das Aalto-Theater beginnt mit einem Mozartwerk („La finta giardiniera“), das der Komponist mit 18 Jahren als Auftrag für den Münchner Karneval entworfen hat. Außerdem stehen noch Werke von Donizetti, Purcell und Puccini auf dem Spielplan.

Theater in Mülheim

Ein besonderes Event lockt am 30./31.10. an die Ruhrbühnen: Unter dem Titel „Zehn X Freiheit“ gibt’s an einem Wochenende zehn Inszenierungen an ebenso vielen Orten rund um das Freiheitsthema. Mit einem Kombiticket lässt sich am Ringlokschuppen Mülheim die Produktion „Standard“ der Company CocoonDance oder auf Pact Zollverein die interaktive Lecture Performance „vorher/nachher“ miterleben.

Theater in Düsseldorf

Mit einem packenden Südstaatendrama von Tennesse Williams bespielt der regieführende David Bösch die Bühne in Düsseldorf zu Saisonbeginn. Es folgt Dürrenmatt mit „Die Physiker“, anschließend arbeitet Rainald Goetz in seinem neuesten Werk „Reich des Todes“ die Nachwirkungen der Terroranschläge vom 11. September auf.

Theater in Wuppertal

Zwischen Machtfantasien und folgenschweren politischen Verwicklungen bewegt sich der radikale Text des Autors. Eine reale Katastrophe, nämlich das Hochwasser, hat in Wuppertal gewütet, die Kellerräume und die Unterbühne des Opernhauses wurden geflutet. Aufführungen sind derzeit undenkbar, auch das Wuppertaler Tanztheater ist betroffen. Das Schauspiel im Theater am Engelsgarten eröffnet jedoch planmäßig mit dem Beziehungskrimi „Waisen“ von Dennis Kelly. Um krumme Finanzamt-Geschäfte geht’s in „Der Fiskus“ nach Felicitas Feller ab Oktober.

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