Himmlisch jeck oder einfach nur ein Grund zum Trinken? Liegt an euch! Willkommen zu unserer Reihe „Karneval op Kölsch“ und dem ersten Teil, der sich um den 11.11. dreht. Laura Piatkowski verrät:
Wie heißt das denn jetzt richtig?
Erst einmal einigen wir uns auf die richtigen Begriffe aus dem Rheinland: Karneval oder Fastelovend – nicht Fasching. Weiberfastnacht (Wieverfastelovend), Rosenmontag (Ruusemondach), Veilchendienstag, Aschermittwoch – das sind die Basics. Der 11. November hat keinen Namen. Auf den Straßen Kölns – und/oder mit drölf Kölsch im Kasten – heißt es nur „Elllfter Elllfter“. Jetzt seid ihr schon fast bereit für euren ersten 11.11. in Köln.
Und woher kommt das?
Es gibt verschiedene Ansätze, die alle nicht belegbar die Historie des Karnevals zusammenfassen. Heidnische Kulte, christliche Feiertage, bäuerliches Brauchtum und viel Alkohol lassen die Grenzen zerfließen. Elf. Eine sehr präsente Zahl. Elferrat, 11.11 Uhr und natürlich der 11.11. Die einen mögen sagen, dass es biblisch auf die Zahlenmystik zurückzuführen ist. Die 11 gilt als Zahl der Maßlosigkeit und steht in der christlichen Symbolik zwischen den zehn Geboten und zwölf Aposteln als „nichts Halbes und nichts Ganzes“. Vielleicht geht es aber auch um die bäuerliche Ernte, die stets am 11. November endete. Auch Wein wurde um diese Zeit trinkbar. Die Fraktion „Hauptsache Party“ sieht das anders – es muss doch was mit Schnaps zu tun haben! Wir werden es nicht mehr genau zurückverfolgen können.
Von Prinzen und Jungfrauen
Karneval wird aus dem Lateinischen mit „Fleisch adé“ („carne vale“) übersetzt, weil früher in den 40 Tagen nach Aschermittwoch auf Fleisch verzichtet wurde. Heute kürzen sich dieser Zeitraum und Mittel des Verzichts auf die Dauer der Widerstandsfähigkeit gegen den eigenen inneren Schweinehund. Das Kölner Dreigestirn (Kölsche Dreijesteen) besteht traditionell aus Männern – Prinz Karneval, der Buur (Bauer) und die Jungfrau Agrippina. Die Jungfrau ist ein Mann? Hier seht ihr mal, wie entspannt der Karneval ist… oder? Zurückzuführen ist dieser Brauch auf die Zeit, in der Karneval eine reine Männerveranstaltung war.
Rassismus und Homophobie? Nicht hier!
Aber offen ist der Karneval seit Jahrzehnten dennoch. Mit verschiedenen Projekten setzen sich Musiker:innen und Büttenredner:innen gegen Rassismus und Homophobie und für Toleranz ein. Das bekannteste Projekt ist wohl „Arsch huh, Zäng ussenander“, das sich seit über 30 Jahren gegen Rechts engagiert. An Karneval kann jede:r sein, was er oder sie sein will. Falls man eine Dame mit langen Haaren und Kleid sieht, kann es gut sein, dass sie sich umdreht und mit tiefer Stimme „Hey, ich bin Udo“ sagt. Das ist alles ganz normal.
Büttenredner:innen
Büttenredner:innen sind übrigens die Menschen wie Dä Blötschkopp. So heißt Marc Metzger natürlich nicht wirklich. Oft treten Büttenredner:innen als Komiker:innen unter einem Alter Ego auf und ziehen über Politik, Wirtschaft und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, her. Bei den Sitzungen sind die Menschen, über die dort auf der Bühne gesprochen wird, sogar oft dabei. Aber einmal im Jahr lachen sie sogar über sich selbst. Jetzt, da wir wissen, worum es so grob geht, widmen wir uns unseren Möglichkeiten an diesem Tag. Vorab: Die großen Veranstaltungen sind schon ausverkauft, ABER: In Köln geht überall etwas. Egal, ob Kneipe, auf den Straßen oder klassisch am Heumarkt.
Wann, wie, wohin am 11.11.?
In der Lanxess Arena geht’s los mit der Veranstaltung „Die Jecke 11“ ab 9 Uhr (Tickets gibt es hier). Wer quasi direkt weiterfeiern will, bekommt noch Tickets für „Elfter im Elften“ in der Lanxess Arena ab 18 Uhr. Gratis feiern kann man den Sessionsstart (auf keinen Fall „Saisonstart“ nennen!) im Mainzer Hof. Für die „WDR 4 Sessionseröffnung – Immer wieder neue Lieder“ am Wallrafplatz bekommt ihr noch Tickets. Los geht’s um 18 Uhr, der Einlass ist ab 17 Uhr.
Wer lieber spontan unterwegs ist, sollte die Kneipen einmal auschecken. Klassiker: Gaffel am Dom (ihr fallt aus dem Hauptbahnhof direkt in die Kneipe) geht immer. Mit der „Pappnasparty“ lockt das Gaffel am Dom die Feiernden. Das Besondere: Meist öffnen sich die Tore hier schon um 9 Uhr. Mit dieser frühen Startzeit kann kaum eines der anderen Lokale mithalten.
Bahnhofsvorplatz 1, 50667 Köln
„Am Zülpi“ wird überall Karneval gefeiert. Die Straße entwickelt sich zur Jecken-Hochburg. Hier muss man allerdings entweder Nerven aus Stahl haben oder leicht angeschickert sein, ansonsten fällt man auf. Mit Kindern also nicht der ideale Ort. Direkt vor Ort befindet sich die Flotte. Am besten schlägt man dort auch gegen 9 Uhr auf – ansonsten wird es eng.
Zülpicher Platz 9, 50674 Köln
Kostümtrends gehen in diesem Jahr am 11.11. wohl Richtung Barbie und Ken. Oder vielleicht sogar Oppenheimer? Wollt ihr euch also abheben, müsst ihr kreativ werden. Super DIY-Kostümideen (auch für Kurzentschlossene) findet ihr bei Pinterest!
Weiter geht’s im Dezember mit Informationen rund um Weiberfastnacht. Im Januar geht’s um den Rosenmontag und Veilchendienstag, damit ihr im Februar pünktlich noch etwas zu Aschermittwoch erfahren könnt.
Außerdem im November