Blogprojekt „Feminismus im Pott“: Gleichberechtigung auf allen Ebenen

Foto: Feminismus im Pott
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Das Blogprojekt „Feminismus im Pott“ vereint kritische Stimmen aus dem Ruhrgebiet und bietet eine Plattform zum Austausch über feministische und emanzipatorische Themen. Gründerin Laura Chlebos (31) und Aktivistin Zerrin Cicek (28) erkennen durchaus positive Entwicklungen, machen aber auch klar: Es ist noch viel Luft nach oben.

Feminismus kann für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung oder das Eintreten gegen Sexismus stehen – was bedeutet der Sammelbegriff für Euch?
Zerrin Cicek: Wir haben da eine intersektionale Perspektive, schauen nicht nur auf das jeweilige Geschlecht, sondern ziehen auch etwa die Ethnie einer Person in Betracht. Ich mit meinem kurdischen Background mache zum Beispiel andere Erfahrungen in Sachen Diskriminierung als Laura mit ihrem westeuropäischen.

Eben solche Themen werden vom Blogprojekt aufgegriffen: Wie kam es 2014 zur Gründung?
Laura Chlebos: Ich hatte zuvor einige feministische Gruppen abgeklappert, von denen mir aber keine zusagte. Zudem war mir mein sozialwissenschaftliches Studium zu theoretisch. Ich fand die themenbezogenen Texte zwar sehr spannend, hatte aber das Bedürfnis, etwas zu tun – auch aufgrund eigener Erfahrungen von sexualisierter Gewalt.
ZC: Die Arbeit geht weit über den Blog hinaus. Wir bieten Workshops an, organisieren Informationsstände bei queer-feministischen Veranstaltungen und kooperieren mit verschiedenen Institutionen im Pott, etwa mit dem Theater Oberhausen am diesjährigen Internationalen Frauentag.

Fälle von sexualisierter Gewalt wurden in den letzten Jahren häufiger öffentlich gemacht – wie seht Ihr diese Entwicklung?
LC: Das ist zwar richtig, dennoch frage ich mich, weshalb zum Beispiel im Falle einer Vergewaltigung stets eine Mitschuld der betroffenen Person gesucht wird. Bei welcher anderen Straftat ist das so? In lediglich drei bis fünf Prozent der Fälle wird tatsächlich ein vermeintlicher Täter fälschlicherweise beschuldigt – dennoch werden Opfer oft so behandelt, als würden sie lügen. Nur wenn darüber gesprochen wird, kann etwas passieren.

Wie etwa die „#MeeToo“-Debatte Ende 2017 gezeigt hat …
LC: Diese hat durchaus eine positive Entwicklung bewirkt, ich denke da etwa an den Fall des Filmproduzenten Harvey Weinstein. Es gibt aber leider immer noch sehr viele Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren und denken, sie seien damit alleine.
ZC: Wir haben bei „Feminismus im Pott“ alle unser persönliches Steckenpferd. Dadurch können wir eine Vielfalt an Themen behandeln: intersektionaler Feminismus, Queer-Feminismus, feministische Popkultur. Leider gibt es ja auch innerhalb dieser Strömungen nicht immer Einheitlichkeit. Auch dort findet Diskriminierung statt.

Wie kann ein erster Zugang zu dieser Themenvielfalt aussehen?
LC: Da verweise ich auch auf die feministische Popkultur. Was bedeutet es, wenn sich eine Künstlerin wie Beyoncé als Feministin bezeichnet? Durchaus, dass viele Mädchen und Frauen weltweit erstmals mit der Thematik in Berührung kommen und ihre Sinne dafür schärfen können.
ZC: Und die Art des Zugangs ist letztlich zweitrangig. Wichtig ist das Ziel: Gleichberechtigung auf allen Ebenen.

Noch mehr Infos zum Blogprojekt findet ihr hier.

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