Wunsch nach Unterstützung: Komödie Wuppertal

Foto: Komödie Wuppertal
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Die Kulturszene hat es dieser Tage nicht leicht. Mangelt es schon in staatlich geführten Institutionen oft an Unterstützung, vor allem in finanzieller Hinsicht, haben es privat geführte und unabhängige Galerien, Kultureichrichtungen und Theater umso schwerer. Komplett auf den Anklang bei Besuchern und Publikum angewiesen, sehen sich immer mehr von ihnen mit der Entscheidung konfrontiert, sich entweder programmatisch von der Unabhängigkeit zu verabschieden oder gleich ganz schließen zu müssen. Auch Cordula Polster, Gründerin und Intendantin der Komödie Wuppertal, befindet sich momentan in dieser Situation. Mit einem offenen Brief (zu lesen ganz unten) hat sie sich nun an die Bürgerinnen und Bürger des bergischen Landes gewandt, um diese auf die aktuellen Umstände aufmerksam zu machen. Mit Tossia Corman sprach die staatlich anerkannte Schauspielerin, die neben der Komödie Wuppertal auch das Theaterschiff Stuttgart leitet, über die aktuelle Lage.

Wie sind Sie zum Theater gekommen?
Aus Leidenschaft zur Bühne.

In Bezug auf die Eröffnung und Betreibung der Komödie Wuppertal – was waren / sind die Hürden, die Sie zu überwältigen haben?
Zunächst waren die Verwaltungsgänge zu bewältigen. Obwohl das vorher schon ein Theater war, und alle Baugenehmigungen schon erteilt wurden, so hat sich in den letzten Jahren einiges geändert. Die neuen Vorschriften im Bezug auf Brandschutz etc. mussten umgesetzt und die veralteten Stromleitungen erneuert werden. Dann musste ein Pächter für die Gastronomie gefunden werden, und natürlich das gesamte Theater und die Gastronomie technisch und mit neuem Mobiliar ausgestattet werden.

Haben Sie das Gefühl, dass ein unabhängiges Theater wie ihres in einer größeren Stadt besser „laufen“ würde?
Wuppertal hat durchaus Potential. Es gibt viele Theaterbegeisterte Menschen, die uns für unsere Arbeit loben. Was uns fehlt ist jedoch eine größere Wahrnehmung.

Sind Sie im Austausch mit dem Schauspiel Wuppertal? Wie ist das Verhältnis, wie ist die Stimmung in der Wuppertaler Kulturszene?
Wir stehen im Austausch mit verschiedenen Theatern in Wuppertal und außerhalb von Wuppertal. Die Stimmung ist überall gedrückt, da es Kulturschaffende generell schwer haben.

Erfahren Sie viel Unterstützung auch Szene-intern? Oder müssen alle schauen „wo sie bleiben“?
Wir haben seit 1.1.2018 eine Kooperation mit dem KS Theater. Im Wechsel ist das KS Theater jeden 2 Monat in der Komödie Wuppertal zu Gast.

Nach außen hin scheint es, als würde in Wuppertal gerade einiges entstehen – wünschen Sie sich mehr Austausch, Kooperationen und Kommunikation vielleicht auch mit der „nächsten“ Generation?
Ein reger Austausch ist immer wünschenswert und wird von uns auch angestoßen.

Was schätzen Sie an Wuppertal als Standort für Kulturschaffende?
Wuppertal bietet durch seine Vielfalt interessante Möglichkeiten.

Was könnte sich, auch Stadt- und Kulturpolitisch, verbessern?
Kulturschaffende sollten mehr Unterstützung bekommen.

Haben Sie das Gefühl, es „schwerer“ zu haben als andere Kultureinrichtungen? Wenn ja, inwiefern?
Als nicht subventioniertes professionelles Theater hat man es naturgemäß immer schwierig.

Was denken Sie, woran es liegt, dass Menschen nicht mehr so häufig ins Theater gehen bzw. oft nicht bereit sind, eine gewisse Summe zu bezahlen? Dasselbe ist ja auch bei Konzert-Veranstaltungsorten und allgemein „off-Spaces“ zu beobachten.
Früher diente das Theater vor allem als Sprachrohr. Diese Aufgabe übernehmen heute immer mehr die Medien. Hinzu kommt ein Überangebot an Unterhaltungsmöglichkeiten.

Ist diese Entwicklung ein allgemeines Problem der Kulturschaffenden unserer Zeit?
Ja.

Welches wäre ihr „Best Case Szenario“? Was wäre das „perfekte“ Jahr für Sie und ihr Theater?
Das „Best Case Szenario“ wäre natürlich eine Auslastung von 100%, ein perfektes Jahr wäre für uns allerdings auch, wenn wir eine Auslastung von 70% erreichen würden.

Was versprechen Sie sich von Ihrem offenen Brief?
Ich würde mir wünschen, dass er von möglichst vielen Menschen gelesen wird und diese zum Nachdenken anregt.

Wie waren die Reaktionen bis jetzt?
Die Rückmeldungen die uns bisher erreicht haben waren durchaus positiv.

Ist die Komödie in Gefahr, schließen zu müssen?
Wenn wir die Auslastung nicht erreichen, ist es in der Tat eine betriebswirtschaftliche Abwägung.

Wie viele Kompromisse würden Sie eingehen, um das Haus zu erhalten? Will meinen, würden Sie sich einen Sponsor suchen und noch mehr Gastspiele oder Vermietungen anstreben. Auch wenn diese vielleicht ihrem künstlerischen Profil nicht entsprechen?
Wir sind offen für jeden guten Vorschlag. Den ersten Schritt haben wir mit dem KS Theater bereits umgesetzt. Desweiteren stehen unsere Räume auch für Firmenveranstaltungen sowie private Feiern in Verbindung mit Theater zur Verfügung.

Wie ist in vielleicht schwierigen Zeiten die Stimmung im Ensemble?
Die Stimmung im Ensemble ist stets gut. Auch wenn das Theater nicht gefüllt ist, geben die Schauspieler ihr Bestes.

komoedie-wuppertal.de

Im Oktober 2016 habe ich das Boulevardtheater, die „Komödie Wuppertal“ am Karlsplatz wieder eröffnet. Mit viel Herzblut und Energie wurden die alten Räume saniert und mit der neusten Technik ausgestattet um für die Wuppertaler wieder professionelles Boulevardtheater zu bieten. Unsere Produktionen zeichnen sich durch Profischauspieler aus, d.h. alle Schauspieler haben Schauspiel studiert, und  müssen somit von Ihrer Arbeit auch leben können. Für mich steht es außer Frage, das unsere Schauspieler fest angestellt, sozialversichert sind und auch ein Gehalt verdienen, dass ihnen gerecht wird. Genauso verhält es sich mit unseren Technikern und Regisseuren. Qualität hat ihren Preis. Mit den angestrebten 6 Produktionen pro Jahr, je Produktion für zwei Monate, war dies mit der Anzahl der Zuschauer wirtschaftlich nicht zu schaffen. Also beschloss ich, jeden zweiten Monat die Komödie für Gastspiele zu öffnen, um die Komödie am Leben zu erhalten. Mit Kristof Stößel fand ich einen wundervollen Partner, der nun die ungeraden Monate der „Komödie Wuppertal“ bespielt, und somit erweitert sich die Anzahl der Produktionen auf 12 pro Jahr. Doch selbst diese Lösung zeigt, dass die Auslastung der Besucher bei einem nicht subventionierten Haus,  bei weitem noch nicht reicht, um dies erfolgreich fortführen zu können. Darum mein Appell an die Bürger dieser Stadt:  Wir möchten weiterhin mit einem Profitheater in Wuppertal zur kulturellen Vielfalt beitragen. Dafür brauchen wir Sie! Besuchen Sie uns! Machen sie sich Ihr eigenes Bild, treten sie mit uns in Kontakt! Wuppertal ist so schön „bunt“, und Sie sind für alle Farben mitverantwortlich!
Herzlichst Ihre Cordula Polster
Intendantin Komödie Wuppertal

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