Liest man als unbedarfter Stadtmensch die Adresse des Wirthauses Krämer, fällt einem zunächst nichts auf. Ein Restaurant in Dortmund halt. Doch schwingt man sich in den stadtaffinen Kleinwagen, schaut man schon irgendwann ungläubig, wenn das Navi das Abbiegen nach rechts fordert: Da ist doch nur Wald?!
Durch den Wald fährt man dann ein Stück und kommt beim Verlassen an einem „Woow!“ nicht vorbei. Sind wir im Sauerland gelandet? Der Teleportationswald? Wir können es nicht fassen, auch das ist offenbar Dortmund. Auf den letzten Kilometern kommen uns noch ein Traktor und eine Reiterin entgegen, die uns freundlich zunickt. Wir sind irgendwie irritiert, werden aber vom Wirtshaus wieder (städtisch) beruhigt. Der Nachfolger des Traditionshauses „Krämer in der Wanne“ ist modern eingerichtet, ein roter Faden zieht sich durchs ganze Inventar, man fühlt sich direkt willkommen.
Flugs wird bestellt und zwar ein schöner, spritziger Weißburgunder, auf den Schreck mit dem Wald. Das hilft. Gefühlt schnell kommt dann auch das Essen: „Unser Wirtshaus Schnitzel in luftiger Panade an Champignon à la creme und Pommes frites“, ein klassisches Biergarten-Gericht. Und so toll der Biergarten vor dem Wirtshaus aussieht, so schmeckt auch das Schnitzel, hinter alle Komponenten des Tellers kann direkt ein Haken gemacht werden: Lecker!
Das Dessert muss geteilt werden, denn wir schwächeln schon. Doch das können wir uns einfach nicht entgehen lassen: „Ziegenkäse-Crème brûlée an zartschmelzendem Hövelsbier-Eis und Aprikosen“. Und wir werden für unseren Schneid belohnt. Das ist einfach das beste Dessert, das wir seit langem gegessen haben. Anrichteart und Menge könnten zwar nochmal überdacht werden, aber wir freuen uns, dass wir locker zu zweit von dem herrlichen Teller essen können. Die Ziegenkäse-Creme zeigt neben angenehmer Süße interessante Rosmarinnoten, die Aprikosen sind leicht angeröstet und passen toll zu den Komponenten. Das Hövels-Eis macht uns fertig! Es ist wie ein Milcheis aufgemacht, schmeckt vanillig-malzig und zeigt seine Bitternoten erst im Abgang, was unglaublich erfrischt. Sensationell! Die Begleitung schreibt mir noch nachts nach dem Essen eine SMS mit dem Inhalt „I <3 Bier-Eis“ und auch ich bin vollends überzeugt: Wer braucht szeniges Gemüse-Eis, wenn er Bier haben kann?!
Wirtshaus Krämer, Wannestraße 251, Dortmund