Wenn Schildkröten feiern – Einblicke in die ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen

Fotos: ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen
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Am 23. Mai ist Weltschildkrötentag – und das ist ein Grund zum Feiern! Natürlich mit ganz viel Gemütlichkeit. Auch in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen denken sich die Tierpfleger Jahr für Jahr etwas für die gepanzerten Bewohner aus. Wie gefeiert wird, was Schildkröten lieben und was wir von ihnen lernen können, hat Sandra Heick im Zoo erfahren.

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Die Zoom-Schildkröten und ihre Gäste

In der ZOOM Erlebniswelt leben aktuell sechs Schildkrötenarten aus Europa, Asien, Afrika und Amerika. Im Schildkrötengarten leben die fünf großen Spornschildkröten mit einer Vierzehenschildkröte, im benachbarten Tümpel wohnen die genügsamen Gelbwangen-und Rotwangen Schmuckschildkröten, und im ELE Tropenparadies in der Erlebniswelt Asien haben die bedrohten Chinesischen Streifen- und Dreikielschildkröten einen warmen Teich. In Summe beherbergt die ZOOM Erlebniswelt 20 Land- und Wasserschildkröten – und eine große Zahl unfreiwilliger Gastschildkröten in den Bächen und Seen des Parks. „Leider werden viele ungewollte Haustiere in der weitläufigen Grünanlage ausgesetzt, diese bringen Krankheiten und Parasiten mit, welche die hoch bedrohten Arten gefährden“, so das Zoo-Team.

Namen und Nummern

Meistens haben die Tiere, die in die Zoom Erlebniswelt kommen, bereits Namen – und wenn nicht, sind meist die Tierpfleger mit Ideen zur Stelle. Die Spornschildkröten heißen Helmut, Leonardo, Willi, Sven und Linni – nach ihren Vorbesitzern. Die Chinesischen Streifen- und Dreikielschildkröten haben Nummern, da sie frei in der Asienhalle laufen und man sie auf Distanz gut erkennen muss. Und die jungen Streifenschildkröten haben so lange lediglich Markierungen, bis ihr Geschlecht zu erkennen ist.

Geheimrezept Gemütlichkeit

Viele Landschildkrötenarten können sehr alt werden – die Riesenschildkröten sogar bis zu 180 Jahre. Der Schlüssel zum Erfolg scheint ihre Gemütlichkeit zu sein. Langsamer Wachstum, eine ruhige Lebensweise und eine Geschlechtsreife im Alter von 40+ helfen dabei, die Energie Ressourcen optimal zu nutzen. Alles sehr langsam zu machen, und dadurch Energie zu sparen – so machen es typische Energie-Optimierer wie auch die Faultiere.

Einfach mal ein bisschen länger chillen. Foto: ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen

Mehr Männchen oder Weibchen? Das ist temperaturabhängig

Normalerweise hat das Zoo-Team bei der Zucht keinen Einfluss auf die Geschlechterverteilung. Bei einigen Reptilien wie Schildkröten oder Krokodilen jedoch macht man sich die Temperatur zunutze, um gezielt männliche oder weibliche Nachkommen zu produzieren. Bei Schildkröten schlüpfen bei niedrigen Temperaturen mehr Männchen, bei Krokodilen mehr Weibchen – und bei warmen Temperaturen genau umgekehrt.

Millionen Jahre Erderfahrung

Die Vorfahren der Schildkröten leben seit 200 Mio. Jahren auf der Erde. So haben sich die Arten in Körperbau, Physiologie und Verhalten ihrem Lebensraum und Klima angepasst. Eine Meeresschildkröte hat die Vorderbeine zu breiten Flossen ausgebildet, um im Meer gut paddeln zu können, die Wasser-/Sumpfschildkröten sind an das Leben im und am Wasser angepasst und die Landschildkröten trotzen extremen Temperaturen, indem sie Kälte-, Hitze- oder Trockenruhe halten.

Essen ist ihre Leidenschaft – Salatblätter sind mit einem Happs weg

Es ist interessant zu beobachten, wie schnell Schildkröten werden können, wenn es ihr Lieblingsfutter gibt. Was sie am liebsten fressen, ist ganz unterschiedlich. Viele Wasserschildkröten fressen neben Pflanzen gerne auch Insekten und Fisch – und gehen beim Jagen durchaus schnell und beherzt vor. Landschildkröten hingegen sind überwiegend Vegetarier, mit einer Vorliebe für Gräser, Kräuter, Blumen oder Gemüse – nur wenigen Arten mundet auch Fisch, Fleisch oder Aas. Und mögen die Tiere Gemütlichkeit auch noch so schätzen: Wenn eine Schildkröte es mit ihrem Hornschnabel richtig gepackt bekommt, ist ein Salatblatt mit einem Happs weg.

Vormerken: Am 23.5. ist Weltschildkrötentag! Foto: Pixabay

Nachgefragt bei Nadja Niemann, Kuratorin der ZOOM Erlebniswelt

Frau Niemann, sind Schildkröten Ihre Lieblingstiere?
Schildköten sind nicht meine absoluten Lieblinge, aber eine unglaublich faszinierende Tiergruppe. Je länger ich mich mit Schildkröten befasse, umso mehr entdecke ich beeindruckende Dinge an den Tieren. Einige Schildkrötenarten können durch die Nase trinken oder legen bis zu 200 Eier in ein Nest. Besonders die einzelnen Charaktere und ihre Verhalten untereinander lassen mich häufig schmunzeln. Schildkröten und auch alle anderen Reptilien sind viel empfindsamer, als wir manchmal denken.

Haben Sie Schildkröten zu Hause oder hatten mal welche?
Ich habe einige Reptilien, aber noch keine Schildkröte als Haustier gehalten – und bin auch kein Fan davon. Schildkröten haben sehr hohe Ansprüche an Unterbringung, Ruhe, Temperatur und Futter, sodass sie keine geselligen Mitbewohner sind wie Hund oder Katze. Einige Arten haben zudem einen strengen Jahresrhythmus, der beachtet werden muss – und wer möchte schon mehrere Monate im Jahr auf sein Haustier verzichten?

Was empfehlen Sie Menschen, die trotz allem eine Schildkröte zu Hause halten möchten?
Sie sollten sich im Vorfeld gut überlegen, welche Schildkrötenart sie halten möchten. Viele Arten haben wie gesagt hohe Ansprüche – die teilweise mit immensen Kosten verbunden sind. Und die Versorgung des Tieres bei Abwesenheit muss auch in den nächsten 40 Jahren gewährleistet sein.

Kinder sind gerne laut und wild und möchten mit ihren Tieren kuscheln – also kauft man ihnen besser andere Haustiere, oder?
Schildkröten sind keine guten Haustiere für Kinder, da sie sehr empfindlich auf ihre Umgebung reagieren, wenig mit ihrer Umgebung kommunizieren und keinen Körperkontakt dulden. Auch Krankheits- und Unwohlanzeichen zeigen die Tiere nur sehr selten. Viele landen dann als ungewollte Haustiere in Gewässern, Tierheimen oder Auffangstationen.

Gibt es Herausforderung im Umgang mit den Schildkröten im Zoo?
Schildkröten sind eher gemütliche Pfleglinge, sie brauchen für alles ein wenig länger, und lernen auch langsamer als unsere pelzigen Mitbewohner. Daher braucht man mehr Geduld und Zeit bei der täglichen Arbeit. Die meisten unserer Schildkröten möchten ihre Ruhe und wenig Ansprache. Es gibt aber auch Einzeltiere, die sehr menschenbezogen sind. Gemütszustände werden aber nicht so deutlich angezeigt, dass man als Pfleger sofort darauf reagieren kann.

Und wie wird der Weltschildkrötentag in der ZOOM Erlebniswelt gefeiert? Gibt’s ein besonders saftiges Salatblatt für jeden?
Natürlich wird der 23. Mai, der Weltschildkrötentag, mit einem üppigen Salat-Bouquet gefeiert! Und obwohl die Schildkröten keinen Zucker haben dürfen, gibt es an solchen hohen Feiertagen auch mal ein Stückchen Apfel oder Banane.

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