Essen als größter Feind: Das kannst du bei Essstörungen tun

Essstörungen betreffen vor allem junge Frauen. Foto: Pixabay
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Essstörungen treten seit einigen Jahren immer häufiger auf. Expert:innen gehen davon aus, dass etwa sechs Prozent aller Mädchen und Frauen im Laufe ihres Lebens an einer Essstörung leiden. Bei Jungen und Männern sind es etwa ein Prozent (Quelle: BzgA Essstörungen). Wenn der eigene Körper und das Essen zu Angstgegnern werden, fällt es Betroffenen oftmals schwer, über die Problematik zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieser Artikel soll zeigen, dass sie nicht allein sind – wir geben Tipps zu Hilfsangeboten und Co.

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Was Essstörungen auslöst: Kalorien, Gewicht und Aussehen als Trigger

In einer Gesellschaft, in der sich viele Gespräche um das Abnehmen und Schlanksein, LowCarb, Kalorienzählen und Fitness drehen und in der Stars bei Insta und TikTok für Proteinshakes oder Diätmittelchen werben, haben Essstörungen einen idealen Angriffspunkt. Das Kritische dabei: Die grundsätzliche Tendenz, das eigene Aussehen verändern zu wollen, hat wohl fast jede:r schon einmal verspürt – doch was in vielen Fällen zunächst wie eine gesunde Umstellung der Lebensweise wirkt, kann sich nach und nach zu einer ernstzunehmenden psychischen Erkrankung entwickeln. Ebenso können traumatische Erfahrungen sowie bestimmte Persönlichkeitsfaktoren wie extremer Perfektionismus die Entstehung von Essstörungen begünstigen.

Doch woran erkenne ich überhaupt, dass ich an einer Binge-Eating-Störung, Bulimie oder Magersucht leide? Spätestens, wenn die Gedanken nur noch um „erlaubte“ und „verbotene“ Lebensmittel kreisen, Essen mit negativen Emotionen verknüpft wird, die Zahl auf der Waage die Stimmung für den restlichen Tag beeinflusst oder soziale Events, die mit Essen zu tun haben, gemieden werden, ist es höchste Zeit, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Für Betroffene ist es ein wichtiger erster Schritt zu realisieren, dass ihr Verhältnis zum Essen problematisch ist.

Viele Essgestörte berichten, dass sie sich kraftlos und ausgelaugt fühlen. Foto: Pexels

Probleme nicht herunterschlucken: Vertrauenspersonen bieten wertvolle Unterstützung

Sobald der erste Schritt geschafft ist, kann es für Betroffene hilfreich sein, sich einem Familienmitglied, Freund:innen oder einer neutralen Person anzuvertrauen. Denn die Erkenntnis „Mir geht es gerade nicht gut. Ich bekomme mein Essverhalten nicht alleine in den Griff“ ist nur der Anfang einer oft langen Reise in Richtung Genesung. Für die Vertrauenspersonen bedeutet das, dass sie aufmerksam und wertfrei zuhören, ihren betroffenen Angehörigen mit Verständnis begegnen sollten und gemeinsame Lösungsansätze erarbeiten. Wichtig zu wissen: Vertrauenspersonen allein können Betroffenen zwar wertvolle Unterstützung bieten, allerdings ersetzen sie keine professionelle psychologische Betreuung.

Von Verhaltenstherapie bis zu stationärer Aufnahme: So werden Essstörungen behandelt

Eine (fach-)ärztliche Einschätzung, um welche Essstörung es sich handelt, was sie verursacht und wie stark sie ausgeprägt ist, ist essenziell, um entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zu den häufigsten Behandlungsmöglichkeiten gehören die Verhaltenstherapie in Einzel- oder Gruppenform, Selbsthilfegruppen sowie Gespräche mit professionellen Beratungsstellen. Eine Therapie zu beginnen kann beängstigend sein, da viele unterbewusste Denkprozesse und Verhaltensweisen ans Tageslicht befördert werden. Jedoch sind Therapeut:innen speziell für einen sensiblen Umgang mit ihren Patient:innen geschult und bieten einen sicheren Raum, um über alles sprechen zu können. Dabei geht es vor allem um die Wahrnehmung des eigenen Körpers, die Aufbereitung emotionalen Essverhaltens sowie das Erlernen bestimmter positiver Strategien.

Vor allem wenn bereits starke körperliche Beeinträchtigungen wie extremer Gewichtsverlust oder Zahnschäden durch Magensäure entstanden sind, müssen gegebenenfalls andere medizinische Disziplinen in die Behandlung mit einbezogen werden. Auch ein stationärer Klinikaufenthalt kann erforderlich sein, wenn die Essstörung bereits sehr stark ausgeprägt ist.

Hinter einem „Ich habe keinen Hunger“ steckt oft weit mehr. Foto: Pexels

Hilfe und Informationen zum Thema Essstörungen:

Erfahrungen einer Betroffenen: Sabrina Scharf live beim Festival „Attacke Lippenstift“

Zu wissen, dass man mit der Essstörung nicht allein ist und es Anderen genauso geht oder ergangen ist wie einem selbst, kann ein wichtiger Schritt in Richtung Recovery sein. Diese Erkenntnis erlangte auch Sabrina Scharf, die selbst zehn Jahre lang mit einer Essstörung zu kämpfen hatte und heute Vorträge über ihre Erfahrungen abhält – sie möchte anderen Essgestörten Hoffnung geben und das Thema enttabuisieren.

Im November haben Interessierte die Möglichkeit, die Expertin für Essstörungsprävention live beim Festival „Attacke Lippenstift“ in Gelsenkirchen zu erleben. Sabrina Scharf erzählt gnadenlos ehrlich, jedoch auch mit einer ordentlichen Prise Selbstironie über ihre persönlichen Erfahrungen, die Gefahren und Risiken von Essstörungen sowie ihren langen Weg der Heilung. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, Tickets für die Veranstaltung gibt es hier.
Storytelling mit Sabrina Scharf, 18.11.2024, Kaue Gelsenkirchen

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