Urbanatix 2024 in Essen: Streetart neu definiert

Die Urbanatix-Crew gibt richtig Gas! Foto: Ursula Kaufmann
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Bevor wir zwischen den Jahren alle das Gefühl für Zeit und Raum verlieren, schleudert die brandneue Show von Urbanatix in der Grugahalle in Essen sämtliche Sehgewohnheiten durch: 115 Minuten, die sich aus Akrobatik, Comedy, Jonglage, Streetdance und vielem mehr zusammensetzen, legen jedes weihnachtliches Völlegefühl ad acta.

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Urbanatix: Die Idee dahinter

Zunächst klingt es doch so üblich: Eine zirkusartige Show mit vielen unterschiedlichen Artists. Holt nach drölfzig Staffeln „Supertalent“ niemanden mehr vom Sofa runter. Außerdem gibt es mit „Flic Flac“ doch momentan wieder sowohl in Dortmund als auch in Duisburg ein längst etabliertes, stimmiges Konzept. Wohl wahr, doch Urbanatix bietet seit vergangener Saison für die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester ein bisschen Bekanntes, aber vor allen Dingen ganz viel Neues – und das auf familiengerechtem Niveau, sodass jede Generation gut unterhalten nach Hause geht.

Haben wir so noch nicht gesehen. Foto: Ursula Kaufmann

Unter der Regie von Christian Eggert und Rémi Martin gibt es zum zweiten Mal in der fast 70 Jahre alten Grugahalle, die für fast 7000 Menschen Sitzplätze anbietet, ein Programm, das mal schnell und dynamisch, dann wieder leise und konzentriert daherkommt. Auf der einen Seite wird lachend beobachtet, dann gerührt zugehört. Man verbindet Künste, die so größtenteils auch auf der Straße stattfinden könnten. In steilen Halfpipes, auf einer Wiese im Park, als Auflockerung beim Schlendern überm Flohmarkt – Urbanatix ist in den Utensilien recht basic, vieles besitzen wir genau so in der Wohnung oder im Keller. Die Kunststücke verlangen dann jedoch etwas mehr Talent.

Urbanatix: Time To Play

Es ist Zeit zum Spielen: „Time To Play“, so nennt sich das Programm 2024. Zur Premiere am zweiten Weihnachtstag um 15 Uhr ist die Halle fast komplett voll. Die große Bühne zeigt bereits aufwändige Bauten, die jedoch während der Show unzählige Male umgestellt oder gar ausgetauscht werden. Fast pünktlich geht es los, die rund zwei Stunden werden ohne Pause gnadenlos durchgezogen – gute Idee, da man so das Soggefühl mehr genießen kann.

Zeit zum Spielen, Tanzen und Begeistern. Foto: Ursula Kaufmann

Der Main Character, der optisch zunächst wie Ü30 wirkt, schnell aber seine kindliche, eher pubertäre Seite offenlegt und von Co-Regisseur Rémi gespielt wird, veranstaltet in seinem Kinderzimmer eine riesige Party mit Freund:innen, die aber nur im Kopf stattfindet – er lädt alle ein zur Pyjamaparty oder zur Bootsfahrt. Es gibt laute Musik, Kissenschlachten, Feuerfontänen. Auf diese Fantasiereise wird das Publikum mitgenommen, das Stück für Stück den großen Freundeskreis des Protagonisten kennenlernt und wird hin und wieder sogar Teil davon.

Von Jonglage über Akrobatik bis hin zu Parcours

Urbanatix bringt Talente aus dem Ruhrgebiet mit Acts aus aller Welt zusammen. Da macht Florian Zumkehr, gebürtiger Schweizer, wahnsinnige Handstände auf gestapelten Büchern, kurze Zeit später sieht man Lucas Chacon Rodriguez aus Spanien und Natalia Koskela aus Finnland in einer skurrilen Wrestling-Performance, die an Death-Drop-Tänze erinnert. Bei Emilia Dawiec aus Belgien gibt es zunächst eine klassische Show in vielen Metern Höhe in einem aufgehängten Hula-Hoop-Reifen, zum Finale aber eine menschgewordene Discokugel à la Daft Punk. Dass Jonglage doch noch einige Aspekte mehr hat, als nur drei Bälle hochzuwerfen, beweist Alonso Gonzalez Barria aus Chile, der neben seinem ganzen Körper auch Glasscheiben einsetzt, um seine Kügelchen in Wallung zu bringen.

BMX-Action gehört auf jeden Fall zu Urbanatix dazu. Foto: Ursula Kaufmann

Wer lieber den Puls in die Höhe treiben will, wird uneingeschränkt an den treibenden Acts der Biker:innen sowie der Parcoursläufer:innen hängen bleiben. Startet Kanadier Maxim Pulin aka Jerry Tremblay mit einer Soloperformance auf seinem Fahrrad, die überrascht, zum Lachen bringt, aber auch für viel erstaunten Beifall sorgt, jagen die Biker:innen auf BMX und Mountainbikes mit waghalsigen Jumps auch mal über Kopf über die Rampen und an Feuereffekten vorbei. Mit welcher Geschwindigkeit man nur durch die Kraft der Beine ohne Hände eine hohe Stange herunterrutschen kann oder wie viele Salti nach einem Trampolinsprung möglich sind, zeigt das genauso krasse Parcours-Team.

Einfach mal alles auf den Kopf stellen. Foto: Ursula Kaufmann

Musikalisch wird die Show begleitet von einer vierköpfigen, ordentlich lauten Rockband, die Hits wie „Forever Young“ von Alphaville, „TNT“ von AC/DC oder „Mr. Brightside“ von The Killers zocken und live singen. Für soulige, leidenschaftliche Töne ist LauRa dabei, die besonders in Billie Eilishs „Everything I Wanted“ brilliert. Das Highlight in der Rubrik stellt aber der mehrfache Europameister Robeat aus Stuttgart dar, der dermaßen viele Sounds mit dem Mund produzieren kann, dass er zig DJs auf Partys hopsnehmen könnte. Bei einer „Pippi Langstrumpf“-Beatbox-Einlage singt die Crowd vor ihm auf den Stühlen sogar gerne mit.

Urbanatix: 12 Vorstellungen bis zum Jahreswechsel

Urbanatix ist bis Silvester jeden Tag zweimal zu sehen. Sowohl um 15 als auch um 19 Uhr treten die Artists auf, Tickets kosten je nach Kategorie zwischen 26 und 64 Euro. Eine Show, die äußerst kurzweilig unterhält, erfrischend leicht und dennoch temporeich funktioniert, selbst diejenigen, die schon viel gesehen haben, überrascht und einen schönen Gegenpol zum Mainstream-Entertainment bietet. Und jetzt weg mit dem Weihnachtstrott!

Mehr zu Urbanatix auf der Website, bei Facebook, Instagram und TikTok.
Termine: bis 31.12. täglich 15 Uhr und 19 Uhr, Grugahalle Essen

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