Ein letztes Mal zeigt euch die Redaktion, was sie im Jahr 2024 entdeckt und für besonders gut empfunden hat. Ob Album, Song, Buch, Serie oder Film – so viele Dinge trafen direkt ins Herz oder regten noch viele Tage später zum Nachdenken an. Vorhang auf, Trommelwirbel, hier kommen die „coolibri“-Awards 2024:
Alexandras Lieblingsbuch: Iris Apfel – Colorful: Welche Farbe hat das Glück?
Iris Apfel? Von ihr habe ich noch nie gehört – ehrlich gesagt. Warum eigentlich nicht? Denn sagen wir mal so: Es gibt unzählige Fotos von ihr – und jedes einzelne ist so extrovertiert, dass die Erinnerung es nicht wagen würde, es zu vergessen. Zudem ist dieser Frau die Gnade eines 102-jährigen Lebens zu Teil geworden, genug Zeit also, ihr zu begegnen. Und eine Begegnung würde sich lohnen. Auf jeden Fall. Erfreulicherweise gibt die schillernde Persönlichkeit allen, die die Chance verpasst hat, in ihrem Buch „Colorful – Welche Farbe hat das Glück“ (Prestel Verlag, 36 Euro) die Gelegenheit, es nachzuholen.
Im Sommer 2023, kurz vor ihrem 102. Geburtstag, kommt Iris Apfel nämlich auf die Idee, dieses Buch anzugehen, eine Art Vermächtnis. Ein Vermächtnis, das voller Energie, voller Optimismus, voller Freude, voller Spaß, voller Lebensklugheit steckt – und das so großartig und schillernd ist, dass man sich wünscht, man hätte das Glück gehabt, Iris Apfel einmal kennenlernen zu dürfen.
Wer jetzt eine schnöde Biografie im Sinn hat, ist auf dem aschgrauen Pfad der Langeweile unterwegs. Und das wäre dem glamourösen Leben der Amerikanerin beileibe nicht würdig. Vielmehr strotzt der Bildband nur so vor Farben, die Seiten sind knallig bunt gestaltet, die Texte mit aufwendigem Layout in Szene gesetzt, jedes Fotos zeugt von ihrer Kreativität - und immer ist sie dabei stilsicher. In Texthappen plaudert sie aus ihrem erfüllten Leben und graniert sie mit Gedanken, die voller Dankbarkeit, Humor und Lebensfreude sind. Sie schreibt so Sachen wie: „Ich liebe das Leben. Die Menschen. Die Erfahrungen. Meine Arbeit. Es gibt wenig, was ich nicht genießen kann. Vielleicht ist das ja das Geheimnis.“ Oder: „Zieh an, was verdammt noch mal Dir gefällt! Wenn Du dich nicht kleidest wie alle anderen, dann musst du auch nicht denken wie alle anderen.“ Oder „Mehr ist mehr. Und weniger ist langweilig.“
Farben, Design, Kleidung, Stil, all das hat ihr Leben geprägt. Gemeinsam mit ihrem Mann Carl, mit dem sie knapp 70 Jahre verheiratet war, hat sie die Textilfirma Old World Weavers gegründet und aufregende Stoffe entworfen. Mit so sicherem Händchen, dass es ihr die Zusammenarbeit mit den First Ladys von neun US-Präsidenten eingebracht hat. In dem Nachwort wird Iris Apfel als „Textilguru, Innenarchitektin, Gastprofessorin, Leihgeberin, Stil-Ikone, Markenbotschafterin und Social-Media-Stardesignerin“ umschrieben.
Auch wenn sich meine Farb-Skala mit Grau, Schwarz und Blau dem Farbrausch von Iris Apfel nur bedingt verbunden fühlt, ist es ein unglaublich inspirierendes Buch, weil es ein Plädoyer für Mut, für Einfach-Machen, für ganz bei sich sein, für die richtige Einstellung zum Leben, für Dankbarkeit und Humor ist. Es gibt so unglaublich viele Zitate, die das Leben bereichern, dass sich der Text in epischer Länge ausbreiten könnte. Diese beiden sind aber für Schlussworte prädestiniert: „Für mich sind Falten Zeichen des Mutes. Man muss sie nicht verstecken. Im Gegenteil: Meine größte Leistung ist es schließlich so lang auf dieser Erde durchgehalten zu haben! Warum sollte man die Jahre verstecken, die zu leben man das Glück hatte? Jedes Jahr ist ein wunderbares Geschenk, ein Grund zu feiern.“ Und der Rat von Iris Apfel zum Abschluss: „Kultiviere vor allem dein Innenleben!“
Annikas Lieblingsfilm: Alles steht Kopf 2
Während meine Generation immer noch versucht, ihre Kinderheitstraumata zu verarbeiten, die sie von „König der Löwen“ oder „Bambi“ davongetragen haben, werden heute Gefühle ganz anders vermittelt. Mit dem ersten „Alles steht Kopf“ hat Disney schon vor paar Jahren eine wichtige Aussage getroffen: Alle Emotionen sind wichtig und haben ihre Berechtigung. Im zweiten Teil, der dieses Jahr im Juni erschienen ist, geht es mit dem Thema noch weiter in die Tiefe. Wie schon der erste Film hat mich auch „Alles steht Kopf 2“ tief berührt.
Auch wenn meine Pubertät schon eine Weile her ist, weiß ich noch genau, mit welchen Unsicherheiten, Ängsten und unschönen Situationen man damals zu kämpfen hatte – und das greift der Film wirklich perfekt auf. Hinzu kommen sehr erwachsene Themen wie Panikattacken, sozialer Druck, Überzeugungen und Moral, die man zuletzt bei Animationsfilmen häufig vermisst hat. Umso schöner, dass Disney und Pixar mit „Alles steht Kopf 2“ offenbar wieder zu ihrem alten Glanz zurückgefunden haben. Für mich ist der Film rund um Freude, Wut, Zweifel, Kummer und Co. ein sehenswertes Highlight des Kinojahres. Ich habe gelacht, geschluckt, in Nostalgie geschwelgt und mitgefühlt – denn schließlich ist es genau das, was vermittelt werden sollte: Wir fühlen, was wir fühlen und das ist gut so.
Biancas Lieblingsbuch: Hannah Rogers – Der Coco-Look
Chanel - das wohl bekannteste Modehaus der Welt, gegründet von der unvergleichlichen Coco, deren Leben alles andere als luxuriös begann. Als uneheliches Kind in einem Armenhaus geboren, lebte sie jahrelang bei Nonnen in einem Waisenhaus. Dort lernte sie das Nähen und eroberte später mit ihren Kreationen die Modewelt. Auch Hannah Rogers, Autorin des Buches „Der Coco-Look“, ist von Coco und ihrer unverwechselbaren Mode begeistert. Die Journalistin der Londoner Times gibt in zehn Kapiteln Anregungen, wie man den ikonischen Chanel-Stil in den eigenen Kleiderschrank und in die heutige Zeit holen kann. Und das ohne ein Vermögen auf dem Bankkonto. Zum Glück!
In dem Buch geht es beispielweise um Hüte, Sonnenbrillen und Muster. Ein für mich besonders wichtiger Gedanke: „Wenn Coco Chanel Kleidungsstücke entwirft, dann für die Person, die sie selbst sein möchte. Eine Frau, die weiß, was sie will, wohin sie geht und wie sie mit ihrer Aura Wirkung erzeugt.“ Coco Chanel gilt nicht nur als Erfinderin des kleinen Schwarzen, sondern auch als Ikone der Frauenbewegung. Sie befreit die Frauen aus dem Korsett und gibt ihnen mit ihren Entwürfen ein neues weibliches Selbstbewusstsein. Gerne bedient sich Coco an den Kleiderschränken ihrer (zahlreichen) Liebhaber und etabliert Herrenkleidung in der Damenmode, wie zum Beispiel Jacketts und das „Mariniére“, das bretonische Streifenshirt.
Das Buch ist für Modefans empfehlenswert, hervorzuheben sind die zahlreichen Abbildungen, darunter Fotos aus den Anfangsjahren der Karriere von Coco Chanel, und eine Auswahl an Zitaten. Lust auf eine Kostprobe? „Schlichtheit ist der Schlüssel zur Eleganz.“ Wer noch ein Geschenk für eine modeinteressierte Leserin (oder auch einen Leser) sucht, kann mit dieser Lektüre vom Prestel Verlag garantiert punkten. Und dazu noch ein Flakon Chanel No. 5. Mein Herz schlägt übrigens auch beim Duft für das Logo mit dem Doppel-C: Chanel No. 5 L’eau ist eine wundervolle, moderne Variante des Klassikers. Die Investition in dieses doch kostspielige Fläschchen rechtfertige ich augenzwinkernd mit Coco Chanels Hinweis: „Eine Frau, die kein Parfüm trägt, hat keine Zukunft.“
Christophers Lieblingsfilm: The Substance
Wenn man sehr häufig ins Kino geht, passiert es immer seltener, dass man wirklich geflasht den Saal verlässt. Gefühlt hat man jede Idee schon unzählige Male gesehen, gefühlt kann man jeden Storytwist erahnen. Doch ganz, ganz selten wird man nicht nur völlig herausgefordert, sondern wahrhaftig begeistert. Für mich ist „The Substance“ nicht nur der beste Film 2024, sondern der beste, den ich seit vier Jahren gesehen habe. Ja, ich habe wirklich lange in meinem Kopf herumgekramt, um zu schauen, welcher der letzte Film war, der mich so gekriegt hat.
„The Substance“ dreht sich um Elisabeth, eine sehr erfolgreiche Moderatorin und Schauspielerin. Zumindest war sie es einst. Jetzt wird sie 50 und ihre eigene Aerobic-Show im TV soll abgesetzt werden, weil sie einfach zu alt ist. Mit dem Gedanken kommt Elisabeth so gar nicht klar. Aufgrund ihrer psychischen Labilität hat sie einen Autounfall, den sie aber glücklicherweise überlebt. Im Krankenhaus bekommt sie von einem Pfleger den Tipp, eine Substanz zu bestellen, die all ihre Probleme lösen wird. Elisabeth ruft an, unterhält sich mit dem mysteriösen Mann am anderen Ende der Leitung, sucht das Geheimversteck auf und spritzt sich ihr „Botox Extravaganza“ – kurz darauf schlüpft ihr jüngeres Alter Ego Sue aus ihr.
In „The Substance“ spielt Demi Moore quasi sich selbst. Nicht selten stand die einstige Hollywood-Ikone für ihre Schönheits-OPs in der Kritik. Doch was sie in diesen 141 Minuten erlebt, wovon wirklich keine einzige Sekunde zu lang erscheint, ist eine Tour de Farce sondergleichen. Ein Strudel an Emotionen und Ekelmomenten. Kameraeinstellungen und Schnitte wie einst in Eric Prydz‘ Kultvideo zu „Call On Me“. „The Substance“ ist schlichtweg in allem perfekt. Für die schauspielerische Leistung verdient Demi Moore den Oscar als Hauptdarstellerin, ihre Mitstreiterin Margaret Qualley ebenso als Nebendarstellerin. Regie, Schnitt, Ton, Kulissen und noch mehr das Make-up sind wirklich herausragend. Und dennoch setzt das mutige, modern geschriebene Drehbuch, das ebenfalls von Regisseurin Coralie Fargeat stammt, mit seinem kontroversen finalen Akt dem sowieso schon brillanten Streifen dem Ganzen die Krone auf.
Kein Mainstream. Für Zartbesaitete ein klares Don’t. Für Cineast:innen, für Horror-Fans, für Satire-Liebhaber:innen, für Gesellschaftskritiker:innen eine Offenbarung. Ich habe nach dem Kinobesuch so vielen Leuten geschrieben, weil ich meine Gedanken teilen musste. Ein sensationeller Film.
„The Substance“ könnt ihr bereits für rund 5€ als VoD leihen, im Prime-Video-Channel MUBI gibt’s den Mindfuck sogar für lau.
Florians Lieblingsalbum: The Cure – Songs of a Lost World
Es gibt in der Musikbranche Ereignisse, auf die ein Fan lange warten muss. So gab es in meinem Umfeld Menschen, die sich 15 Jahre und viele Aufschübe lang auf „Chinese Democracy“ von Guns N‘ Roses gefreut haben. Ebenfalls eineinhalb Dekaden musste man sich gedulden, ehe bekannt wurde, dass Noel zwar keine neuen Lieder für Liam schreibt, Oasis aber immerhin ankündigen, wieder auf Tour zu gehen. Nun, sind wir ehrlich, dann enden solche Comebacks in 95 Prozent der Fälle entweder mit einer Abrissbirne im musikalischen Vermächtnis oder der Verschuldung gleich mehrerer Familiengenerationen für das Konzerterlebnis, das einem das gute Gefühl von damals doch nicht mehr geben kann. Entsprechend gedämpft war dann meine Erwartungshaltung, als mich irgendwann die Nachricht erreichte, dass The Cure nach 16 Jahren nun ein neues Album veröffentlichen würden. Das lag auch daran, dass meine Lieblingsalben der Band ohnehin aus den frühen 1980ern stammen. Lieder wie „A forest“ werden in meiner Rangliste immer vor den bekannteren Stücken späterer Jahre liegen.
Und doch stelle ich das Album als mein Album des Jahres vor. Ist „Songs of a lost world“ nun eine Neuauflage dieser Zeiten zwischen (Dark)Wave, Gothic und all den anderen Labeln, die der Band verpasst wurden? Ein klares Nein – und gerade das ist ein entscheidender Faktor für meine Wahl. Das Album ist kein bloßer Aufguss eines Stils, der den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere legte und nun noch einmal gemolken wird. Das Album ist eine musikalische Weiterentwicklung, ohne dabei die melancholische Grundstimmung der ersten Werke aus den Augen zu verlieren. Lange Intros – allein 6:20 Minuten bei „Endsong“ – schaffen Platz für bisweilen wuchtige Klangwelten, deren Sound an Bands wie Deftones oder Sigur Ros erinnern. Robert Smith verleiht den Liedern zusätzliche Stärke – einem 65-Jährigen nimmt man die teils minimalistischen Texte über Abschiede, Ängste und Verlust nun einmal deutlich eher ab als seinem Ich von vor 40 Jahren.
Und nicht zuletzt erscheint „Songs of a lost world“ in einer Zeit, die der Melancholie den roten Teppich ausrollt. In einer Zeit, in der die Welt wieder einmal etwas mehr aus den Fugen gerät, liefern The Cure den passenden Soundtrack dazu.
Mareike Lieblingsserie: Dan Da Dan
Ich liebe Japan einfach dafür, dass es niemals müde wird, kreativen Content nachzuschieben. Während Hollywood aktuell eher dafür bekannt ist, ideenlos diverse Franchises zu melken, kommt aus Japan ein begeisternder Anime nach dem anderen. Der neuste Hit: DAN DA DAN, basierend auf dem Manga von Yukinobu Tatsu. Schon das Opening ist einfach der Banger. Das Lied „Otonoke“ von Creepy Nuts tätowiert sich direkt in die auditiven Hirnwindungen. Dazu noch die mega verrückten Visuals – eines der besten Openings in diesem Jahrzehnt.
Und dann ist da noch die Geschichte von DAN DA DAN: Okarun ist ein einsamer Nerd und liebt Aliens, Momo ist ein kesses Mädel, das an Geister glaubt. Okarun will Momo beweisen, dass Geister quatsch sind – Momo wiederum weiß genau, dass Aliens Blödsinn sind. Sie besuchen finstere Orte, um dem jeweils anderen einen Beweis zu liefern. Dabei wird Okarun von einem Geist besessen und Momo von Aliens entführt. Neue Kräfte erwachen in den Schülern. Eine verrückte, aber an einigen Stellen auch tragische Geschichte entfaltet sich um die Figuren der Serie. Wieso spricht die Glückskatzenstatue? Wo sind Okaruns Eier? Und wieso schnappen sich die Aliens andauernd Kühe? Schaut DAN DA DAN – und ihr wisst Bescheid.
Martins Lieblingssong: Casper – Hinterland (Live in Bielefeld)
„Hörst du den Chor? Schief und doch schön!“ Und wie schön sich dieser Chor auf der Bielefelder Alm anhört, wie er minutenlang „ooooh-ey-ooooh“ singt. Dieses Lied ist schon seit Jahren mein Favorit auf Casper-Konzerten, das gleichnamige Album hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. „Kleinganovenbeichte mit zwei Fingern über Kreuz“: Denn jetzt muss ich zugeben, dass ich hier ein bisschen schummle. Das Lied steht stellvertretend für einen unfassbar schönen Abend, den ich mit 28.000 anderen im Sommer in Bielefeld erleben durfte. Und wie schön es für alle – Casper inklusive – war, ihn endlich auf der Alm zu sehen, kann man aus meiner Sicht ganz deutlich auf dem Live-Mitschnitt hören – „Willkommen zu Haus’“. Ich kriege bei jedem Hören (und auch beim Schreiben dieser Zeilen) eine Gänsehaut am ganzen Körper. Danke, Cas – danke, Bielefeld.
PS: Eine klare Empfehlung geht auch raus für den „Legenden“-Podcast, den die Kolleg:innen von 1Live mit Cas produziert haben.
Natalies Lieblingsfilm: Dune – Part Two
Eigentlich würde ich mich so gar nicht als Science-Fiction-Fan bezeichnen. Futuristische Waffen, Raumschiffe, außerirdische Wesen und abgefahrene Planeten sind einfach nicht mein Ding („Avatar“ mal ausgenommen). Warum ich mir den ersten Teil von „Dune“ auf Netflix angesehen habe? Keine Ahnung. Ich weiß nur noch, dass ich dabei irgendwann eingeschlafen bin. Als der zweite Teil in die Kinos kam, konnte mich also nur die Bitte meines Bruders überzeugen, überhaupt in eine Vorstellung zu gehen. Und was soll ich sagen? „Dune: Part Two“ hat mich einfach total gepackt und selbst Tage nach dem Kinobesuch nicht mehr losgelassen – ich war sogar zweimal drin…
Mit „Dune: Part Two“ katapultiert uns Denis Villeneuve erneut auf den staubigen Wüstenplaneten Arrakis und serviert einen Sci-Fi-Epos, der selbst Leute wie mich überzeugt. Die Kämpfe zwischen den Atrides und den Harkonnen, gepaart mit der atemberaubenden Landschaft Jordaniens und Hans Zimmers packender Musik sind einfach episch. Es war das erste Mal in langer Zeit, dass ich einen Film so richtig gefühlt habe.
Roberts Lieblingsbuch: John Niven – O Brother
Mit „O Brother” hat der schottische Autor John Niven in diesem Jahr nicht nur seine literarischen Memoiren vorgelegt – er erzählt auch die äußerst berührende Geschichte seines Bruders Gary, der sich im Jahr 2010 im Alter von 42 Jahren das Leben genommen hat.
Die Lebenswege des Geschwisterpaares hätten zuvor unterschiedlicher nicht verlaufen können: John kämpft sich nach der Schulzeit Schritt für Schritt aus der schottischen Provinz heraus, beginnt eine akademische Laufbahn, spielt später in Bands und landet bei einer renommierten Plattenfirma, bevor er schließlich zum erfolgreichen Romanautor avanciert. Und Gary? Verlässt die Schule vorzeitig, driftet in die Alkohol- und Drogenabhängigkeit ab und findet sich permanent zwischen Bergen von Rechnungen wieder.
In „O Brother” geht John Niven (Bestseller: „Kill Your Friends”, 2008) der Frage nach, wie es zu diesen entgegengesetzten Biographien der beiden Brüder kommen konnte („Ach Gary, was hast du nun schon wieder angestellt?”). Seine Leserschaft schont Niven dabei zu keinem Zeitpunkt, startet das Buch doch direkt in den verhängnisvollen Morgenstunden, in denen er vom Versuch Garys, sich zu erhängen, erfährt. Zwischen künstlichem Koma und dem Tag, an dem das Beatmungsgerät entfernt wird („Es tut mir leid, kleiner Mann – aus dieser Nummer kann ich uns nicht rausholen”) blickt John Niven immer wieder zurück auf die eigene Familiengeschichte, begibt sich auf Spurensuche und wirft die Frage auf, ob er diese Tragödie hätte verhindern können.
Die 400 Seiten von „O Brother” liest man teils mit angehaltenem Atem; nicht selten verschwimmt dabei der Blick.
Sandras Lieblings-Buchreihe: Stephanie Garber – Once upon a broken Heart
Wie in der famosen „Caraval“-Reihe nimmt Stephanie Garber die Leser:innen in der „Once upon a broken Heart“-Reihe mit in eine fantastische Welt, in der Schicksalsmächte auf ihre ganz eigene Weise mit den Menschen interagieren. Evangeline Fox hat immer an Happy Ends geglaubt – doch dann erfährt sie, dass die Liebe ihres Lebens eine andere heiraten will. Ihre Stiefschwester! Der einzige Ausweg in Evangelines Augen: ein Deal mit Jacks, dem Prinzen der Herzen. Der fordert als Gegenleistung für seine Hilfe drei magische Küsse, deren Empfänger:in und Zeitpunkt er bestimmt. Ein gefährlicher Deal. Denn Evangeline ahnt nichts von seinen Beweggründen. Es gibt da eine Prophezeiung, und Jacks sieht etwas in Evangeline, das sie nicht versteht…
Es ist eine märchenhafte Reihe mit spannenden Charakteren, voller Intrigen, aber auch voller Wärme. Ein Must-Read für Fantasy-Fans!
Rückblick & Jahreswechsel