Torsten Sträter in Moers: 3 Stunden voller Absurditäten

Torsten Sträter tourt mit seinem aktuellen Programm "Mach mal das große Licht an" seit einem Jahr und wird dies auch noch die nächsten zwei Jahre tun. Foto: Marvin Ruppert
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Seit guten zehn Jahren gehört Torsten Sträter zur Comedy-Szene – und ist seitdem einer der beliebtesten, aber auch wortgewandtesten Persönlichkeiten des Unterhaltungs-Genres. Egal, wie groß die Location auch ist: Sitzplätze findet man an den jeweiligen Abenden keine freien mehr. Mit seinem aktuellen Programm „Mach mal das große Licht an“, das vor gut einem Jahr Premiere feierte, wird der Dortmunder noch bis Ende 2026 unterwegs sein. In der Enni Eventhalle in Moers sind knapp 1300 Menschen bereit für drei Stunden puren Wahnsinn und wirre Absurditäten, die stets in verdammt schlauen Formulierungen serviert werden.

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Torsten Sträter: Vom Herrenausstatter zum 1. LOL-Gewinner

Er wird 1966 in Dortmund geboren, lässt sich zum Herrenschneider ausbilden, macht an diversen anderen Jobstationen Halt und startet Ende der 00er-Jahre mit Anfang 40 mit eigenen Texten, die er nach Feierabend verfasst hat, bei Poetry Slams durch. Mehrfach gewinnt er einige der renommiertesten Dichterwettstreite, und das zuzeiten, in denen nur die Allerkrassesten wie Sebastian23, Andy Strauß oder Dirk Bernemann mit ihm duellieren. Mittlerweile ist Torsten Sträter Stammgast beim Zeltfestival Ruhr, eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Pott, erfolgreicher Prosa-Autor, gehört zur Oberliga im deutschen Comedybereich und darf sich erster Gewinner der kultigen Prime-Show „LOL – Last One Laughing“ nennen.

Am 12.12., einem Donnerstag, sitzen die Sträter-Fans erst gegen 23:40 Uhr wieder im Auto. Und nein, es ging nicht verspätet los. Stattdessen gibt es mit Assane Badiane nur ein kurzes, aber verdammt witziges Warm-up. Der 25-jährige Emdener mit senegalesischen Wurzeln sorgt in wenigen Sekunden für die ersten lauten Lacher, sind seine Storys über seinen schulischen Werdegang, sein Interesse daran, den Studiengang BAföG zu belegen und nebenbei in einer Bäckerei zu jobben, wirklich ein fantastischer Einstieg in den Abend. Doch dann startet fast schon das Opus Magnum, das Comedy-Deutschland 2025 anzubieten hat.

Zweimal 90 Minuten: Torsten Sträter liefert bei „Mach mal das große Licht an“ alles

Zunächst einmal: Wer es bisher nicht wusste, erfährt sehr schnell, dass Torsten Sträter 58 Jahre alt ist. Ungefähr so 24 Mal an diesem Abend. Das Älterwerden zieht sich durch die gesamten unglaublichen drei Stunden Stand Up, die der Wahl-Waltroper – gut, ist auch von Dortmund-City nur 15 Kilometer entfernt – schamlos durchzieht. Zunächst glaubt man, er witzelt, weil Sträter genau dieses Detail, nämlich die epische Länge seiner Erzählungen und damit verbundene Abschweifungen, eigentlich direkt offenlegt. Doch wenn erst nach 90 Minuten Pause ist, merkt man, dass er manches doch ernst meint. Nur was genau, das weiß man immer nicht so sicher.

Sein Alter findet sich zum Beispiel in den Geschichten rund um einen Besuch beim Kardiologen wieder. Andererseits verwundert es doch gewaltig, dass sich Torsten Sträter als TikTok-Fan outet, was dann aber natürlich in einer völligen Groteske gipfelt. Unglaublich beeindruckend, mit welch einer Leichtigkeit, Feinsinnigkeit und Fokussiertheit die Storys vorgetragen werden, denn nicht selten startet die Anekdote in den ersten fünf Minuten des Abends und findet erst irgendwann viel später ihren Abschluss im zweiten Akt. Das ist absurd, ein wenig bescheuert, wirklich sehr herausfordernd, weil es ordentlich Aufmerksamkeit fordert, aber eben auch anspruchsvoll, intellektuell und besonders.

Erst Weihnachtsmütze in Schwarz, dann der bekannte Beanie – Torsten Sträter gibt es in Moers im Dezember 2024 zwischenzeitlich aber auch mal ohne Kopfbedeckung. Foto: Christopher Filipecki

Zwischen Depression, Boomer-Leben und purer Coolness

Schon häufiger thematisierte Torsten Sträter seine Depression, die ihm besonders in den 90ern schwer zu schaffen machte. Heute ist es natürlich auch ein bisschen Attitüde. In einem schwarzen Anzug mit schwarzem T-Shirt darunter, aber besonders mit einer schwarzen Weihnachtsmütze auf dem Kopf bekleidet, steht der Comedian vor dem Publikum oder sitzt auf seinem Hocker an einem Pult. Tatsächlich gibt es zum zweiten Akt sogar ein Outfitwechsel – hier trägt er nämlich statt der Weihnachts- seine bekannte schwarze Beanie-Mütze. Ja, wer kann, der kann eben. Zwischendrin gibt’s Torsten gar oben ohne – ohne Mütze also – wodurch sein Grummel-Weihnachtsmann-Image erst recht perfektioniert wirkt.

Das Publikum ist äußerst konzentriert, um möglichst viel mitzubekommen. Und viel ist dann auch wirklich schon viel, denn alles scheint unmöglich. Dafür sind die Wortwitze zu kompakt und zu massig, nicht selten sind es drei in einem Satz. Ein absolutes Highlight stellt seine im letzten Juni wirklich stattgefundene Audienz beim Papst in Rom dar, die in „Mach mal das große Licht“ selbstverständlich einen Sonderplatz erhält und nur durch ein paar Schmunzler zusätzlich aufgepeppt wird. Oder nicht? Man weiß es eben nicht genau. So oder so schafft es der Wortspielkönig seine boomerige Art immer mit Spitzen aus der aktuellen Jugendsprache zu vermischen, um ein geschicktes Konglomerat aus Coolness und Old-Fashioned-Ness zu bilden.

Mit 180 Minuten reiner Spielzeit haben sich die Kosten von rund 40 Euro für das Publikum wohl mehr als gelohnt. Foto: Marvin Ruppert

Mach mal das große Licht an: 2025 über 20 Mal in NRW

Wer nun herausfinden möchte, welches Boxershorts-Motiv Torsten Sträter für gewöhnlich trägt, wie eine KI aus „Exempel“ plötzlich „Sechs Seppel“ machte und warum sich sein ADHS-Gehirn partout keine Tankstellensäulennummern merken mag, dafür ihn ein angelaufenes Snickers jedoch extrem rasend vor Wut macht, kann dies und noch sehr viel mehr auf der laufenden Tour herausfinden. Unter der Voraussetzung, dass er genau das erzählt und nicht etwas völlig anderes. Über 20 Termine sind bereits für NRW im kommenden Jahr angekündigt. Klingt viel, aber auch hier sind schon mehrere Gigs sold out. Nur unbedingt Zeit mitbringen! Zwar sind auch in Moers schon einige locker eine halbe Stunde vorm Finale gegangen – die werden dafür aber in diesem Leben auch nicht mehr herausfinden, welche Geschichte aus dem ersten Akt erst in den letzten Sekunden eine überraschende Wendung fand.

Foto: Marvin Ruppert

Mehr zu Torsten Sträter auf der Website und bei Facebook.
Bereits angekündigte NRW-Termine 2025: 22.1. Köln, 23.1. Düsseldorf, 17.2. Siegburg, 18.2. Aachen, 21.2. Leverkusen, 22.2. Essen, 22.3. Münster, 1.4. Grefrath, 4.4. Duisburg, 5.4. Bochum, 28.5. Oberhausen, 31.5. Bielefeld, 21.8. Rheda-Wiedenbrück, 22.8. Gelsenkirchen, 24.8. Bochum, 1.9. Bochum, 2.10. Lemgo, 4.10. Gummersbach, 7.11. Hamm, 9.11. Halle/Westf., 27.11. Dortmund, 28.11. Krefeld

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